142 |
9.Die wunderbare Speisung.C. 6. |
9.The miraculous feeding.C. 6. |
142 | Wenn sich Jesus plöZlich in Galiläa befindet und der Evangelist auf einmal der Sprache und Anschauung der Synoptiker folgt, indem er seinen Herrn sich nicht wie bisher und auch nachher von Judäa nach Galiläa und von hier wieder nach Ju- däa, sondern von dem diesseitigen Ufer des Sees Genezareth, welches als Ausgangspunkt und als feste Stätte vorausgesetzt wird, die Jesus für einige Zeit verläßt, wenn er einen Ausflug macht, nach dem jenseitigen llfer sich begebcn läßt, — so wollen wir diese Thatsache zunächst nur eben so kurz bemerklich machen, wie sie der Evangelist plötzlich und ohne Motiv einführt, und sogleich zu der Frage übergehen, was er mit dem Paschafest bezweckt habe, in dessen Nähe er (V. 4) die folgende Begebenheit verlegt. | If Jesus suddenly finds himself in Galilee, and the evangelist at once follows the language and view of the synoptics, in that he does not, as before and also afterwards, let his Lord go from Judea to Galilee and from here again to Judea, but from the shore of Lake Genezareth on this side, which is assumed to be the starting point and the fixed place, which Jesus leaves for some time, when he makes an excursion, to the other side of the lake, — so we want to notice this fact first just as briefly as the evangelist introduces it suddenly and without motive, and immediately pass to the question, what he intended by the passover, near which he (V. 4) relocates the following incident. |
142/143 | Jesum soll es dießmal nicht nach Jerusalem ziehen, da diesen Dienst erst das folgende Laubhüttenfest leistet. Auch den umstand, daß dem Herrn nach dem jenseitigen ufer eine große Volksmenge nachströmt, soll es nicht erklären, da die Zeichen, die sie ihn an den Kranken verrichten sahen, (V. 2) die Bewegung, in die die Menge gerathen war, schon hinreichend erklärt hatten und außerdem die Scene der folgenden Begebenheit schon fixirt, die Volksmenge bereits ruhig versammelt und Jesus auf den Berg gestiegen ist und sich mit den Jüngern niedergelassen hat (V. 3), wenn der Verfasser die Nähe des Paschafestes erwähnt. Allerdings kostet es den Evangelisten keine besondere Ueberwindung, für denselben umstand Motive zusammenzutragen, die sich gegenseitig überflüssig machen, ja, zerstören — so war eS ihm sehr leicht möglich, die Volkshausen durch die Zeichen, die sie gesehen, und dann auch durch einen Umstand in Bewegung zu setzen, der mit der Persönlichkeit des Herrn nichts zu thun hatte — er, der das innere Band des Bedürfnisses, welches die Haufen der Synoptiker, auch jetzt, vor der wunderbaren Speisung zu Jesus führte, so wenig kennt, wie das Mitgefühl, welches der Jesus der Synoptiker für die Volksmassen empfindet und welches auch jetzt, vor derselben Speisung ihn dazu bewog (Mare. 6, 33. 34), sich ihrer geistigen Hilflosigkeit zu erbarmen — kurz, derjenige Evangelist, der seinen Herrn immer nur mit verstockten mordsüchtigen Leuten oder mit unfähigen Menschen umgibt, konnte seiner Wirksamkeit und deren Eindruck auf die Masse auch nicht die Kraft zutrauen, daß sie allein schon die Menge um ihn zu schaaren vermochte, und war im Stande, die Masse durch einen zufälligen umstand zusammenzubringen oder wenigstens durch diesen Zufall die große Zahl der Leute zu erklären, indem er sich nicht wagte, den Zeichen, die Jesus öffentlich verrichtet, die hinreichende Anziehungskraft zuzuschreiben. | Jesus is not to be drawn to Jerusalem this time, since this service will be performed only at the following Feast of Tabernacles. Nor should it explain the circumstance that a large crowd follows the Lord to the shore on the other side, since the signs they saw him perform on the sick (v. 2) had already sufficiently explained the movement into which the crowd had fallen, and, moreover, the scene of the following event is already fixed, the crowd has already quietly gathered, and Jesus has climbed the mountain and settled down with the disciples (v. 3), when the author mentions the proximity of the Feast of Passover. However, it costs the evangelist no special overcoming to gather motives for the same circumstance, which make each other superfluous, yes, destroy – so it was very easy for him to set the people’s houses in motion by the signs they saw and then also by a circumstance, which had nothing to do with the personality of the Lord – he, who knows the inner bond of need, which led the multitudes of the Synoptics, also now, before the miraculous feeding to Jesus, as little as the compassion, which the Jesus of the Synoptics feels for the masses of the people and which also now, before the same feeding moved him (Mark 6, 33. 34) to have mercy on their spiritual helplessness – in short, the evangelist who always surrounds his Lord only with obdurate murderous people or with incompetent people, could not trust his effectiveness and its impression on the masses to have the power that it alone could rally the crowd around him, He was able to bring the crowd together by a coincidence, or at least to explain the large number of people by this coincidence, not daring to attribute sufficient attraction to the signs that Jesus performed publicly. |
143/144 | Allein dießmal ist er freizusprechen. Die Notiz über die Nähe des Paschasestes hat nicht den Zweck, die Zusammenkunft der Volksmasse zu erklären, kann also auch nicht die erste Begründung dieses umstandes schwächen oder aufheben: die Scene der folgenden Begebenheit ist zu sehr bereits fixirt und die Richtung der Erzählung zu sehr auf das folgende Wunder hingewandt, als daß die Notiz über die nahe Festzeit die Vereinigung der Volksmasse, deren der Evangelist schon sicher ist, erklären sollte. Mag daher diese chronologische Notiz im Stillen auch nach rückwärts wirken — das Bewußtseyn des Evangelisten ist stark genug, diese Fülle, auch der widersprechendsten und sich gegenseitig auflösenden Beziehungen zu- umfassen und zu vereinigen — ihre eigentliche und ursprünglich beabsichtigte Wirkung übt sie nach vorwärts aus, indem sie für das folgende Gespräch Jesu über den Genuß, dem er sein Fleisch und sein Blut darbietet, die geeignete und allein passende Zeit herbeischafftwenn nämlich Jesus im Gegensätze zu der leiblichen Speisung des Volks, die er so eben wunderbar bewirkt, von dem wahren, unvergänglichen Lebensbrot spricht und im Genusse seiner Person das höhere Abbild des gesetzlichen Paschalammes aufstellt, so war es passend, daß er dies Mysterium enthüllte, als das Volk zur Feier des Paschaopfers sich an- schickte, und erklärt es sich, daß er dießmal durch das Herannahen des Paschafestes sich nicht zur Neise nach Jerusalem bewogen fühlte: — er hat das Fest bereits gefeiert, in einem hohem Sinn gefeiert, als es in Jerusalem möglich war — er hat genug gethan und brauchte deshalb nicht nach Judäa aufzubrechen — ja, er hat so viel gethan, daß der Evangelist später nicht einmal die Einsetzung des Abendmahls zu berichten brauchte, da er seinen Herrn schon jetzt über einen Genuß sprechen laßt, den der Jesus der Synoptiker erst am letzten Paschaabend seinen Jüngern darbietet. | But this time he is to be acquitted. The note about the nearness of the Passover does not have the purpose to explain the gathering of the mass of the people, therefore it cannot weaken or cancel the first explanation of this circumstance: the scene of the following event is too much already fixed and the direction of the narration too much turned to the following miracle, as that the note about the nearness of the feast time should explain the gathering of the mass of the people, of which the evangelist is already sure. Therefore, even if this chronological note may silently work backward – the evangelist’s consciousness is strong enough to encompass and unify this abundance, even of the most contradictory and mutually dissolving relationships – its actual and originally intended effect is forward, in that it suggests the only appropriate time for Jesus’ following conversation about the enjoyment to which he offers his flesh and blood, When Jesus, in contrast to the bodily feeding of the people, which he has just miraculously accomplished, speaks of the true, imperishable bread of life and sets up in the enjoyment of his person the higher image of the legal Passover lamb, It was fitting that he revealed this mystery when the people were preparing to celebrate the Passover sacrifice, and it is explained that this time he did not feel moved to travel to Jerusalem because of the approach of the Passover feast: – He has already celebrated the feast, in a higher sense than it was possible in Jerusalem – he has done enough and therefore did not need to leave for Judea – yes, he has done so much that the evangelist later did not even need to report the institution of the Lord’s Supper, since he already lets his Lord speak about a pleasure that the Jesus of the synoptics only offers to his disciples on the last Passover evening. |
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144 | Nachdem der Evangelist in der vorausgeschickten chronologischen Notiz die Grund Antithese vorbereitet hat, die den ganzen folgenden Bericht durchzieht, kommt er nun zu den Antithesen, die die einzelnen Stadien bilden, durch welche sich die Begebenheit hindurch bewegt. Der große Kreis, der. das Ganze umspannt, ist angelegt, jetzt kommen die kleineren konzentrischen Kreise, aus deren Vibration die ganze Begebenheit allmählich sich bildet. | After the evangelist has prepared the basic antithesis in the chronological note sent before, which runs through the whole following report, he now comes to the antitheses, which form the individual stages, through which the event moves. The large circle, which encompasses the whole, is laid out, now come the smaller concentric circles, from whose vibration the whole event gradually forms. |
144/145 | Zuerst müssen die Jünger für dieses Trachten des Verfassers nach Contrasten büßen und kommt selbst Jesus in die Gefahr, daß es scheint, als wußte er das Bedürfniß des Volks nicht so geistvoll zu würdigen und zu befriedigen, wie es der Jesus der Synoptiker thut. | First of all, the disciples have to pay for the author’s striving for contrasts and even Jesus is in danger that it seems as if he did not know how to appreciate and satisfy the need of the people as spiritually as the Jesus of the synoptics does. |
145 | Der erste Gedanke nämlich, der ihm einfällt und sich ihm als der natürliche und einzig mögliche darbietet, als er die Augen aufhebt und die herannahende Volksmasse erblickt, ist der, woher er das Brod nehmen solle, um sie zu speisen. Als ob die Masse nur deshalb zu ihm kam, um satt zu werden und nicht vielmehr, .nach der eigenen Voraussetzung des Vierten, weil sie seine Zeichen gesehen hatte! Als ob sich das Bedürfniß und die Noth auch nur durch das geringste Zeichen zu erkennen gegeben hätten! Jm synoptischen Gesichtskreis — da ist es anders — da strömt das Volk zu Jesus, weil es von ihm nicht lassen kann und ihn selbst zu finden weiß, wenn er die Verborgenheit sucht — da wird die wunderbare Hilfe wirklich motivirt und nothwendig, weil das Volk über die Zeit, wo es neuer Nahrung bedurfte, um den Herrn geblieben war — da weiß Jesus besser, was er mit der hirtenlosen Heerde zu thun habe, da ist es das Mitgefühl und das Erbarmen, das ihn zu den unglücklichen hinzieht und ihn dazu treibt, ihnen (Marc. 6, 34) den reichen Schatz seines Innern aufzuschließen und sie mit seiner Lehre aufzurichten — da ist die Verlegenheit des Augenblicks natürlich: die geistige Nahrung, die es empfing, hatte das Volk an die Leibesnothdurft nicht denken lassen und so hatte es sich von der Zeit überraschen lassen, wo es auch an die leibliche Speise denken mußte — da ist es wirklich nothwendig geworden, daß sich Jesus auch als den Netter der leiblichen Noth offenbarte. | The first thought that occurs to him and presents itself to him as the natural and only possible one, when he lifts his eyes and sees the approaching mass of people, is that from where he should take the bread to feed them. As if the crowd came to him only to be fed and not rather, according to the Fourth’s own premise, because they had seen his signs! As if the need and the distress had been manifested even by the slightest sign! In the synoptic circle of vision – there it is different – there the people flock to Jesus, because they cannot let go of him and know to find him themselves, when he seeks the hiddenness – there the miraculous help becomes really motivated and necessary, because the people had stayed around the Lord beyond the time when they needed new food – Jesus knows better what to do with the shepherdless herd, it is compassion and mercy that draws him to the unfortunate ones and drives him to show them (Mark 6, 34) to open up the rich treasure of his inner being and to raise them up with his teaching – the embarrassment of the moment is natural: the spiritual nourishment that the people received did not make them think of the need of the body and so they were surprised by the time when they also had to think of the bodily food – then it really became necessary that Jesus also revealed himself as the provider of the bodily need. |
145/146 | Der Vierte aber, dieser Dogmatiker, der sonst so vornehm auf den Wunderglauben herabsieht, hat weder für die wirkliche Situation, noch für das geistige Bedürfniß des Volks ein Auge und seine apologetische Vornehmheit straft sich selbst damit, daß er von vornherein und nur an das Wunder denkt und seinen Herrn, sobald derselbe das Volk erblickt, ohne Noth und nur an das Wunder denken läßt. | But the fourth, this dogmatist, who otherwise looks down so nobly on the belief in miracles, has neither an eye for the real situation nor for the spiritual need of the people, and his apologetic nobility punishes itself by thinking from the outset and only of the miracle and by letting his Lord, as soon as he sees the people, think without need and only of the miracle. |
146 | Der Jesus des Marcus antwortet seinen Jüngern, als sie ihn aufforderten, er möge das Volk entlassen, damit es in die Dörfer und Märkte gehe und sich Brot kaufe: gebt ihr ihnen zu essen, worauf sie ihn einfach fragen: (C. 6. 37) ob sie vielleicht gehen und Brot kaufen — kaufen! nämlich überhaupt auf natürliche Weise anschaffen sollen, und Jesus dann sogleich die Anstalten zu dem Wunder trifft, welches diese natürliche Vermittlung unnötig macht.
Der Jesus des Vierten muß sich dagegen — da er von vornherein nur an das Wunder denkt und dasselbe im Sinne hat — an dem Kontrast zwischen der Sicherheit seiner Allmacht, für die es keine Verlegenheit gibt, und der Nathlosigkeit seiner Jünger, die mit ihrem sinnlichen Verstand sich nicht helfen können, ergötzen. „Er weiß, was er zu thun im Begriff war” (V. 6) und fragt den Philippus: woher sollen wir Brot kaufen. Woher? Die Jünger des Marcus wußten es, wenn das allein die Frage und der Grund der Verlegenheit hätte seyn können: — aus den Dörfern und Märkten! und diese Frage soll der Herr nur deshalb dem Philippus vorgelegt haben, um ihn zu versuchen, um zu sehen, ob der Jünger gleichfalls, sobald er auf die nahende Menge seine Augen warf, an die wunderbare Speisung derselben denken würde! Als ob für den unglücklichen Jünger der Gedanke an irgendeine Schwierigkeit und eine Versuchung möglich gewesen wäre, da noch kein Zeichen des Bedürfnisses und der Noth gegeben war! |
The Jesus of Mark answers his disciples, when they asked him to dismiss the people, so that they go into the villages and markets and buy bread: give them to eat, whereupon they simply ask him: (ch. 6. 37) whether they should perhaps go and buy bread – buy! that is, procure it in a natural way at all, and Jesus then immediately makes the arrangements for the miracle that makes this natural mediation unnecessary.
The Jesus of the Fourth, on the other hand, since from the beginning he thinks only of the miracle and has it in mind, must delight in the contrast between the certainty of his omnipotence, for which there is no embarrassment, and the seamlessness [?] of his disciples, who cannot help themselves with their sensual understanding. “He knows what he was about to do” (v. 6) and asks Philip: from where shall we buy bread. From where? The disciples of Mark knew it, if that alone could have been the question and the cause of the embarrassment: – from the villages and markets! and this question the Lord is said to have put to Philip only to try him, to see whether the disciple likewise, as soon as he cast his eyes on the approaching multitude, would think of the miraculous feeding of the same! As if for the unfortunate disciple the thought of any difficulty and temptation was possible, since no sign of need and distress had yet been given! |
147 | Der arme Jünger wird sogar namentlich aufgeführt und der erbaulichen Betrachtung der gläubigen Nachwelt preisgege- ben, weil der Verfasser, während er sonst, z. B. bei der Scene am Jakobsbrunnen in Samarien, alle Jünger gleich beschränkt und unfähig sich benehmen läßt, diesmal die Rollen einzeln verteilt und nachdem der Eine seinen kurzen Verstand bewiesen, noch einen Andern sich bloßstellen und berechnen läßt, daß die Paar Brote und Fische, die ein Knabe zufällig bei sich habe, für eine so große Menge, wie sie da herankomme, unmöglich ausreichen können. Während MarcuS den Herrn durch das Wunder nur die natürliche Vermittlung des Kaufens ausschließen läßt und die geringfügigen Mittel, die der Herr benutzt, nur im Interesse des Wunders anführt und einfach diesem Interesse dienen läßt, berechnet der Vierte, um das Wunder recht gewiß zu constatiren, die Mittel, die Jesus benutzte, und müssen zwei Jünger sich dazu hergeben, um diese — unnöthige — Berechnung anzustellen und dem Herrn dazu Gelegenheit zu schaffen, daß er sich an ihrer Beschränktheit selbstgefällig bespiegele und sich im Geheimen an der Lösung, die er längst bereit hat, weide. | The poor disciple is even mentioned by name and exposed to the edifying contemplation of the believing posterity, because the author, while otherwise, e.g. in the scene at Jacob’s well in Samaria, has all disciples behave equally limited and incapable. While otherwise, e.g. in the scene at Jacob’s well in Samaria, the author lets all disciples behave equally limited and incapable, this time he distributes the roles individually and, after one of them has proven his short mind, lets another one expose himself and calculate that the pair of loaves and fishes, which a boy happened to have with him, could not possibly be sufficient for such a large crowd as it was approaching. While Marcus lets the Lord exclude only the natural mediation of the purchase by the miracle and lets the minor means, which the Lord uses, only in the interest of the miracle and simply serve this interest, the fourth, in order to state the miracle quite certainly, calculates the means that Jesus used, and two disciples have to give themselves up to make this – unnecessary – calculation and to create the opportunity for the Lord to smugly reflect on their narrowness and to secretly feast on the solution that he has long since prepared |
147/148 | So groß ist übrigens der Widerspruch der apologetischen Behandlung des Wunders — daß es das einemal vornehm angesehen, das anderemal doch unter dem Scheffel hervorgeholt und auf einen hohen Leuchter gestellt wird — daß derselbe Evangelist, der nachher, in der Rede Jesu, das Himmelsbrot, welches die Väter in der Wüste speiste, zu dem geistigen Brot des Heilandes in einen unendlichen Gegensatz stellt, das Brot, mit dem Jesus das Volk soeben gespeist hatte, also auch weit hinter sich, gleichsam in einer zurückgestoßenen Welt gelassen, fast vergessen hat, dennoch das Wunder mit einer Vorliebe behandelt und das Wunderbare mit einer Absichtlich-keit sicherstem, die die ruhige Darstellung eines Marcus außerordentlich beschämen müßten, wenn der überladene Ausdruck einer kleinen Absicht die plastische Darstellung eines Mannes, der eine für die Gemeinde wichtige Anschauung mit dem Ebenmaaß aller Mittel gestaltet hat, beschämen könnten. | So great, by the way, is the contradiction of the apologetic treatment of the miracle – that at one time it is regarded as noble, and at another time it is brought out from under a bushel and placed on a high lampstand – that the same evangelist, who later, in Jesus’ speech, contrasts the bread of heaven, which fed the fathers in the desert, with the spiritual bread of the Savior, the bread with which Jesus had just fed the people, He has almost forgotten the bread with which Jesus had just fed the people, leaving it far behind him, as it were, in a world that has been pushed back, yet he treats the miracle with a predilection and secures the miraculous with a deliberateness that would have to put to shame the calm representation of a Mark extraordinarily, if the overloaded expression of a small intention could put to shame the plastic representation of a man who has formed a view that is important for the community with the even measure of all means. |
148 | Ehe nun der Vierte zu dem beabsichtigten weitern Contrast kommt, nämlich zu dem Gegensatz des irdischen und himmlischen Brots, berichtet er, daß sich Jesus nach der wunderbaren Speisung vor dem Volk zurückgezogen habe, und muß er gerade, in dessen Schrift dieser Rückzug eine störende unterbrechung ist und eigentlich fehlen mußte, da das Gespräch über das Lebensbrot die Fortsetzung der Speisung ist und die geistige Zugabe zu dem leiblichen Geschenk, den himmlischen Gegensatz zu der irdischen Geschichte bildet, sich besonders anstrengen, diesen Rückzug zu erklären. | Before the fourth comes to the intended further contrast, namely to the contrast of the earthly and heavenly bread, he reports that Jesus withdrew from the people after the miraculous feeding, and he must just, in whose writing this withdrawal is a disturbing interruption and actually had to be missing, Since the conversation about the bread of life is the continuation of the feeding and the spiritual addition to the bodily gift, the heavenly contrast to the earthly story, he must make a special effort to explain this withdrawal. |
148/150 | Für die synoptische Anschauung war der Rückzug Jesu nach der Speisung eine natürliche Wendung: Jesus hat das Volk mit seiner Lehre aufgerichtet, hat einer Verlegenheit des Augenblicks mit seinem Wunder abgeholfen, kann nun, nachdem die Sache zu Ende ist, das Volk entlassen, sich zurückziehen und für neue Collisionen stärken. Aber hier, im vierten Evangelium durchschnitt dieser Rückzug die Fortsetzung der Speisung, durchkreuzt er einen von vorn herein beabsichtigten Contrast — d. h. er ist hier ein fremdartiges Element und da ihn der Vierte dennoch aufnahm und mit dieser Schonung behandelte, die seine Abhängigkeit von einer fremden Anschauung, der synoptischen, beweist, so mußte er sich wenigstens bemühen, das Auffallende zu erklären und als dieses außerordentlich Auffallende hinzustellen und zu charakterisiren. So sagt er nun V. 14. 15, auf das Volk habe das Wunder der Speisung einen so starken Eindruck gemacht, daß es den Herrn als den Verheißenen Propheten, d. h. als den Messias anerkannte; Jesus aber habe gemerkt, daß man ihn mit Gewalt zum König machen wollte, und sich deshalb in die Einsamkeit zurückgezogen. Wie es dem Evangelisten aber immer ergeht, daß er seine Absichten nicht rein durchführen kann und sie bald darauf, nachdem er sich von ihnen bestimmen lassen, durch die entgegengesetztesten Voraussetzungen umstößt, so widerfährt es ihm auch hier und wenn er nachher wieder das Volk mit dem Herrn zusammenbringt, so hat er vergessen, daß er kurz zuvor das Volk als begeistert und vom Glauben hingerissen, wenn auch zu einer irr- thümtichen Absicht fortgerissen darstellte; — jetzt sagt er. nur, daß das Volk in seiner Begeisterung den gefundenen Propheten auf den Thron erheben wollte, nachher weiß er davon Nichts mehr, ja meldet er uns das Gegentheil und muß er, um den beabsichtigten Contrast zwischen der irdischen und himmlischen Speise herbeizuführen, den Herrn so sprechen lassen, als ob das Volk ihn nur deshalb, weil es durch ihn satt geworden, aufsuche, nur durch das Wohlgefühl des vollen Magens zu ihm gelenkt würde. Dieses Volk aber, das nur durch das Gefühl der Sattigkeit und des Hungers bestimmt wird, bildet das wahre Auditorium für die folgende Rede und das Seitenstück zu den Jüngern, an deren Beschränktheit der Meister sich weidet; mit keinem Worte deutet Jesus nachher darauf hin, daß sie jemals Willens oder auch fähig gewesen wären, ihn im irdischen Drang ihrer Begeisterung auf den Thron Israels zu erheben — kurz, der Rückzug Jesu ist ungehörig motivirt und wäre unnöthig gewesen, wenn ihn nicht der synoptische Geschichtstypus geboten hätte und wenn ihm nicht dießmal der Vierte um so williger gefolgt wäre, da er ihm Gelegenheit gab, ein außerordentliches Wunder zu berichten, welches die Aufmerksamkeit der Menge von neuem erregte und ihm dazu dienen konnte, das Verhältniß zwischen Jesus und dem Haufen wieder anzuknüpfen. | For the synoptic view, the withdrawal of Jesus after the feeding was a natural turn: Jesus has raised up the people with his teaching, has remedied an embarrassment of the moment with his miracle, can now, after the matter is over, dismiss the people, withdraw and strengthen himself for new collisions. But here, in the fourth gospel, this retreat intersects the continuation of the feeding, it thwarts a contrast intended from the beginning – i.e. it is an alien element here and since the fourth nevertheless took it up and treated it with this gentleness, which proves its dependence on an alien view, the synoptic one, he at least had to make an effort to explain the striking thing and to present and characterize it as this extraordinarily striking thing. Thus he says in v. 14, 15 that the miracle of the feeding made such a strong impression on the people that they recognized the Lord as the promised prophet, i.e. as the Messiah; Jesus, however, realized that they wanted to make him king by force and therefore withdrew into solitude. But as it always happens to the evangelist that he cannot carry out his intentions purely, and soon after he has allowed them to determine him, he overturns them by the most contrary presuppositions, so it happens to him here also, and when he afterwards again brings the people together with the Lord, he has forgotten that a short time before he represented the people as enthusiastic and carried away by faith, though carried away to an erroneous intention; – now he says. Now he says only that the people, in their enthusiasm, wanted to elevate the prophet they had found to the throne; later he knows nothing more about it, indeed he reports the opposite to us and, in order to bring about the intended contrast between the earthly and heavenly food, he must let the Lord speak as if the people sought him out only because they had become full through him, only because they were drawn to him by the pleasant feeling of a full stomach. But this people, determined only by the feeling of fullness and hunger, forms the true audience for the following speech and the side piece to the disciples, on whose limitation the master feasts; Jesus does not indicate with a single word afterwards that they would ever have been willing or even able to elevate him to the throne of Israel in the earthly urge of their enthusiasm – in short, Jesus’ withdrawal is improperly motivated and would have been unnecessary, if it had not been offered by the synoptic type of history and if the Fourth had not followed him all the more willingly this time, since it gave him the opportunity to report an extraordinary miracle, which attracted the attention of the crowd anew and could serve him to re-establish the relationship between Jesus and the crowd. |
150 | Es ist das Wandeln Jesu auf dem See Genezareth (V. 16—25). Indem er aber ein Wunder, welches ursprünglich — siehe die Darstellung des Marcus — nur für die Anschauung der Jünger berechnet war, auf einem Umwege auch zur Menge in Beziehung brachte, hielt er es für seine Schuldigkeit, auch das Seine hinzuzuthun und durch seinen Beitrag das Recht der Benutzung zu erkaufen. Nach der Darstellung des Marcus sind die Jüuger wahrend der Nacht, als sie nach der Speisung über den See Genezareth zurückfuhren, in Noth, der Herr wandelt auf dem Meer einher — sie schreien auf, er steigt zu ihnen ins Schiff und der Wind legte sich. Auch die Jünger des Vierten befinden sich in Noth, als Jesus kam und sie ihn ins Schiff aufnehmen wollten, aber in demselben Augenblick landeten. Sie wollten ihn aufnehmen, aber es bedurfte dessen nicht mehr, da das Schiff so eben ans Land stieß. | It is the walking of Jesus on the Sea of Galilee (v. 16-25). But by bringing a miracle, which originally – see the account of Marcus – was only calculated for the view of the disciples, in a roundabout way also to the crowd, he considered it his duty to add his own and to buy the right of use by his contribution. According to the account of Marcus, the disciples were in distress during the night, when they were returning across the Sea of Galilee after the feeding, the Lord was walking on the sea – they cried out, he got into the ship with them and the wind died down. The disciples of the fourth are also in distress when Jesus came and they wanted to receive him into the ship, but landed at the same moment. They wanted to take him in, but there was no need for it, because the ship just hit the land. |
150/151 | Sie nahmen ihn also nicht auf — der Widerspruch mit der synoptischen Anschauung steht felsenfest, aber erklärt sich als Zuthat des Vierten, noch dazu als ungeschickte Zuthat, da selbst der neue Ausdruck, der die synoptische Anschauung beseitigen soll, nur in dieser, aber nicht in der Darstellung des Vierten begründet ist und seine Erklärung findet. Wenn die Jünger jetzt nämlich, da Jesus sagt: „ich bin es”, jetzt erst dazu bereit sind, ihn aufzunehmen, so gehört dazu, daß sie sich vorher scheuten, ihn aufzunehmen, gehört namentlich dazu, daß ihre Furcht und ihr Entsetzen vor der Gestalt, die auf dem Meere wandelte, wirklich geschildert ist. Diese Schilderung findet sich in der Schrift des Marcus — der Vierte sagt kurz und oberflächlich: „die Jünger fürchteten sich”. Doch sagen wir es nur geradezu: daß die Jünger des Vierten nun, da ihr Herr sich ihnen zu erkennen gegeben und ihnen ihre Furcht genommen hatte, ihn ins’Schiff aufnehmen wollten, ist nur mit Bezug auf diese ausgeschlossene Anschauung des Marcus gesagt, nach welcher sie ihren Meister wirklich auf- nahmen. Sie wollten thun, was die Zünger des Marcus thaten, aber sie brauchten es nicht, thaten es nicht, weil sie eben landeten. | So they did not take him up – the contradiction with the synoptic view is rock solid, but explains itself as an addition of the fourth, moreover as a clumsy addition, since even the new expression, which is supposed to eliminate the synoptic view, is only founded in this, but not in the representation of the fourth and finds its explanation. If the disciples are only now ready to receive him, since Jesus says: “I am he”, it belongs to the fact that they were afraid to receive him before, it belongs especially to the fact that their fear and horror of the figure that walked on the sea is really described. This description is found in the writing of Mark – the Fourth says briefly and superficially: “the disciples were afraid”. But let us say it straight: that the disciples of the Fourth, now that their Lord had made himself known to them and had taken away their fear, wanted to receive him into the ‘ship, is only said with reference to this excluded view of Mark, according to which they really received their Master. They wanted to do what the disciples of Mark did, but they did not need it, did not do it, because they just landed. |
151 | Indem der Vierte den synoptischen Bericht benutzt und in seiner Art verändert, zerstört er ihn, denn Jesus soll mitten auf dem stürmenden Meer kommen und sich als Netter in der Noth bewähren: der Vierte läßt ihn kommen, als die Noth verschwunden und das Schiff dicht am Ufer war.
Und doch ist er von der Anschauung, die er ausschließen will, so abhängig, daß er sich durch sein Streben nach sinnlicher Anschaulichkeit sogar dazu verleiten läßt, sie noch ängstlich auszumalen und den Punkt, wo Jesus mit den Jungem auf dem See zusammentraf, nach Stadien zu berechnen — es war 25 bis 30 Stadien von dem Ufer, das sie verlassen hatten — vom Landungsplatz sind sie also noch so weit entfernt, daß er vom Abfahrtsort die Stadien berechnet — ja, so weit entfernt, daß er die Unbestimmtheit wagen und fünf Stadien frei lassen kann! Aber diese Abhängigkeit von einem fremden Bericht und von seiner eignen Lust an der sinnlichen Ausmalung des Grundstoffs hindert ihn nicht, den Augenblick darauf sein neues Interesse zu befriedigen, die synoptische Anschauung, die er so eben noch geometrisch berechnet hat, auszuschließen und dicht am Landungsplätze erst Jesum mit den Jüngern zusammen zu bringen. |
By using the synoptic account and changing its nature, the Fourth destroys it, because Jesus is supposed to come in the middle of the stormy sea and to prove himself as a nice man in adversity: the Fourth evangelist lets him come when the distress had disappeared and the ship was close to the shore.
And yet he is so dependent on the view he wants to exclude, that he even lets himself be seduced by his striving for sensual vividness to still anxiously imagine it and to calculate the point where Jesus met with the young men on the lake, to calculate by stadia – it was 25 to 30 stadia from the shore they had left – from the landing place they are thus still so far away that he calculates the stadia from the place of departure – yes, so far away that he can dare the indeterminacy and leave five stadia free! But this dependence on a foreign report and on his own pleasure in the sensual painting of the basic material does not prevent him to satisfy his new interest the moment after, to exclude the synoptic view, which he had just calculated geometrically, and to bring Jesus together with the disciples close to the landing place. |
151/152 | Wie leicht es ihm wutde, Voraussetzungen, die er so eben auf das peinlichste zusammengebaut, zu vergesse», beweist er sogleich wieder, wenn er das wunderbare Wandeln Jesu auf dem See zu einer Begebenheit macht, die durch den einfachsten Schluß von der Welt auch dem Volk hätte bekannt werden müssen, wenn es demselben einmal möglich gewesen wäre, die Beschränktheit, die in der heiligen Geschichte des Vierten seine Natur bildet, zu durchbrechen. Er läßt nämlich das Volk wissen und berechnen, daß am jenseitigen llfer, wo die Speisung geschah, für Jesum und seine Jünger nur Ein Schiff da war und die Jünger allein übergefahren seyen, und am andern Tage, da das Volk an Schiffen, die vom nahen Tiberias kamen, Mittel zur tleberfahrt und drüben in Kapernaum Jesum findet, da läßt er es weiter rechnen und um dem Wunder die sinnlichste Gewißheit zu geben, sich darüber — denn den leichten Schluß soll nur der Leser ziehen — den Kopf zerbrechen und sogar den Herrn selber fragen, wie er hieher gekommen sey. Mitten in seiner mühseligen Arbeit hat der Evangelist aber nicht beachtet, daß er sie selbst vergeblich gemacht hatte und das Volk nur unter der Voraussetzung über die Gegenwart Jesu in Kapernaum sich den Kopf zerbrechen lassen konnte, daß es wirklich, wie er es haben wollte, nicht an die Möglichkeit dachte, daß wenn sich eine Flotte von Schiffen zu seiner ueberfahrt zur rechten Zeit einstellte, für Jesus sich auch wohl ein Nachen hatte finden können. | How easy it was for him to “forget” preconditions that he had just put together in the most embarrassing way, he immediately proves again when he makes the miraculous walking of Jesus on the lake an event that should have become known to the people by the simplest conclusion of the world, if it had been possible for them to break through the narrowness that forms its nature in the sacred history of the Fourth. He lets the people know and calculate that on the other side of the river, where the feeding took place, there was only one ship for Jesus and his disciples, and that the disciples crossed over alone, and over in Capernaum Jesus is found, then he lets it calculate further and to give the miracle the most sensual certainty, he racks his brains about it – because only the reader should draw the easy conclusion – and even asks the Lord himself, how he came here. In the midst of his laborious work, the evangelist did not consider that he himself had made it in vain and that the people could only let themselves rack their brains about the presence of Jesus in Capernaum on the condition that they really did not think, as he wanted them to, about the possibility that, if a fleet of ships was waiting for him to cross at the right time, a ship could have been found for Jesus. |
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152/153 | Die Frage des Volks, wie er hieher gekommen sey, hält Jesus der Beachtung nicht werth und mit Recht, da der Schluß, wenn die Prämissen so klar und zwingend Vorlagen, von selbst zu ziehen war, mit um so größerem Recht, da sie im Grunde schon die Antwort selbst und der letzte Beweis ist, den der Evangelist um des Lesers willen für die völlige Wirklichkeit des Wunders zu führen sucht — Jesus läßt endlich auch deshalb der Frage die verdiente Nichtachtung widerfahren, weil der Vierte sie nun, nachdem sie dem vorhergehenden Wunder ihren Dienst geleistet, sogleich als Hebel benutzt, die folgenden Kontraste in Bewegung zu setzen oder vielmehr aufzustellen. | The question of the people, how he came here, Jesus does not consider worthy of attention and rightly, since the conclusion, if the premises are so clear and compelling, was to be drawn by itself, with all the greater right, since it is basically already the answer itself and the last proof, Jesus finally allows the question to receive the disrespect it deserves, because the Fourth, after he has served the previous miracle, immediately uses it as a lever to set in motion, or rather to set up, the following contrasts. |
153 | Die Leute hatten an ihn kaum ihre unschuldige Frage gerichtet, als sie Jesus sogleich (V. 26) mit einem Donner über- fällt, der sie, ohne daß sie dazu Grund gegeben hatten, zu Boden wirft. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, donnert’er ihnen entgegen, ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seyd.” Nur damit Jesus zu der höher» Region aufsteigen könne, wo die unvergängliche Speise geschafft wird, damit er beim Aufsteigen die „niedrigen Gelüste der Sinnlichkeit” niedertrete, muß der ganze Volkshaufe auf einmal an das Wunder als solches gar nicht und nur an seinen vollen Magen gedacht haben, als es den Herrn von neuem aufsuchte, und muß das tlnding herauskommen, daß die Tausende von Galiläern, die Jesus speiste und denen es nur um die Sattigkeit zu thun war, alle in der hilflosesten Armuth gelebt hatten — denn nur für Leute von den dürftigsten umständen hätte das Wunder deshalb allein, weil sie satt geworden, Werth haben können — muß die Menge so tief degradirt werden, daß es nun sogar unbegreiflich wird, wie Jesus nur daran denken konnte, zu ihr von der wahren Speise des Geistes zu sprechen. | The people had hardly addressed to him their innocent question, when Jesus immediately (v. 26) overtakes them with a thunder that, without their having given any reason for it, throws them to the ground. “Truly, truly, I say to you, he thunders to them, you seek me not because you have seen signs, but because you have eaten of the loaves and have been filled.” Only so that Jesus could ascend to the “higher” region, where the imperishable food is created, so that he could trample down the “low desires of sensuality” when ascending, the whole crowd must at once not have thought of the miracle as such, and only of their full stomachs, when they sought the Lord anew, and the thing must come out that the thousands of Galileans, The crowd must be so deeply degraded that it now becomes incomprehensible how Jesus could even think of speaking to them of the true food of the spirit. |
153/154 | Der Evangelist kann sich aber einmal nur in Kontrasten bewegen und wenn er seinen Herrn in Bildern sprechen lassen will, glaubt er es der Majestät desselben schuldig zu seyn, daß er ihn das sinnliche Substrat des Bildes mit Füßen treten läßt. Das einfache Aufsteigen des Geistes von seinem Abbild und Widerschein in der natürlichen Welt zu seiner höhern Heimath muß zu einem Gepolter und Gezänk werden, indem der vornehme Geist, eifersüchtig auf seine eigne Ehre, sich beeilt, den Widerschein als ein nichtiges-Wesen hinweg zu stoßen und als seiner Hoheit unangemessen zu verwerfen. Damit dieser Zank recht natürlich, das Gepolter recht craß werde, muß wo möglich eine geschichtlich gegebene Situation als Anlaß zu dem bildlichen Ausdruck Dienste leisten: — Jesus muß so eben den leiblichen Hunger der Leute gestillt haben, damit er zu ihnen von der unvergänglichen Speise des Geistes sprechen kann — die Leute müssen allein für den Bauch leben und für das Wohlgefühl des vollen Magens Sinn haben, damit er über die Nahrung des Geistes seine Betrachtungen anstellen kann — kurz, der bildliche Ausdruck, der nur dadurch schlagend ist, daß er die Form eines geläufigen, allgemein bekannten und jederzeit gültigen sinnlichen Verhältnisses annimmt, muß zugleich die ermüdende und gezierte Verachtung gegen das sinnliche Abbild enthalten oder zur Folge haben d. h. die Spitze, zu der sich sonst immer das Bild von selbst erhebt, muß vernichtet, verdorben und ins Platte herabgedrückt werden. | The evangelist, however, can only move in contrasts, and if he wants to let his Lord speak in images, he believes that he owes it to the majesty of his Lord that he lets him trample the sensual substrate of the image underfoot. The simple ascent of the spirit from its likeness and reflection in the natural world to its higher home must become a rumble and a quarrel, in that the noble spirit, jealous of its own honor, hastens to push away the reflection as a void being and to reject it as inadequate to its majesty. In order for this quarrel to become quite natural, the rumbling quite craß [?], where possible a historically given situation must serve as occasion for the figurative expression: – Jesus must have satisfied the bodily hunger of the people so that he can speak to them of the imperishable food of the spirit – the people must live only for the belly and have a sense for the well-being of the full stomach, so that he can make his observations about the food of the spirit – in short, the figurative expression, which is only striking in that it assumes the form of a common, generally known and always valid sensual relationship, must at the same time contain or result in the tiring and affected contempt against the sensual image, i.e. the point to which the sensual image is turned. That is, the point to which the image otherwise always rises of its own accord must be destroyed, corrupted, and pushed down into the plate. |
154/155 | Die Polemik, die der Vierte den Geist mit seinem natürlichen Abbild führen läßt, ist immer nur platt und nur unter seiner Voraussetzung möglich, daß sein Herr immer nur Zuhörer finden konnte, die ihn mißverstanden. Die Gespräche, die er einleitet, gehen nicht an dem geistigen Bande fort, welches den Lehrer und Zuhörer verbindet, leben nicht in dem gemeinsamen Leben, welches der Lehrer zwischen sich und seinem Schüler entzündet, sondern können nur aus dem Tod ihre Nahrung, aus dem seelenlosen Nichts die Triebkraft ihrer Entwicklung ziehen. Die Geistlosigkeit, ein Tod, bis zu dem der Geist nimmermehr herabfallen kann, Mißverständnisse, aber unmögliche Mißverständnisse, sind für den Evangelisten das einzige Mittel, die Rede, die immer stockt und jeden Augenblick zu Ende seyn mußte, weiter zu treiben, aber sie sichern auch dem Herrn, indem sie ihm die vollendete Stumpfheit gegenüberstellen, das Selbstgefühl seiner Größe und Erhabenheit. | The polemics which the Fourth lets the spirit lead with his natural image is always only flat and only possible under his condition that his master could always find only listeners that misunderstood him. The conversations which he initiates do not proceed by the spiritual bond which unites the teacher and the listener, do not live in the common life which the teacher ignites between himself and his pupil, but can only draw from death their nourishment, from the soulless nothingness the motive power of their development. Spiritlessness, a death to which the spirit can never descend, misunderstandings, but impossible misunderstandings, are for the evangelist the only means to drive the speech, which always falters and must be over at any moment, but they also secure for the Lord, by confronting him with the completed dullness, the self-feeling of his greatness and sublimity. |
155 | Dießmal, als der Herr die Menge wegen ihrer auf den Bauch gerichteten und beschränkten Lust angedonnert und ihr zugerufen hatte, sie solle vielmehr die unvergängliche Speise schaffen, geschieht zwar das Wunder, daß die Menge augenblicklich einsieht, wie diese Speise aus den Gotteswerken, d. h. aus Werken, die dem göttlichen Willen angemessen seyen, zu holen sey — dieß Wunder ist aber auch nur ein schriftstellerisches, d. h. ein Werk des Verfassers, der sich so schnell wie möglich zu dem eigentlichen, beabsichtigten Kontraste Bahn brechen wollte, die Volksmenge vorwärts schob, den Bauch einmal vergessen ließ und sicher war, daß er sie bald genug an dem Punkte haben würde, wo ihr Sinn und Verstand ausging.
Nachdem sie nämlich mit einer im vierten Evangelium unerhörten Bereitwilligkeit in die Rede des Herrn eingegangen war und ihm zu der Eröffnung, daß das Werk Gottes, welches sie schaffen solle, der Glaube an den Gesandten Gottes sey, Bahn gebrochen hatte, steht sie auf einmal (V- 30) wieder in ihrem eigentlichen Element, in dem Element der Bosheit da und fragt sie Jesum, indem sie mit berechnender Böswilligkeit dasselbe Wort „schaffen”, um welches sich das Gespräch bisher bewegt und welches der Herr zuerst gebraucht hatte, gegen ihn wendet: „nun, was schaffst denn du? was thust du für ein Zeichen, damit wir glauben?” |
This time, when the Lord had rebuked the crowd for their belly-directed and limited lust and had called out to them that they should rather create the imperishable food, the miracle happens that the crowd immediately understands how this food can be obtained from the works of God, i.e. from works that are appropriate to the divine will. But this miracle is also only a literary one, i.e. a work of the author, who wanted to break his way as quickly as possible to the actual, intended contrast, pushed the crowd forward, let them forget their stomachs for once and was sure that he would have them soon enough at the point where their sense and understanding ran out.
After he had entered into the speech of the Lord with a readiness unheard of in the fourth Gospel, and had broken the way for him to the opening that the work of God, which he was to accomplish, was faith in the messenger of God, they suddenly (v-30) stands there again in her proper element, in the element of malice, and asks Jesus, turning against him with calculating malice the same word “accomplish”, around which the conversation had moved so far and which the Lord had first used: “Well, what do you accomplish? what sign doest thou that we may believe?” |
155/156 | Vermittelst eines Wunders, durch den Willen des Schriftstellers ist nun zwar die Bereitwilligkeit, die die Menge so eben bewiesen, wieder in ihre wahre, in ihre eigentliche und natürliche Gesinnung, in Böswilligkeit verwandelt, aber noch wunderbarer und unbegreiflicher als dieses Wunder selbst ist die bestimmte Aeußerung, die der Evangelist als Ausdruck dieser Böswilligkeit gebildet hat. Die Menge soll nach einem Zeichen fragen und es ist dieselbe Menge, die der Herr so eben angedonnert hat, daß die wunderbare Speisung nicht als Zeichen seiner Allmacht, sondern nur um ihres gesättigten Magens willen für sie Werth gehabt und ihre Aufmerksamkeit erregt habe; — die Menge soll ein Zeichen sehen wollen, damit sie glaube, und eS ist dieselbe Menge, die Tags zuvor das Wunder der Speisung erlebt hatte, ja dieselbe Menge, deren ueberfahrt über den See den Vierten so außerordentlich viel Anstrengung gekostet hatte, da er nur deshalb, damit der Herr dieselben Leute, die er gestern leiblich gespeist hatte, heute über die Nahrung des Geistes belehren oder vielmehr mit seinen Worten ärgern könne, die Flotte von Schiffen von Tiberias hatte kommen lassen. | By means of a miracle, by the will of the writer, the willingness that the crowd has just shown is now changed back into its true, into its real and natural attitude, into malice, but even more wonderful and incomprehensible than this miracle itself is the certain expression that the evangelist has formed as an expression of this malice. The crowd is supposed to ask for a sign, and it is the same crowd that the Lord has just thundered at, that the miraculous feeding was not a sign of his omnipotence, but only for the sake of their satiated stomachs, that it had value for them and had attracted their attention; – the crowd should want to see a sign so that they believe, and it is the same crowd that had witnessed the miracle of the feeding the day before, indeed the same crowd whose crossing of the lake had cost the Fourth so extraordinarily much effort, since it was only in order that the Lord might instruct the same people whom he had fed bodily yesterday about the food of the Spirit today, or rather vex them with his words, that he had sent for the fleet of ships from Tiberias. |
156 | Er vergaß aber seine eigenen Voraussetzungen, weil er mit Gewalt den Gegensatz haben wollte, der Jesum dahin brachte, sich selbst als das wahrhaftige Himmelsbrot zu bezeichnen, und diesen Gegensatz sollte jetzt das Volk liefern, indem es ein Zeichen forderte, das ihm ebenso eine wunderbare Nahrung verschaffe, wie früher einmal — den gestrigen Vorfall hat es vergessen — schon Wunderbrot gewirkt war: Moses (V. 31) hat den Vätern im Manna Himmelsbrot gegeben — nun zeige der Mann, der als Messias gelten will, was er Aehnliches oder Größeres geben kann. | But he forgot his own preconditions, because he wanted to have by force the contrast, which brought Jesus to call himself the true bread of heaven, and this contrast should now be supplied by the people, by demanding a sign, which would provide them with a miraculous food, as once before – they forgot yesterday’s incident – miracle bread had already been worked: Moses (v. 31) had given the fathers bread of heaven in the manna – now let the man, who wants to be considered as Messiah, show what he can give similar or greater. |
156/157 | Freilich kann er Größeres geben. Derjenige, der in seiner Erhabenheit, wenn er in Bildern spricht, nichts davon zu wissen braucht, daß der Geist, wenn er sich in seinem Widerschein an-schaut, diesen adelt, mit seinem Licht erhellt und in der hohen Berechtigung, die er als Widerschein hat, anerkennt — der keine Ahndung davon hat, daß der Geist, indem er sich im natürlichen Abbild wiederfindet, eine Basis erhält, die ihn mitten in das gewöhnliche, natürliche und tägliche Leben hinstellt und vom llmsang seiner Macht Zeugniß ablegt, — der vielmehr den Nimbus seiner Erhabenheit zu verlieren glaubt, wenn er sich einmal herabläßt, das Natürliche als sein Abbild gelten zu lassen, und sich deshalb nicht genug beeilen kann, dasselbe wieder von sich abzustoßen — der freilich weiß auch Nichts davon, daß der Spätere, Höherstehende ohne Neid und Eifersucht in früheren geschichtlichen Heroen sich wiederfinden kann und daß er sie ehrt, hochstellt und adelt, indem er sie als Vorgänger und Vorbilder seiner Größe anerkennt. Nein! Der kann nur im Gegensatz leben, kann die Mannaspeise der Väter nur als unangemessenes Abbild seines Lebensbrotes bezeichnen und somit abweisen und herabsetzen — der muß, um des Gegensatzes willen, einen sinnlichen Maaßstab haben, an dem er seine Größe mißt und diesen Maaßstab als unangemessen und ungehörig wegwerfen, indem er sich zuletzt auf sich und seine Erhabenheit zurückzieht. Die Juden müssen ihm den Maaßstab bieten, damit er ihn benutzt, sogar abnutzt (V. 49. 58) und dann fortwirft. | Certainly he can give greater. He who in his sublimity, when he speaks in images, does not need to know anything about the fact that the spirit, when it looks at itself in its reflection, ennobles it, illuminates it with its light and recognizes it in the high authority it has as a reflection – who has no idea that the spirit, by finding itself in the natural image, receives a basis that places it in the midst of ordinary, natural and daily life and bears witness to the extent of its power, – who, on the contrary, believes that he will lose the nimbus of his sublimity if he once deigns to let the natural be his image, and therefore cannot hurry enough to repel it again – who, of course, also knows nothing of the fact that the later, higher man can find himself in earlier historical heroes without envy and jealousy, and that he honors, elevates and ennobles them by recognizing them as predecessors and models of his greatness. No! He can only live in opposition, can only call the man-aspects of the fathers an inadequate reflection of his life-bread and thus reject and belittle them – he must, for the sake of opposition, have a sensual yardstick by which he measures his greatness and throw away this yardstick as inadequate and unseemly, retreating at last to himself and his sublimity. The Jews must offer him the yardstick so that he uses it, even wears it out (v. 49. 58) and then throws it away. |
157/158 | Es ist wahr, auch der Jesus der Synoptiker vergleicht sich mit geschichtlichen Vorbildern, aber er vergleicht sich mit ihnen wirklich, ehrt und adelt sie, indem er sich über sie hin- ausstellt — „hier ist mehr denn Salomo, mehr denn JonaS” (Luk. 11, 29—32)— ja, er gibt ihnen, wie es der wirkliche geschichtliche Heroe immer thut, auch für die Gegenwart eine lebendige und wirksame Bedeutung, denn Jonas und Salomo treten, durch ihn von neuem belebt und herbeigerufen, als Nich-ter unter das Volk und bringen die Nineviten mit und die Königin des Mittags, damit diese mit der Kraft des Glaubens, die sie den Geringeren schenkten, das Volk verdammen, welches dem Größeren den Glauben versagte. Das ist ein wirklicher Vergleich, in dem es sich auch nicht um die einsame Größe des Einen, sondern um das Verhältniß des Glaubens und der Bewunderung handelt, die die Nineviten und die Königin des Mittags ohne Zeichen zu sehen, der Bußpredigt des Jonas und der Weisheit des Salomo schenkten, und des unglaubens des Volks, welches dem Größeren erst glauben will, wenn es von ihm Zeichen sieht. Hier ist Leben — hier leben Jonas und Solomo — leben die Nineviten und die Königin des Mittags wieder auf — hier hat der Vergleich in die ganze frühere Geschichte ein neues, ungeahntes Leben gebracht! | It is true that the Jesus of the Synoptics also compares himself with historical models, but he really compares himself with them, honors and ennobles them by setting himself above them – “here is more than Solomon, more than Jonah” (Luk. 11, 29-32)- yes, he gives them, as the real historical hero always does, a living and effective meaning also for the present, because Jonah and Solomon, revived and summoned by him anew, step as nonentities among the people and bring with them the Ninevites and the queen of the noonday, so that these, with the power of faith which they gave to the lesser ones, condemn the people who denied faith to the greater one. This is a real comparison, in which it is also not about the lonely greatness of the one, but about the relation of faith and admiration, which the Ninevites and the queen of the noon gave to the repentance sermon of Jonah and the wisdom of Solomon without seeing any signs, and the unbelief of the people, which only wants to believe the greater one, when they see signs from him. Here is life – here Jonas and Solomon live – the Ninevites and the Queen of the Noon live again – here the comparison has brought into the whole former history a new, unimagined life! |
158 | Für den Vierten ist die Erinnerung an die Vergangenheit nur ein jüdische Prahlerei — die Antwort Jesu ein verächtliches Abwehren des Abbildes — das Ganze ein Zank, in dessen Hitze er seinen Herrn sogar vergessen läßt, daß Moses den Vätern nicht nur Brot, sondern auch das Wort Jehova’s im Gesetz gegeben hat. – | For the fourth, the memory of the past is only a Jewish boast – the answer of Jesus a contemptuous repulsion of the image – the whole a quarrel, in the heat of which he even makes his Lord forget that Moses gave to the fathers not only bread, but also the word of Jehovah in the law. – |
158/159 | Und wie es im Zank geschieht, daß der Eine sich nicht genug darüber verwundern kann, wie es nur möglich ist, daß der Andere ihn nicht versteht und ihm nicht beistimmt, da er seine Meinung, d. h. die Wahrheit doch so deutlich und unumstößlich ausgesprochen habe, so muß auch der Herr bei der Dauer des Zanks endlich zu jenem Hilfsmittel der Verlegenheit seine Zuflucht nehmen und da sich die Juden so albern benehmen, daß sie sein Wort vom LebenSbrod so verstehen, als sey es auch zur Füllung des Magens bestimmt, ihnen zurufen, er habe ihnen längst die Wahrheit gesagt — nur daß diese Wahrheit im vierten Evangelium bei der Verstocktheit des Gegners auf den Sah hinausläuft, daß die Juden trotz der augenscheinlichsten Beweise, trotz des Zeugnisses der sinnlichen Gewißheit nicht glauben — so muß Jesus sagen: „aber ich sagte es euch ja, daß ihr mich sehet und nicht glaubet” (V. 36) — da das aber Jesus damals sagte, als er (C. 5.) zu Jerusalem seine ungläubigen Gegner auf das Zeugniß seiner Werke verwies — (auf diese Vertheidigungsrede führen auch die Reflexionen, die Jesus seiner Hinweisung auf ein früheres Wort anschließt, namentlich die Antithese, daß er Nichts von sich selber thue und die Gläubigen, die der Vater ihm schenke, beselige und auf- erwecke) — da ferner diese Wendung, die auf ein früheres Wort weist, so kurz und andeutend ist, daß sie die lebhafteste Erinnerung und ein Gedächtniß voraussetzt, welchem der Spruch, auf den Jesus hindeutet, augenblicklich und vollkommen gegenwärtig ist, so hat sich der Evangelist sehr versehen, als er seinem Herrn die Erinnerung an dieses frühere Wort in den Mund legte, — er hat nicht bedacht, daß die Menge, die ihn jetzt, in Kapernaum umgibt, ihn nicht damals, als er sich nach der Heilung des Kranken vom Teich Bethesda in Jerusalem vertheidigen mußte, als dieselbe Menge gehört hatte — er über- sieht, daß der Zusammenhang, in welchem die Reden Jesu für ihn und in seiner Schrift stehen, nicht für die wechselnden Haufen, die sich an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten um Jesum ansammelten, vorhanden seyn konnte — er dachte nicht daran, daß die Einheit, die sein Werk für den gläubigen Leser hat, für die Auditorien, die der Zufall um Jesum versammelte, noch nicht gegeben war. | And as it happens in the quarrel that the one cannot wonder enough about it, how it is only possible that the other does not understand him and does not agree with him, since he has his opinion, i.e. The Lord, too, must finally resort to this means of embarrassment, given the duration of the quarrel, and since the Jews behave so foolishly that they understand his word about the bread of life as if it were also meant to fill their stomachs, But this truth in the fourth gospel, in view of the obduracy of the adversary, comes to the conclusion that the Jews, in spite of the most obvious proofs, in spite of the testimony of sensual certainty, do not believe, so Jesus must say: “but I told you so, that you see me and do not believe” (v. 36) – But since Jesus said this at that time, when he (C. 5.) referred his unbelieving opponents to the testimony of his works in Jerusalem – (The reflections that Jesus adds to his reference to an earlier word, namely the antithesis that he does nothing of himself and inspires and awakens the believers that the Father gives him, also lead to this defense speech), Since this phrase, which refers to an earlier word, is so brief and suggestive that it presupposes the most vivid recollection and a memory to which the saying to which Jesus points is instantly and perfectly present, the evangelist was very mistaken when he put the memory of this earlier word into the mouth of his Lord, – he did not consider that the crowd that surrounds him now, in Capernaum, had not heard him then, when he had to defend himself after healing the sick man from the pool of Bethesda in Jerusalem, as the same crowd – he overlooks that the context in which Jesus’ speeches stand for him and in his writing, could not exist for the changing crowds that gathered around Jesus in different places and at different times – he did not think that the unity that his work has for the believing reader was not yet given for the auditoriums that chance gathered around Jesus. |
159/160 | Der Rede, die jetzt wieder zu Ende seyn müßte, hilft ein neues Mißverständniß weiter. Die Juden murmeln darüber, daß dieser, Jesus der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter sie kennen, sich das vom Himmel gekommene Brot nenne (V. 41. 42), worauf Jesus nicht jene Antwort gibt, mit der er in den synoptischen Evangelien diesen Anstoß an seiner Abkunft auflöst — jene Antwort, welcher menschlicher Witz schwerlich eine bessere und angemessenere als Rivalen zur Seite stellen möchte — sondern die Rede, die durch diesen Zwischen- fall nur in lebendigere Bewegung gesetzt werden sollte, einfach nur fortsetzt und wenn er vorher (V. 39. 40) gesagt hatte, daß er denjenigen, die ihm der Vater gebe, das Leben schaffe, diesen Gedanken nur in der Form der Antithese — (Niemand kann zu mir kommen, es ziehe ihn denn der Vater) — wiederholt. | The speech, which should be over now, is helped by a new misunderstanding. The Jews murmur that this Jesus, the son of Joseph, whose father and mother they know, calls himself the bread that came from heaven (v. 41, 42), to which Jesus does not give the answer with which in the Synoptic Gospels he resolves this offense against his origin – that answer to which human wit would hardly want to place a better and more appropriate one as a rival – but simply continues the speech that was only supposed to be set in motion by this incident, and if he had said before (v. 39, 40) that Jesus was the bread that came from heaven (v. 39, 40), he would have said that he was the bread that came from heaven. 39. 40) that he creates life for those whom the Father gives him, he only repeats this thought in the form of the antithesis – (No one can come to me unless the Father draws him). |
160/161 | Er antwortet also nicht auf den Einwand der Juden und fährt einfach in seiner Rede fort — mit Recht, da dieser Einwand mit dem letzten Glied derselben in keinem Zusammenhang steht. Allerdings steht seine Antwort mit dem Einwand der Juden auch in Zusammenhang, so gut wie dieser Einwand auch zum letzten Glied der Rede Jesu seine Beziehung hat — aber das ist jener tiefe Zusammenhang, in dem Alles steht, was die Welt enthält, jene Beziehung, in die Alles im Himmel und auf der Erde gesetzt werden kann, wenn ein tiefsinniger Geist sich anstrengt und in der Verlegenheit seiner Anstrengung sich erlaubt und das Recht dazu hat, gerade das Wesentliche, die Zwischenglieder, nicht zu beachten. Der Jesus des Vierten hat weise geantwortet, denn seine Lehrweisheit zeigt sich gerade darin, daß er sich mit seinen Antworten von dem Uebel, daß er bekämpfen sollte, soweit wie möglich entfernt und die unmittelbare Berührung mit den Einwürfen vermeidet. Marcus war ein roher Mann, als er die Sache so darstellte, daß Jesus, als die Leute von Nazareth verächtlich auf seinen bekannten Familienzusammenhang Hinwiesen, dem Aegerniß geradezu auf den Leib ging und es mit der Antwort niederschlug, die die einzig paffende und siegreiche war; — der Vierte dagegen hat weise und zart gearbeitet, als er den Anstoß der Juden ohne Antwort ließ und die Antwort Jesu auf die hämische Bemerkung der Leute von Nazareth oben (C. 4, 44) den geistreichen Dienst leisten ließ, der mit Recht unsere Bewunderung auf sich zog. | So he does not answer the objection of the Jews and simply continues in his speech – rightly, because this objection has no relation to the last part of it. However, his answer is also related to the objection of the Jews, as well as this objection has its relation to the last link of Jesus’ speech – but this is that deep relation, in which everything the world contains stands, that relation, in which everything in heaven and on earth can be put, if a profound spirit makes an effort and in the embarrassment of his effort allows himself and has the right to do so, just to ignore the essential, the intermediate links. The Jesus of the Fourth answered wisely, for his doctrinal wisdom is shown precisely in the fact that he distances himself as far as possible in his answers from the evil that he was to combat, and avoids direct contact with the objections. Mark was a crude man when he presented the matter in such a way that Jesus, when the people of Nazareth scornfully referred to his known family connection, went straight at the offense and struck it down with the answer that was the only puffing and victorious one; – the fourth, on the other hand, worked wisely and delicately when he left the offense of the Jews without an answer and the answer of Jesus to the scornful remark of the people of Nazareth above (C. 4, 44) performed the witty service that rightly attracted our admiration. |
161 | Ja, der Vierte muß überall die Synoptiker, wo er nur mit ihnen Berührung kommt, besiegen, beschämen und niederwerfen. Wenn Jesus (C. 6, 37) zu den Juden sagt: „Alles was mir der Vater gibt, kommt zu mir”, so erkennen wir zwar den Kern, den Lukas und Matthäus in seiner natürlichen Kraft und Frische mitcheilen, wenn ihr Jesus sagt: „Alles ist mir von meinem Vater übergeben” — wenn er ferner die murmelnden und mißliebigen Juden über den Zug des Vaters belehrt, der zum Sohn führt, so müssen wir desselben Kerns gedenken, der in dem angeführten Spruch der beiden Synoptiker enthalten ist, denn da sagt Jesus gleichfalls: „Niemand erkennt den Sohn als der Vater und Niemand den Vater als der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will”. Aber dieser Gegensatz im synoptischen Spruch — er ist doch zu einfach, zu natürlich, zu abschließend, zu leicht zu übersehen — wie geistvoll predigt dagegen der Jesus des Vierten über diesen Gegensatz, wenn er ohne zu ermüden die Antithese bald vom Sohn, bald vom Vater aus bildet, zwischen beiden Seiten unaufhörlich hin und her geht und immer und immer wieder auseinandersetzt, daß der Vater die Gläubigen zum Sohn schickt, der Sohn sie ausnimmt und wie Niemand zum Sohn kommt, wenn ihn nicht der Vater zieht, belehrt und unterrichtet. Dieses ermüdende Hin- und Hergehen zwischen beiden Seiten des Gegensatzes — das ist tief, gründlich! roh und fast zu natürlich-gesund die strenge Spannung, die der Gegensatz in dem Spruch der beiden Synoptiker hat. | Yes, the Fourth must everywhere defeat, shame and cast down the Synoptics, where he only comes in contact with them. When Jesus (ch. 6, 37) says to the Jews: “All that the Father giveth me cometh to me”, we recognize indeed the core, which Luke and Matthew communicate in its natural power and freshness, when their Jesus says: “All things are delivered unto me of my Father” – when he further instructs the murmuring and displeased Jews about the Father’s train leading to the Son, we must remember the same kernel which is contained in the quoted saying of the two Synoptics, for there Jesus likewise says: “No man knoweth the Son but the Father, and no man the Father but the Son, and to whom the Son will reveal it.” But this contrast in the synoptic saying – it is too simple, too natural, too conclusive, too easily overlooked – how spiritually Jesus of the Fourth preaches about this contrast, when he forms the antithesis without tiring sometimes from the Son, sometimes from the Father, goes back and forth between both sides unceasingly and again and again argues that the Father sends the faithful to the Son, the Son takes them out and how no one comes to the Son, if the Father does not draw him, instruct him and teach him. This tiring back and forth between the two sides of the contrast – this is deep, thorough! raw and almost too natural-healthy the strict tension that the contrast has in the saying of the two synoptics. |
162 | Und in dieser Natürlichkeit gehen die Synoptiker sogar so weit, daß sie uns zeigen, wie Jesus sich wirklich in so siegreicher und welterschütternder Weise als den Mittelpunkt des Himmelreichs geltend macht, daß er die Weltordnung vollständig umkehrt, alle Verhältnisse des geistigen Lebens aus ihren Angeln hebt, die Hungernden sättigt, die Müden aufrichtet, das Himmelreich mit den Sündern bevölkert, die Gerechten in die Hölle jagt. Sie gehen so weit, daß sie den Herrn als den wirklichen Mittler hinstellen und zum Mittelpunkt einer Welt machen, die er in der That in ihrem ganzen umfange durch- ackert, zu sich herangezogen hat — alle Fäden der Welt liegen hier wirklich in seiner Hand, er ist ein Mittelpunkt, in dem sich wirklich alle Radien vereinigen, er ist das Herz, dem alle Pulse zuschlagen, das Licht, welches in der That die Welt erleuchtet — sie haben eS wirklich dahin gebracht, daß Matthäus diesen Mittler mit Recht sagen lassen konnte: „mir ist Alles von meinem Vater übergeben!” | And in this naturalness the Synoptics even go so far as to show us how Jesus really asserts himself as the center of the kingdom of heaven in such a victorious and world-shaking way that he completely reverses the world order, lifts all conditions of spiritual life off their hinges, satisfies the hungry, raises the weary, populates the kingdom of heaven with sinners, chases the righteous into hell.[?] They go so far as to present the Lord as the real mediator and make him the center of a world which he has indeed plowed through in its whole circumference, has drawn to himself – all the threads of the world are really in his hand here, he is a center in which all the wheels really unite, he is the heart to which all pulses beat, the light which really illuminates the world – they have really brought it about that Matthew could rightly let this mediator say: “All things are delivered unto me of my Father!” |
162/163 | Wie sinnlich und natürlich ist das Alles! Wie geistig und himmlisch dagegen die Darstellung des Vierten, wenn er den Mittelpunkt ohne Kreis und Radien hingestellt hat! Was hat er nicht aus dem Lichtblick gemacht, der aus der dunkleln Natürlichkeit der synoptischen Evangelien, in jenem Spruch des Lukas einmal aufstieg! Ein Meer von Licht— Eine Lichtwelt — ein himmlisches Gemälde, indem er diesen Lichtpunkt immer wieder und nur ihn aufgetragen hat. Er hat uns Licht ohne die störende Zuthat der Materie gegeben, Geist ohne die töd- tende Last der Leiblichkeit, Helligkeit ohne die häßliche Trübung — den entscheidenden Punkt ohne den Grundstrich, der sich anmaaßt, den Punkt erst lautbar zu machen — er hat das Meisterwerk vollbracht, den Schlußpunkt der synoptischen Geschichtschreibung allein sich anzueignen und zu einer endlosenLinie auszudeh-nen — er hat den melodiösen Triumph und Jubel, zu dem die synoptische Eomposition in ihrem höchsten Aufschwünge sich erhoben, wahrhaft zu würdigen gewußt, indem er ihn und nur ihn wiederholt und aus dieser Wiederholung seine evangelische Symphonie gebildet hat. Hat er es nun auch dahin gebracht, daß sein Jesus, dieser kreis- und radienlose Mittelpunkt zum Atom wird, das in einer geistlosen Leere und nur durch diese Geistlosigkeit mit den andern Atomen in Verbindung steht — was schadet das? Was schadet das, wenn diesem Jesus Nichts mehr und Nichts weniger als die Wett der Sünder und Müden, der Hungernden und Durstenden fehlt? — hat er doch nun die Atome um sich, die die geistlose Leere, die sie von dem vermeintlichen Mittelpunkt trennt, mit ihrer Böswilligkeit, mit ihrer Beschränktheit, mit ihren Mißverständnissen erfüllen und beleben ! | How sensual and natural is all this! How spiritual and heavenly, on the other hand, the representation of the Fourth, when he placed the center without circle and radii! What has he not made of the ray of light, which once rose from the dark naturalness of the synoptic gospels, in that saying of Luke! A sea of light – a world of light – a heavenly painting, by applying this point of light again and again and only him. He has given us light without the disturbing addition of matter, spirit without the deadly burden of corporeality, brightness without the ugly clouding – the decisive point without the bottom line which presumes to make the point sound first – he has accomplished the masterpiece, He has truly appreciated the melodious triumph and jubilation to which the synoptic composition rose in its highest upsurge, by repeating it and only it, and by forming his evangelical symphony out of this repetition. Has he now also brought it to the point that his Jesus, this circle- and radius-less center becomes an atom, which stands in a spiritless emptiness and only through this spiritlessness stands in connection with the other atoms – what harm does that do? What harm is it, if this Jesus lacks nothing more and nothing less than the bet of the sinners and the tired, the hungry and the thirsty? – he has now the atoms around him, which fill and animate the mindless emptiness, which separates them from the supposed center, with their malice, with their limitedness, with their misunderstandings ! |
163/164 | In seiner Naivität war der synoptische Jesus seiner Mittlerschaft so sicher, daß er auch Andern einen Blick in die himmlischen Mysterien gönnte und als Petrus einmal zur Höhe eines solchen Blicks sich erhoben fühlte, ihm ohne Neid und Eifersucht zurief: „Selig bist du, Simon, denn das hat dir mein Vater im Himmel offenbart.” Das Atom des Vierten aber, welches seine Einzigkeit gerade darin bewährt, daß es trotz der Böswilligkeit der andern Atome fortfährt, sich als den wahren Mittelpunkt und als den einzigen Mittler zu bezeichnen, muß gerade deshalb, weil es immer nur mit dem Unverstand und mit Mißverständnissen zu kämpfen hat, eifersüchtig seine ausschließliche Ehre bewachen und selbst dann, wenn es vom Zug des Vaters spricht, die Klausel einschieben (V. 46), „nicht etwa daß Jemand den Vater gesehen hätte” — d. h. der Vierte schleppt diese Reminiscenz aus dem Gespräch mit Nikodemus und aus der Rede des Täufers zu seinen neidischen Jüngern herbei, um die ausschließliche Mittlerschaft des Herrn gegen die Eon- sequenzen eines Spruchs, der die Gläubigen zum Vater, wenn auch nur für einen Augenblick, in unmittelbare Beziehung setzte, in Sicherheit zu bringen. | In his naivety, the synoptic Jesus was so sure of his mediatorship that he also allowed others a glimpse into the heavenly mysteries and when Peter once felt himself raised to the height of such a glimpse, he called out to him without envy and jealousy: “Blessed are you, Simon, for this has been revealed to you by my Father in heaven”. But the atom of the fourth, which proves its uniqueness precisely by continuing to call itself the true center and the only mediator in spite of the malice of the other atoms, must jealously guard its exclusive honor precisely because it always has to contend with ignorance and misunderstanding, and even when it speaks of the Father’s move, must insert the clause (v. 46), “not that anyone has seen the Father” – that is, the fourth drags this reminiscence from the conversation with Nicodemus and from the speech of the Baptist to his envious disciples, in order to secure the exclusive mediation of the Lord against the consequences of a saying that put the faithful in immediate relation to the Father, even if only for a moment. |
164/165 | Nur dem Atom endlich, welches von vorn herein fertig ist und keine Geschichte hat, ist es möglich, seiner Predigt über das wahre Lebensbrod und dem Vergleich seiner eignen nährenden Kraft mit der Mannaspeise der Väter den Schluß zu geben, der V. 51—58 dem Zweifel des jüdischen Unverstands aufgedrungen wird. Er ist das Brot, das allein den Hunger stillt — er ist aber von vornherein, wie er in seiner Vertheidigung nach der Tempelreinigung und in seinem Gespräch mit Nikodemus vorausgesetzt, der leidende und sich opfernde Messias, darum ist auch der unverstand der Juden und die Gewißheit, . daß sie kein Wort davon verstehen würden, kein Hinderniß für ihn, es geradezu (V. 51) auszusprechen, daß das Brot, das er geben wird, sein Fleisch ist, das er für das Leben der Welt gibt. Sein Fleisch — das konnte im mystischen Dunkel der Unbestimmtheit, die der schwache und halbe Glaube liebt, immer noch nur seine geschichtliche Persönlichkeit, das Essen derselben ihr geistiger Genuß, ihre geistige Aneignung seyn, aber der Streit, den nun die Juden (V. 52. 53) über die — für sie undenkbare — Möglichkeit untereinander erheben müssen, wie Der ihnen wohl sein Fleisch zu essen geben könne, muß ihm als Anlaß dienen, geradeheraus zu erklären, daß er von seinem Fleisch und seinem Blut spreche — daß nur, wer sein Fleisch mit den Zähnen zermalmt*) und sein Blut trinkt, das ewige Leben habe — d. h. er spricht vom Abendmahl und der Vierte hat ihn endlich dahin gebracht, wohin er ihn von Anfang an bringen wollte, daß derjenige, von dem geschrieben steht: „er wird nicht zanken und nicht schreien”, die Speise, die er seiner Gemeinde auf ihrem Zug durch die Wüste der Welt als ihr tägliches Brot mitgegeben hat, im Zank mit den Juden als eine solche darstellte, mit welcher sich die Mannaspeise der Väter kaum als ein endliches Abbild zusammenstellen lasse. | Only the atom, which is ready from the beginning and has no history, is able to give the conclusion to his sermon about the true bread of life and the comparison of his own nourishing power with the manhood of the fathers, which is imposed on the doubt of the Jewish ignorance in v. 51-58. He is the bread that alone satisfies hunger – but he is from the beginning, as he presupposes in his defense after the cleansing of the temple and in his conversation with Nicodemus, the suffering and sacrificing Messiah, therefore also the ignorance of the Jews and the certainty that they would not understand a word of it, is no obstacle for him to say outright (v. 51) that the bread he will give is his flesh, which he gives for the life of the world. His flesh – that could in the mystical darkness of indeterminacy, which the weak and half faith loves, still only be his historical personality, the eating of it its spiritual enjoyment, its spiritual appropriation, but the dispute, which now the Jews (v. 52. 53) about the possibility – unthinkable for them – how He could possibly give them His flesh to eat, must serve as an occasion for Him to declare straightforwardly that He speaks of His flesh and His blood – that only he who crushes His flesh with his teeth*) and drinks His blood has eternal life – i.e. He speaks of the Lord’s Supper. i.e. he speaks of the Lord’s Supper and the Fourth finally brought him to where he wanted to bring him from the beginning, that the one of whom it is written: “he will not quarrel and will not cry out”, the food which he gave to his congregation on their journey through the wilderness of the world as their daily bread, presented in the quarrel with the Jews as one with which the man-aspect of the fathers could hardly be put together as a finite image. |
164* | *) V. 54. ὁ τρώγων μου τὴν σάρκα | *) V. 54. ὁ τρώγων μου τὴν σάρκα |
165 | Der Evangelist ist schon im Anfange am Ende, ihm machte es daher keine Schwierigkeit, den Herrn von dem Sakrament sprechen zu lassen, welches er im synoptischen Bericht erst am letzten Paschaabend, den er mit seinen Jüngern feiert, einseht, und da der Evangelist nachher von dieser Einsetzung Nichts mehr zu berichten braucht, so kann er an die Belehrung über die hohe Würde und Bedeutung des Abendmahls sogleich die Erwähnung des Teufels und die Anspielung auf den Verrath des Judas anknüpfen, die ihren wahren Sinn auch nur in Verbindung mit jenem letzten Mahle hat.
Nachdem nämlich mehrere von den Zuhörern einer Rede, von der sie, wenn sie sie wirklich gehört hätten, gar Nichts hätten verstehen können, die Ehre angethan hatten, daß sie dieselbe „hart nennen’^ — „hart”, als verständen sie die Seiten des Widerspruchs, den sie enthielt, und wüßten sie dieselben nur nicht zusammen zu bringen — muß Jesus, wie er bisher gewöhnlich gethan hat, mit einer Steigerung des Anstoßes endigen, indem er den Leuten im Voraus ein Schauspiel vor Augen führt, welches ihnen noch unvergleichlich mehr Anstoß bereiten soll, wenn ihnen sein Wort über den Genuß seines Fleisches und Blutes schon ein Aergerniß war. |
The evangelist is already at the end in the beginning, so it was not difficult for him to let the Lord speak of the sacrament, which he sees in the synoptic account only on the last Passover evening, which he celebrates with his disciples, and since the evangelist does not need to report anything more about this institution afterwards, he can immediately add to the instruction about the high dignity and importance of the Last Supper the mention of the devil and the allusion to the betrayal of Judas, which has its true meaning only in connection with that last supper.
After several of the listeners had done the honor of calling a speech “hard” – “hard” as if they understood the sides of the contradiction it contained and only did not know how to put them together – Jesus must, as he has usually done up to now, call it “hard, Jesus must end, as he has done hitherto, with an increase of offense, by setting before the people’s eyes a spectacle which is to cause them incomparably more offense, if his word about the enjoyment of his flesh and blood was already an offense to them. |
165/166 | Er will den Anstoß wirklich steigern, wenn er sagt (V. 61. 62), „das ärgert euch? — (nämlich das schon?) — wie? wenn ihr nun sehen werdet des Menschen Sohn auf fahren dahin, da er zuvor war?” — (nämlich: wie groß wird dann euer Aergerniß seyn?) Es geht aber dem Evangelisten jetzt eben so unglücklich, wie in den früheren Fällen, wenn er zur Steigerung des Aergernisses in den Himmel steigt — (z. B. im Gespräch mit Nikodemus) — oder dem Jrdischen — (z. B. im Gespräch des Täufers mit seinen Jüngern) — das Mysterium des Himmlischen entgegengesetzt. Er kann es nur zum Anklang des Mysteriösen, aber den Gegensatz zum Jrdischen niemals zur reinen Darstellung bringen, weil das, was er als das Irdische oder als das Leichtere vorausgesetzt, im gegenwärtigen Fall der Genuß des Fleisches und Blutes Jesu, selbst schon mysteriös genug und fast so über- himmlisch ist, daß es von Nichts Himmlischem mehr überragt werden kann. | He really wants to increase the offense when he says (v. 61. 62), “This offends you? – How will you be when you see the Son of Man on the move where he was before? – But now the evangelist is just as unhappy as in the earlier cases, when he ascends to heaven to increase the astonishment – (e.g. in the conversation with Nicodemus) – or opposes the earthly – (e.g. in the conversation of the Baptist with his disciples) – with the mystery of the heavenly. He can only make it appeal to the mysterious, but the contrast to the earthly never to the pure representation, because what he presupposes as the earthly or as the lighter, in the present case the enjoyment of the flesh and blood of Jesus, is itself already mysterious enough and almost so super- heavenly that that it can no longer be surpassed by anything heavenly. |
166/167 | Freilich ist eS möglich, daß den Verfasser, als er sich zu seinem Unglück wieder in sein Geleise verlief und mit einer Steigerung des Aergernisses schließen wollte, zugleich noch eine andere Absicht leitete. Nein! Es ist gewiß: der folgende Ausspruch des Herrn (V. 63): „der Geist macht lebendig, das Fleisch nützet Nichts! Meine Worte sind Geist und Leben,” ist in seiner Haltung zu apologetisch, zu abwehrend, als daß er sich nicht auf die Schwierigkeit, die in der Voraussetzung des Abendmahls und in der Forderung des Genusses von Fleisch und Blut des Erlösers enthalten ist, beziehen sollte. Da ist eS möglich, daß auch das Aufsteigen des Herrn in den Himmel, welches erst als ursache des größeren Aergernisses dienen mußte, — nein! eS ist gewiß, daß eS jetzt, nachdem es diesen, fruchtlosen, Dienst geleistet, auch noch apologetisch helfen und den Genuß des Abendmahls, da es die Person des Herrn in den Himmel entrückt, aus dem Gebiet der Sinnlichkeit entfernen soll. Aber dann bleibt es immer dabei, daß der Evangelist beide Absichten unklar ineinander geführt und nachdem er die Form des übergangs zu einem größeren Ärgernis scharf, aber zwecklos und vergeblich ausgeprägt hat, in demselben Augenblick, aber wiederum vergeblich, apologetisch die Schwierigkeiten abplassen und beseitigen will — vergeblich deshalb, weil er seinen Herrn mit diesen Worten die Schwierigkeiten, die mit den Voraussetzungen des Abendmahls verbunden sind, doch nur in jenes mysteriöse Dunkel verstecken laßt, das nicht unbestimmt, sondern völlig leer ist. Es ist dieß jene Leere, in welcher die Kirche von jeher nur im Stande war, die beiden Voraussetzungen, daß der Genuß des Abendmahls wirklich der Genuß von Fleisch und Blut des Erlösers ist und doch auch kein sinnlicher Genuß, zu gleicher Zeit aufrecht erhalten konnte — jene Leere, in der beide Gedanken sich in ihrer Nichts sagenden Natur allein erhalten können und zugleich als Nichts sagend ausweisen. | Of course, it is possible that the author, when he lost his way again to his misfortune and wanted to close with an increase of the aggravation, was guided by another intention at the same time. No! It is certain: the following saying of the Lord (v. 63): “the spirit gives life, the flesh is of no use! My words are spirit and life,” is in its attitude too apologetic, too defensive, not to refer to the difficulty contained in the premise of the Lord’s Supper and in the requirement of partaking of the flesh and blood of the Savior. It is possible that the Lord’s ascension into heaven, which first had to serve as the cause of the greater aversion, – no! It is certain that now, after having performed this fruitless service, it should also help apologetically and remove the enjoyment of the Lord’s Supper, since it raptures the person of the Lord into heaven, from the realm of sensuality. But then it always remains that the evangelist has confused both intentions and, after sharpening the form of the transition to a greater nuisance, but purposelessly and in vain, pronounced the form of the transition to a greater aggravation, at the same moment, but again in vain, apologetically wants to flatten and remove the difficulties – in vain, because with these words he lets his Lord hide the difficulties connected with the preconditions of the Lord’s Supper, nevertheless, only into that mysterious darkness, which is not indefinite, but completely empty. It is that emptiness in which the church has always been able to maintain both presuppositions, that the enjoyment of the Lord’s Supper is really the enjoyment of the flesh and blood of the Savior and yet also not a sensual enjoyment, at the same time – that emptiness in which both thoughts can maintain themselves alone in their non-saying nature and at the same time prove to be non-saying. |
167/168 | Der Herr des Vierten hat eine so reiche Natur, daß es uns nicht verwundern kann, wenn seine Reden mit wunderbar ineinander geschlungenen Steigerungen schließen und die Ereignisse selbst, die von seinen Wunderworten veranlaßt werden, in der Form der Steigerung sich entwickeln. Eine Rede, über die die Juden nicht murren konnten, da sie vor ihnen nicht gehalten ist, fanden einige der Jünger, die nicht zu den Zwölfen gehörten und von dem Evangelisten in diesem Augenblick erst geschaffen werden, hart — Jesus, der darauf das Aerger- sich steigern ließ und im geistigen Charakter seiner Worte zugleich eine Art von Löjung und Milderung darbot, hatte bei der reichen Natur, die ihm im vierten Evangelium eigen ist, noch Zeit und Gedanken dazu, in demselben Athemzuge (V. 64) seine Allwissenheit zu offenbaren und den Seinigen zu entdecken, daß sich unter ihnen ungläubige befänden. Da kommt die Steigerung, (V. 66) daß sich von da an viele seiner Jünger von ihm abwandten: — aber nun muß noch die letzte Steigerung, von den ungläubigen muß er zu dem Teufel kommen. Petrus bringt ihn zu diesem äußersten Punkt des Gegensatzes. Erst muß der Allwissende mit gereizter unglücklich- keit die Zwölfe fragen, ob sie ihn nicht auch verlassen wollen — dann muß ihn Petrus als den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes bekennen — und sodann muß er den Zwölfen entdecken, daß unter ihnen doch ein Teufel sey. (V. 67—70) | The Lord of the Fourth has such a rich nature that we cannot be surprised if his speeches close with wonderfully intertwined climaxes and the events themselves, which are prompted by his miraculous words, develop in the form of the climax. A speech about which the Jews could not grumble, since it was not delivered before them, was found harsh by some of the disciples who did not belong to the Twelve and were only created by the evangelist at that moment – Jesus, who thereupon let the anger increase and in the spiritual character of his words offered a kind of relief and mitigation at the same time, still had time and thought, with the rich nature that is peculiar to him in the fourth gospel, to reveal his omniscience in the same breath (V. 64) to reveal his omniscience and to discover to his own that there were unbelievers among them. There comes the increase, (v. 66) that from then on many of his disciples turned away from him: – but now still the last increase, from the unbelievers he must come to the devil. Peter brings him to this extreme point of opposition. First the all-knowing one must ask the twelve with irritated unhappiness whether they do not also want to leave him – then Peter must confess him as the Christ, the Son of the living God – and then he must discover to the twelve that there is a devil among them. (V. 67-70) |
168 | Wie verwirrt doch die synoptische Anschauung ist! Jm Gegensatz zu der unklar schwankenden und das Richtige beinahe berührenden, aber doch nicht treffenden Volksmeinung über Jesus läßt sie den Glauben und das Bekenntniß Petri aufbrechen — erst zu dem letzten und rührendsten Beweis seiner Liebe, die Jesus den Seinigen gab, als er mit ihnen das Pascha feierte, stellt sie seine schmerzliche Klage, daß Einer von ihnen ihn verrathen würde, in Gegensatz. Wie unklar und verwirrt!
Der Vierte hat ihr jetzt gezeigt, wie man den Herrn mit dem ganzen Reichthum seiner Natur darstellen müsse. |
How confused the synoptic view is! In contrast to the unclear, wavering, and almost touching the right, but still inaccurate popular opinion about Jesus makes them break the faith and the confession of Peter.
– only to the last and most touching proof of his love, which Jesus gave to his people, when he celebrated the Passover with them, it contrasts his painful complaint that one of them would betray him. How unclear and confused! The fourth has now shown them how to present the Lord with all the richness of his nature. |
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Neil Godfrey
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