Kritik der Evangelien und Geschichte ihres Ursprungs. |
Criticism of the Gospels and history of their origin. |
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Drittes Buch.Die ursprüngliche Vorgeschichte. |
Third book.The original prehistory. |
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1.Die Wirksamkeit des Taufers. |
1.The effectiveness of the baptizer. |
3 | Auf die Vorgeschicht, wie sie in den Berichten über die Geburt und Kindheit Jesu enthalten ist, folgt in den Evangelien des Matthäus und Lukas eine zweite, — wie wir jetzt, nachdem der späte Ursprung der ersteren bewiesen ist, sogleich sagen können — die ursprüngliche, die die Vorbereitung des Hilfswerkes in der Vergangenheit und seinen Zusammenhang mit derselben in der Predigt des Täufers und in der Taufe Jesu, endlich die persönliche Vorbereitung Jesu zu seinem Werke in der Versuchung darstellt.
Die ursprüngliche kann die in diesen drei ErzählungEN stücken enthaltene Vorgeschichte zunächst nur in dem Sinne genannt werden, daß sie nach dem schriftstellerischen Plane, aus dem die Gestaltung und Anordnung der evangelischen Geschichte hervorgegangen ist, die geschichtliche Einleitung, den Eingang, das Vorspiel zum eigentlichen Drama bilden sollte; — eine andere, eine besondere Frage ist es, ob das im ästhetischen Sinne Ursprüngliche eS auch in dem Sinne ist, haß es nackte Geschichte und der empirischen Wirklichkeit, als deren Abdruck es gelten will, unmittelbar entlehnt ist. |
The prehistory, as it is contained in the accounts of the birth and childhood of Jesus, is followed in the Gospels of Matthew and Luke by a second one – as we can now immediately say, after the late origin of the former has been proved – the original one, which represents the preparation of the work of help in the past and its connection with it in the preaching of the Baptist and in the baptism of Jesus, finally the personal preparation of Jesus for his work in the temptation.
The prehistory contained in these three narratives can be called original only in the sense that it should form the historical introduction, the entrance, the prelude to the drama proper, according to the authorial plan from which the design and arrangement of the Gospel story emerged; -another, a special question is whether what is original in the aesthetic sense is also original in the sense that it is naked history and directly borrowed from the empirical reality as whose imprint it wants to be considered. |
3/4 | Diesen Unterschied zwischen der ästhetischen Ursprünglichkeit unh der größeren oder geringeren Entfernung einer geschichtlichen Darstellung von ihrem vermeintlichen empirischen Anlaß, Gegenstand oder „Ursprung” müssen wir wiederum wohl brachten, wenn nicht nur zwischen LukaS und Matthäus der Streit über die größere Wahrheit und Ursprünglichkeit ihrer zweiten Borge« schichte entsteht, sondern auch noch Marcu- Hinzutritt und im Namen seiner Vorgeschichte auf den Ruhm der Ursprünglichkeit ausschließlich Anspruch macht. | This difference between the aesthetic originality and the greater or lesser distance of a historical representation from its supposed empirical occasion, object or “origin” we must again well bring, if not only between LukaS and Matthaeus the dispute arises about the greater truth and originality of their second “Borge” story, but also Marcu- enters and in the name of his prehistory exclusively claims the glory of originality. |
4 | Der Streit der Drei läßt keinen Theil ihrer Darstellung unberührt, erstreckt sich auf die scheinbar geringfügigsten Umstände und hat sogar in dem ersten Abschnitte, in dem sie die Wirksamkeit des Täufers schildern, nicht nur die Lokalität, in der derselbe auftrat, sondern auch seine Lebensweise, seine Kleidung und Speise zum Gegenstand. | The dispute of the three leaves no part of their account untouched, extends to the seemingly most trivial circumstances, and even in the first section in which they describe the activity of the Baptist, not only the locality in which he appeared, but also his way of life, his clothing and food are the subject. |
4/5 | Matthäus will es uns z. B. genauer als die beiden Andern sagen, wo es war, daß der Täufer die Buße predigte. Während Marcus einfach nur berichtet, daß Johannes mit seiner Taufe und der Predigt von der Taufe der Buße in der Wüste auftrat (C. 1, 4), sagt nämlich Matthäus, daß es in der Wüste Juda geschehen sei*), allein sein Ruhm der größeren Genauigkeit wird sich sogleich als höchst zweideutig ausweisen, wenn wir darauf achten, wie er zu gleicher Zeit, in demselben Augenblick, wo er sich den Täufer in der Wüste Juda denkt, denselben auch an den Ufern des Jordan als thätig vor» aussetzt, da er ausdrücklich berichtet, daß die Schaar der Reuigen, die zu ihm hinausging, sich von ihm im Jordan taufen ließ (C. 3, 5). Allerdings muß der Täufer in der Wüste leben, wenn (B. 4) seine Speise aus Heuschrecken und wildem Honig besteht, aber diese bestimmte Wüste, die Wüste Juda, die an der westlichen Seite des todten Meeres liegt, erstreckt sich nicht so weit nach Norden, daß sie mit dem Jordan in Berührung treten könnte. Kurz, gerade durch die Erwähnung dieser bestimmten Wüste hat sich Matthäus den Uebergang zum Stromgebiet erschwert, ja unmöglich gemacht. | Matthew, for example, wants to tell us more precisely than the other two where it was that the Baptist preached repentance. While Marcus simply reports that John appeared in the wilderness with his baptism and the preaching of the baptism of repentance (C. 1, 4), Matthew says that it happened in the wilderness of Judah*), but his glory of greater accuracy will immediately prove to be highly ambiguous if we pay attention to the fact that at the same time, at the same moment that he imagines the Baptist in the wilderness of Judah, he also exposes him as active on the banks of the Jordan, since he explicitly reports that the crowd of the repentant who went out to him were baptized by him in the Jordan (C. 3, 5). To be sure, the Baptist must live in the wilderness if (B. 4) his food consists of locusts and wild honey, but this particular wilderness, the wilderness of Judah, which lies on the western side of the Dead Sea, does not extend so far north as to come in contact with the Jordan. In short, just by mentioning this particular desert, Matthew has made the passage to the river area difficult, even impossible. |
4* | *) C. 3, 1. κηρύσσων ἐν τῇ ἐρήμῳ Ἰουδαίας | *) ch 3:1. κηρύσσων ἐν τῇ ἐρήμῳ Ἰουδαίας |
5 | Nachher hat er sich noch einen andern Uebergang erschwert. Wenn nämlich nach seiner Darstellung. Jesus, als er die Taufe des Johannes empfangen hatte, vom Geist in die Wüste geführt wurde, so ist diese Veränderung der Lokalität eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, da Jesus den Täufer nur in der Wüste Juda treffen konnte, sich also bereits in einer bestimmten Wüste befand, als er mit Johannes zusammentraf, und von hier, wenn der Geist ihn durchaus in die Wüste führen wollte, kaum entfernt werden konnte. Die bestimmte Wüste hätte ihn gerade durch ihre Bestimmtheit festhalten müssen.
Es ist klar: gerade die Bestimmtheit der vorausgesetzten Lokalität hat den Widerspruch verschuldet. Die Wüste Juda und das Jordanufer können nie in Berührung gebracht werden und aus der wirklichen bestimmten Wüste führt kein Weg zur Wüste, in der die Versuchung Jesu geschehen sollte. Nur bei mir, fällt Lukas in den Streit ein, ist wirklicher Zusammenhang; ich allein erkläre es, wie der Täufer aus der Wüste nach dem Jordan kommt und Jesus, als er die Taufe empfangen, in die Wüste sich zurückziehen konnte: in der Wüste nämlich gelangte (C. 3,2.3) an den Täufer der Ruf des Herrn, in Folge dessen begab er sich nach dem ganzen Gelände des Jordan und predigte hier die Taufe der Buße; hierher kam zu ihm auch Jesus, und nun ist es erklärlich, wie derselbe bei seiner Rückkehr vom Jordan in die Wüste geführt werden konnte. |
Afterwards, he made another transition more difficult for himself. For if according to his account. If Jesus, when he had received John’s baptism, was led by the Spirit into the desert, then this change of location is actually an impossibility, since Jesus could only meet the Baptist in the desert of Judah, and thus was already in a certain desert when he met John, and could hardly be removed from here if the Spirit wanted to lead him into the desert. The certain desert would have had to hold him precisely by its definiteness.
It is clear that it was precisely the definiteness of the presupposed locality that caused the contradiction. The wilderness of Judah and the bank of the Jordan can never be brought into contact, and from the real certain wilderness no way leads to the wilderness where the temptation of Jesus was to happen. Only with me, Luke intervenes in the dispute, is real connection; I alone explain it, how the baptizer comes from the desert to the Jordan and Jesus, when he received the baptism, could withdraw into the desert: namely, in the desert (C. 3,2. 3) the call of the Lord came to the Baptist, as a result of which he went to the whole area of the Jordan and preached the baptism of repentance here; Jesus also came to him here, and now it can be explained how he could be led into the desert on his return from the Jordan. |
5/6 | Was bewog aber den Verfasser der Vorgeschichte des Lukasevangeliums (C. 1, 80), von dem Täufer zu bemerken, daß er bis zum Tage seines Auftretens in der Wüste gelebt habe? Es ist mehr als die bloße Notiz, daß der Ruf des des Herrn an den Täufer in der Wüste gelangt sey, es ist mehr als dieser zufällige Umstand, es muß vielmehr eine allgemeine Anschauung gewesen seyn, die ihn beherrschte und ihm die Wüste für das Bild des Täufers wichtig machte. Was hilft es ferner dem Komponisten des LukaSevangeliums, die verschiedenen Momente im Auftreten des Täufers zu sondern und auseinanderzuhalten, seine Berufung in die Wüste, seine eigentliche Wirksamkeit an die Ufer des Jordan zu verlegen, wenn im spätern Verlauf seiner Schrift jene Frage Jesu folgt, die die Wüste auch als Lokalität der Wirksamkeit des Täufers voraussetzt, die Frage: „was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen?” | But what moved the author of the prehistory of the Gospel of Luke (C. 1, 80) to remark about the Baptist that he had lived in the desert until the day of his appearance? It is more than the mere note that the Lord’s call to the Baptist came in the desert, it is more than this coincidental circumstance, it must rather have been a general view that dominated him and made the desert important for the image of the Baptist. What does it help the composer of the Gospel of Luke to distinguish the different moments in the appearance of the Baptist, to transfer his calling into the desert, his actual activity to the banks of the Jordan, if in the later course of his writing that question of Jesus follows, which presupposes the desert also as locality of the activity of the Baptist, the question: “what did you go out into the desert to see? |
6 | Ja, in demselben Augenblick, wo Lukas recht anschaulich sondern will und die Berufung in der Wüste von der Wirksamkeit am Jordan unterscheidet, führt er die Weissagung des Jesaias von der „Stimme des Rufenden in der Wüste” an und bemerkt er sogar ausdrücklich, daß dieselbe erfüllt worden sey, als der Täufer am Ufer des Jordan angelangt die Taufe der Buße verkündigte (C. 3, 3. 4). Der Widerspruch, den die Voraussetzung in jener spätern Frage Jesu zu seiner Darstellung der Wirksamkeit des Täufers bildet, hat sich also in die letztere selber eingedrängt und während er den Täufer nach dem Uferrande des Jordan versetzt, führt er, um diese Versetzung als göttliche Anordnung zu bezeichnen, eine Weissagung an, die vielmehr nur erfüllt werden konnte, wenn der Täufer in der Wüste selbst seine Stimme erhebt. | Yes, at the same moment when Luke wants to be quite descriptive and distinguishes the calling in the wilderness from the effectiveness at the Jordan, he cites the prophecy of Isaiah about the “voice of the one calling in the wilderness” and he even explicitly remarks that it was fulfilled when the Baptist arrived at the shore of the Jordan and proclaimed the baptism of repentance (C. 3, 3. 4). The contradiction that the presupposition in that later question of Jesus forms with his account of the efficacy of the Baptist has thus forced itself into the latter itself, and while he transfers the Baptist to the bank of the Jordan, he cites, in order to designate this transfer as a divine order, a prophecy that could rather only be fulfilled when the Baptist himself raises his voice in the wilderness. |
6/7 | Der Streit der Drei endet also zu Gunsten des Marcus. Nur in dessen Darstellung hat jene Weissagung des Jesaias ihre richtige Stelle und ist sie wirklich erfüllt, wenn der Täufer mit seiner Taufe und Predigt in der Wüste auftritt. Nur hier hat die ideale Bedeutung des Umstandes, daß der Täufer in der Wüste wirkt, freien Spielraum, läßt sie es, eben um ihrer Idealität willen, zugleich auch zu, daß der Täufer in der Jordansaue wirkt, und wird sie durch die Voraussetzung dieser Localität nicht geradezu vernichtet. Nur hier, wo der Widerspruch und die Verwirrung der beiden Voraussetzungen über die Lokalität unbefangen von der idealen Anschauung, die die Wüste ver- langte, und zugleich durch das Bedürfnis, welches für die Taufe die Stromgegend forderte, herbeigeführt wird, macht eS keinen Anstoß mehr, daß Jesus nach der Taufe in die Wüste geführt wird, denn als er zur Taufe gegangen war, hatte er sich in jenes Wunderland begeben, welches zugleich die Wüste und die Jordansaue war. | The dispute of the three ends therefore in favor of Marcus. Only in his representation the prophecy of Isaiah has its right place and is really fulfilled when the Baptist appears with his baptism and preaching in the desert. Only here does the ideal meaning of the fact that the Baptist works in the wilderness have free scope, does it allow, precisely for the sake of its ideality, that the Baptist also works in the Jordan floodplain, and is it not downright destroyed by the presupposition of this locality. Only here, where the contradiction and the confusion of the two presuppositions about the locality is brought about unbiasedly by the ideal view that the desert prolonged and at the same time by the need that demanded the river region for the baptism, does it no longer cause any offence that Jesus is led into the desert after the baptism, because when he had gone to the baptism, he had gone into that wonderland, which was at the same time the desert and the Jordan floodplain. |
7/8 | Der Widerspruch, den die ursprüngliche Anschauung enthält, verbietet eS uns, zwischen jenen beiden.Lokalitäten zu wäh- lea und eine von ihnen als den wirklichen Schauplatz der geschichtlichen Wirksamkeit des Täufers anzunehmen. Derselbe Widerspruch beweist, daß es nicht eine historische, an sich höchst dürftige und gleichgültige Notiz über das Local der Wirksamkeit des Johannes war, was es dahin brächte, daß man in dem Spruch des Prophetischen Buches (Jesaias C. 40,3) — und zwar in der Form, die er in der Uebersetzung der Siebenzig erhalten hat — eine Weissagung auf den Täufer sah. Die Weissagung vielmehr und zwar jener Spruch nicht allein, sondern in Gemeinschaft mit der Idee und Anschauung, die ihn mit dem Täufer in Verbindung brachten, hat erst jenes Local für die Wirksamkeit des Täufers geschaffen. In die Wüste gehörte der Täufer, weil sie dem geschichtlichen Boden, auf dem er arbeitete, entsprach, oder vielmehr der Natur dieses Bodens wurde sich die religiöse Anschauung nur in dem Bilde der Wüste gewiß. Die Zeit, die ihm als Vorläufer des Lebensspenders zugrwiesen war, war noch dürr und unfruchtbar und der Boden, auf dem er arbeiten mußte, verwildert und unbebaut — er selbst ohne schöpferische Lebenskraft, konnte nicht den Quell des Lebens erschließen und mußte auf den verweisen, der dem erstorbenen Boden der Geschichte erst neues Leben mittheilen würde — ist es daher zu verwundern, wenn die religiöse Anschauung die Wüste der geistigen Umgebung des Täufers, zu deren verständi- ger Auffassung und Erklärung sie unfähig war, in das äußere Local seiner Wirksamkeit verwandelte und an die Wüste, in der er auftrat, um so fester glaubte, nachdem sie dieselbe in dem prophetischen Spruch von der Befreiung des Volks aus seiner Gefangenschaft wiedergefundtn hatte? | The contradiction that the original view contains forbids us to choose between those two localities and to accept one of them as the real scene of the historical activity of the Baptist. The same contradiction proves that it was not a historical, in itself most meager and indifferent note about the local of John’s efficacy, which would bring it to the point that one saw in the saying of the prophetic book (Isaiah C. 40,3) – and indeed in the form it has received in the translation of the Seventy – a prophecy about the Baptist. The prophecy, rather, and that saying not alone, but in communion with the idea and view that connected it with the Baptist, only created that local for the effectiveness of the Baptist. The Baptist belonged to the desert because it corresponded to the historical soil on which he worked, or rather, the religious view became aware of the nature of this soil only in the image of the desert. The time that was assigned to him as the forerunner of the giver of life was still arid and barren, and the soil on which he had to work was overgrown and uncultivated – he himself without creative life force, could not tap the source of life and had to point to the one who would first impart new life to the dead soil of history – it is therefore to be wondered at, Is it therefore surprising that the religious view transformed the desert of the spiritual environment of the Baptist, which it was incapable of understanding and explaining, into the outer local of his effectiveness and believed all the more firmly in the desert in which he appeared, after it had found it again in the prophetic saying about the liberation of the people from their captivity? |
8/9 | Die ursprüngliche Form dieser Anschauung wird endlich vollends hergestellt, wenn wir aus der Schrift des Marcus einen störenden Ueberfluß entfernen, der erst später hineingebracht ist. Der gewöhnliche Text macht nämlich den Uebergang zum Täufer mit zwei alttestamentlichen Zitaten, dem einen aus der Schrift des JesaiaS, welches sich auch in der Darstellung des LukaS, so wie in der des Matthäus findet, und einem andern aus der Weissagung des Maleachi (Mal. 3, 1). Bedenken wir aber, daß eS sonst keineswegs die Sitte des Marcus ist, das A. T. zu citiren, daß er vielmehr die Beziehungen auf dasselbe plastisch in seine Geschichtsdarstellung zu verarbeiten pflegt, sehen wir ferner, wie der Zusammenhang zwischen Weissagung und Erfüllung erst wiederhergestellt wird und die Weissagung als organischer Bestandtheil in die Geschichts-Darstellung eintritt, wenn wir lesen: „wie geschrieben steht im Propheten Jesaias: „„Stimme eines Predigers in der Wüste: bereitet den Weg des Herrn,”” so trat Johannes taufend in der Wüste auf” — so kann es kaum noch zweifelhaft seyn, daß das Citat aus der Schrift des Maleachi ein späterer Zusatz ist, der der Rede Jesu über den Täufer aus dem Lukasevangelium (C. 7, 27) entnommen ist. | The original form of this view is finally fully established, if we remove from the writing of Marcus a disturbing superfluity, which is brought in only later. The usual text makes the transition to the Baptist with two Old Testament quotations, one from the scripture of Isaiah, which is also found in the account of Luke, as well as in that of Matthew, and another from the prophecy of Malachi (Mal. 3, 1). Let us consider, however, that it is by no means the custom of Marcus to cite the OT. that he rather uses the relations to it vividly in his presentation of history, we also see how the connection between prophecy and fulfillment is only restored and the prophecy enters the presentation of history as an organic component, when we read: “as it is written in the prophet Isaiah: “”Voice of a preacher in the wilderness: prepare the way of the Lord,”” so John appeared baptizing in the wilderness” – so it can hardly be doubtful that the citation from the scripture of Malachi is a later addition, which is taken from the speech of Jesus about the Baptist from the Gospel of Luke (C. 7, 27). |
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9 | Die Notiz, die Matthäus (C.3,4) und Marcus (C. 1, 6) über die Kleidung des Täufers geben, hat ihre richtige Würdigung gefunden, wenn ste der Componist des Lukasevangeliums ausläßt. Als derselbe sie fallen ließ, wußte er, daß ihre Be- deutung seinem Evangelium nicht fehlt und dasjenige, was das Costüme des Täufers bezeichnen soll, geradezu ohne symbolische Umschweife in demselben ausgesprochen ist. Mochte er nämlich jene Ankündigung des Engel Gabriel an den ZachariaS, sein Sohn werde im Geist und in der Kraft des EliaS austreten, in der Vorgeschichte, die er seinem Evangelium vorletzte, bereits vorgefunden oder selbst erst eingefügt haben: — genug, er wußte, daß die Kleidung, die dem Täufer beigelegt wurde*), ihn als den EliaS der Erwartung kenntlich machen sollte, und er fühlte, daß eS überflüssig sey, das Symbol zu beschreiben, nachdem die Sache selbst bereits angegeben war. | The note that Matthew (C.3,4) and Marcus (C. 1, 6) give about the clothing of the Baptist has found its correct appreciation when the composer of the Gospel of Luke omits it. When he dropped it, he knew that its meaning was not lacking in his Gospel and that what the costume of the Baptist is supposed to signify is expressed in it without symbolic circumlocutions. He might have found the announcement of the angel Gabriel to Zacharias, that his son would come forth in the spirit and power of Elijah, already in the prehistory, which he added to his gospel before last, or he might have added it himself: – enough, he knew that the clothing, which was put on the baptist*), should make him recognizable as the Elijah of expectation, and he felt that it would be superfluous to describe the symbol, after the thing itself was already stated. |
9* | *) Siehe die Beschreibung der Tracht des Elias 2. Mc. 1, 8. | *) See the description of the costume of Elijah 2. Mk. 1, 8 |
9/10 | Auch die Notiz des Marcus und Matthäus über die Lebensweise des Täufers, daß er Heuschrecken und. wilden Honig aß, fehlt an der parallelen Stelle des Lukasevangeliums — weil sie in der Vorgeschichte weiter ausgebildet und die LebenSweise des Täufers durch den Engel Gabriel im voraus vorgeschrieben ist. Der Componist hat wohl daran gethan, daß er die Notiz über die kümmerliche Nahrung des Täufers ausließ, und er gab damit, wenn es auch wider seinen Willen geschah, zu erkennen, welcher geschichtliche Werth sowohl jener Notiz des Marcus, als auch dem Gebot des Engels, wonach der Täufer keinen Wein und starke Getränke trinken sollte, also schon vor der Geburt zum Nasiräer bestimmt war, beizulegen sey. Beide sind Werke der evangelischen Anschauung, späte pragmatische Versuche der evangelischen Schriftsteller, die nichts weniger kannten, als die Kleidung und Lebensweise des Täufers, aber in diesen sinnlichen Attributen die innere Bestimmtheit seines geschichtlichen Charakters ausgeprägten und um so zuversichtlicher ausprägen konnten, je weniger die wirkliche Lebensweise des Täufers bekannt war. | Also the note of Marcus and Matthew about the way of life of the Baptist, that he ate locusts and wild honey, is missing in the parallel passage of the Gospel of Luke – because it is further developed in the prehistory and the way of life of the Baptist is prescribed in advance by the angel Gabriel. The composer did well to omit the note about the miserable food of the Baptist, and he thereby indicated, even if it was against his will, which historical value should be attached to both the note of Marcus and the commandment of the angel, according to which the Baptist should not drink wine and strong drinks, thus was already determined to be a Nazarite before birth. Both are works of the evangelical view, late pragmatic attempts of the evangelical writers, who knew nothing less than the clothing and way of life of the Baptist, but in these sensual attributes pronounced the inner definiteness of his historical character and could pronounce it all the more confidently, the less the real way of life of the Baptist was known. |
10/11 | Aber steht es denn nicht fest, daß der Täufer ein zurückgezogenes und asketisches Leben führte? Wird nicht die Selbstkasteiung seiner Schüler (Marc. 1, 18) zur freieren Lebensweise der Jünger Jesu ausdrücklich in Gegensatz gebracht? Im Gegenteil! Schon der Umstand, daß die Schüler des Täufers mit denen der Pharisäer zusammengestellt werden und der evangelische Bericht von ihnen nur zu sagen weiß, daß sie eben so wie die streng gesetzliche Parthei das Fasten beobachteten, beweist, daß man von Nichts weniger, als von besondern asketischen Uebungen und von einer eigenthümlichen Lebensweise der johanneischen Umgebung wußte. Hätte derjenige, der zuerst die Jünger des Täufers und Jesu und in ihnen die Meister selbst in Contrast stellte, von einer besondern Ascrtik der Johannesschülrr und ihres Meisters Etwas gewußt, so würde er nicht nach einer Eigenthümlichkeit gegriffen haben, die ihnen mit den Anhängern der Tradition, den Pharisäern gemeinsam war. Ueberhaupt aber soll in der Kollision, zu der das Fasten der Johannesschüler benutzt wird, das Alte überhaupt, der gesetzliche Geist — nicht die Eigenthümlichkeit eines kleineren Lebenskreises — zur Freiheit und Selbstständigkeit des Neuen, welches sich selbst seine Lebensformen bildet und mit dem veralteten gesetzlichen Standpunkt Nichts gemein hat, in Gegensatz gestellt werden. | But is it not certain that the Baptist led a secluded and ascetic life? Is not the self-mortification of his disciples (Marc. 1, 18) explicitly contrasted with the freer way of life of Jesus’ disciples? On the contrary! The very fact that the disciples of the Baptist are grouped with those of the Pharisees, and that the evangelical report only knows to say of them that they observed fasting in the same way as the strictly legalistic party, proves that nothing less was known about them than about special ascetic exercises and a peculiar way of life of the Johannine environment. If the one who first contrasted the disciples of the Baptist and Jesus, and in them the masters themselves, had known something about a special asceticism of the Johannine disciples and their master, he would not have reached for a peculiarity that was common to them with the followers of the tradition, the Pharisees. In general, however, in the collision to which the fasting of the Johannine disciples is used, the old in general, the legal spirit – not the idiosyncrasy of a smaller circle of life – is to be contrasted with the freedom and independence of the new, which forms its own forms of life and has nothing in common with the outdated legal point of view. |
11 | Aber stellt sich nicht Jesus selbst (Luk. 7, 33. 34) in der Weise zu Johannes in Gegensatz, daß er sagt: „der Täufer kam und aß nicht Brod und trank keinen Kein und des Menschen Sohn isset und trinket?” Nein! Er sagt vielmehr: „des Menschen Sohn ist gekommen und aß und trank,”*) d. h. er spricht von sich selbst als von einer vergangenen Erscheinung, d. h. der spätere Schriftsteller, der den Beweis führen wollte, daß dem Volke keiner von Beiden, weder der Herr noch sein Vorläufer es recht machen konnte, stellt Beide in Gegensatz und entlehnt die Materialien zu seinem Gemälde dem bekannten — d. h. der spätern Anschauung bekannten — Umstände, daß des Menschen Sohn der Gesellschaft sich nicht entzog, selbst bei Zöllnern und Sündern einkehrte, mit ihnen aß und trank. Erst aus dieser bekannten Voraussetzung hat der spätere Schriftsteller, dem es darauf ankam, den Herrn und seinen Vorläufer in Gegensatz zu bringen, die Notiz, daß der Letztere nicht Brot aß und keinen Wein trank, gebildet. | But does not Jesus Himself (Luk. 7, 33. 34) contrast Himself with John in the way that He says: “the Baptist came and did not eat bread and did not drink, and the Son of Man eats and drinks”? No! He rather says: “the Son of Man came and ate and drank, “*) i.e. he speaks of himself as of a past appearance, i.e. the later writer, who wanted to prove that neither of the two, neither the Lord nor his forerunner, could do right by the people, contrasts both and borrows the materials for his painting from the known – i.e. the later view. He borrows the materials for his painting from the well-known circumstance – i.e. known to the later view – that the Son of Man did not withdraw from society, even went to the homes of tax collectors and sinners, ate and drank with them. Only from this known premise the later writer, who wanted to contrast the Lord and his forerunner, made the remark that the latter did not eat bread and did not drink wine. |
11* | *) εληλυθεν γαρ ο ιωαννης μητε αρτον εσθιων μητε οινον πινων . . . . . εληλυθεν ο υιος του ανθρωπου εσθιων και πινων | *) For John came neither eating bread nor drinking wine . . . . . The Son of Man came eating and drinking |
11/12 | Als es zur Schöpfung der Evangelien kam, wußte man weder, womit sich der Täufer gekleidet, noch womit er sich genährt habe. Und doch wußte man es! War er eS nicht, von dem Jesus selbst gesagt hatte (Marc. 9, 13), daß er der Elias sey, der da kommen mußte? Allerdings! Also war es auch klar, daß er die Kleidung des Elias trug.’ War er ferner nicht der Vorläufer, der in der Wüste Bahn brach? der Mann, der in der dürftigen Zeit auftrat, als das Wort Gottes theuer war und die Offenbarung mangelte — der Mann, der dem unfruchtbaren Boden, auf dem er wirkte, die Kraft des Lebens und des GeisteS selbst noch nicht mittheilen konnte? Kein Zweifel! Im Gegensatze zu seinem größeren Nachfolger, dem Lebensspender, mußte er also auch in seiner Lebensweise die Entbehrung ausdrücken — er gehörte in die Wüste und mußte sich mit der Speise begnügen, die ihm dieselbe darbot. | At the time of the creation of the Gospels, it was not known with what the Baptist had clothed himself, nor with what he had fed himself. And yet it was known! Was he not the one of whom Jesus Himself had said (Marc. 9, 13) that he was the Elijah who had to come? Indeed! So it was also clear that he wore the clothes of Elijah’. Was he not the forerunner who broke ground in the wilderness? the man who appeared in the meager time when the Word of God was dear and revelation was lacking – the man who could not yet communicate the power of life and the Spirit to the barren ground on which he worked? No doubt! In contrast to his greater successor, the giver of life, he had to express deprivation also in his way of life – he belonged to the desert and had to be content with the food it offered him. |
12 | In ihrer Ursprünglichkeit findet sich diese Anschauung in der Schrift des Markus. In der Vorgeschichte des Lukasevangeliums ist der Täufer schon vor der Geburt zum Nasiräer be- stimmt und hat die Anschauung von der rauhen und unbebauten Umgebung, in der er auftrat, seinen Geburtsort und seine Hei- mach in’s Gebirge verlegt. | In its originality, this view is found in the writing of Mark. In the prehistory of Luke’s gospel, the Baptist was already a Nazarite before his birth and the view of the rough and undeveloped environment, in which he appeared, moved his birthplace and his sanctuary to the mountains. |
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12/13 | Während der Gegensatz der Lebensweise ursprünglich den Unterschied zwischen dem Vorläufer und dem Herrn zur An- schauung bringen sollte, tritt im Evangelium des Matthäus der eigenthümliche Fall ein, daß Alles, was der Täufer zur Charakteristik seines Standpunktes sagt, wörtlich in den Reden Jesu wiederkehrt, somit jeder Unterschied zwischen beiden verschwindet und Beide gerade im Wesentlichen als vollkommen Eins erscheinen. Kurz, während der Gegensatz der Lebensweise Beide trennen soll, müßte vielmehr a«S der wörtlichen Uebereinstimmung ihrer Sprüche folgen, daß Jesus seine weltgeschichtliche Stellung und Aufgabe mit denselben Worten charakterisiert habe, mit denen der Täufer die seinige bezeichnet hatte, daß Beide von ihrer Aufgabe dieselbe Vorstellung hatten, daß Jesus somit keinen Fortschritt in der Weltgeschichte bezeichnet habe und im Gegentheil vom Täufer in dem Grade abhängig war, daß er dessen Redeweise wörtlich, bis auf die Construction der Sätze sich aneignete. | While the contrast of the way of life should originally show the difference between the forerunner and the Lord, in the gospel of Matthew the peculiar case occurs that everything the Baptist says to characterize his point of view returns literally in the speeches of Jesus, thus every difference between both disappears and both appear just in essence as completely one. In short, while the contrast of the way of life should separate both, it should rather follow from the literal agreement of their sayings that Jesus characterized his world-historical position and task with the same words with which the Baptist had described his, that both had the same idea of their task, that Jesus thus had not described any progress in world history and on the contrary was dependent on the Baptist in the degree that he literally appropriated his way of speaking up to the construction of the sentences. |
13 | Die Predigt, mit der Beide auftraten, lautet: „thut Buße, denn das Himmelreich ist gekommen!” (Matth. 3, 2. 4. 17.) Wir der Täufer die Pharisäer Otterngezücht schilt und sie an- fährt, wer ihnen denn gewiesen habe, dem zukünftigen Zorn zu entfliehen (C. 3, 7), so gebraucht Jesus gegen sie dasselbe Scheltwort (C. 12,34. 23,33) und wirft er ihnen (C. 23, 33) die Frage entgegen, wie sie wohl dem Gericht der Hölle zu entfliehen gedenken. Der Täufer demüthigt den jüdischen Stolz, indem er ihm die Drohung entgegenhält, daß Gott aus Steinen Abraham Kinder «wecken könne (C. 3, S), — ganz wie JesuS den Kindern des Reichs die Verstoßung ««kündigt und die Heiden zu den Genossen Abrahams im Himmelreiche macht (C. 8, 11. 12). Wenn der Täufer seine Drohung mit dem Gericht in der Form fortsetzt, daß er bemerkt, die Axt sey schon an die Wurzel der Bäume gesetzt und welcher Baum nicht gute Früchte bringe, der werde abgehauen und ins Feuer geworfen (C. 3,10), so führt auch Jesus das Gleichnis von dem Baume, der «m- gehauen und ins Feuer geworfen wird, wenn er nicht Früchte trägt (C. 7, 19), mit denselben Worten durch. Der Täufer sagt endlich von seinem größer» Nachfolger, derselbe habe schon die Wurfschaufel in seiner Hand und werde seine Tenne fegen und den Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber im ewigen Feuer verbrennen — ganz dasselbe, was auch Jesus von dem Gericht sagt, welche- des Menschen Sohn durch seine Diener ausführen wird (C. 13, 30). | The sermon with which both appeared is: “Repent, for the kingdom of heaven has come! (Matth. 3, 2. 4. 17.) As the Baptist scolds the Pharisees as vipers and asks them who told them to escape the future wrath (C. 3, 7), Jesus uses the same scolding word against them (C. 12,34. 23,33) and asks them (C. 23, 33) how they intend to escape the judgment of hell. The Baptist humiliates the Jewish pride by threatening them that God could “raise up children from the stones of Abraham” (C. 3, S), just as Jesus announces the rejection of the children of the kingdom and makes the Gentiles comrades of Abraham in the kingdom of heaven (C. 8, 11. 12). When the Baptist continues his threat of judgment by saying that the axe has already been put to the root of the trees and that whichever tree does not bear good fruit will be cut down and thrown into the fire (C. 3, 10), Jesus also uses the same words to tell the parable of the tree that will be cut down and thrown into the fire if it does not bear fruit (C. 7, 19). The Baptist finally says of his “greater” successor that he already has the shovel in his hand and will sweep his threshing floor and gather the wheat into the barn, but will burn the chaff in the eternal fire – exactly the same as Jesus says of the judgment that the Son of Man will execute through his servants (C. 13, 30). |
13/14 | Ja, auch das ist nichts Besonderes mehr, daß Jesus den Täufer als den verheißenen EliaS bezeichnete, es war nicht mehr der eigene Liefblick, der dem Herrn die Vergangenheit erschloss «nd ihn im Läufer den EliaS der Erwartung erkennen ließ, sondern der Täufer hat es schon mit klaren Worten gesagt, daß er nur der Vorläufer und nur um seines unendlich großem Nachfolgers willen ausgetreten sey. | Yes, also this is nothing special anymore that Jesus called the Baptist the promised Elijah, it was no longer the own vision that opened the past to the Lord “and let him recognize in the Baptist the Elijah of expectation, but the Baptist already said it with clear words that he was only the forerunner and only went out for the sake of his infinitely great successor. |
14 | Einige dieser Parallelen werden aber sogleich wegfallen, wenn wir bemerken, daß eS gerade nur Matthäus ist, in dessen Evangelium sie sich finden. Nur er läßt den Täufer wie Jesum ihr Auftreten mit dem Ausruf bezeichnen: thut Buße, denn das Himmelreich ist gekommen, während nach dem Bericht des Marcus nur Jesus in diesen Worten seine Ankunft und die „Erfüllung der Zeit” ankündigt (C. 1, 14) und Lukas diesem Typus wenigstens insofern treu bleibt, als auch nach seiner Darstellung Jesus mit der Ankündigung auftritt, daß die Verheißung nun erfüllt sey (C. 4, V. 1). Nur Matthäus hat dem Täufer und dem Herrn dieselbe Proklamation in den Mund gelegt: — die Einheit und Unveränderlichkeit des Gottesreichs, die Beständigkeit, mit der die Offenbarung in ihren verschiedenen Stadien sich immer gleich bleibt — kurz, die Einheit des göttlichen Zwecks glaubte er am sichersten zur Darstellung zu bringen, wenn Beide, der Herr und sein Vorläufer, den göttlichen Plan, der mit ihrem Auftreten sich erfüllte, mit denselben Worten beschrieben. | Some of these parallels will be omitted immediately, if we notice that it is just Matthew in whose gospel they are found. Only he has the Baptist as well as Jesus describe their appearance with the exclamation: repent, for the kingdom of heaven has come, while according to the account of Marcus only Jesus announces His arrival and the “fulfillment of the time” in these words (C. 1, 14) and Luke remains faithful to this type at least insofar as according to his account Jesus also appears with the announcement that the promise is now fulfilled (C. 4, v. 1). Only Matthew put the same proclamation into the mouth of the Baptist and of the Lord: – the unity and immutability of the Kingdom of God, the constancy with which the revelation always remains the same in its various stages – in short, the unity of the divine purpose he believed to be most surely brought out when both, the Lord and his forerunner, described in the same words the divine plan which was fulfilled with their appearance. |
14/15 | Nur in der Schrift des Matthäus werden die Pharisäer noch zweimal von Jesus Otterngezüchte gescholten, aber beidemale ist dieß Scheltwort ein störender Ueberfluß und beweist der Mangel an Zusammenhang, daß eS erst von dem Komponisten des Matthäusevangeliums eingeschoben ist. Wenn die Pharisäer von Jesus das erstemal Otterngezücht genannt werden (C. 12, 34), so ist die Schlacht, die der Herr ihnen dießmal liefern wollt«, längst be«nd«t, ist die matt« Fortsetzung des Treffens nur dadurch möglich geworden, daß der Evangelist Sprüche, die mit dein vorausgesetzt«» Anlaß durchaus in keinem Zusam-menhange stehen, an den Schluß des Kampfes anfügt, und sind namentlich diese angefügten Sprüche (C. 12, 33—37) so allgemeinen Inhalts, daß sie von der ausschließlichen Beziehung auf die Pharisäer durchaus Nichts wissen wollen und das Scheltwort als einen fremden Eindringling mit leichter Mühe von sich ausscheiden. | Only in Matthew’s writing are the Pharisees twice called viper-breeders by Jesus, but both times this scold is a disturbing excess and the lack of context proves that it was inserted by the composer of Matthew’s Gospel. When the Pharisees are called vipers by Jesus for the first time (C. 12, 34), the battle that the Lord wanted to deliver to them this time has long since ended, and the dull continuation of the encounter has only been made possible by the fact that the evangelist has inserted sayings that have absolutely no connection with your “presupposed” occasion. The evangelist only adds sayings to the end of the battle that have no connection to the “occasion”, and especially these added sayings (C. 12, 33-37) are of such general content that they do not want to know anything about the exclusive relationship to the Pharisees and easily exclude the word of reproach as a foreign intruder. |
15 | Auch das zweitemal, wenn das Scheltwort in den Spruch über die Nachkommen der Prophrtenmörder (C. 23, 33) ringe« fügt ist, ist eS sammt der drohenden Frage, wie sie wohl der höllischen Verdammniß zu entrinnen gedenken, ein müßiger Zusatz, da die Angelegenheit vorher bereits beendet und die Mitschuld der Nachkommen vollkommen bewiesen ist. Das angefügte Scheltwort schwächt sogar den vorhergehenden Beweis — die nachschleppende Drohung nimmt dem Gericht, welches in der Argumentation liegt, seine Gewalt — beidemale also ist das Scheltwort erst von dem Componisten des Matthäusevangeliums und zwar sehr zur Unzeit eingeschoben. | Also the second time, when the word of reproach is added to the sentence about the descendants of the murderers of prophets (C. 23, 33), it is an idle addition together with the threatening question, how they intend to escape the infernal damnation, since the matter is already finished before and the complicity of the descendants is completely proven. The added scold even weakens the preceding proof – the dragging threat takes away the power of the judgment, which lies in the argumentation – so both times the scold is inserted by the composer of Matthew’s gospel and very untimely. |
15/16 | Derselbe hat es aber schon darin versehen, daß er die Pharisäer dem Täufer zuführte und diesem somit Gelegenheit gab, sie mit dem Titel zu empfangen, den ihnen später auch Jesus beilegen sollte. Nach der Darstellung des Matthäus soll nämlich der Täufer seine ganze Rede halten, als außer dem Volk von Jerusalem, Judäa und der Jordangegend auch die Pharisäer und Sadduräer „in Schaaren”*) zur Taufe kamen; er soll die Rede ausdrücklich an diese Gegner des Heilswerkes und nur an sie richten. Wenn es aber schon auffallend ist, daß Pharisäer und Sadducäer in plötzlicher Eintracht Eine Caravane bilden und diese Zusammenstellung nur das Werk des spätem Schriftsteller- seyn kann, der eS auch sonst liebt, die Personen, die er auf die Bühne führt, in Einen Chor zu kombinieren, so ist eS noch seltsamer, daß beide Partheien dem Propheten deS Volks sich näherten, ja sogar den Weg gefunden haben sollen, auf welchem sie dem nahenden Gericht entfliehen konnten. Wenn wir jedoch die Sadducaer, deren Aufklärung es zu sehr widersprach, sich haufenweise zur Taufe zu drängen, ruhig bei Seite lassen können, so leistet Matthäus auch noch das Seinige, indem er selbst die Pharisäer beseitigt, da er auch in seinem Evangelium die Voraussetzung, daß nur das Volk und nicht die Obern desselben dem Täufer Glauben geschenkt haben (Marc. 11, 31. 32), beibehalten und sogar in den ausdrücklichen Vorwurf Jesu, daß nur die Huren und Zöllner (C. 21, 31. 32) sich vom Täufer auf den rechten Weg weisen ließen, verarbeitet hat. | But the same has already provided it in the fact that he led the Pharisees to the Baptist and gave him thus opportunity to receive them with the title which should attach to them later also Jesus. According to Matthew’s account, the Baptist was to deliver his entire speech when, in addition to the people of Jerusalem, Judea and the Jordan region, the Pharisees and Saddurese “came in multitudes “*) to the baptism; he was to address the speech expressly to these opponents of the work of salvation and only to them. But if it is already striking that Pharisees and Sadducees in sudden unity form a caravan and this composition can only be the work of the late writer, who also otherwise loves to combine the persons, whom he leads onto the stage, into one choir, it is even stranger that both parties approached the prophet of the people, yes, even found the way, on which they could escape the approaching judgment. If, however, we can calmly leave aside the Sadducans, whose enlightenment it was too much against to push themselves in heaps to baptism, Matthew also does his part by eliminating even the Pharisees, since he also in his gospel presupposes that only the people and not the rulers of the same have believed the Baptist (Marc. 11, 31. 32) and even incorporated it into the explicit reproach of Jesus that only the harlots and tax collectors (C. 21, 31. 32) let the Baptist show them the right way. |
15* | *) ιδων δε πολλους | *) See how many |
16/17 | Matthäus hat sich versehen und zwar gegen eine Voraus« setzung seine- eigenen Evangeliums versehen, als er die Pharisäer in Schaaren zum Täufer wallfahrten ließ, aber er merkte den Widerspruch nicht, weil seine Tendenz, das Heilswerk in seinem Gegensätze und in den Kämpfen mit den jüdischen Parteien, besonders aber mit der falschen Gerechtigkeit der Pharisäer darzustellen, ihm denselben verdeckte. Sein Jesus muß auch bei Anlässen, die ursprünglich auf einen Kampf dieser Art gar nicht angelegt waren, mit diesen Widersachern des Heilswerks kämpfen. — Die Einheit und der göttliche Plan der Geschichte wird dem spätem Componisten erst klar und gewiß, wenn auch der Täufer schon diesen Kampf bestanden hat — auch der Täufer muß daher — sonst wäre er nicht der wahre Vorläufer seines Herrn — die ewigen Gegner des HilfSwerkes den Donner des Gerichts hören lassen und der Donner rollt nun bei einem Anlaß, der an sich unmöglich war, er rollt nun aber auch, ohne die Pharisäer zu treffen, denn kein einziges Wort in der ganzen Rede des Täufers ist in der Absicht gebildet, die Matthäus voraussetzt, keines gegen die bestimmten Widersacher des Heilwerks gerichtet, die Matthäus dem Täufer entgegenstellt. | Matthew was wrong and against a “presupposition” of his own gospel when he let the Pharisees go on pilgrimage to the Baptist in droves, but he did not notice the contradiction because his tendency to present the work of salvation in its opposition and in the struggles with the Jewish parties, but especially with the false righteousness of the Pharisees, concealed it from him. His Jesus has to fight with these adversaries of the work of salvation even on occasions that were not originally designed for a fight of this kind. – The unity and the divine plan of history becomes clear and certain to the late composer only when also the Baptist has already passed this fight – therefore also the Baptist must – otherwise he would not be the true forerunner of his Lord – let the eternal opponents of the work of help hear the thunder of judgment and the thunder rolls now on an occasion which was impossible in itself, it rolls, which in itself was impossible, but it rolls now also without hitting the Pharisees, because not a single word in the whole speech of the Baptist is formed in the intention which Matthew presupposes, none is directed against the certain opponents of the work of salvation which Matthew opposes to the Baptist. |
17 | Die Rede des Täufers ist allgemein gehalten: sie soll überhaupt nur seine weltgeschichtliche Stellung, die Bedeutung seines Werks und sein Verhältnis zu dem Gewaltigen, der nach ihm kommt, schildern — sie weiß Nichts von Pharisäern und Sadduzäern d. h. Matthäus hat sie einem fremden Werk entlehnt, in welchem sie an das Volk überhaupt gerichtet war. | The speech of the Baptist is general: it should only describe his position in world history, the importance of his work and his relationship to the mighty one who comes after him – it knows nothing about Pharisees and Sadducees, i.e. Matthew borrowed it from a foreign work in which it was addressed to the people in general. |
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17 | Jn der Schrift des Lukas hat sie diesen richtigen und naturgemäßen Anlaß; als die Haufen zum Täufer hinausströmten, um seine Taufe zu empfangen (Luk. 3, 7), donnert sie derselbe mit seine» Rede an; aber auch hier ist sie nicht entstanden, hat sie nicht ihre ursprüngliche Heimath.
Der Donner nämlich, der das Otterngezücht auf der Flucht vor dem kommenden Gericht plötzlich zum Stillstand bringt, ihren Stolz auf die Abkunft von Abraham niederschlägt, diese Strafrede, die ihnen die Axt an der Wurzel des Baumes zeigt (V. 7—9) und mit der Hinweisung auf das feurige Gericht deS Mrnschensohns schließt (V. 16. 17), wird durch eine Reihe von Rathschlägen unterbrochen,^ die der Täufer der Volksmenge und ihren verschiedenen Bestandtheilen gibt und die in ihrer Haltung das Donnerartige des Anfangs und des Schlusses vollständig verläugnen. lV. 10—14). |
In the scripture of Luke it has this correct and natural occasion; when the crowds came out to the Baptist to receive his baptism (Luk 3, 7), he thunders at them with “his” speech; but also here it did not originate, it does not have its original home.
The thunder, namely, that brings the vipers suddenly to a standstill as they flee from the coming judgment, strikes down their pride in their descent from Abraham, this speech of punishment that shows them the axe at the root of the tree (vv. 7-9) and concludes with a reference to the fiery judgment of the Son of Man (vv. 16, 17), is interrupted by a series of counsels which the Baptist gives to the crowd and its various components, and which in their attitude completely deny the thunderousness of the beginning and the conclusion. lV. 10-14). |
17/18 | Zuerst fragen die Haufen überhaupt, was sie also thun sollen — der Täufer antwortet: wer zwei Röcke hat, theile dem mit, der keinen hat, und wer Speise hat, thue desgleichen; dann fragen die Zöllner, was sie thun sollen — der Täufer antwortet ihnen: nehmt nicht mehr, als gesetzt ist; endlich fragen auch die KrirgSleute, wie sie sich verhalten sollen, und sie bekommen gleichfalls ihre Antwort, wonach sie sich an ihrem Solde genügen lassen sollen. | First of all, the mobs ask what they should do – the Baptist answers: he who has two coats, share with him who has none, and he who has food, do likewise; then the tax collectors ask what they should do – the Baptist answers them: do not take more than is set; finally, the merchants also ask how they should behave, and they likewise receive their answer, according to which they should be satisfied with their salvation. |
18/19 | Das sind moralische Allgemeinheiten, triviale Ge-meinplätzr, die aus dem Charakter der ursprünglichen Anlage, mit der eS auf ein großes geschichtliches Gericht abgesehen war, herauStreten. Dazu, damit die Zöllner es zu hören beka-men, sie sollten die Leute nicht über das vorgeschrirbene Maaß drücken, die Kriegsleutr, sie sollten sich mit ihrem Sold begnü-gen, dazu brauchte kein Täufer mit seiner Taufe zu kommen und das Volksleben bis auf den Grund zu erschüttern. Wenn der Täufer die Buße und völlige Umkehr forderte, so ist diese For-derung von unendlich umfassenderer Allgemeinheit als Alle- zusammen, was er hier von der Menge verlangt. Niemand wird eS dem Bußprediger wehren können, seine Forderung der Buße auch auf die bestimmten Verhältnisse des Lebens auszudehnen, — (d. h. dem späteren Geschichtschreiber war eS erlaubt, in einzelnen Aeußerungen des Täufers zu zeigen, wie er das wirkliche Leben seines Volks auffaßte und in seinen einzelnen Seiten zu ergreifen wußte) — aber dann durfte dieser Uebrr-gang ins Einzelne nicht so gemacht werden, daß die allgemeinere Forderung der Buße ganz vergessen wurde und die Ermahnung sich auf das Gebiet der gewöhnlichen Lebensweisheit verlor — (d. h. der GeschichtSschrriber durfte bei diesem Ueber-gang inS Einzelne den Bußprediger nicht ganz vergessen).
Mit andem Worten: der Schriftsteller, der dem Täufer den Donnerkeil in die Hand gegeben hat und diese drohende Gestalt bildete, hat jene moralischen Gemeinplätze nicht ausgearbeitet und den Schrecken, mit dessen Gewalt er den Täufer auSrüstete, durch diese Gelegrnheitspredigt an die Zöllner und Soldaten nicht selbst wieder aufgehoben. Jene Donnerrede und diese mo-ralischen Gemeinplätze rühren von verschiedenen Schriftstellern her, sind auf verschiedenen Standpunkten entstanden und erst vom Componisten des LukaSevangeliums, der sie in seinen Quellen vorfand, zusammengrstrllt. |
These are moral generalities, trivial opinions, which emerge from the character of the original plan, which was aimed at a great historical judgment. For this, so that the tax collectors would hear it, they should not press the people beyond the prescribed measure, the soldiers, they should be content with their pay, for this no baptist needed to come with his baptism and shake the people’s life to the ground. If the baptist demanded repentance and complete conversion, then this demand is of infinitely more comprehensive generality than all together what he demands here from the crowd. No one will be able to prevent the preacher of repentance from extending his demand for repentance to the particular circumstances of life, -. (i.e., the later historian was allowed to show in individual utterances of the baptist how he grasped the real life of his people and knew how to grasp it in its individual aspects) – but then this excursion into the details was not allowed to be made in such a way that the more general demand of repentance was completely forgotten and the exhortation lost itself in the area of ordinary wisdom – (i.e., the historian was allowed to show in individual utterances of the baptist how he grasped the real life of his people and knew how to grasp it in its individual aspects). (i.e., the writer of history must not completely forget the preacher of repentance during this transition into detail). In other words, the writer who gave the thunderbolt to the baptist and formed this threatening figure, did not elaborate those moral commonplaces and did not himself cancel out the terror with whose violence he equipped the baptist, by this sermon of grace to the tax collectors and soldiers. This thundering speech and these moral platitudes come from different writers, originated from different points of view, and were only brought together by the composer of the Gospel of Luke, who found them in his sources. |
19 | Der Mechanismus seiner Composition verräth sich noch, wenn er in Folge jener Rathschläge (C. 3, 15) das Volk „in Erwartung noch stehen bleiben, Alle in ihrem Herzen denken läßt, er möge vielleicht selbst der Messias seyn”, und durch diese Vermuthung der Leute die Erklärung des Täufers über seine untergeordnete Stellung und sein Verhältniß zum Messias hrrbriführt. So groß und bedeutend sind aber jene Rathschläge für dir Zöllner und Kriegslrute keineswegs, daß das Volk auf den Gedanken kommen konnte, der Mann, der so spreche, müsse der Messias seyn und augenblicklich, da er einmal im Zuge war, die Eröffnung machen, daß er der Erwartete sey.
Ja, der Täufer war nicht einmal im Zuge der Rede begriffen; er wurde von einzelnen Leuten um Maaßregeln für ihr Leben gebeten und antwortete, wie er gefragt wurde — er war nicht mitten in einer Rede begriffen, hatte die Rede, die so enden mußte, daß er auf sein Verhältniß zum Messias zu sprechen kam, nicht vor dieser nothwendigen Eröffnung abgebrochen, so daß die Menge durch ihre gespannte Miene zu erkennen geben konnte, wie sie den rechten Schluß der Rede noch vermisse. |
The mechanism of his composition is still revealed when, as a result of those words of advice (C. 3, 15), he makes the people “stand still in expectation, thinking in their hearts that he himself might be the Messiah”, and through this assumption of the people, he leads the explanation of the Baptist about his subordinate position and his relationship to the Messiah. But these words of advice to the tax collector and warrior are by no means so great and important that the people could get the idea that the man who speaks in this way must be the Messiah and, once he was in the process, immediately make the announcement that he was the expected one.
Yes, the baptist was not even in the course of the speech; he was asked by individual people for rules of measure for their lives and answered as he was asked – he was not in the middle of a speech, had not broken off the speech, which had to end in such a way that he came to speak about his relationship to the Messiah, before this necessary opening, so that the crowd could indicate by their tense expression how they still missed the right conclusion of the speech. |
19/20 | Aber wohl stellt sich dieser Zug der Rede, dieser Zu-sammenhang der Darstellung, diese Verbindung des An« fangs und des Schlusses wieder her, wenn der fremde Eindringling beseitigt und die Sammlung jener moralischen Gemeinplätze wieder entfernt wird. Die Donnerrede des Täufers muß wieder allein stehen und ein Ganzes bilden: — wenn er nun (B. 7—9) mit den Schrecken des nahen Gerichts gedroht und durch die Größe seiner Eröffnungen die Erwartung gespannt hat, dann können die Leute den wahren Schluß vermissen und auf den Gedanken kommen, er möge am Ende selbst der Gewaltige und Furchtbare seyn, der das Gericht vollziehen und mit der angedrohten Demüthigung des jüdischen Stolzes Ernst machen werde, — dann hat der Anfang wirklich seinen Schluß und hat das Schlußwort über den Gewaltigen, der über das Feuer des Gerichts gebietet, wieder seinen richtigen und na-turgemäßrn Anlaß erhalten. | But this trait of the speech, this coherence of the presentation, this connection of the beginning and the end is restored when the foreign intruder is removed and the collection of those moral commonplaces is taken away again. The thundering speech of the Baptist must again stand alone and form a whole: – when he now (B. 7-9) has threatened with the horrors of the near judgment and has tightened the expectation by the greatness of his openings, then the people can miss the true conclusion and come to the thought that in the end he himself might be the mighty and fearful one who will execute the judgment and make serious with the threatened humiliation of the Jewish pride, – then the beginning really has its conclusion and the closing word about the mighty one who commands over the fire of judgment has received its proper and natural occasion again. |
20 | Jene Rathschläge an die Zöllner und die KriegSleute und die Variation auf das evangelische Thema von der Mittheilung an die Bedürftigen — („wer zwei Röcke hat, gebe dem, der nicht hat”) — sind der verfehlte Versuch eines Schriftstellers, der den Bußprediger in seinem Verhältniß zum gewöhnlichen Leben darstellen und zugleich zeigen wollte, daß derselbe auch schon die evangelische Maxime der Mildthätigkeit gekannt habe.
Aber die Donnerrede, die nun in ihrem ursprünglichen Zusammenhang wieder hergrstellt ist — ist sie auch in dem Sinne ursprünglich, daß sie wirklich dem Täufer angehört — hat der Täufer schon diesen Donner rollen lassen? Wir müssen vielmehr fragen, ob der Täufer für die evangelische Anschauung ursprünglich diese fürchterliche und drohende Gestalt war, die er im Evangelium des LukaS ist. |
Those advice to the tax collectors and the warriors and the variation on the evangelical theme of giving to the needy – (“he who has two skirts, give to him who has not”) – are the failed attempt of a writer who wanted to portray the preacher of repentance in his relation to ordinary life and at the same time show that he already knew the evangelical maxim of charity.
But the thunder speech, which is now restored in its original context – is it also original in the sense that it really belongs to the baptist – did the baptist already let this thunder roll? We must rather ask whether the Baptist was originally for the evangelical view this fearful and threatening figure that he is in the Gospel of Luke. |
20/21 | Der Widerspruch, der den Schluß der Donnerrede durchzieht und zugleich haltlos macht, wird zur Beantwortung dieser Frage führen. Offenbar nämlich ist der Schluß, zu dem sich die Rede des Täufers zuspitzt, darauf angelegt, daß er der Ausdruck der Demuth und des Bewußtseyns über seine untergeordnete Stellung im Vergleich mit der Geistesmacht des Messias seyn soll. Er sey nicht werth, sagt er, dir Schuhriewen dem Gewaltigen, der Größeres und Bollkommneres als er vollbringen werde, aufzulösen. Warum? Er taufe nur mit Wasser, der aber, der nach ihm kommt, mit dem heiligen Geiste-Warum also ist er der Kleinere, nach dem der unvergleichlich Größere kommen wird? Weil er noch nicht die Macht der gründlichen und durchdringenden Reinigung besitzt, die dem Messias zusteht, — weil er der Menschheit noch nicht den himmli-schen Gehalt mittheilrn kann, den ihr der Größere schenken wird — weil er der Menschheit noch nicht den Lebensquell des heiligen Geistes erschließen kann. Das Wasser ist sein Attribut — der heilige Geist das des Messias. Dieser Gegensatz der.Attribute wird aber entstellt, verwirrt und sogar aufgehoben, wenn dem Messias noch das Feuer als At-tribut beigegeben wird, — das Feuer, dem im Bilde des Täu« fers Nichts entspricht. Der Spruch, der die Demuth de-Täufrrs ausdrücken und den Spätern als den wahren Lebens-sprnder bezeichnen soll, erhält eine ungehörige Wendung, wenn er mit einer Drohung schließt oder vielmehr durchweg eine Drohung seyn soll. Der Ausdruck der Demuth, daß er nicht werth sey, dem Kommenden die Schuhriemen aufzulösen, verliert endlich seinen Sinn, wenn der Täufer sich mit seiner Wasser-taufe als den Milderen dem Fürchterlichen, der das Strafgericht vollzieht, unterordnrt. | The contradiction that runs through the end of the thunder speech and at the same time makes it untenable will lead to the answer of this question. Obviously, the conclusion to which the speech of the Baptist comes to a head is designed to be an expression of humility and awareness of his subordinate position in comparison with the spiritual power of the Messiah. He is not worthy, he says, to immerse the mighty one, who will accomplish greater and more magnificent things than he. Why? He baptizes only with water, but the one who comes after him with the Holy Spirit-why is he the lesser one, after whom the incomparably greater one will come? Because he does not yet possess the power of thorough and penetrating purification, which belongs to the Messiah, – because he cannot yet impart to mankind the heavenly content, which the greater one will give it – because he cannot yet open up to mankind the life source of the holy spirit. The water is his attribute – the holy spirit that of the Messiah. But this contrast of the attributes is distorted, confused and even abolished, if the fire is added to the Messiah as an attribute, – the fire, to which nothing corresponds in the image of the “dove”. The saying, which is supposed to express the humility of the Baptist and to designate the later as the true life-giver, receives an improper twist when it closes with a threat or rather is supposed to be a threat throughout. The expression of humility, that he is not worthy to untie the laces of the coming one, finally loses its meaning if the baptizer with his water baptism subordinates himself as the milder one to the terrible one who executes the judgment. |
21/22 | Zusammenhang könnte allenfalls in den Spruch gebracht werden, wenn der Täufer seine Strafpredigt zur Ausführung des Strafgerichts in Gegensatz stellt und sich deßhalb als den Geringeren bezeichnet, weil er mit aller Strenge seiner Forderungen das wirkliche Gericht, welches allein der Messias aus« führen werde, nicht bewirken könne — allein, um keine der bereits brmerklich gemachten Jnconvenienzen zu erwähnen, ist er dann wirklich der unendlich Geringere, der zum Exrcutor des Weltgerichts kaum in Verhältniß gebracht werden kann? Würden sein Donner, sein Blitz, mit dem er sich gegen die Schlangen«Brüt bewaffnet hatte, dann immmer noch so schwach seyn, daß er den Vergleich mit dem gewaltigeren Feuer, über welches der Kommende gebieten wird, als unzulässig bezeichnen müßte? Wäre er, der furchtbare Donnersmann dann immer noch so unendlich klein, daß er mit dem immerhin Gewaltigeren gar nicht in Verhältniß gesetzt werden könnte? | Coherence could at best be brought into the saying, if the baptist contrasts his sermon of punishment with the execution of the judgment and therefore calls himself the inferior, because with all severity of his demands he could not bring about the real judgment, which the Messiah alone would “execute” – alone, not to mention any of the already remarkably made conviences, is he then really the infinitely inferior, who can hardly be brought into relation with the excutor of the world judgment? Would his thunder, his lightning, with which he had armed himself against the “serpents” brood, then still be so weak that he would have to call the comparison with the more powerful fire, over which the coming one will command, inadmissible? Would he, the terrible thunder man, then still be so infinitely small that he could not be put into relation with the still more powerful one? |
22 | Nein! Die gleiche Strenge und derselbe fürchterliche Ernst würde dann vielmehr den Vorläufer und den Kommenden in Eine Linie stellen; auch der Läufer wäre dann schon der Mann des Feuers und der Vernichtung gewesen und er hätte Unrecht gehabt, sich über seine Stellung mit der Bescheidenheit und Demuth auszusprrchen, dir sein Vergleich mit dem Größeren ausdrückt. | No! The same severity and the same fearful seriousness would then rather put the forerunner and the coming one in one line; also the runner would then already have been the man of fire and destruction and he would have been wrong to express himself about his position with the modesty and humility which his comparison with the greater one expresses. |
22/23 | Die Widersprüche, die den Ausspruch des Täufers im Lukasevangelium zerreißen und die Drohung von dem Bekenntniß seiner Schwäche absondern, führen uns somit zur ursprünglichen Form und zur Schrift des Marcus. Hier nur hat der Spruch Sinn und Zusammenhang, wenn der Täufer sich mit seiner Wassertaufe dem Messias und dessen belebender und unendlich wirksamerer Geistestaufe gegenüberstellt oder vielmehr sagt, er könne gar nicht mit ihm in Vergleich gebracht werden. Marcus sagt Nichts davon, daß der Messias mit Feuer taufen werde, er weiß auch noch Nichts davon, daß der Täufer dieser Donnersmann war, der das Volk, als eS den Weg, der zur Rettung führte, schon betreten hatte, mit den Schrecken deS Gerichts überfiel und als Schlangenbrut vernichten wollte — sein Täufer ist vielmehr der Bußprediger, der statt hoch daher zu fahren und das kommende Gericht schon zu anticipiren, in Nie drigkeit und unter Leiden (Marc. 9 18) seine Aufgabe durchführte | The contradictions that tear apart the saying of the Baptist in Luke’s Gospel and separate the threat from the confession of his weakness thus lead us to the original form and to the writing of Marcus. Here only the saying has sense and context, when the Baptist with his water baptism contrasts himself with the Messiah and his invigorating and infinitely more effective baptism of the Spirit, or rather says that he cannot be compared with him at all. Marcus says nothing about the fact that the Messiah will baptize with fire, he also knows nothing about the fact that the Baptist was this thunder man, who, when he had already entered the path that led to salvation, attacked the people with the horrors of judgment and wanted to destroy them as a brood of vipers – his Baptist is rather the preacher of repentance, who instead of riding high and already anticipating the coming judgment, carried out his task in neverness and under suffering (Marc. 9 18). |
23 | Freilich heißt der Täufer auch in der Schrift des Marcus der verheißene Elias — aber die Haltung des Ausspruchs, in dem Jesus diese Combination seines Vorläufer» mit der Weissagung aufstellt (Marc. 9, 13), ist sehr behutsam und vorsich« tig und der Täufer wird nicht einmal ausdrücklich erwähnt — „EliaS, sage ich euch, ist schon gekommen” — ein Beweis, daß wir in diesem Ausspruch den ersten Versuch der evangelischen Anschauung, den Täufer mit der Verheißung des EliaS durch Maleachi in Zusammenhang zu bringen, vor uns haben. Auch in der Rede Jesu, über dm Täufer, die sich schon in der Schrift des Urlukas vorfand (Luk. 7, 24 — 34), ist Nichts enthalten, was darauf führte, daß der Täufer sich selbst oder die ursprüngliche evangelische Anschauung ihm eine Haltung ge« geben habe, die durch ihren drohenden Charakter und als Ausdruck des verzehrenden Eifers sogleich an den EliaS der Königs« zeit erinnert hätte. Der Zusatz ferner, den uns Matthäus (C. 11, 14) in dem Spruch Jesu über den Täufer aufbewahrt hat: „er ist, wenn ihr es so annehmen wollt, der Elias, der da kommen soll”, beweist gleichfalls, daß der Täufer sich noch nicht selbst als den Elias hingestellt hat, und führt als diese be-hutsame Einschränkung des beabsichtigten Vergleichs, als dieses Zugeständniß, daß der Vergleich allerdings etwas Ge« wagteS und Kühnes an sich habe, wiederum in jene erste Zeit der evangelischen Plastik zurück, die noch das Bewußtseyn darüber hatte, daß sie mit dieser Combination des Täufer- mit dem verheißenen Elias etwas Neues wage. | Admittedly, the Baptist is also called the promised Elijah in the writing of Mark – but the attitude of the saying in which Jesus sets up this combination of his “forerunner” with the prophecy (Mark. 9, 13) is very cautious and “careful” and the Baptist is not even mentioned explicitly – “Elias, I say to you, has already come” – a proof that we have before us in this saying the first attempt of the evangelical view to connect the Baptist with the promise of Elias through Malachi. Also in the speech of Jesus about the Baptist, which was already found in the writing of Urlukas (Luk 7, 24 – 34), there is nothing that leads to the conclusion that the Baptist himself or the original evangelical view had given him an attitude that would have immediately reminded of the Elijah of the “King” time by its threatening character and as an expression of the consuming zeal. The addition that Matthew (C. 11, 14) has preserved for us in the saying of Jesus about the Baptist: “he is, if you will accept it so, the Elijah who is to come”, proves likewise that the Baptist has not yet presented himself as the Elijah, and as this remarkable restriction of the intended comparison, as this concession that the comparison has, however, something daring and bold about it, leads back again to that first time of evangelical sculpture, which still had the consciousness that it was venturing something new with this combination of the Baptist with the promised Elijah. |
23/24 | Und was ist es, worin die evangelische Anschauung ursprünglich dir Arhnlichkeit des Täufers mit dem verheißenen Elias bemerkt? Welche That des Verheißenen führte sie dar auf, daß der Täufer die Erfüllung sey? Der Jesus des Markus sagt es uns (C. S, 12): „EliaS, sagt er, soll zuvor kom-men und Alles wieder zurecht b*) ringen” — aber diese That schließt dm Gebrauch — ja, den beständigen und ausschließlichen Gebrauch des Donners aus, beschäftigt sich mit dem Herzen und mit der Gesinnung und ist jenes Zurückbringen, von dem Malrachi spricht (C.4, 6) — „das )Z**urückbringen der Herzens der Väter zu den Kindern uud das Zurückbringen deS Herzens der Kinder zu den Vätern” — d. h. die Zurückführung der Gegenwart zur Vergangenheit, der die ursprüngliche gesetzliche Vollkommenheit als Privilegium zugewiesen wurde, und die Wiederbelebung dieser ursprünglichen Vollkommenheit in der Gegenwart. Diese That, die dem kommenden EliaS bestimmt war, hat nach der Anschauung, die sich uns im Evangelium des Marcus erhalten hat, der Täufer mit seiner Bußpredigt und Wassertaufe vollbracht. Diese Umkehr der Herzen, diese Umwendung der Zeit, diese Samm-lung der Herzen aus der Zerflossenheit und Zerstreutheit der Gegenwart zur ursprünglichen Ganzheit war seine That, die ihn zum EliaS der Verheißung machte, und seine einzige That. | And what is it in which the evangelical view originally notes the similarity of the Baptist with the promised Elijah? Which deed of the promised one did it show that the Baptist was the fulfillment? The Jesus of Mark tells us (C. S, 12): “Elijah, he says, shall come before and set all things right” – but this deed excludes the use – yes, the constant and exclusive use of thunder, deals with the heart and with the mind and is that bringing back of which Malrachi speaks (C.4, 6) – “the bringing back of the hearts of the fathers to the children and the bringing back of the hearts of the children to the fathers” – that is, the bringing back of the present to the past, to which the original legal perfection was assigned as a privilege, and the revival of that original perfection in the present. This deed, which was destined for the coming Elijah, was accomplished by the Baptist with his sermon of repentance and water baptism, according to the view that has been preserved for us in the Gospel of Mark. This conversion of the hearts, this turning of the time, this gathering of the hearts from the scatteredness of the present to the original wholeness was his deed, which made him the Elijah of the promise, and his only deed. |
24/25 | Später erst, als eS einmal feststand, der Täufer sey der verheißene EliaS, und beide Persönlichkeiten in der Weise, wie der Fortschritt von der behutsamen Darstellung des MarcuS zn der dreistern Haltung des Spruchs im Evangelium des Ur-lukaS (Luk. 7, 27) beweist, in der Anschauung allmählig mit einander verwuchsen, konnte man dann auch das Bild des geschichtlichen EliaS, wie eS im A. T. überliefert ist, mit der Persönlichkeit des Täufers zusammenbringen und seine Wirk-samkeit so wie seinen Charakter darnach gestalten. Auf dir-sem Umwege erst wurde der Täufer her Eiferer, der, wenn er sprach, jeden Satz seiner Rede zu einem Donner machen und wenn das Volk ihm nahte, sogleich nach dem Blitz greifen mußte. Wie der Elias des A. T. nur im Eifer der Dernich« tung lebte und das Feuer des Himmels, das ihm zu Gebote stand, auf seine Gegner herabzog, so bildeten das Gericht und nur das Gericht, die Vernichtung des Gegensatzes von nun an den einzigen Gedanken des Täufers und selbst im Werke seines Nachfolgers mußte er nun das Feuer und die vernichtende Kraft als die höchste Spitze betrachten. Diese Umwandlung des demüthigen BußpredigerS zum Schreckens-mann wurde endlich noch dadurch erleichtert, daß auch in der Weissagung, die von dem zukünftigen Elias spricht, der große Tag, dem er vorangeht, der schreckliche genannt und mit dem Feuer verglichen wird, welches die Spreu verzehrt (Matt. 4,1.6.) | Only later, when it was certain that the Baptist was the promised Elijah, and both personalities in the way, as the progress from the careful representation of Mark to the bold attitude of the saying in the gospel of the Ur-luke (Luk. 7, 27), gradually grew together in the view, one could then also bring together the picture of the historical Elijah, as it is handed down in the Old Testament, with the personality of the Baptist and form his activity as well as his character accordingly. Only in this way did the baptist become a zealot who, when he spoke, had to turn every sentence of his speech into thunder and, when the people approached him, had to immediately reach for the lightning. Just as the Elijah of the Old Testament lived only in the zeal of denial and brought down upon his opponents the fire of heaven that was at his command, so from now on judgment and only judgment, the destruction of the opposition, formed the only thought of the baptist, and even in the work of his successor he now had to consider fire and destructive power as the highest peak. This transformation of the humble preacher of repentance into a man of terror was finally facilitated by the fact that in the prophecy that speaks of the future Elijah, the great day that precedes him is called the terrible day and is compared to the fire that consumes the chaff (Matt. 4:1, 6). |
25/26 | Der Schriftsteller, der den Täufer mit den Schrecken des geschichtlichen EliaS ausgestattet und ihn in eine so verderbte Welt gestellt hat, daß er in ihr — wie Elias — allein steht und sich zur Schlangenbrut nur in Gegensatz stellen kann, mußte ihn nun allerdings bei einer Gelegenheit, die nicht er geschaffen, sondern von der bereits bestehenden Anschauung überkommen hat, bei einer Gelegenheit, die dem Täufer vielmehr Entzücken bereiten mußte, mit dem Donner bewaffnen. Seine Abhängigkeit von der früheren evangelischen Anschauung zwingt ihn, die Schaaren, die sich zur Taufe des Johannes drängten, ausziehen zu lassen, hält ihn sogar bei der Voraussetzung fest, daß sie mit ernster Willigkeit zum Täufer kamen und den rechten Weg, auf dem sie dem nahen Gericht entfliehen könnten, gefunden hatte« — seine neue Anschauung bringt ihn aber dazu, daß er den Täufer sogar bei dieser Gelegenheit donnern und die Menge so menschenfeindlich anfahren läßt, als är-gere er sich darüber, daß sie den Weg der Rettung gefun-den habe. | The writer, who has endowed the Baptist with the terrors of the historical Elijah and placed him in such a depraved world that he stands alone in it – like Elijah – and can only oppose himself to the brood of vipers, had now, however, to arm him with thunder on an occasion which he did not create, but which was overtaken by the pre-existing outlook, on an occasion which must have been rather delightful to the Baptist. His dependence on the former evangelical view compels him to let the crowds that were pressing to John’s baptism go forth, keeps him even at the premise that they came to the Baptist with earnest willingness and took the right road, His new view, however, leads him to make the Baptist thunder even on this occasion, and to make the crowd react in such a misanthropic way, as if he were angry that they had found the way of salvation. |
26 | Der Spätere, der diesen Widerspruch gebildet und da-Gleichniß vom unnützen Baum so wie die längst feststehende Polemik gegen den Stolz der Juden auf das Privilegium ihrer Abstammung zur Rede des Täufers verarbeitet hat, schrieb vor dem Componisten des gegenwärtigen LukasevangeliumS. Justinus kannte die Quelle, aus der der letztere geschöpft hat, indem er den Spruch des Täufers über sein Verhältniß zu dem unend-lich Größeren gleichfalls in der Verzerrung citirt *), die durch die eingewrbte Hinweisung auf die Feuertaufe des Messias und auf die Schrecken seines Gerichts verursacht ist, und außerdem diese Erklärung des Täufers dadurch herbeigeführt werden läßt, daß die Leute vermutheten, er sey am Ende der Messias selbst**). Matthäus hat aus derselben Quelle geschöpft. Wäre er allein auf die jetzige Schrift des LukaS angewiesen gewesen, so war er nicht der Mann dazu, einen Theil vom Redestoff derselben auszulaffen und so geschickt zu verfahren, daß die Donnerrede des Täufers wieder ihren ursprünglich beabsichtigten Zusammen-hang erhielt. | The later, who has formed this contradiction and has worked up the likeness of the useless tree as well as the long established polemic against the pride of the Jews in the privilege of their descent to the speech of the Baptist, wrote before the composer of the present Gospel of Luke. Justin knew the source from which the latter drew, in that he also cites the Baptist’s saying about his relationship to the infinitely greater one *) in the distortion caused by the included reference to the baptism of fire of the Messiah and to the horrors of his judgment, and furthermore lets this explanation of the Baptist be brought about by the fact that the people assumed that he would be the Messiah himself in the end**). Matthew drew from the same source. If he would have depended only on the present writing of Luke, he would not have been the man to take a part of the speech material of the same and to proceed so skillfully that the thunder speech of the Baptist received again its originally intended context. |
26* | *) Dial. c. Tryph. p. 268.
**) ibid. p. 316 οἱ ἄνθρωποι ὑπελάμβανον αὐτὸν εἶναι τὸν Χριστόν |
*) Dial. c. Tryph. p. 268.
**) ibid. p. 316 it furnished men with a proof that He is the Christ [= Dial LXXXVIII] |
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26/27 | Als Ausdruck der ursprünglichen Anschauung steht somit die Darstellung des Marcus allein für sich da und sie erst führt die Untersuchung zu jenem Ernst, wo es sich um den geschicht-lichen Charakter des letzten Kerns handelt. | As an expression of the original view, the representation of Mark stands alone and only leads the investigation to that seriousness, where it is about the historical character of the last nucleus. |
27 | Die Worte des Täufers über sein Verhältniß als Vor-läufrr zu dem unendlich größeren Nachfolger haben hier, in der Schrift des Marcus, wirklich die allgemeine Bedeutung, die ihnen zukommt: sie sind nicht durch einen einzelnen Anlaß her-vorgerufrn, find keine nur gelegentlich herbeigeführte Aeußerung, sondern das Thema, welches alle seine Predigten wiederholten und einzig und allein aufstellten, und der Evangelist drückt auch sein Bewußtseyn über diese Bedeutung des Ausspruchs ange-messen genug aus, wenn er denselben mit der Vorbemerkung rinführt: „so predigte Johannes”*). Marcus weiß eS ferner noch, welchen Zweck diese Rede des Täufers hat, er weiß eS, daß sie Nichts weiter als die Hinweisung auf den Kom« menden seyn soll, und er hat ihr auch eine Wendung gegeben, kraft deren sie den Leser unwillkürlich, aber fest und sicher zu dem Größeren, auf den sie hinweist, auch wirklich hinführt. Während die beiden Andern, LukaS besonders, die Darstellung durch ihren störenden Pragmatismus aufhalten und nun — allerdings konsequent — den Täufer sagen lassen: „ich taufe euch mit Wasser”, sagt der Täufer des MarcuS: „ich habe euch mit Wasser getauft”‘*), so daß der Leser in demselben Augenblick, wo er den Täufer noch mitten in seiner Wirksamkeit sieht, ja seine ersten Worte hört, über seine Erschei-nung fortgerissen wird und im Anfänge sogleich auch an der Gränze steht, wo der Täufer seine Aufgabe vollendet hat und der Größere auftritt. | The words of the Baptist about his relation as a forerunner to the infinitely greater follower have here, in the writing of Mark, really the general meaning which is due to them: they are not caused by a single occasion, they are not only an occasional statement, but the theme which all his sermons repeated and set up uniquely, and the evangelist also expresses his awareness of this meaning of the statement adequately enough when he introduces it with the preface: “so John preached” *). Mark also knows what purpose this speech of the Baptist has, he knows that it should be nothing more than a reference to the coming one, and he has also given it a twist, by virtue of which it leads the reader involuntarily, but firmly and surely to the greater one to which it points. While the other two, Luke in particular, stop the representation by their disturbing pragmatism and now – though consistently – have the Baptist say: “I baptize you with water”, the Baptist of Mark says: “I baptized you with water” **), so that the reader, at the same moment when he sees the Baptist still in the middle of his activity, even hears his first words, is carried away over his appearance and in the beginning immediately also stands at the border where the Baptist has completed his task and the greater one appears. |
27* | *) καὶ ἐκήρυσσε λέγων
**) ἐβάπτισα |
*) and he was preaching saying
**) baptized |
27/28 | Dieser Täufer aber, der so wenig Etwas für sich ist, daß seine ganze Wirksamkeit nur die Hinwrisnng auf den größeren Nachfolger ist und die historische Anschauung sein wahres Wesen trifft, wenn sie ihn fast in demselben Augenblicke auftreten und wieder abtretrn läßt — ist er in der That auch der geschichtliche Johanne-? | This baptist, however, who is so little something for himself that his whole effectiveness is only the indication of the greater successor and the historical view meets his true essence when it lets him appear and depart again almost in the same moment – is he indeed also the historical John? |
28 | Unmöglich! Wenn die Predigt von dem Kommenden sein Hauptgeschäft gewesen wäre, so müßte dieser Kern seiner Wirksamkeit nach dem Gesetz, wonach der schwerere Mittelpunkt auf seine gesammte Umgebung seine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt, auch die Taufe sich unterworfen — d. h. der Täufer müßte seine Taufe mit der Hinweisung auf den Messias in inneren Zusammenhang gebracht und zur Taufe auf den Kommenden erhoben haben. Die evangelische Anschauung hat eS aber noch nicht gewagt, diesen Zusammenhang zu bewirken: — Marcus stellt Beides, die Taufe und das Zeugniß von dem Kommenden einfach neben einander, Lukas läßt sogar dieß Zeugniß nur zufällig durch eine falsche Vermuthung des Volkes herbeigeführt werden — jene Zaghaftigkeit des MarcuS und dieser äußerliche Mechanismus des Lukasrvangeliums beweisen, daß nicht das Geringste in der Ueberlieferung vorhanden war, was ihnen erlaubt hätte, beides in Einheit zu setzen, — beweisen ferner, daß die Anschauung, wonach der Täufer vom Messias gezeugt habe, zur geschichtlichen Ueberlieferung, wonach die Taufe des Johannes die der Buße war, erst spät hinzugetretrn war und als dieß spätere Produkt der Anschauung nicht die Kraft hatte, den Vorgefundenen schwerern Kern, die geschichtliche Ueberlieferung vollständig in ihren Bereich zu ziehen und sich zu unterwerfen. | Impossible! If the preaching of the coming one would have been his main business, then this core of his effectiveness according to the law, according to which the heavier center exerts its irresistible attraction on its entire environment, would also have to have subjected itself to the baptism – i.e. the Baptist would have had to have brought his baptism with the reference to the Messiah into inner connection and raised it to the baptism of the coming one. The evangelical view, however, has not yet dared to bring about this connection: – Mark simply places both, the baptism and the testimony of the coming one, next to each other, Luke even lets this testimony be brought about only accidentally by a false assumption of the people – that timidity of Mark and this external mechanism of Luke’s Gospel prove that there was not the slightest thing in the tradition that would have allowed them to put both into unity, – prove furthermore that the view, according to which the Baptist had begotten of the Messiah, was added late to the historical tradition, according to which the baptism of John was the baptism of repentance, and as this later product of the view did not have the power to pull the found heavier core, the historical tradition completely into its area and to subordinate itself. |
28/29 | Der kurze Bericht des JosephuS belehrt uns über den Läufer genauer als alle Angaben des N. T. zusammengenom-men, genauer namentlich als die lange Rede, die ihm Lukas in den Mund legt. Die Taufe, soll Johannes nach diesem Be« *)richt gesagt haben, ist nur dann eine Gott wohlgefällige, wenn man sie nicht zur Tilgung gewisser, bestimmter Sünden ge« brauche, sondern zur Heiligung des Leibes, wenn nämlich vorher die Seele durch Gerechtigkeit überhaupt gereinigt sey. | The short report of Josephus teaches us more precisely about the runner than all the information of the N. T. together, more precisely than the long speech, which Luke puts into his mouth. According to this report, John is said to have said that baptism is only pleasing to God if it is not needed for the redemption of certain, specific sins, but for the sanctification of the body, namely if the soul is first cleansed by righteousness in general. |
28/29* | *) Antiq. 18, 5, 2. | *) Antiq. 18, 5, 2. |
29 | .Diese Erhebung der gesetzlichen Symbolik, wonach die Reinheit des Leibes und der Seele unmittelbar dasselbe ist und die äußere Waschung als solche Leib und Seele reinigt, zu einem bewußten Symbol — diese Verdichtung der bildlichen Anschauung der Propheten, welche die künftige Reinigung und Entsün« digung de- Volks auch in einem Wasserbade geschehen läßt **) und in ihrer Weise gleichfalls die Fortbildung der gesetzlichen Symbolik zu einer bewußten ist — diese Verkörperung des prophetischen Bildes zu einem wirklichen Act — diese Idealifirung der gesetzliche« Atomistik, die nur einzelne Versündigungen und Verunreinigungen kennt, und die Forderung der Selbstverläugnung und Sinnesänderung überhaupt — diese That ist aber in sich selbst so groß und von so unendlichem Umfang, daß sie für sich allein hinreichte, einm Wendepunkt in der Entwicklung des religiösen Bewußtseyns zu bilden und — auszufüllen. | This elevation of the legal symbolism, according to which the purity of body and soul is directly the same and the external washing as such purifies body and soul, to a conscious symbol – this condensation of the figurative view of the prophets, which lets the future purification and cleansing of the people also take place in a water bath **) and in its way is likewise the further development of the legal symbolism to a conscious one – this embodiment of the prophetic image to a real act – this idealization of the “legal” atomistics, This idealization of the “legal” atomism, which knows only individual sins and defilements, and the demand of self-denial and change of mind in general – this act, however, is in itself so great and of such infinite extent that it would be sufficient for itself to form and fill a turning point in the development of religious consciousness. |
29** | **) Ezech. 36, 25. Zach. 13, 1 | **) Ezek. 36:25. Zech. 13:1 |
29/30 | Die Geschichte ist sparsam und gründlich — und doch auch reich bei aller Sparsamkeit, mit der sie ihre Gaben an einzelne Standpunkte und Perioden «ertheilt, sie ist zusammenhängend und mit sich Eins trotz der Gründlichkeit, mit der sie die Heroen einzelner Epochen ihre Aufgabe durchführen und sich in in die« selbe vertiefen läßt. Nur dem religiösen Bewußtseyn ist die voreilige Ungeduld eigen, daß eS auch dem vorbereitenden Standpunkt schon das vollständige Bewußtseyn des Zwecks, dem er diente, zuschreibt — nur da- religiöse Bewußtseyn ist so unsicher, daß eS die Bestätigung und Beglaubigung seiner selbst nur in der Zertrümmerung jeder geschichtlichen Selbstständigkeit und Gestaltung findet, und es wird sich der Einheit der Geschichte erst gewiß, wenn die ganze Thätigkeit der früheren Heroen darin bestand, daß sie mit dem Finger auf das Folgende oder vielmehr nur auf den Einen hinweisen, der dem Glauben Alles ist. | History is frugal and thorough – and yet also rich, despite all the frugality with which it bestows its gifts on individual standpoints and periods; it is coherent and at one with itself, despite the thoroughness with which it lets the heroes of individual epochs carry out their task and immerse themselves in it. Only the religious consciousness has the rash impatience that it ascribes to the preparatory point of view already the complete consciousness of the purpose it served – only the religious consciousness is so uncertain, that it finds the confirmation and authentication of itself only in the shattering of every historical independence and formation, and it becomes certain of the unity of history only when the whole activity of the earlier heroes consisted in pointing with the finger to the following or rather only to the One who is everything to faith. |
30 | Je bedeutender ein geschichtlicher Held ist, um so weniger ist es ihm möglich, sich und sein Werk für nur provisorisch zu halten. Die Kraft, die er anwrnden muß, um den Gehalt seines Selbstbewußtseyns nur erst zu gestalten und zur Anerkennung zu bringen, kann er nur aus dem Glauben an seine eigne Bedeutung und an den selbstständigen Werth seines Werkes ziehen und es würde ihm schlechterdings un-möglich seyn, diesen anstrengenden Kampf mit der harten Rinde der Geschichte, in der er doch erst seinetwegen die Schutzwehr der feindlichen Vorurtheilt und Vorrechte durchbrechen muß, aus« zuführen, noch weniger würde er die Ausdauer besitzen, die zur Ausbildung seiner selbst gehört, wenn er von vornherein wüßte, daß er den Augenblick darauf und zwar durch diese bestimmte Person abgelöst und überflüssig gemacht werden würde. | The more important a historical hero is, the less it is possible for him to consider himself and his work only provisional. The strength that he must use in order to shape the content of his self-awareness and to bring it to recognition, He can only draw from the belief in his own significance and in the independent value of his work, and it would be utterly impossible for him to carry out this strenuous struggle with the hard bark of history, in which he must first break through the defenses of the enemy’s prejudices and prerogatives for his own sake; still less would he possess the endurance that is necessary for the formation of himself if he knew from the outset that he would be replaced and made superfluous by this particular person the moment after. |
30/31 | Nur derjenige kann wirklich schöpferisch in die Geschichte eingreifen, der mit dem Bewußtseyn der eignen Berechtigung auftritt — nur der kann arbeiten und wirken, der an den Werth seines Werkes glaubt. Ein Mann, der von vornherein weiß, daß er in Kurzem unnöthig sey, kann Nichts leisten und seine innere Unsicherheit würde sich unfehlbar in der Oberflächlichkeit und Hohlheit seines Werks ausdrückrn. Ein solcher Mann wäre wirklich unnöthig, aber er würde auch nicht der Geschichte angehören. | Only he can really intervene creatively in history who appears with the consciousness of his own justification – only he can work and work who believes in the value of his work. A man who knows from the outset that he will soon be useless can accomplish nothing, and his inner insecurity would infallibly express itself in the superficiality and hollowness of his work. Such a man would be truly unnecessary, but he would also not belong to history. |
31 | Auch die Größe des Folgenden, der so stolz seyn darf, sich als das Ziel, so wie als den Abschluß einer vorhergehenden Entwickelung zu betrachten, würde nur eine sehr zweideutige seyn, wenn das Unding, die Unmöglichkeit möglich wäre, daß sein letzter Vorgänger schon auf ihn hingewiesen und ihn ganz, wie er seyn wird, der Welt dargestellt hätte. Der Spätere würde überflüssig seyn, wenn er mit dem ganzen Gehalt seines Selbstbewußtseyns vorher geschildert wäre, und eben der Vor-läufer, der ihn mit diesem Gehalt geschildert hätte, würde ihn überflüssig gemacht haben.
Derjenige, der den Größeren in voraus schildert, mußte vielmehr der Größere bereits selber seyn, da er den Jnhalt sei-«er Schilderung doch nur aus seinem eignen Jnnern, aus dem Schatz seiner eignen Erfahrungen nehmen konnte. Welches versteinerte Wesen müßte erst der Menschengeist geworden seyn, ehe eS möglich würde, daß derjenige, der ein neues Princip schildert, den Jnhalt seiner Schilderung aus einem Nebenfach seines Geistes nehmen konnte, welches — doch das Unding ist kaum auSzusprrchen — sich neben und außer seinem Selbstbewußtseyn befand! |
Also the greatness of the following one, who may be so proud to consider himself as the goal as well as the conclusion of a preceding development, would only be a very ambiguous one, if the thing, the impossibility were possible, that his last predecessor had already pointed to him and had represented him to the world completely as he will be. The later would be superfluous, if he had been described before with the whole content of his self-consciousness, and just the predecessor, who would have described him with this content, would have made him superfluous.
The one who describes the greater in advance must rather be the greater himself, since he could take the content of his description only from his own inner being, from the treasure of his own experiences. What a petrified being the human spirit must have become before it would be possible that he who describes a new principle could take the content of his description from a subsidiary subject of his spirit, which – but the absurdity is hardly to be expressed – was located beside and apart from his self-consciousness! |
31/32 | Und welche- Unding, daß ein epochemachender Held den bestimmten Jnhalt, durch welchen er Epoche machte, den Beitrag, den er zum Schatz der Geschichte hinzufügte, nicht erst in seinem Selbstbewußtseyn mitzubringen brauchte! Welches kaum auszusprechende Unding wäre das, daß ein Mann, der ein neues Princip schuf, das Princip bereits fertig vor-fand! Wäre das wirklich noch ein Held, dessen Wesen und Person in der Erwartung schon fertig dastand und der nur bloß aufzutreten brauchte, um die müßige Bemerkung zu machen, er sey es, den man erwartet habe? Da- wäre kein Mann, sondern eine Larve. | And what an absurdity that an epoch-making hero did not have to bring along in his self-consciousness the certain content by which he made epoch, the contribution which he added to the treasure of history! What an unspeakable thing it would be that a man who created a new principle found the principle already finished! Would that really still be a hero whose being and person were already ready in the expectation and who only had to appear in order to make the idle remark that it was he whom one had expected? There would be no man, but a larva. |
32 | Zu solchen Larven macht aber der geschichtliche Aberglaube de- religiösen Glaubens alle historischen Erscheinungen. Jhm ist der Täufer dann erst mehr als ein Zufall, mehr als eine Laune der Geschichte, wenn die Juden vor seinem Auftreten schon eine messianische Dogmatik besaßen und wenn ihm demnach Nichts übrig blieb, als die Charaktermaske, die im System dieser Dogmatik bereits enthalten war, anzulegen. Derselbe historische Aberglaube, der an eine messtanische Dogmatik der Juden vor der Stiftung der christlichen Gemeinde nothwendig glauben muß, kann sich den Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Täufers und dem Hervorgang der christlichen Gemeinde nur in der Form verstellen, daß der Täufer nach dem Vorbild jener vormessianischen Dogmatik die CharaktrrmaSke seines Nachfolgers entwarf und dieser bei seinem Auftreten.
Historische GesichtSzüge werden aber immer nur mit den Personen, deren Wesen sie ausdrücken, geboren — das Princip mit seinem Entdecker — der epochemachende Ge« halt mit dem Selbstbewußtseyn, mit dem er Eins ist, und selbst dem Räthsel, mit dem sich die Welt Jahrhunderte, Jahrtausend« hindurch beschäftigt hat, müssen die Heroen erst die Formel geben, in der eS lösbar ist und die Niemand vor ihnen finden konnte. |
But the historical superstition of religious faith makes all historical phenomena into such larvae. To him, the baptist is only more than a coincidence, more than a whim of history, if the Jews already possessed a messianic dogma before his appearance and if, therefore, nothing remained for him but to put on the character mask that was already contained in the system of this dogma. The same historical superstition, which must necessarily believe in a messtian dogmatics of the Jews before the foundation of the Christian congregation, can only conceal the connection between the appearance of the baptist and the emergence of the Christian congregation in the form that the Anabaptist designed the character mask of his successor according to the model of that pre-Messianic dogmatics, and that the latter, at his appearance.
Historical features, however, are always born only with the persons whose essence they express – the principle with its discoverer – the epoch-making “spirit” with the self-consciousness with which it is one, and even the riddle with which the world has been occupied for “centuries, millennia”, the heroes must first give the formula in which it is solvable and which no one before them could find. |
32/33 | Aber auch die CharaktermaSke ihrer Vorgänger müssen die Spätern lüften, ehe sie in denselben ihre Vorboten und unmittelbaren Vorläufer erkennen. Die Spätern sind um so größer, jemehr sie das Bewußtseyn ihrer eignen Bedeutung und den Glauben an ihre Vorbereitung erst erkämpfen mußten, indem sie ihre Voraussetzungen des selbstständigen Schein-entkleideten und als Vorboten ihrer selbst mit sich in Beziehung brachten. | But also the character mask of their predecessors must be uncovered by the later ones, before they recognize in them their forerunners and immediate predecessors. The later ones are all the greater, the more they had to fight for the consciousness of their own meaning and the belief in their preparation, by stripping their preconditions of the independent appearance and bringing them into relation with themselves as heralds. |
33 | Je bedeutender der Spätere, um so bedeutender auch der Vorläufer, denn gerade die Nähe der Vollendung gab ihm einen um so tieferen Gehalt, der ohne die intensivste Be« schränkung nicht ausgebildet werden konnte. Je größer die Aufgabe, um so eigenthümlicher die Gestalt der Vorgänger, die nur aus dem hingebenden Glauben an ihr besonderes Werk die Kraft zu ihrer Arbeit ziehen konnten. Eine weltgeschicht« liche Epoche wird dann erst gründlich vorbereitet, wenn die vorbereitenden Prineipien um ihrer selbst willen ausgenommen werden und auf diesem Umwege, der sie in dir allgemeine Cirkulation der Lebenssäfte einführt, der Entscheidung einen durch und durch bearbeiteten Boden verschaffen.
So war es denn erst eine Arbeit und Entdeckung der Ge« meinde, wenn sie den Täufer mit sich in Zusammenhang brachte und ihren Jesus in ihm den verheißene« EliaS entdecken ließ. Der Täufer hat sein rignes Werk vollbracht, als er die Zer-splitterung des gesetzlichen Geistes in eine neu« Innerlichkeit zurückführte und in der Tauf« der Buße dm Geistern das Mittel zu einer bis dahin unbekannten Sammlung bot, und erst die Gemeinde, die in ihm ihre letzte und bedeutendste Vorbereitung erkannte, hat ihm das Bewußtseyn mitgetheilt, daß er das, was er that und war, nur um ihres Stifters willen von Gott als seine Aufgabe und als sein Wesen empfangen hatte. Die Gemeinde erst hat ihren Stifter und dm Täufer in die Beziehung gebracht, daß jener in diesem den verheißene« EliaS sah, dieser in voraus sich vor dem Gewaltigen, der nach ihm kam, beugm mußte. |
The more important the later, the more important also the predecessor, because precisely the proximity of completion gave him a deeper content, which could not be developed without the most intensive limitation. The greater the task, the more peculiar the form of the predecessors, who could only draw the strength for their work from the devoted faith in their particular work. A world-historical epoch is only thoroughly prepared when the preparatory prineipies are excluded for their own sake and on this detour, which introduces them into the general circulation of the life-blood, provide the decision with a thoroughly worked ground.
Thus it was only a work and discovery of the “community” when it connected the Baptist with itself and let its Jesus discover in him the “promised” Elijah. The Baptist accomplished his great work when he brought back the fragmentation of the legal spirit into a “new” inwardness and in the “baptism” of repentance offered the spirits the means to a hitherto unknown gathering, and only the congregation, which recognized in him its last and most important preparation, shared with him the awareness that he had received what he did and was from God as his task and as his nature only for the sake of their founder. The church brought its founder and the Baptist into the relationship that the latter saw in him the “promised” Elijah, and the latter had to bow before the mighty one who came after him. |
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Neil Godfrey
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