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3.Die Enthauptung des Taufers. |
3.The beheading of the Baptist. |
31/32 | Während nämlich nach dem Bericht des Marcus Herodes dem Täufer gefangen gesetzt hat, weil dieser seine Ehe mit der Herodias, der früheren Gemahlin seines Bruders, als eine un-gesetzliche getadelt hatte, berichtet uns Josephus, Herodes habe ihn vielmehr deshalb gefangen gesetzt, weil er fürchtete, er würde das Volk, das ihm begeistert anhing, noch aufwiegeln und zum Aufstand bewegen. Marcus erzählt uns ausführlich, wie Hero-de- in seiner Schwäche der Herodias Gelegenheit gab, ihren Haß gegen den Sittenrichter zu bestitdigen; nach Josephus hat Herodes den Täufer aus dem Wege geräumt, um sicher zu ge-hen und aller Furcht vor dem gewaltigen Volksmanne los zu seyn. Wenn MarcuS erzählt, wie die Tochter der Herodias auf Anrathen ihrer Mutter den Herodes, um das Haupt des Täu-fers bittet und verlangt, daß es ihr a«f der Stelle auf einer Schüffel gebracht werde, wenn nun Herodes sogleich einen Tra-banten abschickt und derselbe nach vollbrachter blutiger That das Haupt des Johannes der Tochter der Herodias und diese es ihrer Mutter bringt, so ist die Voraussetznng, daß Herodes, der eben sein Geburtsfest feierte, mit seinem Hofe eben dort, wo Johannes gefangen saß, gegenwärtig war, nicht zu verkennen. Josephus berichtet uns dagegen, daß der Täufer in der Gränz-Beste Machärus, eben dort, wo er gefangen gehalten wurde, überhaupt nur ums Leben gebracht wurde. | Whereas, according to the report of Mark, Herod imprisoned the Baptist because he had denounced his marriage to Herodias, his brother’s former wife, as unlawful, Josephus tells us that Herod imprisoned him because he feared that he would stir up the people, who were enthusiastically attached to him, and cause them to revolt. Mark tells us in detail how Herod, in his weakness, gave Herodias the opportunity to confirm her hatred of the moral judge; according to Josephus, Herod removed the Baptist from the way in order to be safe and to be rid of all fear of the powerful man of the people. When Mark tells how the daughter of Herodias, on the advice of her mother, asks Herod for the head of the Baptist and demands that it be brought to her on the spot on a plate, Herod immediately sends a messenger to Herod, When Herod immediately sends a messenger, who, after the bloody deed is done, brings John’s head to Herodias’ daughter, who then brings it to her mother, it cannot be denied that Herod, who was celebrating his birth feast, was present with his court at the very place where John was imprisoned. Josephus, on the other hand, tells us that the Baptist was only killed in the village of Machaerus, the very place where he was imprisoned. |
32/33 | Josephus weiß also Nichts von diesem Contrast des evan-gelischen Berichts, daß der Täufer hingerichtet wurde, während in der nächsten Nähk, in denselben Mauern Herodes mit seinem Hofe schwelgte, und daß ein Tanz, an welchem derselbe Gefallen fand, den Tod des Heiligen herbeiführtt — ja, aus einer sichern Notiz seiner Alterthümer *) ersehen wir, daß damals, als Herodes mit der Herodias sich verband, die Gränzveste Machärus ihm nicht gehörte – würde demnach weiter folgen, daß Jo-hanneS, der gleichwohl in Machärus gefangen saß, hingerichtet styn muß, ehe jener Ehe-Scandal eintrat, der nach dem biblischen Bericht seine Gefangennehmung und endlich seinen Tod herbeiführtt. | Josephus, then, knows nothing of this contrast in the evangelical account, that the Baptist was executed, while in the next vicinity, within the same walls, Herod was reveling with his court, and that a dance, in which the same took pleasure, brought about the death of the saint – indeed, from a secure note of his antiquities *) we see that at the time of Herod’s union with Herodias, the court of Machaerus did not belong to him – it would follow that John, who was nevertheless imprisoned in Machaerus, must have been executed before the marriage scandal occurred which, according to the biblical account, led to his imprisonment and finally to his death. |
32* | *) Ant. 18, 5, 1. | *) Ant. 18, 5, 1. |
33 | Herodes kehrte nämlich auf einer Reise nach Rom im Hause seines Bruders ein, faßte zur Herodias, der Frau desselben, Liebe, spricht mit ihr von der Ehe und Beide, da sie auf seine Anträge einging und Herodes sich verpflichtete, seine Gemahlin, die Tochter des arabischen Königs Aretas zu entlassen, kommen überein, sich nach seiner Rückkehr von Rom zu heirathrn. Die Tochter des Aretas hatte indessen von dem Anschlage gehört und als Herodes von Rom zurückkehrte, bewirkt sie es, ehe ihr Mann erfuhr, daß sie Alles wußte, daß man sie nach Machärus, das sie mit Bewilligung des Herodes öfter besucht hatte, eine Reise machen ließ. Nach Machärus wollte sie aber, weil diese Gränz-Beste damals ihrem Vater unterworfen war, und sie war kaum daselbst angelangt, als sie sogleich weiter nach Arabien eilte und denselben über die Absichten des Herodes unterrichtete. Aretas benutzte den Anlaß zum offnen Kriegsvrrfahren und als die Truppen beider Fürsten zusammentrafen, werden die des Herodes geschlagen.
Ueber die Zeit dieser offenen Feindseligkeiten kann kein Zwei-fel flattfinden. Herodes meldet dem Kaiser in einem Schreiben seine Niederlage, dieser schreibt in seinem ersten Grimm an Vi-tellius, den Prätor von Syrien, er solle den Aretas auf Tod und Leben bekämpfen — Vitellius gehorcht, ist aber noch auf dem Marsch, als die Botschaft vom Tode des Tiberius eintrifft und ihn veranlaßt, sich nach Antiochien zurückzuziehen *). |
Herod, on a journey to Rome, stopped at his brother’s house, fell in love with Herodias, his wife, spoke to her of marriage and both, since she accepted his proposals and Herod undertook to dismiss his wife, the daughter of the Arab king Aretas, agreed to marry each other after his return from Rome. In the meantime, the daughter of Aretas had heard of the “plot” and when Herod returned from Rome, she arranged for her to travel to Machaerus, which she had often visited with Herod’s permission, before her husband found out that she knew everything. But she wanted to go to Machaerus, because this most beautiful country was then subject to her father, and she had hardly arrived there when she immediately hurried on to Arabia and informed him of Herod’s intentions. Aretas used the occasion for open warfare and when the troops of both princes met, Herod’s were defeated.
There can be no doubt about the time of these open hostilities. Herod wrote to the emperor to report his defeat, who in his first anger wrote to Vitellius, the praetor of Syria, that he should fight Aretas to the death – Vitellius obeyed, but was still on the march when the news of Tiberius’ death arrived and caused him to retreat to Antioch *). |
33* | *) Joseph. ibid. 18, 5,1. 3 | *) Josephus ibid. 18, 5,1. 3 |
33/34 | Aber auch die Voraussetzung des Josephus in Betreff des chronologischen Verhältnisses zwischen diesen Feindseligkeiten und dem Anlaß, der das Zerwürfniß herbeiführte, kann kaum zweiselhast seyn. Wenn er unmittelbar, nachdem er den Tod des Tetrarchen Philippus berichtet hat, mit der Formel ,chazumals” *) zu dem Streit übergeht, der zwischen Herodes und Aretas aus-brach und geführt wurde, so ist es klar, daß das Zerwürfniß nicht vor dem Jahr 34, dem Todesjahr des Philippus, ausbrach, was auch damit zusammenstimmt, daß die Nachricht vom Tod des Tiberius im Jahre 37 den Aretas gegen die Rache des Herodes sicher stellte. Wenn Josephus ferner ausdrücklich die beabsichtigte Berstoßung der Tochter des Aretas als den Grund jenes Zerwürfnisses und Krieges bezeichnet **) und ausführlich und allein diese Beleidigung des arabischen Königs erzählt, so kann die Verabredung des Herodes mit der Herodias auch nur in die Zeit um das Todesjahr des Philippus fallen. Wenn Josephus endlich beim Uebergang von der beabsichtigten Beleidigung der arabischen Fürstin zum Ausbruch des Kriegs bemerkt, daß Aretas die beleidigende Absicht, mit der Herodes gegen seine Tochter umging, zum Anlaß der Feindseligkeit machte ***), so gibt er damit deutlich zu verstehen, daß der Plan des Herodes gegen seine Tochter für Aretas entscheidend war und von ihm bei der Kriegserklärung in den Vordergrund gestellt wurde und daß die Gränzstreitigkeiten, die zwischen beiden Fürsten stattfanden ꝉ), für den Aretas nur noch ein Grund mehr waren, um jenen Anlaß auch zur Entscheidung von diesen zu benutzen. | But Josephus’ presupposition concerning the chronological relationship between these hostilities and the cause that brought about the rift can hardly be two-faced. When, immediately after reporting the death of the tetrarch Philip, he uses the formula “at that time” *) to refer to the quarrel that broke out and was carried on between Herod and Aretas, it is clear that the rift did not break out before the year 34, the year of Philip’s death, which is also consistent with the fact that the news of the death of Tiberius in 37 secured Aretas against Herod’s revenge. If Josephus also expressly refers to the intended insult of Aretas’ daughter as the cause of the rift and war **) and describes in detail and only this insult to the Arabian king, then Herod’s agreement with Herodias can only fall into the time around the year of Philip’s death. When Josephus finally remarks at the transition from the intended insult of the Arabian princess to the outbreak of the war, that Aretas made the insulting intention with which Herod dealt with his daughter the occasion of hostility ***), he thus clearly indicates that Herod’s plan against his daughter was not a war, that Herod’s plan against his daughter was decisive for Aretas and was put in the foreground by him in the declaration of war, and that the border disputes which took place between the two princes ꝉ) were only one more reason for Aretas to use that occasion also for the decision of these. |
34* | *) ἐν τούτῳ δὲ ibid. 18, 5, 1.
**) ibid. στασιάζουσιν διὰ τοιαύτην αἰτίαν. ***) Machte! ὁ δὲ ἀρχὴν ἔχθρας ταύτην ποιησάμενος — die Feindseligkeiten hatten also darin nicht ihren Anlaß, etwa ihren früheren, entfernten Anlaß, sondern Aretas griff zu, erklärte die Absicht des Herodes für den Anlaß, benutzte sie als Anlaß zum Krieg. ꝉ) nach den so eben angeführten Worten fahrt nämlich Josephus fort: περί τε ὅρων ἐν γῇ τῇ Γαμαλίτιδε |
*) ἐν τούτῳ δὲ ibid. 18, 5, 1.
**) ibid. στασιάζουσιν διὰ τοιαύτην αἰτίαν. ***) Did it! ὁ δὲ ἀρχὴν ἔχθρας ταύτην ποιησάμενος — So the hostilities did not have their cause in this, perhaps their earlier, distant cause, but Aretas seized upon it, declared Herod’s intention to be the cause, used it as a cause for war. ꝉ) After the words just quoted, Josephus goes on to say: περί τε ὅρων ἐν γῇ τῇ Γαμαλίτιδε |
35 | Kurz, für den Satz, daß der Täufer längst hingerichtet wer, als Herodes die Verbindung mit der Herodias beabsich-tigte, kann es kaum zwingendere Beweismittel geben.
Gleichwohl enthält das Werk des Josephus Angaben und Voraussetzungen, die eben so zwingend zu dem Satze führen, daß die Ehe des Herodes und der Herodias längst bestand, als der Tetrarch Philippus starb. Agrippa nämlich, den Caligula sogleich nach seiner Thronbesteigung mit der Tetrarchie dieses Philippus beschenkte, lebte zu Rom als Freund des Drusus, mußte aber, nachdem er sein Vermögen verschwendet hatte und als zumal nach jenem Todesfall *) Tiberius der schmerzlichen Erinnerung wegen keinen von den Freunden seines Sohnes mehr sehen wollte, Rom verlassen und begab sich nach Jodäa, wo er durch seine Armuth gedrückt, mit dem Gedanken des Selbstmordes umging. Seine Gemahlin Cypros, die seine Absicht merkte, schrieb an seine Schwester Herodias, die bereits mit dem Tetrarchen Herodes verheirathet war, und bat sie für den Verzweifelten um Hilfe. Herodias und Herodes »rklä-ren sich dazu bereit, nehmen Agrippa in Tiberias bei sich auf, derselbe konnte aber dieses Verhältniß nicht lange ertragen, gab es auf, als Herodes ihm im Rausch eines Gastmahls seine Ar-muth vorwarf, und begann das abentheuernde Leben, welches er führte, bis er ein Jahr vor dem Tode des Tiberius wieder in Jtalien austrat, mit einem längten Aufenthalt beim Flaccus, dem Prätor von Syrien **). Da nun Flaccus im Jahr 33 stiebt, so ist die nothwendige Folge, daß das eheliche Verhältniß des Herodes und der Herodias längst vor dem Tode des Phi-lippus bestand. |
In short, there can hardly be more compelling evidence for the proposition that the Baptist had long since been executed when Herod intended to marry Herodias.
Nevertheless, the work of Josephus contains details and premises that lead just as compellingly to the proposition that the marriage of Herod and Herodias existed long before the tetrarch Philip died. Agrippa, for whom Caligula bestowed the tetrarchy of this Philip immediately after his accession, lived in Rome as a friend of Drusus, but after he had squandered his fortune and when, especially after that death *) Tiberius no longer wished to see any of his son’s friends because of the painful memory, he had to leave Rome and went to Jodaea, where, pressed by his poverty, he contemplated suicide. His wife Cypros, noticing his intention, wrote to his sister Herodias, who was already married to the tetrarch Herod, and asked her for help for the desperate man. Herodias and Herod “agreed” to this and took Agrippa into their house in Tiberias, but he could not bear this relationship for long, gave it up when Herod, in the intoxication of a banquet, reproached him for his arrogance, and began the adventurous life which he led until he left for Italy again a year before the death of Tiberius, with a long stay with Flaccus, the praetor of Syria **). Since Flaccus died in the year 33, the necessary consequence is that the marital relationship of Herod and Herodias existed long before the death of Philippus. |
35* | *) der ins Jahr 23 fällt.
**) Joseph, Ant. 18, 6, 1-3. |
*) which falls in the year 23.
**) Antiquities 18:6.1-3 |
36 | Wir haben unsere Schuldigkeit gethan, wenn wir diesen Widerstreit von klaren Voraussetzungen des Josephus mit seiner gleich unzweifelhaften Motivirung des Kriegs zwischen Herodes und Aretas dargelegt haben — allenfalls können wir für die Nachlässigkeit und Ungenauigkeit des jüdischen Geschichtschreibers noch den Beleg mittheilen, daß er in jener Stelle seiner Schrift, wo er aus der Verabredung zwischen Herodes und der Herodias den Krieg mit Aretas erklärt, die Ehe zwischen dem ersteren und der Tochter des letzteren als eine seit langer Zeit bestehende bezrichnet *), während er bald darauf die Verheirathung der Hero-dias mit dem Herodes als eine solche darstellt, die alsbald nach ihrer Niederkunft mit der Salome **), die die Krau des Tetrarchen Philippus wurde, ausgeführt sey.
Mag es sich aber auch mit der Chronologie des Josephus verhalten, wie es will, so bleibt »S doch dabei, daß die evangelischt Darstellung vom Ende des Täufers freie Schöpfung ist und daß der Schöpfer des Urberichts den Ehe-Scandal, den die Verbindung der Herodias und des Herodes bildete, besonders zu dem Zweck benutzte, um das Bild einer Furie und ein Abbild der Jsabel aufzustellen, die den schwachen Ahab zum Mord der Propheten trieb. Uebrigrns wußte der Verfasser des Urberichts nicht einmal, wer der erste Mann der Herodias gewesen war. Er nennt ihn Philippus, greift also nach dem bekannteren Namen — jener Herodes, der der erste Mann der Herodias gewesen war, war ihm unbekannt geblieben, da er nur als Privatmann lebte, und Matthäus schrieb dieses Versehen, weil er es nicht besser verstand, unbefangen nach (Marc. 6, 17. Matth. 14, 3). |
We have done our duty if we have explained this conflict between Josephus’ clear premises and his equally undoubted motive for the war between Herod and Aretas. At best, we can still provide evidence for the carelessness and inaccuracy of the Jewish historian, that in that passage of his writing, where he explains the war with Aretas from the engagement between Herod and Herodias, he refers to the marriage between the former and the daughter of the latter as having existed for a long time *), while soon after he describes the marriage of Herodias to Herod as one that was consummated soon after her birth to Salome **), who became the wife of the tetrarch Philip.
However, even if the chronology of Josephus is as it may be, it remains the case that the evangelical account of the end of the Baptist is a free creation and that the creator of the original account used the marriage scandal, which was formed by the union of Herodias and Herod, especially for the purpose of setting up the image of a fury and an image of Jsabel, who drove the weak Ahab to murder the prophets. Incidentally, the author of the first report did not even know who Herodias’ first husband was. He calls him Philip, thus reaching for the better-known name – that Herod, who had been the first husband of Herodias, had remained unknown to him, because he lived only as a private man, and Matthew, because he did not understand it better, impartially copied this oversight (Marc. 6, 17. Matth. 14, 3). |
36* | *) ibid. 18, 5, 1. καὶ συνῆν χρόνον ἤδη πολύν.
**) ibid. 18, 5, 4. μεθ᾽ ἧς τὰς γονὰς |
*) ibid. 18, 5, 1. καὶ συνῆν χρόνον ἤδη πολύν.
**) ibid. 18, 5, 4. μεθ᾽ ἧς τὰς γονὰς |
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Neil Godfrey
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