5.Die Rede Jesu über die letzten Dinge. |
5.The Discourse of Jesus about the last things. |
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147 | Jetzt, nachdem der Jesus des Urberichts seine Gegner nieder- geschmettert, verkündet er mit nackten Worten (Marc. C. 13) den Untergang des Tempels, somit des ganzen gesetzlichen Wesens, und auf dem Oelberg, im Angesicht des Tempels, d. h. auf dem Standort, den auch der Weltrichter des Zacharias einnimmt (Zach. C. 14), setzt er den vier bevorzugten Jüngern auf ihre Frage, wann das geschehen werde und welches das Zeichen der Erfüllung von dem allem sey, den letzten Verlauf der geschichtlichen Entwicklung und den Zusammenhang seiner Wiederkunft mit dem Ende aller Dinge auseinander. | After Jesus of the original account had crushed his opponents, he announces with bare words (Mark 13) the downfall of the temple, and thus of the entire legal system, and on the Mount of Olives, in the face of the temple, that is, on the site also taken by the judge of Zechariah (Zech. 14), he explains to the four favored disciples the course of historical development and the connection of his return with the end of all things, in response to their question of when it will happen and what sign will indicate its fulfillment. the last things. |
147/148 | Daß diese Eröffnung die erste ihrer Art sey, muß auch Lukas tingestehen, wenn er (C. 21, 7) die Jünger nach der Zeit «nd dem Zeichen der Katastrophe fragen läßt — er räumt es somit ein, daß die große Rede, die sein Zesu- längst vorher über seine Wiederkunft gehalten hat (C. 17, 20—37), eine unpassende Antiripation war. | That this disclosure is the first of its kind must also be acknowledged by Luke when he (Chapter 21, verse 7) asks the disciples about the time and sign of the catastrophe – thus he admits that the great speech that his Jesus had long before held about his return (Chapter 17, verses 20-37) was an inappropriate anticipation. |
148 | Diesen Widerspruch, der dadurch entstanden ist, daß die beiden Compilatorm außer dem Urbericht auch spätere Variationen desselben in ihr Sammelwerk ausgenommen haben, hat Matthäus nur noch greller gemacht, wenn er den Herrn am Schluß seiner Rede gegen die Heuchler (C. 23, 34—3S) von der Zerstörung Jerusalems und von seiner Wiederkunft als von zwei in Zusammenhang stehenden Dingen sprechen läßt und dm Augenblick darauf (C. 24, 1 — 3) den Urbericht sammt dessen Voraussetzung aufnimmt, wonach die Eröffnung Zesu über die Zerstörung des Tempels den Jüngern eine neue und unerwartete ist und erst die Frage der Letzteren nach der Zeit und dem Zeichen dieses Ereignisses den Herrn dazu veranlaßt, den Zusammenhang der Katastrophe mit seiner Wiederkunft auseinanderzusttzen. | This contradiction, which arose from the fact that the two compilers included later variations of the original account in their collection, was only made more glaring by Matthew when he has the Lord speak at the end of his discourse against the hypocrites (C. 23, 34-35) about the destruction of Jerusalem and his return as two related things, and then immediately thereafter (C. 24, 1-3) includes the original account along with its premise, according to which Jesus’ disclosure about the destruction of the temple was new and unexpected to the disciples, and only their question about the time and sign of this event prompted the Lord to explain the connection between the catastrophe and his return. |
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148 | Indem wir uns mit diesem Hauptzeugniß der Spätern für die Ursprünglichkeit der Darstellung, die uns Marcus erhalten hat, begnügen, gehen wir sogleich dazu über, an der Urform der Rede selbst die spätern Erweiterungen und Veränderungen zu messen.
Marcus allein gibt uns diese Urform. „Sehrt euch vor, laßt euch weder durch falsche Messiasse täuschen, noch durch Kriegsgeschrei schrecken, denn dieser Aufstand von Volk gegen Volk ist nothwendig — aber da- ist noch nicht das Ende, sondern nur der Anfang der Wehm” (C. 13, 5—8). |
By accepting this main testimony of the later writers as evidence for the originality of the account preserved by Mark, we proceed immediately to measure the later additions and alterations against the original form of the discourse itself.
Mark alone gives us this original form. “Be careful, do not be deceived by false messiahs, nor be frightened by the shouts of war, for this rebellion of people against people is necessary – but this is not the end, but only the beginning of the woe” (C. 13, 5 -8). |
149 | »Sehet eilch nur selber vor. Es wird auch an euch gehen, man wird euch den Synedrien überantworten — ihr werdet als Zeugen des Evangeliums vor Fürsten und Königen stehen — sorgt nicht dafür, es wird euch vielmehr gegeben werden, was ihr zu sagen habt — allgemeiner Verrath und Krieg der Verwandten gegen einander — wer ausharrt bis ans Ende, Wird selig” (B. 9-13).
„Wenn ihr aber den Gräuel der Verwüstung stehen sehet, wo er nicht stehen soll, dann ist eS Zeit zu fliehen, denn es wird eine Noth seyn, wie sie nie gewesen ist und nicht wieder seyn wird — doch hat Gott um der Erwählten willen diese Tage der Roth, verkürzt” (V. 14—20). „Wenn die Noth nämlich ihren Gipfelpunkt erreicht hat, erscheinen die himmlischen Zeichen, die der Ankunft des Menschens sohneS unmittelbar vorangehen, — er selber kommt «nd versammelt durch seine Engel seine AuSerwählten” (B. 24—27). Das ist wirkliche Gliederung, angemessener Fortschritt, lebendiger Zusammenhang — vor Allem richtige Proportion der Glieder zu einander! |
“Just take care of it yourself. It will also go to you, you will be handed over to the synedria – you will stand as witnesses of the gospel before princes and kings – don’t worry about it, you will rather be given what you have to say – general treason and war of relatives against one another – whoever endures to the end will be saved” (B. 9-13).
“But when you see the abomination of desolation standing where it should not stand, then it is time to flee, for there will be a need such as has never been and will never be again – yet God has it for the sake of the elect Days of Roth shortened” (vv. 14-20). “For when the need has reached its climax, there appear the heavenly signs which immediately precede the coming of the son of man—he himself comes and gathers together his elect by his angels” (B. 24-27). That is real structure, appropriate progress, lively coherence – above all the correct proportion of the members to each other! |
149/150 | Lukas dagegen hat die Abrundung des ersten Gliedes und seinen Zusammenhang mit dem folgenden zerstört, indem er die Bemerkung unterdrückt, daß der allgemeine Bölkeraufstand der Anfang der Wehen ist — den Spruch vom Kriegsgeschrei trennt er durch den neuen, schwerfälligen Ansatz: „damals sprach er zu ihnen” (C. 21, 9. 10) von seiner Erklärung und Deutung, daß nämlich ein Volk gegen das andere aufstehen werde — er wirst somit diese Erklärung zum zweiten Gliede und schwellt dasselbe noch mehr an, indem er jetzt schon (B. 11) der himmlischen Zeichen gedenkt, die erst im vierten Glied an ihrer Stelle sind und die er auch später wieder (B- 25) als Borbo- tm der Ankimft des Menschensohnes eintreten läßt. Diese ungehörige Erwähnung der Zeichen straft fich damit, daß er sogleich darauf, indem er daß Schicksal der Glaubensboten im Verlauf jenes Bölkeraufstandes schildern will, mit der Formel: „vor dem Allen aber” (B. 12) über den Eintritt der Zeichen hinweg auf diesen Aufstand zurückweisen muß — nachdem er bereits (B. 12) bemerkt hat, daß die Glaubensboten überantwortet werden, zerstört er endlich durch die Einfügung derselben Phrase den Spruch (B. 16) vom allgemeinen Aufstand der Verwandten gegen einander — zerstört er sogar die Grundvoraussetzung des Ganzen, wonach die Glaubensboten die Krisis überdauern werden, durch die ungehörige Bemerkung, daß einige von ihnen in diesem Aufstand der Verwandten das Leben verlieren werden. (Die Nachbemerkung (B. 18), daß ihnen Allen kein Haar vom Haupte umkommen solle, rührt nach dem Zeugniß des Epiphanias nicht von Urlukas her, sondern vo« spätern Ueberarbeiter.) | However, Luke destroyed the rounding off of the first section and its connection to the following one by suppressing the remark that the general revolt of the people is the beginning of birth pains. He separates the saying about the war cry by the new, clumsy introduction, “Then he said to them” (C. 21, 9-10) of his explanation and interpretation, namely, that one nation will rise against another. Thus, he turns this explanation into the second section and swells it even more by already mentioning (B. 11) the heavenly signs that are only in their proper place in the fourth section and that he also later (B. 25) allows to occur as a prelude to the arrival of the Son of Man. This improper mention of the signs is punished by the fact that he immediately thereafter, when he wants to describe the fate of the missionaries during that revolt, must refer back to that revolt with the formula, “But before all this” (B. 12) and ignore the occurrence of the signs. After already mentioning (B. 12) that the missionaries will be handed over, he finally destroys the saying (B. 16) about the general uprising of relatives against each other by inserting the same phrase. He even destroys the basic assumption of the entire section, that the missionaries will survive the crisis, with the improper remark that some of them will lose their lives in this uprising of relatives. (The concluding remark (B. 18) that not a hair on their head will be harmed does not, according to the testimony of Epiphanius, come from the original Luke but from a later reviser.) |
150 | Das dritte Glied beginnt (D. 20) mit der Bemerkung: „wenn ihr aber Jerusalem belagert sehet, dann wisset, daß ihre Verwüstung gekommen ist” — d. h. mit einer Bemerkung, die an sich höchst unnütz ist «nd durch ihre ängstliche Haltung sich selber das Urtheil spricht — „dann wisset” — als ob das ei» so schwer zu vollziehender Schluß wäre, daß er dm Jüngern ausdrücklich vorher eingeprägt werden müßte! Ist die Krisis so deutlich und bestimmt beschrieben, so wäre ferner die folgende Ermahnung zur Flucht (B. 21.22) noch sinnloser als die Einprägung jenes Schluffes — doch kommt in diesem Punkte wenigstens die Notiz des Epiphanias der Ehre de- UrlukaS zur Hilfe — der spätere Ueberarbeiter seiner Schrift hat diese unpassende Ermahnung erst etngefügt. | The third passage (D. 20) begins with the remark: “but when you see Jerusalem surrounded by armies, then know that its desolation has come” – that is, with a remark that is in itself highly useless and, through its anxious attitude, pronounces judgment on itself – “then know” – as if this were such a difficult conclusion to draw that it needed to be explicitly impressed upon the disciples beforehand! If the crisis is so clearly and definitively described, then the following exhortation to flee (B. 21-22) would be even more senseless than the insistence on that conclusion – but at least in this regard, the note of Epiphanias comes to the aid of the author of the later revision of his writing, who added this inappropriate exhortation only later. |
150/151 | Die Erwähnung vom Geschick Jerusalems erschwerte endlich den Uebrrgang zum vierten Gliede — (denn die Roch, die bis zum Eintritt der himmlischen Zeichen dauert, soll ursprünglich eine allgemeine seyn) — Urlukas hat sich aber diesen Uebergang geradeju unmöglich gemacht und hat selbst jeden Gedanke« an eine Verbindung aufgegeben, indem er das dritte Glied des Urbericht» mit der Bemerkung schließt, daß Jerusalem von den Völkern zertreten wird, bis auch deren Zeit erfüllt ist, und dam da» vierte Glied, welches mit dem Eintritt der Zeichen beginnt, regungslos nachschlrppen läßt tV. 24. 25). Die kraftvolle Sehne, welche im Urbericht beide Glieder verbindet, hat er nicht einmal durch ein Rothband ersetzt: — an die Stelle der ursprünglichen Bemerkung, daß die Tage der Noth der Auserwählten wegen verkürzt werden würden, ist eine wüste Unbestimmtheit und Leere getreten. | The mention of Jerusalem’s fate finally made the transition to the fourth passage more difficult – (since the interval that lasts until the heavenly signs appear was originally meant to be a general one) – but Urluke made this transition impossible and gave up any thoughts of a connection himself, by ending the third passage of the original account with the remark that Jerusalem will be trampled by the Gentiles until their time is fulfilled, and then letting the fourth passage, which begins with the appearance of the signs, drag on without any connection (V. 24-25). He did not even replace the strong bond that connects both passages in the original account with a simple tie: instead of the original remark that the days of distress would be shortened for the sake of the elect, a wild vagueness and emptiness has taken its place. |
151 | Was Matthäus betrifft, so hat derselbe das zweite Glied, welches die Stellung der Glaubensboten schildert, getödtet — ja, er hat die ganze Rede umgebracht, wenigstens überflüssig gemacht, indem er seinen Herrn (C. 24, 9) zu den Züngern sagen läßt, man werde sie überantworten und todten. Er hat das ganze Glied überhaupt verrenkt und verkürzt, weil er sich erinnerte, daß er schon oben, in der Instruktion der Apostel (C. 10,17—22) den Spruch von der Verantwortung der Apostel vor der Obrigkeit und vom Krieg der Verwandten unter einander angebracht hatte. Um die Lücke einigermaaßen auszu« füllen, hat er unter Anderm die Warnung vor den falschen Propheten, die nur im ersten Glied an ihrer Stelle ist (V. 11), eingeschoben. | As for Matthew, he killed off the second passage, which describes the position of the messengers of faith – yes, he made the whole speech redundant, at least he made it unnecessary, by letting his Lord (C. 24, 9) tell the disciples that they will be handed over and killed. He completely twisted and shortened the entire passage, because he remembered that he had already included the saying about the responsibility of the apostles before the authorities and about the war between relatives in the instruction of the apostles (C. 10,17-22). To fill the gap somewhat, he inserted the warning about false prophets, which is only in its proper place in the first passage (V. 11), among other things. |
151/152 | Falsch ist sein Uebergang zum dritten Glied: „wenn ihr also (V.15) den Gräuel der Verwüstung stehen sehet” — als ob bereits von ihm die Rede gewesen wäre! — der Zusatz: „vm dem gesprochen ist vom Propheten Daniel”, so wie die Mahnung: „wer eS liest, merke wohl auf!” (V. 15) gehörten dem Urbericht nicht an, da der Schöpfer desselben die alttesta- mentlichen Anschauungen niemals noch citirt, nachdem er sie frei verarbeitet und mit dem Körper seine- Werks in Fluß versetzt hat. (Dieselben Formeln, die wir im jetzigen Mareusevangelium lesen (C. 13,14) verdanken daher ihre jetzige Stelle nur dem Kompilator desselben, d. h. dem Manne, der aus dem Urevangelium die jetzige Schrift des Marcus gemacht hat.) Matthäus endlich hat es nicht unterlassen können, die Beziehung auf den Tempel und auf die Weissagung des Daniel stärker hervorzuheben, indem er schreibt, wenn ihr „stehen sehet am heiligen Ort”, während der Schöpfer des Urberichts mit wohlbedachter Behutsamkeit schrieb: „stehen, wo er nicht darf.” | His transition to the third section is false: “when you see the abomination of desolation standing where it ought not to be” (v.15) – as if it had already been mentioned! – The addition “spoken of by the prophet Daniel,” as well as the warning “let the reader understand” (v.15), do not belong to the original account, since its creator never cites Old Testament beliefs once he has freely incorporated and put them into the body of his work. (The same formulas that we read in the current Gospel of Mark (13:14) owe their present location solely to the compiler of that work, i.e., the person who made the current version of Mark out of the original Gospel.) Finally, Matthew could not help but emphasize the reference to the temple and the prophecy of Daniel more strongly by writing “standing in the holy place,” while the creator of the original account wrote with deliberate caution, “standing where it ought not to be.” |
152 | Wenn im dritten Glied von der dringenden Eile der Flucht die Rede ist und es heißt: „bittet, daß eure Flucht nicht während des Winters geschehe” (V. 20), hat nur Matthäus den Zusatz: „noch auch am Sabbath” — er bedachte nicht, daß zu der längeren Zeitdauer des Winters der Sabbath weder eine Parallele noch einen neuen Fall bilden kann. | When the urgent need to flee is mentioned in the third part and it says, “pray that your flight may not be in winter” (v. 20), only Matthew adds the phrase “nor on the Sabbath” – he did not consider that the longer duration of winter can neither parallel nor constitute a new case for the Sabbath. |
152/153 | Ungehörig ist es auch, wenn Matthäus in demselben dritten. Gliede das Auftreten von falschen Propheten und Messiassen wiederum als einen neuen Zncidenzpunkt einführt (V.23—2S) — (er kam zu diesem Versehen, indem er die Variation auf diese Rede, die LukaS in seinem Reisebericht anbrachte (C. 17, 21—23), in das Original selber einschob) — der Schöpfer des Urberichts wußte es noch, daß er die Warnung vor falschen Messiassen nur Einmal anbringen durste — der enge Zusammenhang der Mahnung: „laßt euch durch das Eine nicht täuschen, durch das Andere nicht schrecken”, weist dieser Warnung eia für allemal das erste Glied als ihre wahre Heimath an — d. h. wenn wir sie auch im jetzigen Marcusevangelium im dritte» Gliede vorfinden, wo sie den Uebergang -um vierten viel zu lange aufhält und namentlich die Anknüpfung desselben an die vor« -ergehende Bemerkung über die Abkürzung der Nothzeit unterbricht (Marc. 13, 21—23), so ist es wiederum gewiß, daß sie nur vom Ueberarbeiter des Urevangeliums hieher gebracht ist. | It is also inappropriate when Matthew introduces the appearance of false prophets and messiahs as a new incident in the same third section (v.23-25) – (he made this mistake by inserting the variation on this speech that Luke made in his travel report (17:21-23) into the original text itself) – the creator of the original report knew that he could only bring the warning about false messiahs once – the close connection of the admonition “do not be deceived by one thing, do not be frightened by the other” establishes the first part as its true home for all time – that is to say, even though we find it in the current Gospel of Mark in the third section, where it holds up the transition to the fourth section for far too long and especially interrupts its connection to the preceding remark about the shortening of the time of need (Mark 13:21-23), it is again certain that it was only brought here by the reviser of the original Gospel. |
153 | Als Matthäus schrieb, waren endlich die himmlischen Zeichen, die im vierten Glied des Originals den nahenden Menschensohn verkünden, für den dogmatischen Sprachgebrauch „das Zeichen des Menschensohns” geworden — diese Formel war ihm so geläufig, daß er sie nun auch dm Herrn in den Mund legt *) und zwar so unglücklich, daß er ihn das Erscheinen seines Zeichens als einen neuen Zncidenzpunkt bezeichnen läßt, nachdem er auf Geheiß des Urberichts den Augenblick vorher (C.24, 29) bereits dir himmlischen Zeichen beschrieben hatte, die — im Urbericht die Zeichen des nahenden Menschensohns und allein diese Zeichen sind.
Bei dieser mechanischen Entstehung des Widerspruchs würde Matthäus den Neugierigen, die ihn fragen wollten, worin denn jenes neue Zeichen bestehe und wie es sich zu den vorhergehenden himmlischen Zeichen verhalte, freilich sehr wenig zu antworten wissen. |
When Matthew wrote, the heavenly signs that announce the coming of the Son of Man in the fourth section of the original text had finally become “the sign of the Son of Man” for doctrinal usage – this formula was so familiar to him that he now even attributes it to the Lord himself *) and unfortunately does so in such a way that he allows him to designate the appearance of his sign as a new incident, after he had already described the heavenly signs, which – in the original report – are the signs of the coming of the Son of Man and are the only signs, at the command of the original report, just a moment before (24:29).
In this mechanical origin of the contradiction, Matthew would indeed have very little to say to the curious who would ask him what this new sign consisted of and how it related to the preceding heavenly signs. |
153* | *) wie er die Jünger im Eingänge ihren Herr« (C 24, 3) nach dm Zeichen seiner „Parusie” und „der Bollendung de« Weltalters” fragen läßt. | *) As he has the disciples ask their Lord (in 24:3) about the sign of his “parousia” and “the end of the age.” |
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153 | Wir haben nur die bedeutendsten Abweichungen der Spätern angeführt, aber genug, um an ihnen ein vollgültige-Zeugniß für die Urgestalt der Rede zu besitzen. | We have only mentioned the most significant deviations of the later versions, but enough to have a valid testimony to the original form of the speech. |
154 | Nun noch Eine Fragt!
Die Jnteressirtheit, mit der UrlukaS die Zerstörung Jerusalems zur Sprache bringt, diese Jnteressirtheit zumal in Verbindung mit der Resignation «nd Ruhe, mit der rr auf die Zeit zwischen Jerusalems Verödung und der Erfüllung der Zeit der Völker hinblickt, beweist, daß er den vollendeten Sieg der Römer über das jüdische Bolkswesen bereits kennt. Kannte ihn aber der Verfasser de- Urberichts? Doch es ist keine Frage! N«r deshalb wird in seiner Rede des Tempels, der heiligen Stadt, des jüdischen Volkswesens nicht gedacht, weil Alles das längst sein Ende erreicht hatte. Nur deshalb erwähnt er in der Rede selbst Jerusalems nicht namentlich, weil er künstlerisch zu gestalten wußte. Im Eingänge hat er bereits über Jerusalem und den Tempel entschieden, wenn sein Herr dem Jünger, der auf den mächtigen Bau des Tempels hiuwies, erwiderte: kein Stein wird auf dem andern bleiben! Nur deshalb hat der Schöpfer des Urberichts vor der Rede selbst da- Interesse an Jerusalem und dem Tempel erschöpft und befriedigt, weil er es noch fühlte und nmßte, daß die Krisis, die nachher geschildert wird, so sehr der Untergang des Heiligthums ihr Eintreten und ihre Vollendung verbürgte, doch viel zu umfassender und allgemeiner Natur sey, als daß sie mit dem Sturz des Tempels zusa Minenfallen konnte. Aber er spricht doch in der Rede selbst vom Grauel der Verwüstung, der nicht steht, wo er stehen darf, als von einem Theil der schrecklichen Erscheinungen, die die letzte Krisis bilden? |
Now one more question!
The interest with which Luke brings up the destruction of Jerusalem, especially in connection with the resignation and calm with which he looks towards the time between Jerusalem’s desolation and the fulfillment of the time of the Gentiles, proves that he already knows about the complete victory of the Romans over the Jewish nation. But did the author of the original account know about it? However, there is no question! He does not mention the temple, the holy city, or the Jewish nation in his speech, because all of it had already reached its end. He only does not mention Jerusalem by name in the speech itself because he knew how to artistically shape it. In the beginning, he had already decided about Jerusalem and the temple, when his Lord replied to the disciple who pointed out the mighty temple building: not one stone will be left on top of the other! The creator of the original account had already exhausted and satisfied his interest in Jerusalem and the temple before the speech itself, because he still felt and knew that the crisis, which is later described and which guaranteed the destruction of the sanctuary, was much more comprehensive and universal in nature than it could be reduced to the fall of the temple. But he does speak in the speech itself of the abomination of desolation that does not stand where it should stand, as part of the terrible events that make up the final crisis? |
154/155 | Ja wohl, aber sehr behutsam — er meidet den Namen der Stadt, deren Heiligthum von der gewriffagten Verwüstung getroffen wird, damit der intrreffirte Gedanke an den bestimmten Augenblick des Ereignisses, d. h. die Voreiligkeit derjenigen, dle nun chronologisch weiter rechnen möchten, die ideale Ausbreitung seines Gemäldes nicht unterbreche. | Yes, but very cautiously – he avoids mentioning the name of the city whose sanctuary is struck by the dreaded devastation, so that the thought of the specific moment of the event, i.e. the haste of those who now want to calculate chronologically, does not interrupt the ideal expansion of his painting. |
155 | Aber nach seiner eignen Voraussetzung sollen doch die Zünger, zu denen Zesus spricht, die ganze Krisis erleben und durchmachen?
An Schluß der Rede hebt er vielmehr wohlweislich diese Voraussetzung selber auf und läßt er es seinen Hem» ausdrücklich (C. 13, 37) bemerken, daß, was er den Züngern so eben gesagt hat, Allen, d. h. allen Gläubigen gilt. Die Idealität seines Werks hat er dadurch vollständig gewahrt und sicher gestellt und wenn es noch Einer Wendung bedurfte, um alle gefährlichen Fragen nach dem Verlauf der Krisis, nach dem Zusammenhang ihrer eiazrlnen Atte, so wie nach ihrer Dauer zmückzuweisen, so gibt er sie im Schluß, indem er auf die göttliche Zeitrechnung verweist. Im Schlusse selbst läßt er seinen Herrn aber dtnnoch zu den Züngern sagen, daß dieß Geschlecht nicht vergehen solle, bis daß Alles geschehe? (C. 13, 30.) Allerdings! — aber nur deshalb, weil das Dogma von der Parufie, welche- er in dieser Rede historisch verarbeitete, das Dogma einer bestimmten Periode ist, welches sich auch über diese bestimmte Periode hinaus erhielt und trotz der Widerlegungen, welche es bisher erfahren hatte, sich auch mit allen Wendungen erhielt, die seiner Entstehungszeit angehörten und entsprachen. |
But according to his own assumption, the disciples to whom Jesus is speaking are supposed to experience and go through the entire crisis?
At the end of the speech, he wisely overturns this assumption himself and expressly states (C. 13:37) that what he has just said to the disciples applies to everyone, that is, all believers. He has completely preserved and ensured the ideality of his work, and if there was still a need for a turn of phrase to deflect all dangerous questions about the course of the crisis, the interdependence of its individual stages, as well as its duration, he provides it in the conclusion by referring to divine chronology. In the conclusion itself, however, he still has his Lord say to the disciples that this generation shall not pass away until all these things take place (C. 13:30). Certainly! – but only because the dogma of the Parousia, which he historically processed in this speech, is a dogma of a specific period, which also continued beyond this specific period and, despite the refutations it has received thus far, has also persisted with all the turns of phrase that belonged to and corresponded to its time of origin. |
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155 | Ueber den Schluß, der die Mahnung zur Wachsamkeit enthält, brauchen wir nur noch kurz zu referiren. | We only need to briefly refer to the conclusion, which contains the exhortation to be watchful. |
155/156 | Marcus hat ihn uns wiederum allein in seiner richtigen inner» Proportion und in seinem richtigen Verhältniß zum Körper der vorhergehenden Rede mitgetheilt (E. 13, 28 —37) — nor in Einem Punkte hat er sich verschen und die innere Symmetrie des Berichts gestört — als er nämlich zum Spruch (V. 32): „von jenem Tage aber «nd der Stunde weiß Niemand, auch nicht die Engel im Himmel, als nur der Vater'”, nach den Engeln noch den Zusatz hinzufügte: „auch nicht der Sohn.” Die Breite des Ausdrucks: „die Engel im Himmel” beweist, daß mit diesen Wesen die oberste Reihe der Geschöpfe ausgestellt werden soll, deren Unwissenheit über die Stunde der letzten Krisis es von selbst verständlich macht, daß der Mensch, der mit dem Himmel nicht in diesem ununterbrochenen Zusammenhang« steht, noch weniger über die letzte Zeit Etwas wissen kann. Höher hinauf konnte und wollte der Schöpfer des Urberichts nicht steigen — die Kategorie des Sohnes Gottes kennt er nicht einmal in dieser Rede, er spricht nur von des Menschen Sohn, der mit vieler Macht und Herrlichkeit in Wolken daher kommen wird, und hätte er sich denselben im Gegensatz zu den Menschen und Engeln zum Vater in Verhältniß denken wollen, so hätte er sich ihn nur als den Vertrauten desselben denken können. | Mark has once again conveyed it to us in its correct internal proportion and its correct relation to the body of the preceding discourse (Mark 13:28-37) – only in one point did he make a mistake and disturb the internal symmetry of the report – when he added to the statement (verse 32), “But of that day and hour no one knows, not even the angels in heaven, nor the Son,” after the angels the additional phrase: “nor the Son”. The breadth of the expression “the angels in heaven” shows that these beings are supposed to represent the highest level of creatures, whose ignorance of the hour of the last crisis makes it self-evident that man, who is not in this unbroken connection with heaven, can know even less about the last time. The creator of the original account could not and did not want to go any higher – he does not even know the category of the Son of God in this discourse, he only speaks of the Son of Man, who will come in clouds with great power and glory, and if he had wanted to think of him in relation to the Father in contrast to men and angels, he could only have thought of him as the Father’s confidant. |
156 | Lukas hat die erste Hälfte des Schluffes wenigstens ihrem Gkedrrbau nach unversehrt erhalten (C. 21, 29—33), die Bewegung der zweiten Hälfte (V. 34—36) ist träge und schwerfällig gemacht, indem er die lebhaft anregende Parabel vom Hausherrn, dessen Rückkunft seine Diener jeden Augenblick erwarten müssen, die Schlußbemerkung, daß wa- die Jünger so eben gehört haben, Allen gelte, endlich de» Spruch, der beide Hälften eng zusammenschließt, — (daß kein geschaffene- Wesen die Stunde wisse) — ausließ und außerdem noch der Ermahnung die peinliche «nd «nmotivirte Wendung gab, die Jünger sollten (V. 34) ihre Herzen sich nicht mit Kressen und Saufen «nd mit Sorgen der Nahrung beschweren lassen. | Lukas has at least preserved the structure of the first half of the conclusion (C. 21, 29-33), but he has made the movement of the second half (V. 34-36) slow and cumbersome by omitting the lively and stimulating parable of the master of the house, whose return his servants must expect at any moment, the concluding remark that what the disciples have just heard applies to everyone, and finally the saying that closely ties both halves together, that no created being knows the hour. Additionally, he gave the exhortation a cumbersome and unmotivated turn by telling the disciples (V. 34) not to let their hearts be burdened with carousing, drunkenness, and the worries of life’s necessities. |
157 | Er erinnerte sich nämlich, daß er in den Variationen, die rr vorher seiner Compilation eingefiigt, das Thema dieses Schluffes schon mehr als erschöpft hatte, und verkürzte nun denselben mehr als es Recht war — nein! er zerstörte ihn, indem er aus einer dieser Variationen (C. 17, 27) das Stichwort des Essens und Trinkens entlehnte und ihm ausdrang. Er beachtete es nicht, daß der Herr in dieser Rede durchweg zu den Gläubigen spricht, die zwar zu unuuterbrochener Wachsamkeit ermahnt, aber nicht vor weltlicher Schwelgerei gewarnt werden können. Nur Eine Gefahr konnte es für sie geben, daß sie für einen Augenblick vom Schlaf übermannt würden — der Gedanke hingegen, daß sie sich in wüste Schwelgerei verlieren könnten, war unmöglich und durch die Grundvoraussetzung von vornherein ausgeschlossen.
In der Variation, deren Stichwort Lukas so unglücklich ins Original einschob, ist es dagegen Etwas Anderes — da wird ausdrücklich der Gegensatz der Welt behandelt — da wird ausführlich geschildert, daß es am Tage, wenn des Menschensohn kommt, eben so seyn wird, wie in den Tagen Noah’s und Lot’s (Luk. 17, 26—30), wo die Menschen auch aßen und tranken, als das Gericht kam, — da wird die Rücksicht auf den Gegensatz auch in der Richtung verarbeitet, daß im Augenblick der Krisis von Zweien, die sonst in demselben weltliche» Verhältniß stehen, der Eine angenommen, der Andere aufgegeben werden wird (Luk. 17, 34— 36) — das ist etwas Anderes, aber der Rede in ihrer urjprünglichen Anlage fremd. |
He remembered that he had already exhausted the theme of this conclusion in the variations he had included in his compilation beforehand and thus shortened it more than was right – no, he destroyed it by borrowing the keyword of eating and drinking from one of these variations (Luke 17:27) and forcing it into the conclusion. He did not consider that the Lord in this discourse consistently speaks to believers who, although urged to constant vigilance, cannot be warned against worldly indulgence. There was only one danger for them, that they would be overcome by sleep for a moment – the thought, however, that they could lose themselves in wild revelry was impossible and excluded from the outset by the basic assumption.
In the variation from which Luke so unfortunately inserted the keyword into the original, something else is dealt with – the contrast with the world is expressly addressed – it is explained in detail that on the day when the Son of Man comes, it will be just like in the days of Noah and Lot (Luke 17:26-30), when people also ate and drank when judgment came – the consideration of the contrast is also worked out in the direction that at the moment of crisis, of two people who are otherwise in the same worldly relationship, one will be taken and the other abandoned (Luke 17:34-36) – that is something else, but foreign to the discourse in its original conception. |
157/158 | Matthäus hat sich daher wieder versehen, als er alle diese Variationen in das Original aufnahm und den Schluß dadurch übermäßig verlängerte (C. 24, 32 — 2S, 46). Rach dem Spruch von der Stunde, die Niemand weiß, schiebt er die Vergleichung der „Parusie” mit dem Eintreten der Sündfluth und jenen Gegensatz der Annahme «nd Preisgebung der sonst ans das engste Verbundenen ein und reißt dadurch den Spruch von der Stunde und die Ermahnung zur Wachsamkeit, die auch in seiner Compilation noch durch das Stichwort der Stunde ihren Zusammenhang verrathen, weit auseinander (C. 24, 3S-42). | Matthew therefore made a mistake when he included all these variations in the original and thereby excessively lengthened the conclusion (C. 24, 32-2S, 46). After the saying about the hour that no one knows, he inserts the comparison of the “Parousia” with the coming of the Flood and that contrast between acceptance and abandonment of those closest to us, thereby separating the saying about the hour and the exhortation to watchfulness, which even in his compilation still reveal their connection through the keyword of the hour (C. 24, 3S-42). |
158 | In demselben Augenblicke, in dem er jene Ermahnung mit den Stichworten der Parabel des Urberichts von den Knechten, die ihren Herrn erwarten, nämlich mit der Wendung begründet, daß die Zünger nicht wissen, zu welcher Stunde ihr Herr kommt, gibt er als erklärendes Motiv (C. 24, 42—44) die Parabel vom Hausherrn, der wohl gewacht habe« würde, wenn er gewußt hätte, wann der Dieb kommt. Darauf erst kommt die Parabel vom treuen Knecht, der für das Wohlverhalten während der Abwesenheit seinen Herrn belohnt wird — von jenem Knechte, der zugleich als schlechter «nd böswilliger Diener von seinem Herrn überrascht und gezüchtigt wird. Ein wunderbarer Knecht! Er ist (B. 45) diensttreu und verständig «nd zugleich der verworfene! Der böswillige (V. 48) ist zugleich „jener”, der so eben für seine Treue belohnt wird!
Matthäus hat ihn in seiner Unachtsamkeit geschaffen, als er die Variation, die Lukas uns rein erhalten hat und die auch die Parabel vom Hausherrn und der Diebsstunde enthielt, adschrieb. Er sah nämlich nicht, daß der Knecht (Suk. 12, 45) je nach seinem Verhalten während der Abwesenheit seinen Herrn belohnt oder bestraft wird, und ließ sich durch die Einheit der vorausgesetzten Person dazu verleiten, ihr zu gleicher Zeit Diensttreue und Ungehorsam zuzuschrriben. Er hat in seiner Unachtsamkeit die entgegengesetzte Voraussetzung des Benehmens in die Boraussetzung der Einheit der Person hineingewirrt. |
At the very moment when he substantiates that exhortation with the keywords of the parable from the original account of the servants waiting for their master, namely with the phrase that the disciples do not know at what hour their master will come, he provides as an explanatory motive (C. 24, 42-44) the parable of the householder who would have kept watch if he had known when the thief was coming. Only then does the parable of the faithful servant come, who will be rewarded for his good behavior during his master’s absence – and the same servant who will be surprised and punished by his master as a bad and malicious servant. A wonderful servant! He is (B. 45) dutiful and intelligent, and at the same time condemned! The malicious (V. 48) is at the same time “that” servant who has just been rewarded for his faithfulness!
Matthew created him in his carelessness when he attributed the variation that Luke has preserved for us and which also included the parable of the householder and the hour of the thief. He did not see that the servant (Suk. 12, 45) will be rewarded or punished by his master depending on his behavior during his absence, and was led by the unity of the assumed person to attribute both loyalty and disobedience to him at the same time. In his carelessness, he mixed the opposite assumption of behavior into the assumption of unity of the person. |
159 | Er laßt nm die Parabel von den thörichten und klugen Jungfraueu folgen (C. 25, 1—13) — ein unklares Bild, da es sich nicht entscheiden läßt, ob dieselben die Brautjungfern oder die Bräute selbst find.
Für Brautjungfern paßt der Zug nicht, daß sie den Bräuliga» rinholen, der vielmehr mit feinen Freunden die Braut einholte — für Brautjungfern kann das Klug- oder Thörichtseyn nicht so außerordentlich große Wichtigkeit haben, als die Parabel voraussetzt — für sie ist es nicht von entscheidender Wichtigkeit, den Bräutigam zur rechten Zeit zu empfangen — für sie kam der Ruf: der Bräutigam kommt, nicht so allarmirend seyn, wie in der Parabel angenommen wird — sie haben weder Anlaß noch Recht dazu, so dringend, wie es die Fünfe der Parabel thun, den Einlaß zum Bräutigam zu fordern, und die Worte deS Letzteren: „ich kenne euch nicht!” wenn sie zu Brautjungfern gesprochen seyn sollen, haben keinen Sinn. Es ist klar, — das Verhältniß de- Bräutigams zur Braut liegt der Kollision der Parabel zu Grunde — aber die Gestalt, in der uns Matthäus die Parabel bietet, widerstreitet ihrer Voraussetzung. Abgesehen von der Zehnzahl der Bräute, — auch davon abgesehen, daß es unbegreiflich ist, wie der Bräutigam erst in der Nacht zur Braut kommen kann, um die Hochzeit zu feiern, benehmen sich die vermeintlichen Bräute wie Mägde «nd Dienerinnen md werden sie von ihrem Herrn auch als solche behandelt, wenn er von ihnen verlangt, daß sie ihn bei seiner nächtlichen Ankunft mit brraneuden Lampen empfangen sollen. Da sie aber gleichwohl mit Ansprüchen von Bräuten auftreten und nicht Brautjungfern seyn können — was sind sie dam? |
He follows up with the parable of the foolish and wise virgins (Matthew 25:1-13) – an unclear image, since it cannot be decided whether they are the bridesmaids or the brides themselves.
The description does not fit bridesmaids, who do not bring the bridegroom, but rather accompany the bride as her friends. The importance of being wise or foolish cannot be so great for bridesmaids as the parable assumes, nor is it crucial for them to receive the bridegroom at the right time. The call “the bridegroom is coming” would not be as alarming for them as the parable suggests. They have neither reason nor right to demand admission to the bridegroom so urgently, as the parable’s five foolish virgins do, and the words of the bridegroom “I do not know you!” make no sense if they are addressed to bridesmaids. It is clear that the relationship between the bridegroom and the bride is the basis for the collision in the parable, but the form in which Matthew offers us the parable contradicts this assumption. Apart from the number ten, it is also incomprehensible how the bridegroom can come to the bride only at night to celebrate the wedding. The supposed brides behave like maids and servants, and their master treats them as such when he demands that they receive him with burning lamps on his night-time arrival. However, since they still appear with claims of brides and cannot be bridesmaids, what are they then? |
160 | In jedem Kalle eine Mißgestalt, deren Elemente eine der Quellen des Urlukas enthielt. Die Variation auf die Ermahnung zur Wachsamkeit, die ihr Lukas entnahm, begann nämlich (Luk. 12, 35—3S) mit der Ermahnung an die Jünger, sie sollten (als wahre Knechte) ihre Lenden umgürtet und ihre Leuchten brennend erhalten und jenen Knechten gleichen, die ihren Herrn von der Hochzeit zurück erwarten und zu jeder Nachtzeit sich wach erhalten, um ihm, wenn er kommt und anklopft, aufzuthun. Alle Stichworte des Matthäus finden wir somit hier wieder — brennende Leuchten, Hochzeit, Ankunst des Herrn in später Nacht und Belohnung der Diener, die ihn, wie es recht war, empfangen — nur hier ferner ist die unterwürfige Haltung derjenigen, die den Herrn erwarten, natürlich und richtig motivirt, während sie in der Parabel des Matthäus mit der Grundvoraussetzung in Widerspruch steht — die einzig mögliche Erklärung kann daher nur in der Annahme liegen, daß aus den Stichwort«« und Elementen jener Parabel, die uns Lukas erhalten hat, das Gleichniß von den Jungfrauen entstanden ist, deren bräutliche Ansprüche dem Dienstverhältniß der Knechte, denen sie nachgebildet sind, nun allerdings widerstreiten müssen.
Ob Matthäus die Parabel vollständig, wie er sie mittheilt, vorgefunden, ob er selbst noch Einiges geändert und verschoben hat, können wir natürlich nicht entscheiden, da uns dazu in diesem Falle jede Handhabe fehlt. |
In each case, there was a deformity that contained one of the sources of the parable of the ten virgins. The variation on the exhortation to vigilance, which Luke took from it, began (Luke 12:35-38) with the exhortation to the disciples to gird their loins and keep their lamps burning like true servants, and to resemble those servants who wait for their master to return from the wedding banquet, and keep themselves awake at all times to open the door to him when he comes and knocks. Thus, we find all the keywords of Matthew’s parable again here – burning lamps, wedding banquet, the master’s arrival in the late night, and the reward of the servants who receive him as it was right. Only here, the submissive attitude of those who await the master is naturally and properly motivated, while in Matthew’s parable, it contradicts the basic assumption – the only possible explanation can therefore only lie in the assumption that the parable of the virgins arose from the keywords and elements of that parable that Luke has preserved for us, whose bridal claims must now, admittedly, contradict the servant relationship they are modeled after.
Whether Matthew found the parable complete as he reported it, or whether he himself changed and rearranged some things, we cannot decide, as we lack any evidence for it in this case. |
160/161 | Die folgende Parabel von den Talenten, deren Pointe allein die Gesetzmäßigkeit bildet, mit der der geistige Gnadenbesitz und die Benutzung desselben die Mehrung des Besitzes, der Mangel und die Lässigkeit die völlige Beraubung herbeiführt, glaubte Matthäus nur deshalb hier anbringen zu müssen (C.25, 14—30), weil in ihr von der Rückkehr eines Herrn und von der Verhandlung mit seinen Knechten die Rede ist *). | Matthew believed he had to include the following parable of the talents (whose point is solely the regularity with which spiritual grace and its use leads to an increase in possessions, while neglect and laziness lead to complete deprivation) (Matt. 25:14-30) only because it speaks of the return of a master and the dealing with his servants. |
161 | Wenn endlich Mathäus das Ganze mit einer Schilderung der Wiederkunft des Menschensohnes und seines Gerichts schließt (C. 25, 31—46), so hatte er es, als er dieß Gemälde einer seiner Quellen entlehnte, längst vergessen, daß er diese Wiederkunft und das Loos der Auserwählten auf das Geheiß des UrberichtS schon oben (C. 24, 30. 31) ausführlich geschildert hatte, und würde es ihm wiederum unmöglich gewesen seyn, die Neugierde derjenigen, die ihn fragen wollten, ob die Wiederkunft, von der er jetzt spricht, eine zweite sey und in welchem Verhältniß sie zu der früher geschilderten steht, zu befriedigen. | Finally, when Matthew concludes the whole with a description of the Second Coming of the Son of Man and his judgement (C. 25, 31-46), he had long forgotten that he had already described this Second Coming and the fate of the elect at the command of the original report above (C. 24, 30-31), and it would have been impossible for him once again to satisfy the curiosity of those who asked him whether the Second Coming he now speaks of is a second one and how it relates to the earlier one he had described. |
161* | *) Lukas, der sie mit demselben Recht und Unrecht ans die Geschichte vom Zaechäus folgen läßt, hat die Pointe, die mit der Bestrafung des Läsflgen schließt, mit jenem Kriegszug gegen Empörer übergipfelt (Luk. 19, 14. 27), den Matthaus gleich ungehörig in die Parabel von der Hochzeit gebracht hat — er erweckt somit gegen die Treue seiner Kopie gegründeten Verdacht — einen Verdacht, den die Vergleichung beider Darstellungen zur Entscheidung für die des Matthäus steigert. Der Umstand in der letzteren besonders, daß die Begabung von vornherein eine verschiedene ist und die Knechte je nach dem Maaß ihrer Begabung schaffen und erwerben, steht mit der Pointe offenbar in einem engen Zusammenhang, macht das Ganze sinniger und schließt er auf wohtthuende Weise zusammen, während die Voraussetzung des Lukas, daß alle Knechte gleich begabt find und nur mit verschiedenem Gewinn arbeiten, der Pointe bei weitem nicht diese wohlverdiente Herrschaft übn das Ganze gibt. | *) Luke, who with the same right and wrong allows it to follow the story of Zacchaeus, culminates the point, which concludes with the punishment of the lazy servant, with that campaign against rebels (Luke 19:14, 27) which Matthew inappropriately brought into the parable of the wedding – thus he arouses suspicion based on the fidelity of his copy – a suspicion which comparing both depictions enhances in favor of Matthew’s. The fact in the latter, especially that the endowment is different from the beginning and the servants work and earn according to their measure of endowment, is clearly closely connected to the point, makes the whole more meaningful, and concludes it in a satisfying way, while the assumption of Luke that all the servants are equally gifted and only work with different profits does not give the point the well-deserved domination over the whole. |
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Neil Godfrey
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