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2.Die Weissagungen Jesu von seinem Leiden. |
2.The prophecies of Jesus about His suffering. |
44/45 | Dreimal verkündigt der Jesus des Urberichts den Jüngern sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung in voraus — zuerst nach dem Bekenntniß Petri (Marc. 8, 31), sodann nach der Verklärung auf der Reise durch Galiläa (Marc. 9,31.32), das drittemal endlich, als sie bereits auf dem Wege nach Jerusalem sind, wird die Weissagung so bestimmt, daß sie fast Nichts als das Programm des Schauspiels ist, dessen Ausführung nahe bevvrsteht: „Sehet, sagt Jesus zu den Zwölfen (C. 10, 32—34), wir gehen hinauf nach Jerusalem und des Menschen Sohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und den Schristgelehrten und sie werden ihn zu Tode verurtheilen und den Heiden überantworten und verspotten und geißeln wird man ihn und ihn anspeien und ihn tödten und am dritten Lage wird er aufrrstehen.” | Three times Jesus of the first account proclaims His suffering, death and resurrection to the disciples in advance – first after the confession of Peter (Mark 8, 31), then after the transfiguration on the journey through Galilee (Mark 9,31.32), the third time finally, when they are already on the way to Jerusalem, the prophecy is determined in such a way that it is almost nothing but the programme of the spectacle whose execution is near: “Behold, says Jesus to the twelve (C. 10, 32-34), we go up to Jerusalem, and the Son of man shall be delivered unto the chief priests and to the scholars of Christ, and they shall condemn him to death, and shall deliver him unto the Gentiles; and they shall mock him, and scourge him, and spit upon him, and kill him; and the third day he shall rise again.” |
45 | Die beiden Andern haben diese Weissagungen im Wesent-lichen unverändert wiedergegeben, nur daß Matthäus in seiner abstrakten vorausgreifenden Art den Herrn die erste Weissagung mit der Ankündigung rinleiten läßt, er müsse nun nach Jerusalem gehen (C. 16, 21), und daß er in der dritten die Be« stimmtheit zu weit treibt, wenn er ihn geradezu sagen läßt, daß man ihn kreuzigen werde (C. 20, 19). | The two others have reproduced these prophecies essentially unchanged, except that Matthew, in his abstract, anticipatory way, has the Lord introduce the first prophecy with the announcement that He must now go to Jerusalem (C. 16, 21), and that in the third he takes the truth too far when he has Him say that He will be crucified (C. 20, 19). |
45/46 | Er hat die Bestimmtheit aber noch weiter getrieben. Wenn im Urevangelium die Priester zwei Tage vor Ostern den Tod Jesu beschließen, die Ausführung ihres Beschlusses zwar bis nach dem Feste verschieben, durch den Verrath des Judas aber Gelegenheit erhalten, ihren Plan früher auszuführen, so ist der ursprüngliche Bildner davon überzeugt, daß keiner seiner Leser auf den Gedanken kommen könne, Jesus sey wider Wissen von der Katastrophe überrascht worden: — während der Mahlzeit des Paschaabends spricht derselbe von seinem Tode und von dem Verräther und freiwillig geht er der Katastrophe entgegen, indem er sich in den Garten von Gethsemane begibt, wo er doch weiß, daß ihn der Verräther finden wird. Wo die That-sachen so laut und deutlich sprechen, wäre eine Weissagung von dem Bevorstehenden, auch nur eine Erinnerung an dasselbe sehr überflüssig und beides sogar unzritig gewesen, nach-dem Jesus in der vorhergehenden Rede von den letzten Dinge« seine Rechnung mit der ganzen Weltgeschichte abgeschloffen und Weissagungen ausgesprochen hatte, welche die Schicksale, die ihm jetzt bevorstehea, weit übrrfliegen. Nur vorher, ehe Jesus den Schauplatz seines Leidens betritt, wa-ren die Weissagungen von demselben an ihrer Stelle. Dennoch hat sich Matthäus nicht enthalten können, am Schluß jener Rede von den letzten Dingen und im Eingang zur Leidensge-schichtr den Herrn zu den Jüngern sagen zu lassen (C. 26, 1. 2.): ihr wißt, daß in zwei Tagen Pascha ist und des Men-schrn Sohn überantwortet werden wird, auf daß er gekreuzigt werde. | However, he has pushed the certainty even further. When in the Gospel the priests decide on the death of Jesus two days before Easter, postpone the execution of their decision until after the feast, but are given the opportunity to carry out their plan earlier through the betrayal of Judas, the original author is convinced that none of his readers could get the idea that Jesus was surprised by the catastrophe against his knowledge: – During the meal of the Passover evening he speaks of his death and of the betrayer, and voluntarily he goes to meet the catastrophe by going to the garden of Gethsemane, when he knows that the betrayer will find him. Where the facts speak so loudly and clearly, a prophecy of what is to come, even a reminder of it, would have been very superfluous, and both would even have been unwarranted, after Jesus, in the preceding discourse on the “last things”, had closed his account with the whole history of the world and had uttered prophecies which far exceeded the destinies which now awaited him. Only before Jesus entered the scene of his suffering were the prophecies of the same in their place. Nevertheless, Matthew could not refrain from having the Lord say to the disciples at the end of the discourse on the last things and at the entrance to the Passion (C. 26:1, 2): “You know that in two days it will be the Passover, and the Son of Man will be delivered up to be crucified. |
46 | Um dem Urbericht sein Uebergrwicht über die Arbeit der spätren Compilatoren zu sicher« und ih« zugleich seiner Auflö-sung entgegrnzuführen, brauchen wir ihn nur darzustellen und mit den Compilationen der Spätern zu vergleichen. | In order to “secure” the original report’s superiority over the work of the later compilers and at the same time to lead it towards its dissolution, we need only present it and compare it with the compilations of the later ones. |
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46 | Jm Urbericht, den uns die Schrift des Marcus am reinsten erhalten hat, haben die drei Weissagungen eine innere Beziehung zu dem Vorhergehenden, jedesmal folgt ihnen ein Errigniß, welches zu ihnen in Contrast steht und Jesus zu einem Tadel Anlaß gibt, worauf derselbe noch einmal Anlaß erhält oder nimmt, in einer allgemeineren Form die Seinigen zu belehren. | In the original report, which has been preserved in the purest form in the writings of Mark, the three prophecies have an inner relationship to the previous one; each time they are followed by an event which contrasts with them and gives Jesus cause to rebuke them, whereupon he once again receives or takes cause to instruct his followers in a more general form. |
46/47 | Petrus hat Jesum als Messias bekannt, der Herr erklärt aber nun, um die Schattenseite des messianischen Bildes den Jüngern zu zeigen, daß er leiden müsse, und nachdem in dieser Weise der innere Contrast des messianischen Ideals hervorgehoben ist, folgt der andere Contrast, welchen zu demselben der Sinn der Welt bildet. Petrus muß denselben repräsentiern, der Herr schilt ihn Satan und Jesus belehrt hierauf die Jünger über die Pflicht der Srlbstverläugnung. | Peter has confessed Jesus as the Messiah, but the Lord now declares, in order to show the disciples the dark side of the Messianic image, that he must suffer, and after the inner contrast of the Messianic ideal has been emphasised in this way, the other contrast follows, which is formed by the sense of the world. Peter has to represent the same, the Lord calls him Satan and Jesus then instructs the disciples about the duty of denial of self. |
47 | Zu der Verklärung bildet die zweite Weissagung den inneren Contrast oder die innere Ergänzung und he« äußern Gegensatz zu dem Bild des leidenden Messias muß der Streit der Jünger, wer von ihnen der Größere sey, hergeben. Nur diesmal weist Jesus, ohne vorher einen allgemeinen Spruch aufzustellen, die Thörichten in der Weise zurecht, daß er die unend-liche Bedeutung des Kleinsten auseinandersetzt.
Den Contrast zur dritten Weissagung bildet das vorhergehende Zusammentreffen mit dem reichen Mann, der es zu schwer fand, das Kreuz auf sich zu nehmen und dem Heern nachzufolgen, und die folgende Bitte zweier Jünger, die von ihrem Meister die nächsten Plätze zu seiner Seite haben wollte. Kaum hat derselbe diese Bitte als sinnlos bloßgrstellt, als ihm die ander» Jünger, die über die Anmaaßung der Beiden murren, Gelegenheit geben, wieder von der Pflicht der Selbstverläugnung zu sprechen, die seine Nachfolger üben müssen. Ueberall also dasselbe Gefügt, dasselbe Verhältniß der Gruppen, dieselben Kontraste, ja, dieselben Gedanken und sogar dieselben Wendungen, Urbergänge und Satzfügungen. Ehe wir diese Symmetrie als Armuth und Dürftigkeit der Erfindung bezeichnen, haben wir nachzuweisen, wie in den Schriften der spätern Compilatoren die ursprüngliche Gruppi-rung gestört ist und die ursprünglichen Contrast« ihr inneres Verhältniß und ihre Spannung verloren haben. |
The second prophecy forms the inner contrast or the inner complement to the transfiguration and the outer contrast to the image of the suffering Messiah must come from the dispute between the disciples as to which of them is the greater. Only this time Jesus, without first making a general statement, rebukes the foolish in such a way that he explains the eternal significance of the smallest.
The contrast to the third prophecy is formed by the previous encounter with the rich man who found it too difficult to take up the cross and follow the Lord’s army, and the following request of two disciples who wanted their Master to give them the next places on his side. No sooner has he exposed this request as pointless than the “other” disciples, who grumble about the presumption of the two, give him the opportunity to speak again of the duty of self-denial that his followers must practise. Everywhere, then, the same structure, the same relationship of the groups, the same contrasts, yes, the same thoughts, and even the same turns of phrase, the same original passages and the same phrases. Before we call this symmetry a poverty and paucity of invention, we must show how the original grouping is disturbed in the writings of the later compilers and how the original “contrasts” have lost their inner relationship and tension. |
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47/48 | Der ersten Weissagung hat Lukas ihren unentbehrlichen Contrast geraubt, als er das Zwiegespräch zwischen Petrus und Jesus ausließ — den beiden ersten Weissagungen überhaupt hat er eine falsche Stellung gegeben, wenn er sie von der wirklichen Ankunft in Judäa durch den unförmlichen Reisebericht trennt, der die Vorstellung, daß sich Jesus auf der Reise nach Jerusalem befindet, zu einer unmöglichen macht — die dritte endlich hat Urlukas nach der Beschreibung, die Epiphanius vom Evangelium des Marcion gibtz mit der Bitte der Zebedäiden und der strafenden Antwort Jesu ausgelassen, (jene Bitte und diese Antwort hat er nämlich für seine Darstellung des letzten Mahles Jesu benutzt), und erst der Compilator des jetzigen Lukasevangeliums hat die dritte Weissagung an das Erzählungsstück vom reichen Mann angefügt (Luk. 18, 31—34), aber haltlos gelassen, indem er ihr nicht die Verhandlung über die Bitte der Zebedäiden als Contrast nachschickte. | Luke has robbed the first prophecy of its indispensable contrast by omitting the dialogue between Peter and Jesus – he has given the first two prophecies in general a false position when he separates them from the real arrival in Judea by the shapeless travelogue, which makes the idea that Jesus is on the journey to Jerusalem impossible, Finally, Urlukas omitted the third, after the description Epiphanius gives of the Gospel of Marcion, with the request of the Zebedees and the punitive answer of Jesus, (for he used that request and that answer for his account of the last supper of Jesus), and only the compiler of the present Gospel of Luke added the third prophecy to the narrative of the rich man (Luk 18:31-3). 18, 31-34), but left it unsubstantiated by not sending the account of the request of the Zebedees after it as a contrast. |
48 | Während sich endlich der Verfasser des Urberichts auf das Zeugniß seiner plastischen Contraste verlassen kann, die es deutlich und kräftig bekunden, daß die Jünger noch nicht fähig waren, die Selbstverläugnung zu üben, die Jesus von ihnen forderte und die er selbst im höchsten Grade auszuüben im Begriff war, hat Lukas seine Darstellung überfüllt, indem er der zweiten Weissagung (C. 9, 45) die Bemerkung über die theoretische Stumpfheit der Jünger anfügte, daß sie dieß Wort nicht verstanden und daß sie sich fürchteten, den Herrn über dasselbe zu befragen — eine Reflexion, deren der Verfasser des Urberichts nicht bedurfte und die im gegenwärtigen Marcusevangelium, wo sie sich gleichfalls nach der zweiten Weissagung vvrfindet (C. 9, 32), zu jenen Ueberfüllungen gehört, die dasselbe vom Urevangelium unterscheiden. | While the author of the first account can finally rely on the testimony of his vivid contrasts, which clearly and powerfully show that the disciples were not yet able to practice the self-denial that Jesus demanded of them and that he himself was about to practice to the highest degree, Luke has overfilled his account by adding to the second prophecy (C. 9, 45) the remark about the theoretical dullness of the disciples, that they did not understand this word and that they were afraid to ask the Lord about it – a reflection, which the author of the original report did not need and which in the present Gospel of Mark, where it is also found after the second prophecy (C. 9, 32), belongs to those overfillings, which distinguish it from the original Gospel |
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49 | Was die Darstellung des Matthäus betrifft, so haben wir den Contrast, der zur ersten Weissagung gehört, in seiner ur-sprünglichen Reinheit wiederhergestellt, als wir die Belehnung des Petrus mit den Schlüsseln des Himmelreichs und seine Proclumtrung als des Felsen der Kirche als ein späteres Er-zeugniß vom Bericht des Urevangelium- unterschieden.
Es dauert auch viel zu lange, ehe wir von der Abferti-gung des reichen Mannes zur dritten Weissagung kommen: — die eingefchobene Parabel von der Auszahlung des Denar’s an die verschiedenen Arbeiter im Weinberg (C. 20, 1 —16) muß weichen, damit das Zusammengehörige sich wieder verbindet. Auch die zweite Weissagung wird von ihrem Contrast durch einen Eindringling getrennt — durch das Wunder vom Stater, mit dem Jesus seine Steuer entrichtet. Wir werden den Ein-dringling sogleich beseitigen und später erst die übermäßige Aus-dehnung des Schlusses durch die Kraft der ursprünglichen An-lage sich abscheiden lassen.’ Nach der Verklärung reist der Jesus des Urberichts (Marcus 9, 30) „durch” Galiläa und zwar incognito — in Galiläa ist für ihn keine feste Stätte mehr — die Katastrophe zieht ihn nach Jerusalem — in diesem Augenblick war er somit für die Leute, welche die Steuern einforderten, nicht mehr zu finden, überhaupt nicht mehr vorhanden. |
As far as Matthew’s account is concerned, we have restored the contrast that belongs to the first prophecy to its original purity when we distinguish Peter’s being given the keys of the kingdom of heaven and his proclamation as the rock of the church as a later testimony from the account of the first gospel.
It takes much too long before we get from the rich man’s dismissal to the third prophecy: the inserted parable of the payment of the denarius to the various labourers in the vineyard (C. 20, 1-16) must give way so that what belongs together can be connected again. The second prophecy, too, is separated from its contrast by an intruder – by the miracle of the denarius with which Jesus pays his tax. We will remove the intruder immediately and only later allow the excessive extension of the ending to be separated by the power of the original arrangement’. After the transfiguration, the Jesus of the original account (Mark 9:30) travels ‘through’ Galilee incognito – there is no longer a fixed place for him in Galilee – the catastrophe draws him to Jerusalem – at that moment he was thus no longer to be found, no longer present at all, for the people who demanded the taxes. |
49/50 | Die Steuer, von der es sich in dieser Episode handelt, ist die Tempelfleuer — Jesus stellt sich und seine Jünger als die freien Kinder des himmlischen Königs dem Volk entgegen, welches als ein Haufe von Fremden und angenommenen Knech-ten allein nur steuerpflichtig seyn kann — das Wunder, welches Matthäus einer seiner Quellenschriften entlehnte, hat er daher sehr zur Unzeit und am unrechten Orte angebracht, denn demjenigen, der so eben noch bekannte, daß er im Leiden seine estimmung erfüllen müsse, kann es auch nun sehr schlecht anstehen, wenn er den Augenblick darauf ein göttliches Gesetz zu lästig und dessen Beobachtung seiner nicht würdig findet. Matthäus hat dasselbe Versehen begangen, wie kurz vorher, als er die erste Weissagung Jesu von seinem Leiden hinschrieb und den Herrn, der von den Seinigen die unbedingte Selbstverläugnung forderte, den Petrus mit den Schlüsseln des Himmelreichs belehnen und den hierarchischen Stolz überhaupt legitimiren ließ. | The tax which is the subject of this episode is the temple tax – Jesus contrasts himself and his disciples as the free children of the heavenly King with the people who, as a bunch of strangers and accepted servants, can only be liable to tax – the miracle which Matthew borrowed from one of his source writings was therefore very untimely and in the wrong place, For he who has just confessed that he must fulfil his purpose in suffering, it can also be very bad for him if the moment after he finds a divine law too burdensome and its observance not worthy of him. Matthew made the same mistake as shortly before when he wrote down the first prophecy of Jesus’ suffering and let the Lord, who demanded unconditional self-denial from His own, bestow the keys of the kingdom of heaven on Peter and legitimise hierarchical pride in general. |
50 | Nachdem die Episode von ihrer Umgebung erdrückt ist, brauchen wir nur noch im Vorbeigehen darauf hinzuweisen, wie unwürdig ihre Tendenz — wie unwürdig es wenigstens ist, wenn der Erhabene über die Zinspflichtigkeit disputier, sie für seine Person und für die Seinigen läugnet, sie doch wieder an erkennt und den Zins errichtet, aber, indem er sich beugt, durch die scherzhaft — ja, wir können den Ausdruck immerhin wagen, durch die spaßhaft ironische Weise, in der er den Zins entrichtet, zugleich wieder die Anerkennung seiner Erhaben-heit sich zu sichern bemüht ist. | After the episode has been crushed by its surroundings, we need only point out in passing how unworthy its tendency is – how unworthy it is, at least, when the exalted one disputes the obligation to pay taxes, denies it for his person and for his own, yet acknowledges it again and establishes the tax, but, by bowing, by the jocular – yes, we can at least dare to use the expression, by the jocularly ironic way in which he pays the tax, is at the same time endeavouring to secure for himself again the recognition of his sublimity. |
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50 | Nun der Urbericht!
In einer andern Form, als wie sie noch jetzt im Marcus-rvangelium lauten, haben die drei Weissagungen Jesu nie exi-stirt — so wie sie aber lauten, spricht kein lebendiges Wesen. So spricht nur ein Buch. |
Now the original report!
The three prophecies of Jesus have never existed in any other form than that in which they are still written in the Gospel of Mark – but as they are written, no living being speaks. Only a book speaks in this way. |
50/51 | Sie haben alle drei von Anfang an zufammrngehört und der Haltung der beiden Ersten hat man «S von Anfang an ansehen können, daß sie von der dritte« die letzte Beflimmt-hrit erwarteten, die sie selbst noch nicht geben durften — mit dieser Berechnung spricht aber kein geschichtlicher Mann «it-ten in den Kämpfen, die er zu bestehen hat. So arbeitet nur der Schriftsteller. | They have listened to all three from the beginning, and the attitude of the first two could be seen from the beginning to be that they expected from the third the final authority which they themselves were not yet allowed to give – but no historical man speaks with this calculation in the struggles he has to endure. Only the writer works in this way. |
51 | Und zwar ein Schriftsteller, der zu gestalten glaubt, wenn er nach einem Schema arbeitet.
Mehreremale hätte Jesus von der Nothwendigkeit seines Leidens nur sprechen können, wen« er voraussetzen mußte, daß seine Schüler, was er ihnen früher gesagt hatte, nicht gefaßt haben, in solchem Falle würde aber ein wirklicher Lehrer nicht dasselbe Formular hersagen, sondern die Sache wirklich von neuem, nämlich von einer neuen Seite und zwar gerade vo« der Seite aufnehmen, von der er sieht, daß sie seinen Schülern noch nicht deutlich war. Dreimal läßt dagegen der Verfasser des Urberichts seinen Herrn jene Weissagungen aussprechen, weil er es so dem Gesetz der heiligen Dreizahl schuldig zu seyn glaubte und weil er zu-gleich nach einer künstlerischen Steigerung trachtete. Diese Steigerung liegt aber nicht nur in der Form der Weissagungen, sondern auch in den Contrasten, die sie umgeben. Die erste folgt auf das Bekenntniß Petri, den Hintergrund der zweiten bildet die Verklärung, ehe die dritte erfolgt, demüthigt Jesus in jenem reichen Manne die Reichen und Mächtigen die« ser Wett. So wird auch nach der ersten Petrus gescholten, nach der zweiten der Streit über den Vorrang niedergeschlagen, nach der dritten endlich das Verlangen der Zebedäiden nach den Sitzen zur Rechten und Linken des Messias zurückgewiesen. |
And this is a writer who believes he is creating when he works according to a scheme.
Several times Jesus could only have spoken of the necessity of his suffering “if” he had to assume that his disciples had not grasped what he had said to them earlier; in such a case, however, a true teacher would not recite the same form, but would really take up the matter anew, that is, from a new angle, and precisely from the angle which he saw was not yet clear to his disciples. Three times, on the other hand, the author of the original report lets his Lord speak those prophecies, because he believed he owed it to the law of the holy trinity and because he at the same time strove for an artistic intensification. This enhancement lies not only in the form of the prophecies, but also in the contrasts that surround them. The first follows Peter’s confession, the second is set against the backdrop of the transfiguration, and before the third takes place, Jesus humbles the rich and powerful of the world. Thus, after the first Peter is scolded, after the second the dispute about precedence is put down, after the third the desire of the Zebedees for the seats on the right and left of the Messiah is finally rejected. |
51/52 | Der Verfasser des Urberichts wußte es noch, daß Jesus, wenn er mehreremale von seinem Leiden sprechen sollte, es nur unter der Voraussetzung thun konnte, daß die Jünger einer nähern Belehrung bedürftig waren. Diese Belehrung folgt auch in der That auf alle drei Weissagungen. Aber wie? Nachdem ein Ereigniß eingetreten war, das Jesus nicht voraussehen konnte, auf welches er, weil es nur zufällig war, mit seiner Belehrung nicht warten durfte. Wußte er es denn, daß Petrus so wie er that, sprechen würde — wußte er, daß die Jünger unmittelbar nach seiner zweiten Weissagung sich über den Vorrang streiten — daß die Zebedäiden auf jenen sinnlosen Einfall kommen würden? Er wußte es nicht. Aber er hätte sie doch besser kennen und sie sogleich, wenn er von seinem Leiden sprach und zumal wenn er öfter davon sprechen zu müssen glaubte, darüber belehren müssen. Aber nein! Er brauchte es nicht — die mechanisch prästabilirte Harmonie des Urberichts gab ihm die Bürgschaft dafür und die Gewißheit, daß er nach jeder seiner drei Weissagungen nur noch ein Paar Augenblicke zu warten brauchte, um die Gelegenheit zu jenen Belehrungen zu bekommen. | The author of the original account still knew that Jesus, if he was to speak of his suffering several times, could only do so on the condition that the disciples needed closer instruction. In fact, this instruction follows all three prophecies. But how? After an event had occurred which Jesus could not have foreseen and which, because it was only accidental, he could not wait to instruct. Did he know that Peter would speak as he did – did he know that the disciples would argue about precedence immediately after his second prophecy – that the Zebedees would come up with this senseless idea? He did not know. But he should have known them better and should have told them immediately when he spoke of his suffering and especially when he thought he would have to speak of it more often. But no! He didn’t need to – the mechanically prestablished harmony of the original report gave him the guarantee and the certainty that after each of his three prophecies he only had to wait a few moments to get the opportunity for those teachings. |
52 | Die Kontraste des Urberichts sind demnach so gebildet, daß dasjenige, was in der wirklichen Welt in Einem Flusse folgt und von der Einsicht, die der tüchtige Mann in die Situation hat, herbeigeführt wird, in getrennten plastischen Gebilden sich ergänzt — eine Ergänzung, die nur in der Welt der idealen Anschauung möglich ist, in der wirklichen Welt aber das Gegentheil wäre. | The contrasts of the original report are thus formed in such a way that what in the real world follows in one flow and is brought about by the insight that the capable man has into the situation, complements itself in separate plastic formations – a complementation that is only possible in the world of the ideal view, but in the real world would be the opposite. |
52/53 | Als der Verfasser des Urberichts nach seinem mechanischen Schema diese Anlässe für die näheren Belehrungen der Jünger schuf und seine einförmigen Contraste bildete, hat er ein unschönes Werk, eine Unmöglichkeit ausgestellt und die Geistesfähigkeiten der Jünger auf eine so niedrige Stufe herabgedrückt, daß es unbegreiflich wird, wie Jesus auf den Gedanken kommen konnte, an diese Leute auch nur Ein Wort über seine Bestimmung zu richten. Diese Stumpfheit der Jünger ist aber eben eine Unmöglichkeit. Hat Jesus so bestimmt, wie es der Urbericht voraussetzt, von der Nothwendigkeit seines Leidens gesprochen und so eben noch hinzugesetzt, er werde am dritten Tage wieder auferstehen, so konnte Petrus nicht auftreten und sagen: das sey ferne! Spricht er wiederum vom Leiden und Tod, so ist es unmöglich, daß die Zwölfe sogleich darauf Nichts Besseres anzufangen wissen, als sich über den Vorrang zu streiten. Und hat er noch einmal von der Nothwendigkeit seines Leidens gesprochen, so ist es unmöglich, daß die Zebedäi-den, als wäre das Scheltwort über des Petrus weltlichen Sinn und die Belehrung über das Unrecht des Ehrgeizes, dessen sich alle Zwölfe schuldig gemacht hatten, nicht vorhergrgangen, auf dem Einfall kamen, für sich die Sitze zur Rechten und Linken ihres Herrn zu verlangen. | When the author of the original report, according to his mechanical scheme, created these occasions for the detailed teachings of the disciples and formed his monotonous contrasts, he exhibited an unattractive work, an impossibility, and lowered the spiritual abilities of the disciples to such a low level that it becomes incomprehensible how Jesus could have had the idea of addressing even one word to these people about his destiny. But this dullness of the disciples is an impossibility. If Jesus had spoken of the necessity of his suffering in such a definite way, as the original report presupposes, and added that he would rise again on the third day, Peter could not appear and say: “That is far off! If he again speaks of suffering and death, it is impossible that the twelve should immediately know nothing better than to argue about precedence. And when he has again spoken of the necessity of his suffering, it is impossible that the Zebedees, as if they had not heard the rebuke of Peter’s worldly mind and the instruction about the injustice of the ambition of which all the Twelve were guilty, should have had the idea of demanding for themselves the seats on the right and left of their Lord. |
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53 | Noch Eine Weissagung, die aus dem Schema des Urberichts heraustritt, haben wir ins Auge zu fassen und aufzulösen, während sowohl der Pragmatismus der Nothwendigkeit, unter die sie die Reise des Propheten nach Jerusalem stellt, als auch der mit ihr verknüpfte Spruch über die wiederholten Bemühungen, die Jesus Jerusalem gewidmet habe, uns veranlassen wird, die Streitstage über den chronologischen Pragmatismus der Evangelien zu entscheiden. | There is one more prophecy that emerges from the scheme of the original account that we have to consider and resolve, while both the pragmatism of the necessity under which it places the prophet’s journey to Jerusalem and the saying connected with it about the repeated efforts that Jesus devoted to Jerusalem will cause us to decide the days of dispute about the chronological pragmatism of the Gospels. |
53/54 | Sie findet sich im Lukasevangelium — aber nur in dem Werk des spätern Compilators — in der Schrift des Urlukas fand sie Marcion nach dem Zeugniß des Epiphanius noch nicht vor. Es ist jenes Wort Jesu an die Pharisäer, die ihn — man weiß nicht, wie seine Feinde auf einmal zu dieser besorgten Theilnahme für ihn kamen — vor den Nachstellungen des He-rodes warnten, und der Spruch über Jerusalem, welches die Propheten tödtet und dessen Kinder er, der Herr oft — oft um sich hab« versammeln wollen (Luk. 13, 31—35). | It is found in the Gospel of Luke – but only in the work of the later compiler – according to the testimony of Epiphanius, Marcion did not find it in the writings of Urlukas. It is the word of Jesus to the Pharisees, who warned him – it is not known how his enemies suddenly came to this concerned sympathy for him – of the persecutions of the Gentiles, and the saying about Jerusalem, which kills the prophets and whose children he, the Lord, often wanted to gather around him (Luk 13, 31-35). |
54 | Die historische Voraussetzung des Eingangs, wonach Herodes Jesum „todten will”, steht in grellem Widerspruch mit der Voraussetzung, die Urlukas an der Stelle, wo im Urbericht die drohenden Gestalten des Herodes und der Herodias sich im Hintergrund erheben, geschaffen und zwar im Einklang mit seiner Leidensgeschichte geschaffen hatte — der Voraussetzung, daß Herodes Jesum, dessen mysteriöse Erscheinung ihn frappirte, „zu sehen begehrte” (Luk. 9, 9. C. 23, 8). Die Episode verräth sich also selbst als ein fremde- Einschiebsel und das Zeugniß des Epiphanias wird noch durch seine fernere Aussage bestätigt, wonach der Spruch über das Prophetenblut, welches die Juden vergossen haben (Luk. 11, 49—51), in dem Evangelium des Marcion, d. h. in der Schrift des Urlukas gleichfalls fehlte.
Natürlich! Jedes Wort über Jerusalem und dieser Spruch über das vergossene Prophetenblut gehörten zusammen, bildeten ursprünglich Ein Ganzes — finden sich als solches in der Schrift des-Mgtthäus noch vor (Matth. 23, 34—39) und sind die evangelische Nachbildung eines Spruches, den der Verfasser des vierten Buches Esra geschaffen hat. |
The historical premise of the introduction, according to which Herod “wants to kill” Jesus, stands in glaring contradiction to the premise that Urlukas had created at the point where the threatening figures of Herod and Herodias rise up in the background in the original account, and indeed in harmony with his history of the Passion – the premise that Herod “longed to see” Jesus, whose mysterious appearance caught his eye (Luk. 9, 9. C. 23, 8). The episode thus betrays itself as an extraneous insertion, and the testimony of Epiphanias is further confirmed by his more distant statement, according to which the saying about the blood of the prophets, which the Jews shed (Luk 11, 49-51), was likewise missing in the Gospel of Marcion, i.e. in the writing of Urlukas.
Of course. Every word about Jerusalem and this saying about the shed blood of the prophets belonged together, originally formed a whole – are still found as such in the Scripture of Matthew (Matth. 23, 34-39) and are the evangelical reproduction of a saying that the author of the fourth book of Ezra created. |
54/55 | Und dieser ursprüngliche Bildner — wann hat er geschrieben? Offenbar nach dem Untergang Jerusalems. Wenn er den Allmächtigen zum Volke sagen läßt: „habe ich euch nicht gebeten, wie ein Vater seine Söhne bittet und wie eine Mutter ihre Töchter und wie eine Amme ihre Kindlein. daß ihr mein Volk würdet, so wollte ich euer Gott seyn, und meine Kinder, so wollte ich euer Vater seyn? Ich habe euch gesammelt wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel” — so verräth er damit, daß für ihn die Geschichte des Volks abgeschlossen und entschieden ist, daß die göttlichen Versuche für immer vereitelt find und auf immer ihr Ende haben — kurz, daß er das Ende schon kennt. Er läßt zwar den Allmächtigen damit erst drohen, daß er das Volk von seinem Angesicht werfen, das vergossene Prophetenblut zurückfordern werde und daß das Haus des Volks wüste werden soll — das Schicksal, welches sein Werk bereits vollbracht hat, stellt er aber nur deshalb als ein zukünftiges dar, weil es dem Esra verkündet seyn soll. | And this original sculptor – when did he write? Apparently after the fall of Jerusalem. When he lets the Almighty say to the people: “Have I not asked you as a father asks his sons, and as a mother asks her daughters, and as a nurse her little children, that you might become my people, and I would be your God, and my children, and I would be your father? I have gathered you together like a hen gathers her chicks under her wings” – thus he reveals that for him the history of the people is concluded and decided, that the divine attempts are thwarted forever and have their end forever – in short, that he already knows the end. Although he first lets the Almighty threaten that he will throw the people from his face, reclaim the shed blood of the prophets and that the house of the people will become desolate, he only presents the fate that has already accomplished his work as a future one because it is to have been announced to Ezra. |
55 | Die evangelische Nachbildung aber, die Matthäus und Lukas in ihre Compilationen aufnahmen — wann ist sie entsianden? Matthäus sagt es uns — er hat den Spruch von dem Blut, welches vom Blute Abels an bis zum Schluß der jüdischen Geschichte vergossen ist, uns vollständig erhalten — jenen Zacharias, der die Reihe der Märtyrer schließt, nennt er nämlich den Sohn des Barachia, macht er somit als jenen Zacharias kenntlich, den nach dem Bericht des Josephus die jüdischen Zeloten kurz vor der Zerstörung Jerusalems im Tempel tödteten.
Und dieser Spruch — ein so entstandener Spruch soll uns wirklich über die Chronologie der synoptischen Evangelien besser belehren als ihre deutlichsten Angaben und Voraussetzungen, — soll namentlich gegen die synoptische Anschauung für den Festpragmatismus des vierten Evangeliums zeugen und die Voraussetzung desselben, wonach Jesus öfter, mehr als Einmal in Jerusalem ausgetreten sey, als die richtige beweisen? Ist es nicht vielmehr klar, daß Jerusalem nur deshalb in diesem Spruche zu der Ehre kommt, daß sich der Herr vielfach um dasselbe bemüht hat, weil es die Stelle des Volks einnimmt, um welches sich im Original der Allmächtige unablässig bemüht hat? |
But the evangelical copy which Matthew and Luke included in their compilations – when did it come into being? Matthew tells us – he has preserved for us in its entirety the saying about the blood that was shed from the blood of Abel to the end of Jewish history – he calls the Zechariah who closes the line of martyrs the son of Barachia, thus identifying him as the Zechariah whom, according to the account of Josephus, the Jewish Zealots killed in the temple shortly before the destruction of Jerusalem.
And this saying – a saying that came into being in this way is really supposed to instruct us better about the chronology of the Synoptic Gospels than their clearest statements and presuppositions – is supposed to testify against the Synoptic view in favour of the fixed pragmatism of the fourth Gospel and prove the presupposition of the same, according to which Jesus went out more often, more than once in Jerusalem, to be the correct one? Is it not rather clear that Jerusalem only receives the honour in this saying because the Lord has made many efforts for it, because it takes the place of the people for whom the Almighty made constant efforts in the original? |
55/56 | Und wie ist es gekommen, daß Jerusalem an die Stelle des Volks trat? Einfach daher, weil die ursprüngliche evangelische Umarbeitung des Spruchs dem Herrn in jener Zeit und Situation in den Mund gelegt ist, wo er seine Wirksamkeit in Jerusalem beschließt und dem Volke den drohenden Abschied hinterläßt, daß man ihn nicht eher wieder sehen werde, als bis man ihn mit dem Rufe: gesegnet sey der, der da kommt im Namen des Herrn! begrüßen werde. (Diesen Ruf hat der erste evangelische Bearbeiter des Spruchs dem Urbericht vom Einzuge in Jerusalem entlehnt — sonst aber soll es der Ruf seyn, der dem Herrn bei seiner Wiederkunft entgegenkommt — Matthäus hat daher den Spruch so weit wenigstens noch richtig gestellt, daß er ihn den Herrn beim Schluß seiner Wirksamkeit zu Jerusalem vertragen läßt — der Compilator des jetzigen Lukasevangeliums dagegen hat ihn sehr unrichtig gestellt, als er ihn vor die Ankunft in Jerusalem stellte, so daß der Spruch nun den falschen Schein erhält, als habe er den feierlichen Empfang bei der Ankunft in der heiligen Stadt im Auge.) | And how did Jerusalem come to take the place of the people? Simply because the original evangelical reworking of the saying is put into the mouth of the Lord at that time and in that situation when he concludes his work in Jerusalem and leaves the people with the threatening farewell that they will not see him again until he is greeted with the cry: Blessed is he who comes in the name of the Lord! (The first evangelical editor of the saying borrowed this shout from the original account of the entry into Jerusalem – but otherwise it is supposed to be the shout that comes to meet the Lord at his return – Matthew therefore at least corrected the saying to such an extent that he calls the Lord at the end, that he lets the Lord tolerate it at the end of his activity in Jerusalem – the compiler of the present Gospel of Luke, on the other hand, placed it very incorrectly when he placed it before the arrival in Jerusalem, so that the saying now has the false appearance of having in mind the solemn reception at the arrival in the holy city). |
56 | Der Vierte steht also mit dem Mechanismus seines Festpragmatismus wieder allein: — jener Spruch ist keine Hilfsmacht für ihn. Daß es in demselben heißt: „wie oft hab« ich deine Kinder versammeln wollen”, beweist noch nicht, daß der erste Bildner desselben die Anschauung hatte, daß Jesus öfter in Jerusalem gewesen sey — das „wie oft” hat vielmehr seinen Ursprung nur in der Wendung des Originals, wonach der Allmächtige sich unaufhörlich an sein Volk gewandt habe — höchstens kann es noch allenfalls in der spätern Anschauung seinen Grund haben, der die Wirksamkeit Jesu in Jerusalem von immer längerer Dauer schien und die endlich — siehe Apostelge-schichte C. 10,37—39 — so weit ging, daß sie nur den „An-sang” der Wirksamkeit Jesu nach Galiläa, seine Hauptthätigkeit aber nach Judäa und Jerusalem verlegte. | The fourth gospel, then, stands alone again with the mechanism of his fixed pragmatism: – that saying is no power to help him. That it says in the same:”how often have I wished to gather thy children”, does not yet prove that the first author of it had the idea that Jesus had been in Jerusalem more often – the “how often” rather has its origin only in the turn of the original, according to which the Almighty had addressed his people incessantly – at the most it can still have its reason in the later idea, to which the activity of Jesus in Jerusalem seemed to be of ever longer duration and which finally – see Acts C. 10,37-39 – went so far that they only moved the “beginning” of Jesus’ ministry to Galilee, but his main ministry to Judea and Jerusalem. |
57 | Der Vierte steht auch dann noch allein, wenn auch das „wie oft” jenes Sprychs und diese Anschauung der Apostelgr-schichte zu ihm einen leisen Uebergang zu bilden anfangen.
Der Vierte bleibt immer noch allein stehen, wenn auch aus dem haltlosen Spiel mit der Dreizahl, welches in der Antwort, die der Jesus des Lukas (C. 13, 32—33) dem mordlustigen Herodes bestimmt: „siehe, ich treibe Dämonen aus und heile Krankheiten heute und morgen und am dritten Tage ende ich” hervorgeht, daß dieser späte Compilator einer Anschauung folgte, wonach die Wirksamkeit Jesu einen Zeitraum von drei Jahren annahm. Ja, es ist gewiß, — dieser Spätere hatte diese Anschauung — das von ihm eingeschobene Gleichniß von dem Gartenbesitzer, der drei Jahre lang vergeblich an einem Feigenbaum Frucht gesucht hatte (Luk. 13, 1—9) — ein Gleichniß, welches Marcion in der Schrift des Urlukas auch noch nicht besaß, hat diese Anschauung zur Grundlage; aber dieß selbst schon späte Erzengniß beweist noch nicht, daß der mechanische Festpragmatismus des Vierten der Geschichte nachgebildet sey. Jenes Wort vom heutigen, morgenden und dritten Tage ist so hohl wie das andere sogleich darauf folgende Wort, welches auch für den Herodes bestimmt seyn soll: „nur daß ich heute und morgen und am Tage darnach wandern muß, denn”…….. |
The fourth still stands alone, even if the “how often” of that saying and this view of the apostles’ story begin to form a gentle transition to it.
The fourth still remains alone, even if it is evident from the groundless play with the number of three, which in the answer which Luke’s Jesus (C. 13, 32-33) gives to the murderous Herod: “behold, I cast out demons and heal diseases today and tomorrow, and on the third day I end”, that this late compiler followed a view according to which Jesus’ activity assumed a period of three years. Yes, it is certain – this later compiler had this view – the parable he inserted of the garden owner who had sought fruit on a fig tree in vain for three years (Luk 13:1-9) – a parable which Marcion in the writing of Urlukas also did not yet possess, has this view as its basis; but this even late occurrence does not yet prove that the mechanical fixed pragmatism of the fourth is modelled on history. That word about today, tomorrow and the third day is as hollow as the other word immediately following it, which is also supposed to be intended for Herod: “only that I must wander today and tomorrow and the day after, for”…….. |
57/58 | Doch dieser Grund: „denn es ist nicht möglich, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme”, hat schon einen festeren Kern — den er sich freilich nicht, wie er sich den Schein geben möchte, aus der alttestamentlichen Welt geholt hat, denn diese kennt weder ein Gesetz, wonach kein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme« darf, noch eine Reihe von Antecedenzen, die Jesum auf ein solches Gesetz hätten führen können — der Spruch hat vielmehr einzig und allein die Anschauung des Urberichts zu seiner Voraussetzung und sucht diese unter das Gesetz einer höhern Nothwendigkeit zu stellen. | But this reason: “for it is not possible for a prophet to perish outside Jerusalem”, already has a firmer core – which, of course, he did not take from the Old Testament world, as he would like to appear to have done, for this knows neither a law according to which no prophet may “perish” outside Jerusalem, nor a series of antecedents that could have led Jesus to such a law, nor a series of antecedents that could have led Jesus to such a law – rather, the saying has as its premise solely the view of the original judgment and seeks to place it under the law of a higher necessity. |
58 | Der erste Bildner der evangelischen Geschichte hat aber in seinem Plastischen Gebilde dieser Nothwendigkeit einen lebendigem und ergreifenderen Ausdruck gegeben, wenn er Jesum erst am äußersten Saum des Landes austreten, sein Werk begründen und nun erst die heilige Stadt betreten läßt, um das jüdische Pri-vilegium im Mittelpunkt seiner Macht anzugreisen und sein eig-nes Geschick zu erfüllen.
Der Glaube der Gemeinde gab dem ersten historischen Bild-ner eine höhere und gehaltvollere Nothwendigkeit — es war die, daß Jesus am Paschafest, mitten im gesetzlichen Verlauf der Feier, also auch dort, wo sie nach dem Gesetz stattzufinden hatte, leiden mußte — und diese Nothwendigkeit ist es, was den qual-vollen Feflpragmatismus des Vierten und seine chronologische Anordnung vollends widerlegt, die Streitfrage aber, ob der Vierte oder die Verfasser der synoptischen Evangelien den histo-rischen Verlauf des Lebens Jesu richtig wiedergeben, damit löst, daß sie endlich und für immer als ein Unding zu Boden fällt. |
The first sculptor of evangelical history, however, gave this necessity a more vivid and poignant expression in his sculptural image, when he had Jesus only step out at the outermost edge of the land, establish his work and only now enter the holy city in order to approach the Jewish privilege in the centre of his power and fulfil his own destiny.
The faith of the congregation gave the first historical image a higher and more substantial necessity – it was that Jesus had to suffer on the feast of the Passover, in the midst of the legal course of the celebration, thus also where it had to take place according to the law – and it is this necessity, which completely refutes the torturous pragmatism of the Fourth Gospel and its chronological order, but solves the question of whether the Fourth or the authors of the Synoptic Gospels correctly represent the historical course of Jesus’ life, so that it finally and forever falls to the ground as an irrelevance. |
58/59 | Weder der Vierte noch die Bildner des synoptischen Evan-gelienkreises geben uns in dem Sinne, in welchem dir Apologeten danach verlangen, ein Atom geschichtlichen Stoffes. Wen« die synoptischen Nachfolger des ersten Schöpfers auf das uzweideutigste die ursprüngliche Voraussetzung festhalten, daß Jesus nur als er seine Bestimmung erfüllen sollte und nur um sie zu erfüllen, den Weg nach Jerusalem antrat — wenn Jesus im Urbericht sogleich nach dem Einzuge in die heilige Stadt (C. 11, 11) in den Tempel und nachdem er Alles angesehen, da es schon spät, d. h. zum Lehren nicht mehr Zeit war, hinaus nach Bethanien geht, somit die Neugierde eines Mannes bestiedigt, der aus der Provinz kommt — wenn der Engel, der im Urbericht den Frauen die Auferstehung ihres Meisters verkündigt, ihnen aufträgt, sie sollten den Jüngern melden, Jesus würde ihnen nach Galiläa vorangehen, da würden sie ihn sehen, wie er ihnen gesagt habe (Marc. 16, 7), wen» Urlukas den Engel sagen läßt (C. 24, 6), sie sollten sich dessen erinnern, was er ihnen sagte, „da er noch in Galiläa war”, in beiden Fäl-len also Galiläa als der eigentliche Schauplatz der Wirksamkeit Jesu vorausgesetzt wird — wenn der Jubel, mit dem das Volk den Herrn bei seinem Einzuge in Jerusalem empfängt, unzweideutig dafür zeugt, daß er jetzt zum erstenmale die heilige Stadt betritt, — so sind diese Angaben und Voraussetzungen durchaus nicht der Natur, daß sie den Heißhunger nach geschichtlichen Brocken stillen könnten, sondern sie dienen der künstlerischen Architektonik eine- Baues, der rein und allein aus idealem Material aufgeführt ist. | Neither the Fourth nor the authors of the Synoptic Gospels give us an atom of historical material in the sense in which the apologists demand it. If” the synoptic followers of the first Creator most unequivocally hold to the original premise that Jesus only set out for Jerusalem when he was to fulfil his destiny and only in order to fulfil it – if Jesus in the original account immediately after entering the holy city (C. 11, 11) entered the temple and after looking at everything, since it was already late, i.e. no longer time to teach. when the angel who announces the resurrection of their Master to the women tells them to tell the disciples that Jesus would go ahead of them to Galilee, where they would see him, as he had told them (Mark 16, 7), “whom” Urlukas has the angel say (C. 24, 6), they should remember what he told them “while he was still in Galilee”, in both cases Galilee is presupposed as the actual scene of Jesus’ activity – when the rejoicing with which the people received the Lord at his entry into Jerusalem unequivocally testifies to it, that he is now entering the holy city for the first time, – these details and presuppositions are by no means of a nature that could satisfy the ravenous hunger for historical chunks, but they serve the artistic architectonics of a building that is constructed purely and solely from ideal material. |
59 | Wenn dagegen der Vierte das Leben seines Herrn in den jüdischen Festcyclus vertheilt, so mag er, da er für seine Nachrichten über das Leben Jesu keine andern Quellen benutzte als dieselben, die die Compilatoren der jetzigen synoptischen Evangelien zusammrnflellten — (falls er nämlich kein einziges derselben zur Hand hatte) — so mag er das Wagniß seiner Erfindung verantworten, aber keinen Forscher wird er jemals wieder zur Behandlung der Frage veranlassen, ob Jesus zu den Festreisen sich für verpflichtet hielt oder wirklich nur Einmal, zur Zeit des Pascha, welches durch seinen Tod zum Pascha der Welt wurde, nach Jerusalem gereist ist. | If, on the other hand, the Fourth distributes the life of his Lord in the Jewish festival cycle, he may, since he used no other sources for his news about the life of Jesus than those compiled by the compilers of the present Synoptic Gospels (for if he had none of them at hand), be responsible for the risk of his invention, but he will never again cause any investigator to consider the question whether Jesus considered himself obliged to make the festival journeys, or whether he really travelled to Jerusalem only once, at the time of the Passover, which through his death became the Passover of the world. |
59/60 | Ob Jesus den Festbesuch für nothwendig hielt, ist eine rein Persönliche Frage, die für uns nicht existiern kann, da uns bis jetzt noch keine einzige Nachricht über ihn zugekommen ifl. Aber auch die Bildner des synoptischen Geschichtskreises haben für uns längst und in voraus diese Frage gestrichen, da nach ihrer Voraussetzung Jesus, nicht um das Fest zu be-suchen, sondern um zu leiden, nach Jerusalem reist. | Whether Jesus considered the visit to the feast necessary is a purely personal question that cannot exist for us, since we have not yet received a single message about him. But also the authors of the synoptic historical circle have eliminated this question for us long ago and in advance, since according to their presupposition Jesus travels to Jerusalem not to visit the feast, but to suffer. |
60 | Richt einmal die einzige und eigentliche Frage, wer dem historischen Verlauf der heiligen Geschichte Haltung und drama-tischen Charakter mitzutheilrn gewußt habe, ob der Vierte oder der Verfasser des Urberichts, brauchen wir noch aufzuwerfen, da sie durch die verdiente Auflösung des späten Machwerks, welches jener ausgestellt hat, und durch unsere Reconstruction des Urbe-richls bereits beantwortet ist.
Der Verfasser des Urberichts lebt wirklich in einer idealen Welt und hat aus dem Lethestrom getrunken und dem irdischen Calender vergessen, bis er zum Paschafest kommt — dieser Lethetrank hat ihn zum Meister der heiligen Geschichtsschreibung, dem Vierten dagegen sein heißhungriges Trachten nach Anschaulichkeit und chronologischer Genauigkeit nur zum Virtuosen der Unschön-heit gemacht. |
We need not even raise the single and real question as to who knew how to give the historical course of sacred history its attitude and dramatic character, whether the Fourth or the author of the Original Report, since it has already been answered by the deserved resolution of the late work of art which the latter issued, and by our reconstruction of the Original Report.
The author of the First Report really lives in an ideal world and has drunk from the lethestream and forgotten the earthly calendar until he comes to the Passover feast – this lethestream has made him the master of sacred historiography, while the Fourth, on the other hand, his ravenous striving for vividness and chronological accuracy has only made him a virtuoso of unattractiveness. |
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Neil Godfrey
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