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3.Die Verklärung. |
3The Transfiguration |
60/61 | Nicht „um zu beten” geht Jesus auf den Berg der Verklärung — diese dem Lukas geläufige Phrase (C. 9, 28) muß um so mehr gestrichen werden, da er die Anlage des Urberichts selbst noch so weit beibehält, daß er Jesum von vornherein nur die drei würdigsten Jünger mit sich nehmen läßt. Jene Zweckbestimmung lähmt und unterbricht den Zug, der den Leser zum folgenden Wunder hinzieht, bringt in unpassender Weise die Jünger in Vergessenheit und zerstört die einzige Absicht, mit der Jesus die drei Auserwählten mit auf den Berg nahm — daß sie nämlich Zeugen der Verklärung seyn sollten. | Jesus does not go to the mountain of transfiguration “to pray” – this phrase, which Luke is familiar with (C. 9, 28), must be deleted all the more, since he maintains the structure of the original report itself to such an extent that he only allows Jesus to take the three most worthy disciples with him from the beginning. This purpose paralyses and interrupts the train that draws the reader to the following miracle, inappropriately causes the disciples to be forgotten and destroys the only intention with which Jesus took the three chosen ones up the mountain – namely, that they should be witnesses of the transfiguration. |
61 | Die Jünger dürfen auch nicht schlafen oder gar in tiefen Schlaf versunken seyn, wie Lukas es haben will, als Moses und Elias erschienen und mit dem Herrn sich unterredeten. Sie sollen vielmehr Zeugen des Außerordentlichen seyn. Durch sein Einschiebsel hat es Lukas dahin gebracht, daß Petrus nach seinem und seiner Genossen Erwachen erst in dem Augenblicke, als die beiden Erscheinungen verschwanden, sein Wort vom Hüttrnbauen anbringt — ein Wort, welches nur an seiner Stelle war, ein Gedanke, den er nur fassen konnte, als die beiden Fremden noch ruhig neben dem Herrn standen, ein Vorschlag, dem im Urbericht unch wirklich diese Beziehung auf die noch ruhig dauernde Situation gegeben ist *).
Auch der Zusatz des Lukas, daß die beiden heiligen Männer mit Jesus „über seinen Ausgang redeten, den er in Jerusalem erfüllen sollte”, muß auf das Geheiß des Urberichts, der nur die einfachsten, aber auch wirksamsten Mittel in Bewegung setzt und mit seiner Angabe, daß die Beiden mit dem Herrn sich unterredeten, sich darauf verläßt, daß der Leser die unmittelbar vorhergehende Rede Jesu über sein Leiden und diese Verheerlichung selbst in ihren Zusammenhang setzen werde — wegfallen. |
The disciples must not be asleep or even in a deep sleep, as Luke would have it when Moses and Elijah appeared and conversed with the Lord. Rather, they should be witnesses of the extraordinary. Luke’s insertion has made it so that Peter, after his and his companions’ awakening, only at the moment when the two apparitions disappeared, adds his word about building a hut – a word that was only in his place, a thought that he could only grasp when the two strangers were still standing quietly beside the Lord, a suggestion, which in the original account is really given this relation to the still calm situation *).
Luke’s addition that the two holy men “talked with Jesus about His end, which He was to fulfil in Jerusalem” must also be omitted at the behest of the original report, which only uses the simplest but also most effective means and, by stating that the two of them talked with the Lord, that the reader will put the immediately preceding discourse of Jesus about his suffering and this devastation itself into their context – are omitted. |
61* | *) nämlich mit jenem ἀποκριθεὶς Marc. 9,5 | *) namely with that ἀποκριθεὶς [=answering] Mark 9:5. |
61/62 | Zu Ehren des Urberichts muß Lukas endlich auch seine Bemerkung im Schluß der Erzählung, nämlich die Bemerkung aufgeben, daß die Jünger sich fürchteten, als die Wolke kam und die Erscheinung überschattete, d. h. ihnen entrückte. Dieser Zusatz unterbricht den Zug der Erzählung, wonach sogleich dar-auf, nachdem die überschattende Wolke gekommen ist, der Ruf: das ist mein geliebter Sohn! aus ihr hervorgehen muß und die Jünger, als sie sich nun umsahen, sich mit Jesus allein sehen. | In honour of the original account, Luke must finally abandon his remark at the end of the narrative, namely the remark that the disciples were afraid when the cloud came and overshadowed the apparition, i.e. raptured them. This addition interrupts the train of the narrative, according to which, immediately after the overshadowing cloud has come, the cry: “This is my beloved Son! must come out of it and the disciples, as they now look around, see themselves alone with Jesus. |
61/62 | Daß die Jünger „bestürzt waren”, diese Bemerkung, die in der Schrift des Marcus (C. 9, 7) die Sinnlosigkeit des Vorschlags Petri erklären soll, ist gleichfalls ein dem Urbericht fremder Zusatz. Hätte der Schöpfer des Urberichts die Jünger bestürzt wissen wollen, so hätte er es vorher, als die Erscheinung sich ihnen zeigte, bemerkt und motivirt: — in jenem Augenblicke hat er es nur mit Petrus und dessen Vorschlag zu thun — noch dazu mit einem Vorschlage, der im Gegentheil das Wohlgefallen veranschaulichen soll, welches Petrus an der Erscheinung fand.
Die Notiz, daß die Jünger sich fürchteten, ist in der Scherst des Matthäus (C. 17, 6. 7) für den Augenblick benutzt und weiter verarbeitet, wo die Jünger die Stimme aus der Wolke hören. Die Jünger fallen nämlich auf ihr Antlitz, fürchten sich sehr und Jesus muß erst herantreten, sie berühren und ihnen zureden: „erhebt euch und fürchtet euch nichts worauf sie, als sie die Augen aufschlugen, Niemanden denn Jesum allein sahen — eine Verhandlung, die den Contrast des Urberichts, daß den Augenblick darauf, als die Männer noch da waren, Jesus allein dasteht, viel zu sehr schwächt, nicht zu erwähnen, daß die Bemerkung über die Furcht der Jünger hier, wo sie für jene Stimme ganz Ohr seyn müssen, überhaupt sich am unrechten Orte befindet. |
That the disciples “were dismayed”, this remark, which in the writing of Mark (9:7) is supposed to explain the senselessness of Peter’s proposal, is likewise an addition foreign to the original report. If the author of the original report had wanted the disciples to be dismayed, he would have noticed and motivated it beforehand, when the apparition showed itself to them: – at that moment he has to do only with Peter and his proposal – moreover with a proposal which, on the contrary, is supposed to illustrate the pleasure which Peter found in the apparition.
The note that the disciples were afraid is used in the first part of Matthew (C. 17, 6. 7) for the moment when the disciples hear the voice from the cloud. The disciples fall on their faces, they are very afraid and Jesus has to approach them, touch them and talk to them: “Arise and do not be afraid,” whereupon, when they opened their eyes, they saw no one but Jesus alone – a negotiation that far too much weakens the contrast of the original account, that the moment after, when the men were still there, Jesus stood alone, not to mention that the remark about the fear of the disciples here, where they must be all ears for that voice, is in the wrong place altogether. |
62/63 | Mit seinem neuen Detail, wonach die Jünger sich fürchteten, als die überschattende Wolke kam, und sogar schliefen, als die himmlischen Gäste dem Herrn erschienen, wollte Lukas d^ie Erhabenheit der Erscheinung und die ungeheure Wucht, der diee Menschlichkeit der Junger erliegen mußte, zur Anschauung bringen, — der Verfasser des Urberichts hat es dagegen in plasti« scher Weise dem Leser zur Anschauung gebracht, daß die Drei sich nicht sogleich in die Bedeutung des Gesichts finden konnten — in ihrem Namen hat er nämlich den Petrus auftreten und so sprechen lassen, als meine er, das Gesicht, welches doch nun als Hinweis auf die inneren Attribute des Menschensohnes dienen sollte, könne in seiner Aeußerlichkeit festgehalten und fixirt werden. Durch das unerwartete Verschwinden desGe-sichls hat der Urbildner dafür gesorgt, daß die Jünger über den Sinn desselben belehrt wurden und erst am Schluß seines Be-richts bringt er in seiner plastischen Weise die Reflexion über die tiefe Bedeutung der Erscheinung an, wenn er sagt (Marc. C. 9, 9), beim Heruntersteigen vom Berge habe Jesus den Jüngern verboten von dem, was sie gesehen, nicht eher zu An-dern zu sprechen, als des Menschen Sohn von den Todten auf« erstanden seyn würde — d. h. dann erst, wenn seine Auferste« hung Allen die Augen geöffnet habe, würden auch die Andern fähig seyn, die Bedeutung des Gesichts zu fassen. Daß die drei Auserwählten jetzt schon diese Bedeutung verstünden, ist somit vorausgesetzt, also rührt auch die folgende Bemerkung (Marc. 9, 10), daß die Jünger „das Wort festhielten, indem sie sich unter einander befragten, was das heiße, von den Tod-ten auferstehen,” nicht vom Verfasser des Urberichts her — der weiß vielmehr nur von Einer Frage, die die Jünger in Folge dieses Gesichts aufwarfen — von der Frage, was es mit der Behauptung der Schriftgelehrten, daß Elias erst kommen müsse, auf sich habe. | With his new detail, according to which the disciples were afraid when the overshadowing cloud came, and even slept when the heavenly guests appeared to the Lord, Luke wanted to illustrate the sublimity of the appearance and the tremendous force to which the humanity of the young people had to succumb, – the author of the original report, on the other hand, made it clear to the reader in a plastic way, that the three could not immediately find their way into the meaning of the vision – for he had Peter appear on their behalf and speak as if he meant that the vision, which should now serve as an indication of the inner attributes of the Son of Man, could be captured and fixed in its outward appearance. By the unexpected disappearance of the sight, the original creator made sure that the disciples were instructed about its meaning, and only at the end of his discourse does he vividly reflect on the profound meaning of the appearance when he says (Mark 9:9) that when Jesus came down from the mountain he forbade the disciples to speak to others of what they had seen until the Son of Man had “risen” from the dead – i.e. only when his “resurrection” had opened everyone’s eyes would the others be able to grasp the meaning of the vision. That the three chosen ones already understood this meaning is therefore presupposed, so the following remark (Mark 9:10) that the disciples “held the word, asking one another what it meant to rise from the dead” does not come from the author of the original report – he rather only knows about one question that the disciples raised as a result of this vision – the question of what the claim of the scribes that Elijah had to come first was all about. |
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64 | Ist der Bericht zu dieser seiner Urform wiederhergestellt, so kann auch kein Zweifel darüber stattfinden, worauf sich sein ganzer, sein wesentlicher Inhalt reducirt. Es ist rein und allein das Eine, daß der Gesetzgeber und der Prophet neben Jesus erscheinen —’ aber dieß Eine ist auch sehr viel, — die beides Erscheinungen sind die Vorläufer des Herrn — indem sie jetzt neben ihm stehen, erscheinen sie als seine Attribute und er selbst steht als der Vollender des Gottesreichs und als die Erfüllung des Gesetzes und der Propheten da.
Diese bedeutungsvolle Gruppe konnte der Schöpfer des Urberichts in jener Zeit erst gestalten, als die Gemeinde den wesentlichen Inhalt dieses plastischen Gebildes in ihrem Innern erzeugt und den Mächten der Vergangenheit in ihrem Princip und Selbstgefühl den verklärten Einheitspunkt verschafft hatte, — um aber die Gruppe in das gehörige Licht zu setzen und dem Großen seine würdige Pracht zu geben, hatte der erste Bildner eine Menge von Zügen, die in der Geschichte Moses vorkommen, benutzen können. |
When the report has been restored to its original form, there can be no doubt as to what its whole, its essential content is reduced to. It is purely and solely the one thing that the Lawgiver and the Prophet appear beside Jesus -‘ but this one thing is also very much, – the two appearances are the forerunners of the Lord – in that they now stand beside him, they appear as his attributes and he himself stands as the consummator of the Kingdom of God and as the fulfilment of the Law and the Prophets.
The creator of the original report was only able to form this significant group at that time, when the congregation had created the essential content of this vivid image within itself and had transfigured the powers of the past in their principle and self-awareness into a point of unity – but in order to place the group in the proper light and to give the great image its worthy splendour, the first creator was able to use a number of features that occur in the story of Moses. |
64/65 | Auch Moses wurde einmal verklärt und als er vom Berg seiner Verklärung herabstieg, fürchteten sich die Kinder Israel ihm zu nahen: ganz so, wie nach dem Urbericht (Marc. 9,15) das Volk, als es Jesum nach der Rückkünft vom Berge wieder sah, sich entsetzte — (Lukas und Matthäus haben die Be-deutung dieses Zuges nicht mehr verstanden und ihn aus-gelassen). Als Moses bei einer frühem Gelegenheit den Berg bestieg, nahm er außer den siebenzig Aeltesten noch drei Der-traute mit (2. Mos. 24, 9), so erwählt Jesus drei Jünger zu Zeugen der wunderbaren Erscheinung, die auf dem Berge statt-finden sollte. Sechs Tage war Moses auf dem Berg seiner Verklärung und am siebenten redete zu ihm die Stimme aus der Wolke — so steigt Jesus am sechsten Tage nach dem Bekenntniß Petri auf den Berg und es war auch am siebenten Tage, als jene Stimme au- der Wolke rief: das ist mein geliebter Sohn (2. Mos. 24, 16). | Moses was also transfigured once and when he descended from the mountain of his transfiguration, the children of Israel were afraid to approach him: just as, according to the original account (Mark 9:15), the people were terrified when they saw Jesus again after his return from the mountain (Luke and Matthew did not understand the meaning of this passage and omitted it). When Moses ascended the mountain on an early occasion, he took with him, besides the seventy elders, three of his disciples (Exodus 24:9), so Jesus chose three disciples to witness the miraculous appearance that was to take place on the mountain. Six days Moses was on the mountain of his transfiguration and on the seventh day the voice from the cloud spoke to him – so Jesus climbs the mountain on the sixth day after Peter’s confession and it was also on the seventh day when the voice from the cloud called out: this is my beloved Son (Ex. 24, 16). |
65 | Schon früher hatte sich Moses Gehilfen bestellt, die in seinem Namen das Volk richten sollten, und nur die schwereren Sachen hatte er seiner Entscheidung vorbehalten. Als er nun den Berg seiner Verklärung bestieg, ließ er die siebenzig Aelte-sten unten mit Aaron und Hur zurück, daß wer eine Sache hätte, sich an dieselben wenden könne. So sind die Jünger auch unten, während der Herr auf dem Berge ist, so wird i« der That eine Sache vor sie gebracht, die aber für sie zu schwie-rig ist und nachdem sie sich vergeblich bemüht hatten, erst vom Herrn erledigt wird.
Als Moses vom Berge kam, hörte er von weitem Geschrei und Getümmel im Lager (2. Mos. 32, 17) — so trifft Jesus (Marc. 9, 14) bei seiner Rückkehr vom Berge die Jünger von einem großen Volkshaufen und von Schriftgelehrten umringt an und mit diesen in lebhaftem Zanke. Die Uebereinstimmung zeigt sich endlich auch in dem Punkte, daß Jesus, wie Moses Ur-sache hatte, sich über das, was während seiner Abwesenheit ge-schehen war, zu beklagen, sich gleichfalls darüber beklagen muß, daß seine beständige Anwesenheit erfordert werde. |
Moses had already appointed assistants to judge the people in his name, and he had reserved only the more difficult matters for his decision. When he ascended the mountain of his transfiguration, he left the seventy elders below with Aaron and Hur, so that whoever had a matter might turn to them. So the disciples are also below, while the Lord is on the mountain, so that a matter is indeed brought before them, but it is too difficult for them, and after they have tried in vain, it is only settled by the Lord.
When Moses came down from the mountain, he heard from afar the shouting and tumult in the camp (Ex 32:17) – so Jesus (Mark 9:14), on his return from the mountain, finds the disciples surrounded by a great crowd of people and scribes and in a lively quarrel with them. The similarity is also evident in the fact that Jesus, just as Moses had reason to complain about what had happened during his absence, also had to complain about the fact that his constant presence was required. |
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65 | Ehe wir die beiden Glieder, die die Fortsetzung und den Schluß des synoptischen Berichts von der Verklärung bilden, ins Auge fassen, haben wir zuvor einen Blick auf den Vierten zu werfen. | Before we consider the two parts which form the continuation and conclusion of the synoptic account of the transfiguration, we must first take a look at the fourth gospel. |
65/66 | Derselbe sah nämlich bereits wie die spätern Theologen in der Verklärung ein Ereigniß, welches für die Entwicklung des messianischen Bewußiseyns Jesu selbst von Bedeutung seyn solle — d. h. er sah nicht, daß der Jesus des Urberichts, der von Anfang an als der vollendete Messias, als der Herr über Leben und Tod und als der Herr des Universums auftritt, durch die Verklärung keineswegs in der Erkenntniß seiner Bestimmung gefördert werden solle und daß vielmehr die einzige Zweckbestimmung dieses Wunders auf die Jünger geerichtet ist. | For he, like the later theologians, already saw in the transfiguration an event that was to be of significance for the development of the messianic consciousness of Jesus himself – i.e. he did not see that the Jesus of the original account, who from the beginning appeared as the completed Messiah, as the Lord over life and death and as the Lord of the universe, was by no means to be promoted in the recognition of his destiny through the transfiguration and that rather the sole purpose of this miracle was directed towards the disciples. |
66 | Statt nun eine Anschauung, die seiner Voraussetzung, wonach Jesus von Anfang an seiner göttlichen Herrlichkeit sich bewußt ist, zu widersprechen schien, zu nnterdrüaen, hat der Vierte einen Anklang an jene Voraussetzung gleichwohl in seine Schrift ausgenommen und ihn in seiner Weise verarbeitet.
Also dieselbe Methode und Jnconsequenz, an die er uns längst gewöhnt hat! Auch in die Voraussetzung, daß Jesus sich der Taufe unterzogen habe, konnte er sich nicht mehr finden — statt sie aber vollständig zu unterdrücken, verwebt er sie in einer Weise, die nicht entwürdigender seyn kann, in einen Ausspruch des Täufers.Daß Jesus vom Teufel habe versucht werden können, war ihm natürlich undenkbar — dafür muß nun Jesus während seines ganzen öffentlichen Lebens mit Teufeln zu kümpfen haben. Das jüdische Volk ist zu einem Haufen von Satanskindern geworden und Judas ist der Teufel, der dem Herrn beständig zur Seite steht. Mit seiner Mutter darf der Jesus des Vierten nicht in die unfreundliche Berührung kommen, von der der synoptische Urbericht erzählt — gleichwohl muß er sie auf der Hochzeit zu Kana in einer harten Weise anfahren, der jedes Motiv fehlt und die somit unbegreiflich bleibt. |
Instead of suppressing a view that seemed to contradict his presupposition that Jesus is conscious of his divine glory from the beginning, the Fourth has nevertheless excluded a hint of that presupposition into his writing and worked it out in his own way.
Thus the same method and consistency to which he has long accustomed us! He also could not find his way into the premise that Jesus had undergone baptism – but instead of suppressing it completely, he weaves it into a saying of the Baptist in a way that could not be more degrading. That Jesus could have been tempted by the devil was of course inconceivable to him – for this Jesus must have had to struggle with devils during his entire public life. The Jewish people have become a bunch of Satan’s children and Judas is the devil who constantly stands by the Lord. Jesus of the fourth gospel is not allowed to come into the unfriendly contact with his mother that the synoptic account tells us about – nevertheless, at the wedding in Cana, he has to approach her in a harsh way that lacks any motive and thus remains incomprehensible. |
66/67 | Der Vierte hätte am allerwenigsten die Leute so sprechen lassen sollen, als wäre Joseph der Vater Jesu — aber er thut es aus ironie, um die Gegner Jesu sich am falschen Schein der niedrigen Herkunft Jesu irren zu lassen. | The fourth should least of all have let the people speak as if Joseph were the father of Jesus – but he does it out of irony, in order to let the opponents of Jesus err on the false pretence of Jesus’ lowly origin. |
67 | So hätte er auch von der Verklärung Nichts erwähnen dürfen — gleichwohl thut er es, aber allen Folgen seiner Ja-consequenz glaubt er zuvorzukommen, indem er Jesum sie selbst herbeiführen, mit Gewalt den Himmel öffnen und den Vater zwingen läßt, ihn zu verherrlichen und ein Zeugniß für seine Herrlichkeit abzulegen. Und nachdem die Stimme vom Himmel gesprochen *), läßt er in seiner mechanischen Manier unter der Menge verschiedene Ansichten über den Ursprung der Stimme zur Sprache kommen, damit dann — nicht etwa die Leute über den wirklichen Ursprung und Sinn aufgeklärt werden, sondern damit Jesus Gelegenheit erhält, durch die Versicherung: „nicht meinethalben hat sich diese Stimme hören lassen, sondern euret-halben” (C. 12, 30), die Hoheit und Selbstgenügsamkeit seiner Person, die dem Vierten gefährdet schien, wenn sie einer Ber-herrlichung durch eine himmlische Stimme bedürfen sollte, nun, das es gleichwohl zu einer Verherrlichung gekommen ist, voll-ständig wieder in Sicherheit zu bringen. | So he should not have mentioned anything about the transfiguration either – nevertheless he does, but he believes he can avoid all the consequences of his yes-consequence by having Jesus bring it about himself, open heaven by force and force the Father to glorify him and bear witness to his glory. And after the voice had spoken from heaven *), he, in his mechanical manner, let various opinions come up among the crowd about the origin of the voice, so that then – not that the people might be enlightened about the real origin and meaning, but that Jesus might be given the opportunity, by the assurance: “it was not because of me that this voice was heard, but because of you” (C. 12, 30), the majesty and self-sufficiency of His person, which seemed to the Fourth to be endangered if it needed to be glorified by a heavenly voice, now that it has nevertheless come to be glorified, is fully restored to safety. |
67* | *) Joh. 12, 28 ἦλθε φωνὴ ἐκ τοῦ οὐρανοῦ . . . .
Marc. 9, 7 ἦλθε φωνὴ ἐκ τῆς νεφέλης |
*) John 12:28 ἦλθε φωνὴ ἐκ τοῦ οὐρανοῦ . . . . [=came a voice from heaven]
Mark 9:7 ἦλθε φωνὴ ἐκ τῆς νεφέλης . . . [=came a voice out of the cloud] |
67/68 | Daß er nur der synoptischen Geschichtsschreibung das Material zu diesem unschönen Werk zu verdanken hat, beweist der Vierte wiederum, wenn er unmittelbar vorher den Herrn gleich-falls von seinem Tode sprechen, ja denselben Spruch von der Selbstverlängnung vortragen läßt, den der Jesus des Urberichts unmittelbar vor der Verklärung aufstellt *), und wenn er un-mittelbar darauf den Herrn in seiner pretentios bildlichen Weise wieder von seinem Tode sprechen läßt, damit das Volk Gelegenheit erhält, aus dem Gesetz einen Einwurf gegen die ver-meintliche Nothwendigkeit seines Todes zu entlehnen, wie auch die Jünger des Urberichts nach der Verklärung dann eine Schwierigkeit finden, daß die Schriftgelehrten eine Behauptung aufstellen, mit der die bisherige Geschichte des Heils nicht zu stimmen scheine **). | That he only has the synoptic historiography to thank for the material for this unattractive work is proven again by the Fourth, when immediately beforehand he has the Lord speak of his death, even recite the same saying of self-extension, which the Jesus of the original account sets up immediately before the transfiguration *), and when immediately afterwards he lets the Lord speak again of his death in his pretentious figurative way, so that the people have the opportunity to borrow from the law an objection against the supposed necessity of his death, just as the disciples of the original account after the transfiguration then find a difficulty in that the scribes make a claim with which the previous history of salvation does not seem to agree **). |
68* | *) Joh. 12, 25, ὁ φιλῶν τὴν ψυχὴν αὐτοῦ, ἀπολλύει αὐτήν καὶ ὁ . . . . .
Marc. 8, 34[sic] ὃς γὰρ ἂν θέλῃ τὴν ψυχὴν αὐτοῦ σῶσαι ἀπολέσει αὐτήν, ὃς δ᾽ ἂν . . . . . **) Joh. 12, 34 ἡμεῖς ἠκούσαμεν ἐκ τοῦ νόμου . . . . . Marc. 9, 11 ὅτι λέγουσιν οἱ γραμματεῖς . . . . . |
*) John 12:25 ὁ φιλῶν τὴν ψυχὴν αὐτοῦ, ἀπολλύει αὐτήν καὶ ὁ . . . . .
Mark 8:35 ὃς γὰρ ἂν θέλῃ τὴν ψυχὴν αὐτοῦ σῶσαι ἀπολέσει αὐτήν, ὃς δ᾽ ἂν . . . . . **) John 12:34 ἡμεῖς ἠκούσαμεν ἐκ τοῦ νόμου Mark 9:11 ὅτι λέγουσιν οἱ γραμματεῖς . . . . . |
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68 | So wenig der Vierte im Stande ist, uns über eine Bolksvorstellung zur Zeit Jesu aufzuklären, wenn sein Volk gegen eine dunkle Anspielung des Herrn sich auf ein messianisches Dogma beruft, welches sich aus dem Gesetz ergebe, so wenig kann auch die Frage der Jünger, wie die Schriftgelehrten darauf kommen können, vorher, d. h. vor dem Auftreten des Messias, dir Ankunft des Elias zu fordern, für die Existenz einer messianischen Theorie zur Zeit Jesu als Zeugniß geltem.
Hätte es damals eine solche Theorie gegeben,’ so hätte auch über die vorhergehende Ankunft des Elias kein Zweifel stattfinden, hätten die Jünger nicht darüber ungewiß seyn können, was es mit diesem Satz der Schriftgelehrten auf sich habe. |
As little as the Fourth is able to enlighten us about a conception of the people at the time of Jesus, when his people, against a dark allusion of the Lord, refer to a Messianic dogma which results from the Law, so little can the question of the disciples as to how the scribes can come to demand the coming of Elijah before, i.e. before the appearance of the Messiah, be taken as evidence for the existence of a Messianic theory at the time of Jesus.
If such a theory had existed at that time, there would have been no doubt about the preceding arrival of Elijah, and the disciples would not have been uncertain about the meaning of this sentence of the scribes. |
69 | Wäre es dann noch ein bloßer Satz der Schriftgelehrten gewesen? Hätten die Jünger nicht in dem Augenblicke, da sie seiner gedachten, sich des ausdrücklichen Gottesworts er-innern müssen, auf dem er beruht? War er aber bereits ein positives Dogma — hätten sie sich dann mcht schon längst mit ihm beschäftigen müssen? Mußten sie nicht dann schon längst sein göttliches Fundament aufgefunden haben?
Und welche Ideen-Combination hätte sie wohl jetzt gerade auf diese kritische Frage führen können? Sie tragen, als zweifelten sie an der Richtigkeit des Satzes — was konnte aber in diesem Augenblicke ihren Zweifel veranlassen? Matthäus zwar versucht es, den Zweifel und die Frage mit der vorhergehenden Verklärung wirklich in Verbindung zu setzen — wenn seine Jünger fragen: „was sagen also *) die Schriftgelehrten, daß Elias zuvor kommen müsse”, so soll der Umstand, daß Elias so eben erschienen ist und mit dem Herrn gesprochen hat, den Zweifel an der Richtigkeit jenes Satzes der Schriftgelehrten veranlassen und begründen — wie kann aber der Umstand, daß Elias Einmal, daß er jetzt, mitten im Verlauf der Wirksamkeit des Herrn, ja, fast am Schluß der-selben, da sein Leiden und Tod als nahe bevorstehend bereits zur Spracht gekommen sind — wie kann der Umstand, daß er in diesem Augenblick und nur für einen Augenblick dem Herrn erscheint, als eine instanz gegen die Behauptung der Schriftgelehrten erscheinen? Die Verbindung, die Matthäus versucht hat, ist eben unmöglich. |
Would it then still have been a mere sentence of the scribes? Wouldn’t the disciples have had to remember the explicit word of God on which it was based the moment they thought of it? But if it was already a positive dogma, should they not have dealt with it long ago? Should they not have found its divine foundation long ago?
And what combination of ideas could have led them to this critical question? They carry as if they doubted the correctness of the sentence – but what could have caused their doubt at this moment? Matthew though tries to really connect the doubt and the question with the previous transfiguration – when his disciples ask: ” why then do the scribes say that Elias must come first?” the circumstance that Elias has just now appeared and spoken with the Lord is supposed to cause and justify the doubt as to the correctness of that sentence of the scribes – but how can the circumstance that Elias once, now, in the midst of the Lord’s activity, nay, almost at the close of the same, since his suffering and death are already spoken of as imminent – how can the circumstance of his appearing to the Lord at this moment, and for a moment only, appear as an instance against the assertion of the scribes? The connection that Matthew tried to make is just impossible. |
69* | *) C. 17, 10 οὗν | *) C. 17, 10 οὗν |
69/70 | Wie der Leser, so wie er zur Frage der Jünger kommt, sogleich an die Weissagung des Maleachi denkt und augenblicksich die Erfüllung derselben im Auftreten des Täufers vor sich sieht, das vermeintliche Dogma der Schriftgelehrten somit auch als ein vohlbegründetes hiunimmt, so hätten auch die Jünger, wenn ihnen ein solches Dogma wirklich gegeben war, seine Begründung in der Weissagung kennen müssen und es wäre ihnen unmöglich gewesen, jene späte und nur augenblickliche Erscheinung des Elias als eine Jnstunz gegen dasselbe zu be trachten. | Just as the reader, when he comes to the question of the disciples, immediately thinks of the prophecy of Malachi and immediately sees the fulfilment of it in the appearance of the Baptist, and thus also takes the supposed dogma of the scribes as a well-founded one, the disciples, too, if such a dogma had really been given to them, should have known its foundation in prophecy, and it would have been impossible for them to regard that late and only momentary appearance of Elijah as a contradiction of it. |
70 | D. h. die Frage der Jünger und das Dogma der Schrift-gelehrten ist von demjenigen geschaffen, der die Antwort Jesu gebildet hat — es ist die tautologische Einführung dieser Antwort — nur leise ist es angedentet, daß die Antwort Jesu zugleich eine Berichtigung des jüdischen Dogma’s ist, indem der Täufer als der erwartete und verheißene Elias bezeich-net wird.
Auch im Urbericht soll die Frage der Jünger dadurch ver-anlaßt seyn, daß so eben Elias erschienen war, aber Frage und Anlaß sind wenigstens noch einfach neben einander gestellt und der erste Bildner hat noch nicht jene Verbindung gesucht, die dem Matthäus verunglückt ist und die nur dazu diente, das Unge-schick des ursprünglichen Pragmatismus zu verrathen und die Auflösung des Ganzen herbeizuführen. Das Unglück seines Pragmatismus merkte der erste Bildner nicht, weil ihn nun der Eine Gedanke der Zweckmäßigkeit beschäftigte, daß es jetzt, da die Messianität Jesu ausdrücklich zur Sprache gekommen und in allen ihren Attributen besprochen und anerkannt wer, an der Zelt war, daß auch die Bedeutung des Vorläufers an-erkannt und dieser vom Herrn ausdrücklich als sein gottverhei-ßener Herold bezeichnet wurde. |
That is, the question of the disciples and the dogma of the scribes were created by the one who formed Jesus’ answer – it is the tautological introduction of this answer – only quietly is it suggested that Jesus’ answer is at the same time a correction of Jewish dogma, in that the Baptist is described as the expected and promised Elijah.
In the original account, too, the disciples’ question is said to have been prompted by the fact that Elijah had just appeared, but the question and the occasion are at least still simply juxtaposed, and the first author has not yet sought that connection which Matthew failed to make and which only served to betray the infelicity of the original pragmatism and to bring about the dissolution of the whole. The first sculptor did not notice the unhappiness of his pragmatism because he was now preoccupied with the one thought of expediency, that now that the Messiahship of Jesus had come up explicitly and had been discussed and acknowledged in all its attributes, it was time that the significance of the forerunner was also acknowledged and that the latter was expressly designated by the Lord as his God-promised herald. |
70/72 | Die Verwirrung, die die Antwort Jesu in der Schrift des Marcus (C. 9, 12. 13) auseinanderreißt, werden wir respectiren und müssen wir respektiern, da wir kein Recht dazu haben, sie dadurch zu heben, daß wir nach dem Vorsatz: „Elias kommt zuvor und bringt Alles wieder zurecht”, die ungehörige Erin-nerung an das von der Scherst gebotene Leiden des Menschen-sohnes streichen und die eben so ungehörige Verweisung auf davon der Schrift geforderte Leidem des Vorläufers in eine Er-innerung an das Leide« des Menschensohns verwandeln. Wir nehmen die Verwirrung als das hin, was sie ist, als eins jener Zeugnisse für die Thatsache, daß das jetzige Marcusevangelium nicht selbst das Urevangelium ist.
Alle Aenderungen würden doch Nichts helfen, denn es würde der Antwort immer noch jenes wichtige und unentbehrliche Mittelglied fehlen, welches sie in der Schrift des Matthäus und in den apostolischen Denk-würdigkeiten besitzt, aus denen Justinus den Spruch in seiner ursprünglichen Form entnommen hat*) — «ämlich das Mittel-glied, daß man den Elias bei seiner wirklich erfolgte« Wieder-kunst nicht erkannt hat. Jn der Form, in der Justinus den Spruch citirt, ist derselbe so abgerundet, daß wir sogar zur Annahme berechtigt sind, daß ihm jede Verweisung auf das entsprechende Leiden des Menschensohnes ursprünglich gefehlt habe, d. h. daß auch die kurze Verweisung auf dasselbe, mit der der Spruch in der Schrift des Matthäus schließt, ihm ur-sprüuglich fremd war. Das Zeugniß der Cambridger Hand-schrift, in welcher diese Stelle des Matthäusevangeliums so an-geordnet ist, daß sogleich auf den Spruch vom Schicksal des wiedergekommenen Elias die abschließende Bemerkung folgt, da hätten die Jünger verstanden, daß er Johannes den Täufer meinte, und daß erst dann die Verweisung auf das Leiden des Menschensohnes folgt, eigentlich sich nachschleppt, bestätigt das von uns bereits öfter nachgewiesene Gesetz der Kürze, welches der Urbericht für seine Ausarbeitung der Antworten Jesu befolgt. Hier, w>e auch anderwärts, besonders in dem Abschnitt des Marcusevangelium- von den Sabbathskollisionen, hat der Copist, der jene wichtige Handschrift verfertigte, mit dem Text der gegenwärtigen Evangelien, die er abschrieb, den Text von Evangelienschriften verwirrt, in denen sich die schlagende Kürze des Urberichts noch erhalten hatte. |
The confusion which Jesus’ answer in the writing of Mark (9:12-13) we shall respect and must respect, since we have no right to remove it by deleting the unseemly reminder of the suffering of the Son of Man required by Scripture, and by transforming the equally unseemly reference to the suffering of the forerunner required by Scripture into a reminder of the “suffering” of the Son of Man. We take the confusion for what it is, as one of those testimonies to the fact that the present Gospel of Mark is not itself the original Gospel.
All alterations would be of no avail, for the answer would still lack that important and indispensable middle element which it possesses in the Scriptures of Matthew and in the apostolic writings from which Justin took the saying in its original form *) – namely, the middle element that Elijah was not recognized in his actual re-enactment. In the form in which Justin cites the saying, it is so rounded off that we are even justified in assuming that he originally lacked any reference to the corresponding suffering of the Son of Man, i.e. that even the brief reference to it with which the saying in Matthew’s writing concludes was originally foreign to him. The testimony of the Cambridge manuscript, in which this passage of Matthew’s Gospel is arranged in such a way that the saying about the fate of the returned Elijah is immediately followed by the concluding remark that the disciples had understood that he meant John the Baptist, and that only then the reference to the suffering of the Son of Man follows, actually drags on, confirms the law of brevity, which we have already proved several times, and which the original account follows for its elaboration of Jesus’ answers. Here, as elsewhere, especially in the section of the Gospel of Mark on the Sabbath controversies, the copyist who produced that important manuscript confused with the text of the present Gospels, which he copied, the text of Gospel writings in which the striking brevity of the original account had still been preserved. |
71* | *) Dial. c. Tryph. p. 269. Ἠλίας μὲν ἐλεύσεται καὶ ἀποκαταστήσει πάντα· λέγω δὲ ὑμῖν ὅτι Ἠλίας ἤδη ἦλθε, καὶ οὐκ ἐπέγνωσαν αὐτόν, ἀλλ’ ἐποίησαν αὐτῷ ὅσα ἠθέλησαν. – wörtlich übereinstimmend mit Matth. C. 17, 11. 12, nur daß es hier heißt: ἠλίας μὲν ἔρχεται πρῶτον | *) Dial. c. Tryph. 49:5 Ἠλίας μὲν ἐλεύσεται καὶ ἀποκαταστήσει πάντα· λέγω δὲ ὑμῖν ὅτι Ἠλίας ἤδη ἦλθε, καὶ οὐκ ἐπέγνωσαν αὐτόν, ἀλλ’ ἐποίησαν αὐτῷ ὅσα ἠθέλησαν. – literally corresponding with Matth. 17:11- 12, only that it says here: ἠλίας μὲν ἔρχεται πρῶτον |
72 | Lukas hat das Zwiegespräch über Elias ausgelassen, weil er vorher schon die spätere Variation auf dasselbe mitgetheilt hat: wir werden seine Redaction derselben mit dem paralle« len Bericht des Matthäus sogleich vergleichen, wenn wir zuvor noch den Schluß des Berichts von der Verklärung ins Reine gebracht haben. | Luke omitted the dialogue about Elijah because he had already communicated the later variation on it: we will immediately compare his redaction of it with the parallel account of Matthew when we have first clarified the conclusion of the account of the transfiguration. |
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72 | Das ist gewiß, wenn Jesus nach dem Bericht des Matthäus und Lukas auf die Klage des Vaters, die Jünger hätten seinen Sohn nicht heilen können, ausruft: „o, ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich noch bei euch seyn und euch ertragen”, so kann sich dieser Borwurf nur gegen die Jün-ger richten, sofern sie sich in der Abwesenheit ihres Meisters schwach und ungeschickt bewiesen haben. | This is certain when Jesus, according to the account of Matthew and Luke, in response to the father’s complaint that the disciples had not been able to heal his son, exclaims: “O unbelieving and perverse generation, how long shall I be with you and bear with you”, this accusation can only be directed against the disciples, insofar as they have proved weak and inept in the absence of their master. |
72/73 | Jn der Schrift des Marcus (C. 9, 19) ist dagegen der Borwurf gegen den Vater selbst gerichtet und wenn angesehene Handschriften, die Jesum sich gleichfalls an die Jünger richten lassen *) diese Richtung zweifelhaft machen, so stellt die ausführ-liche Verhandlung mit dem Vater, wie ihm Jesus Mangel an Glauben vorwirft und nach einer bittern Rüge ihm die Norm vorhält, daß dem Gläubigen Alles möglich sey, worauf der Bater unter Thränen ausenft: „ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben”, die ursprüngliche Richtung, diejenige wenigstens, die in dem jetzigen Marcusevangelium ursprünglich beabsichtigt und durchgeführt war, wieder her. | In the writing of Mark (9:19), on the other hand, the accusation is directed against the father himself, and if respected manuscripts, which also show Jesus addressing the disciples *) make this direction doubtful, the detailed negotiation with the father, as Jesus reproaches him for lack of faith and, after a bitter rebuke, holds up to him the standard that everything is possible for the believer, whereupon the father expresses in tears: “I believe, Lord, help my unbelief”, restores the original direction, at least that which was originally intended and carried out in the present Gospel of Mark. |
73* | *) statt: Jesus „sprach zu ihm”, lesen sie nämlich: „er sprach zu ihnen.” | *) instead of: Jesus “spoke to him”, they read: “he spoke to them”. |
73 | Damit ist aber noch nicht entschieden, ob es auch die Rich-tnng war, die der Urbericht durchgeföhrt hatte.
Das alttestamentlich« Original gibt keine Auskunft, denn daselbst macht Moses sowohl dem Aaron, einem von denen, vor die während seiner Abwesenheit die streitigen Sachen kommen sollten, als auch dem ganzen Volke um seines Ungehorsams wil-len Vorwürfe. (2. Mos. 32, 21. 39). Fassen wir den innren Ba« der Berichte ins Auge — (Lukas, der willkührlich abgekürzt hat, läßt diese Schlußver, handlung aus) — so stimmt der Schluß, den Matthäus mit-theilt, seiner Voraussetzung, daß jener Borwurf an die Jünger gerichtet ist, bei und dieser Schluß selber ist von der Art, daß sein Zeugniß nicht zu verwerfen ist. Nachdem nämlich der Kranke geheilt ist, tragen Jesum seine Jünger, warum sie den Teufel aus dem Knaben nicht austreiben konnten, worauf Jesus ihren Unglauben als den Grund ihres Unvermögens bezeichnet und den Spruch von der Berge versetzenden Kraft des Glaubens verträgt (C. 17, 19. 20). |
This, however, does not yet determine whether it was also the judgement that was carried out in the original report.
The “Old Testament” original does not give any information, because there Moses reproaches Aaron, one of those before whom the matters in dispute were to come during his absence, as well as the whole people for their disobedience. (Ex. 32, 21. 39). If we consider the inner structure of the accounts – (Luke, who has arbitrarily abbreviated, omits this final act) – the conclusion that Matthew communicates agrees with his presupposition that the casting out of the devil is addressed to the disciples, and this conclusion itself is of such a kind that its testimony cannot be rejected. After the sick man was healed, Jesus asked his disciples why they could not cast the devil out of the boy, whereupon Jesus described their unbelief as the reason for their inability and used the saying about the power of faith that moves mountains (C. 17, 19. 20). |
73/74 | Nachdem dagegen in der Schrift des Marcus der Vater des Knaben den allgemein gehaltenen Spruch, daß dem, der da glaubt, alle Dinge möglich sind, zu hören bekommen hat, beantwortet Jesus jene Frage der Jünger mit jenem hier völlig ungehörigen und Nichts sagenden Spruche, daß ,chiese Art nur durch Fasten und Beten ausfahren könne.” | On the other hand, after the father of the boy had heard the general saying in the writing of Mark that all things are possible to him who believes, Jesus answers the question of the disciples with the completely inappropriate and meaningless saying that ‘the evil kind can only come out through fasting and prayer.’ |
74 | Die Dissonanz, in welcher mit diesem Spruch das Ganzeausläust, muß uns nun allerdings dazu bewegen, dem Schluß, wie ihn Matthäus gibt, dem Borzug zu geben. Dadurch nur konnte der Verfasser des jetzigen Marcusevangeliums- dazu gebracht werden, daß er mit diesem zur Askese verpflichtenden Spruch das Ganze schloß, weil er der Spruch von der Macht des Glaubens für die Verhandlung mit dem Vater des Knaben benutzt hatte. Die Jünger müssen diesen Spruch zu hören bekommen — sie sind es also auch, gegen die sich der Ausruf über das ungläubige und verkehrte Geschlecht richtet. Die Jünger müssen jenen Spruch und nur ihn allein zu hören bekommen — d. h. der Spruch von der Gewalt des Fastens und Betens über die teuflischen Geister, dem Matthäus (B. 21) noch hinterdrein schickt, muß beseitigt werden. Jn Einem und dem-selben Athemzuge kann Jesus den Glauben und Fasten und Beten nicht als die erste und als die Grund-Bedingung im Kampf mit den teuflischen Geistern verlangen — mit andern Worten: dem ersten Bildner konnte es nicht in den Sinn kommen, diese heterogenen Forderungen unmittelbar nebeneinander zu stellen. | The dissonance in which the whole is concluded with this saying must, however, lead us to give preference to the conclusion as given by Matthew. This is the only way that the author of the present Gospel of Mark could have been led to conclude the whole with this saying, which obliges asceticism, because he had used the saying about the power of faith for the negotiation with the boy’s father. The disciples must hear this saying – they are therefore also the ones against whom the exclamation about the unbelieving and perverse generation is directed. The disciples must hear this saying and this alone – i.e. the saying about the power of fasting and praying over the devilish spirits, which Matthew (v. 21) still sends after it, must be removed. In one and the same breath Jesus cannot demand faith and fasting and prayer as the first and basic condition in the struggle with the devilish spirits – in other words: it could not occur to the first creator to place these heterogeneous demands directly next to each other. |
74/75 | Der Urheber des Berichts schloß mit dem Spruch über die Allmacht des Glaubens — (dem Eunuch, den uns Mat-thäus im Wesentlichen unversehrt erhalten hat) — und die Ein-heit des Interesses hat er dadmch noch zu bewahren gewußt, daß er die Jünger beidrmale zu den Subjecten machte, auf die sich der Ausruf über das ungläubige Geschlecht bezieht und die den Spruch über die Allmacht des Glaubens provociren. Eine spätere Variation auf den letzteren Spruch ist das Wort über die Gewalt des Fasten- und Betens — Matthäus hat sie nach dem Urspruch nachschleppen lassen — Marcus hat sie an die Stelle des Spruchs gesetzt, den dir Jünger eigentlich hören müssen, nachdem er durch die Theilung des Jntereffes zwischen dem Vater des Kranken und den Jüngern den Bericht gelähmt und den Spruch von der Macht des Glaubens für jenen bestimmt hat. | The author of the report concluded with the saying about the omnipotence of faith – (the eunuch which Matthew has preserved essentially intact) – and he still knew how to preserve the unity of interest by making the disciples both times the subjects to whom the exclamation about the unbelieving generation refers and who provoke the saying about the omnipotence of faith. A later variation on the latter saying is the word about the power of fasting and prayer – Matthew had it dragged after the original saying – Mark put it in the place of the saying that the disciples actually had to hear, after he had paralysed the report by dividing it between the father of the sick man and the disciples and designated the saying about the power of faith for the latter. |
75 | Während die in dem vierten Evangelium unmotivirte Härte, mit der der Jesus desselben (C. 4, 48) auch dem Vater eines kranken Kindes unfährt, zu dem Schlusse führt, daß ihm bereits ein Bericht, wie derjenige, den wir im Marcusevangelium lesen, vorlag, legt ein Spruch in der Schrift des Lukas für die Ge-stalt des Urberichts ein zuverlässiges Zeugniß ab. | While the unmotivated harshness with which the Jesus of the Fourth Gospel (C. 4, 48) treats the father of a sick child leads to the conclusion that he already had a report like the one we read in the Gospel of Mark, a saying in Luke’s writing bears reliable witness to the form of the original report. |
75/76 | Lukas nämlich bringt später, in seinem unförmlichen Reisebericht, den Spruch vom Glauben an, der (nicht Berge) sondern einen Maulbeerbaum ins Meer (Luk. 17, 6) zu verpflanzen im Stande ist. Auf das Unding, einen Baum ins Meer zu verpflanzen, ist er dadurch gekommen, daß er in dem Spruch vom bergeversetzenden Glauben durchaus eine Andeutung über die Wunderkraft, die Jesus am Feigenbaum bewies, in seinem Evangelium aber nicht beweist, da der entsprechende Bericht ausgefallen ist, anbringen wollte. Daß in der Quellenschrift, aus der er den Spruch nahm, die Jünger ihn zu hören bekommen, beweist er, indem er ihn an dieselben und zwar in Folge ihrer Bitte um Glauben gerichtet seyn läßt. Freilich führt aber auch die Form dieser Bitte: „gib uns noch mehr Glauben!” auf die unvermeidliche Annahme, daß ihm auch bereits ein Bericht bekannt war, in dem eine Bitte vorkam wie die Bitte jenes Mannes: , Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!” Beide Redactionen, die wir im jetzigen Marcus- und im Matthäuserangelium lesen, mußten demjenigen, der jene Bitte der Jünger aus der Luft fallen ließ, in seinen Quellenschristen bereits vorliegen. | Later, in his shapeless travelogue, Luke mentions the saying about faith that is able to transplant (not mountains) but a mulberry tree into the sea (Luke 17:6). He came up with the absurdity of transplanting a tree into the sea because in the saying about the faith that moves mountains he wanted to make an allusion to the miraculous power that Jesus demonstrated on the fig tree, but does not demonstrate in his Gospel, since the corresponding report is omitted. That in the source scripture, from which he took the saying, the disciples get to hear it, he proves by letting it be addressed to them and indeed in consequence of their request for faith. Of course, the form of this request: “give us more faith!” leads to the unavoidable assumption that he already knew of a report in which a request like that man’s request occurred: “Lord, I believe, help my unbelief”. Both redactions, which we read in the present Gospel of Mark and in the Gospel of Matthew, must have already been present in his source writings to the one who dropped that request of the disciples out of the air. |
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76 | Nun die Variationen auf des ursprünglichen Spruch über den Täufer!
Es sind vielmehr, wie wir sogleich sehen werden, mehrere Variationen, die nach einander entstanden und von Lukas und Matthäus in ihre Schriften ausgenommen sind. Ja, die Variationen sind sogar von Beiden unmittelbar nebenrinandergestellt, wir werden dieselben daher von einander abzulösen und in ihre frühere Selbstständigkeit zurückzuversetzen haben. Die Bewegung der Rede über den Täufer, die mit der Frage beginnt: „ums seyd ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen?” ist sehr bestimmt darauf berechnet, durch die Wendung, daß der Täufer der Größeste unter den vom Weibe geborenen und doch kleiner als der Kleinste im Himmelreiche sey, plötz-lich und lebhaft zu überraschen. Mit dieser Wendung muß sie aber auch schließen, damit der Hörer, eigentlich der Leser die Aufklärung, die ihm dieser Schluß gewährt, sich zurecht legen und mittelst des Lichtes, welches ihm nun über den Täu-fer aufgegangen, dessen ganze geschichtliche Stellung beleuch-ten, d. h. die vorhergehende Rede sich verständlich machen kann. Diese Wendung wird somit auch die Fortsetzung der Rede, die Lukas und Matthäus gebend als eine ungehörige Ueberfül-lung zurüaweisen. |
Now the variations on the original saying about the Baptist!
Rather, as we shall soon see, they are several variations which arose one after the other and were excluded by Luke and Matthew from their writings. Yes, the variations are even placed directly next to each other by both, so we will have to detach them from each other and restore them to their former independence. The movement of the discourse on the Baptist, which begins with the question: “Why did you go out into the wilderness to see?” is very definitely calculated to surprise suddenly and vividly by the turn of phrase that the Baptist is the greatest among those born of woman and yet smaller than the least in the kingdom of heaven. But it must also conclude with this turn of events, so that the listener, or rather the reader, can understand the enlightenment which this conclusion affords him, and by means of the light which has now dawned upon him concerning the Baptist, illuminate his whole historical position, i.e. make the preceding speech comprehensible to himself. This turn of events will thus also reject the continuation of the speech given by Luke and Matthew as an inappropriate overflow. |
76/77 | Ehe wir dieß Schicksal der Fortsetzung sich vollziehen lassen, haben wir es als die einzig erwähnenswerthe Differenz zwi-schen Lukas und Matthäus hervorzuheben, daß während Jener dem Herrn sagen läßt, unter den vom Weibe geborenen sey kein größerer Prophet denn Johannes der Täufer(C.7,24—28), in der Schrift des Letzteren (C 11, 7—11) der Täufer über-haupt als der Größeste unter den vom Weibe Geborene« bezeichnet wird. | Before we let this fate of the continuation take place, we have to point out as the only difference between Luke and Matthew worth mentioning, that while the latter tells the Lord that among those born of women there is no greater prophet than John the Baptist (7:24-28), in the writing of the latter (11:7-11) the Baptist is called “the greatest of those born of women”. |
77 | Welches ist die ursprüngliche Wendung? Wir entscheiden uns für die letztere. Wenn vorher gesagt ist, der Täufer sey mehr als Prophet, so wird die Erwartung gespannt und auf eine Charakteristik vorbereitet, die den Täufer über alle ge-schichtlichen Größen hinaushebt — ihn nun den Größeste« der Propheten nennen, wäre nicht nur ein Rückgang zu einem Satze, über den die Erwartung bereits hinausgehoben ist, sondern auch eine Täuschung derselben. Als der größeste der Propheten wäre er nur das Höchste in einer bestimmten Ordnung und Reihe der Vergangenheit; wie der Schluß beweist, der ihn mit dem Neuen und der Gegenwart in Berglrich bringt, soll er aber als Repräsentant des ganzen Alterthums und der gesammten Vergangenheit dastehen — wie die Bestimmung: „unter Allen vom Weibe Geborenen” beweist, als Repräsentant von Allem, was bisher die Menschheit aus sich selbst erzeugen konnte- Nun wohl! Wird die ganze Vergangenheit der Gegenwart, das Alterthum dem Neuem die bisherige Ordnung der Menschheit dem Himmelreich entgegenge-stellt, so ist der Täufer der Größeste der alten Ordnung, derjenige, der dem Neuen am nächsten gekommen ist, aber gleich-wohl noch kleiner, als der Kleinste von denen, die im Him-melrelch in den wirklichen Besitz des Neuen eingetre« ten find. | Which is the original phrase? We decide in favour of the latter. When it is said before that the Baptist is more than a prophet, the expectation is stretched and prepared for a characteristic which raises the Baptist above all historical greatness – to call him now the “greatest” of the prophets would not only be a regression to a sentence beyond which the expectation has already been raised, but also a deception of it. As the greatest of the prophets, he would only be the highest in a certain order and series of the past; but, as the conclusion proves, which brings him into contact with the new and the present, he is to stand as the representative of the whole of antiquity and the whole of the past – as the provision: “among all those born of woman” proves, as the representative of all that humanity has hitherto been able to produce out of itself- Well! If the whole past is set against the present, the antiquity against the new, the previous order of humanity against the kingdom of heaven, then the Baptist is the greatest of the old order, the one who has come closest to the new, but nevertheless still smaller than the smallest of those who have entered into the real possession of the new in heaven. |
77/78 | In der Schrift des Matthäus folgt nun der Spruch (B. 12 — 15): „aber von den Lagen Johannes des Täufers an bis jetzt leider das Himmelreich Gewalt und die Gewaltthätigen reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geveiffagt. Und, (so ihr es annehmen wollt) er selbst ist der Ellas, der da kommen soll. Wer Ohren hat zu hören, der höre” — d. h. ein Spruch, der mit allen seinen Gliedern sich gegen die Verbindung mit dem vorhergrhenden stemmt. Vorher handelte es sich um den Täufer und fein Verhältniß zum Himmelreich — jetzt ist das Himmelreich selber und seine Stellung in der Welt der Mittelpunkt des Gedenkens und wird der Täufer nur in der äußerlichen Rücksicht erwähnt, daß von seiner Zeit an das Himmelreich die Bente der Gewaltmenschen wird. Der Widerstreit geht aber noch weiter und wird zugleich der Widerstreit des Spruches gegen den vorhergehenden und gegen sich selbst. Obwohl des Täufers so eben nur zufälliger Weise und als einer chronologischen Gräuzmarke gedacht war, wird er doch nun selbst der Gegenstand der Betrachtung und wird sogar die Bemerkung über ihn, daß er selbst der verheißene Elias sey, als eine bedeutsame, als eine neue, bis zu diesem Augenblick noch nicht ausgesprochene und als eine solche kenntlich gemacht, die sich die Zuhörer nun, wenn sie sich Mühe gäben, zurecht legen können. Diese Eröffnung macht sich selbst als eine neue geltend — sie darf also nicht nach einer Rede folgen, in der die Person des Täufers und sein Verhältniß zum Himmelreich schon gedeutet ist; sie führt sich selbst als ein Räthsel ein, es darf ihr also kein Spruch vorangehen, in welchem mit deutlichen, unumwundenen Worten der Läufer bereits als der Vorläufer bezeichnet ist von dem Maleachi geweiffagt hade. | In the scripture of Matthew follows the saying (vv. 12 – 15): “but from the days of John the Baptist until now, alas, the kingdom of heaven is violent, and the violent seize it. For all the prophets and the law have prophesied until John. And, (if you will accept it) he himself is the Ellas who is to come. He who has ears to hear, let him hear” – i.e. a saying which with all its limbs opposes the connection with the preceding one. Before, it was about the Baptist and his relationship to the kingdom of heaven – now the kingdom of heaven itself and its position in the world is the focus of remembrance, and the Baptist is only mentioned in the outward respect that from his time onwards the kingdom of heaven will become the bed of violent men. But the contradiction goes further and becomes at the same time the contradiction of the saying against the preceding one and against itself. Although the Baptist was only thought of in a coincidental way and as a chronological marker, he himself now becomes the object of consideration and even the remark about him, that he himself is the promised Elijah, is made known as a significant one, as a new one, not yet expressed until this moment, and as one that the listeners can now, if they take pains, make up for themselves. This knowledge asserts itself as a new one – it must therefore not follow a speech in which the person of the Baptist and his relationship to the kingdom of heaven has already been interpreted; it introduces itself as a mystery, so it must not be preceded by a saying in which the Baptist is already described with clear, unambiguous words as the forerunner of whom Malachi had prophesied. |
78/79 | Der Spruch steht nun wieder allein und zwar als eine ältere und frühere Variation auf die Erklärung, die der Jesus des Urberichts nach der Verklärung über dem Täufer gab, da er die geheimnißvolle Haltung derselben noch beibehalten hat. | The saying now stands alone again as an older and earlier variation on the explanation that the Jesus of the original account gave after the transfiguration of the Baptist, since he still retained the mysterious attitude of the same. |
79 | Seine zwei ersten Glieder finden sich auch in der Schrift des Lukas: „das Gesetz und die Propheten, heißt es da C.16, 16, bis auf Johannes; von da an wird das Himmelreich gepredigt und jeder stürmt mit Gewalt in dasselbe ein.” So ist der Anfang wenigstens richtig. So ist der Spruch über dasjenige, war vor dem Johannes galt, wirklich ein Spruch über die Sache, das innere Glied einer Ausführung über den geschichtlichen Gang der Offenbarung des Reiches Gottes, nicht bloß eine chronologische Bemerkung — hier kommt auch das Unding nicht vor, welches Matthäus gebildet hat, daß „alle Propheten und das Gesetz bis auf Johannes geweissagt haben.” Aber die Spannung des zweiten Gliedes ist aufgehoben, wenn es heißt: „von da an wird das Himmelreich gepredigt? d. h. wenn das Auftreten der Gewaltmenschen nicht vorbereitet wird — Matthäus gibt uns allein die richtige Form, er hat wörtlich copirt, während Lukas das Auffal« lende des Spruchs sich nicht mehr zu deuten wußte und durch Abschwächung des Kraftworts sich zu helfen suchte: — er sah nicht, daß der Spruch, was seit Ankunft des Himmelreichs geschteht, daß es nämlich Gewalt leider und Gewaltmenschen es an sich reißen, erklären, als das Rechte und Natürliche bezeichnen und somit darauf hinweisen soll, daß nur mit kühnem Wagen, nicht aber mit Zögern und Zaudern, nicht mit Bedenklichkeit und Peinlicher Vorsicht das Himmelreich gewonnen wird. Lukas hat endlich den Spruch in unmittelbare, also auch unnatürliche Verbindung mit jenem selbst schon mißgestalteten Spruch über die Ewigkeit des Gesetzes gebracht — er hat ihn also so wenig geschaffen, wie Matthäus. | Its two first members are also found in Luke’s writing: “the law and the prophets, it says C.16, 16, until John; from then on the kingdom of heaven is preached and everyone rushes violently into it.” So at least the beginning is correct. Thus the saying about that which was before John is really a saying about the matter, the inner part of an exposition of the historical course of the revelation of the kingdom of God, not merely a chronological remark – nor does the absurdity occur here, which Matthew has composed, that “all the prophets have pointed to the law until John”. But the tension of the second member is removed when it says: “from then on the kingdom of heaven is preached? i. e. Matthew alone gives it the right form, he has copied it literally, while Luke no longer knew how to interpret the striking nature of the saying “and sought to help himself by toning down the word of power: – he did not see that the saying should explain what has been happening since the coming of the kingdom of heaven, namely that it suffers violence and that men of violence seize it, as the “right” and natural thing and thus indicate that the kingdom of heaven will only be won with bold courage, but not with hesitation and procrastination, not with hesitation and embarrassing caution. Luke finally brought the saying into direct, thus also unnatural connection with that already malformed saying about the eternity of the law – he therefore created it as little as Matthew. |
80 | Beide hatten eine Quellenschrift vor Augen, deren Form uns allein Justinus treu und unversehrt erhalten hat: „das Gesetz und die Propheten, citirt derselbe *), bis auf Johannes den Täufer, von dem an leidet das Himmelreich Gewalt und Gewaltmenschen reißen es an sich. Und wenn ihr es anaehmrn wollt, er selbst ist der Ellas, der da kommen soll. Wer Ohren hat, der höre!”. Den letzteren Spruch über den wiedergekom-menen Täufer ließ Lukas aus demselben Grunde aus, aus wel-chem er auch nach der Verklärung die Verhandlung über den Elias-Täufer überging. Die offene, ausdrückliche Erklärung, die sein Jesus in Folge der Botschaft des Täufers aufstrllte, war ihm genug.
In der Schrift des Lukas folgt nun auf diese Erklärung der Spruch über das Benehmen des Volks sowohl gegen den Täufer wie gegen des Menschen Sohn (C. 7, 29—35) — in der Schrift des Matthäus auf jenen Spruch, dessen Urform uns Justinus erhalten hat (C. 11, 16 — 19) — in beiden Schuften zur Unzeit und am unrechten Orte, da in jedem Fall, mag nun wie in der erstem Schrift nur der Eine Spruch oder wie in der letztern der Doppelspruch über den Täufer vorange-hen, die Persönlichkeit desselben vollständig gedeutet und das Jntrresse von demselben sogar bereits ab gelenkt ifl, wenn der Kleinste im Himmelreich größer als er genannt wird. Jst die Zusammenhangslofigkeit so unzweifelhaft und gewiß, so be-darf es kaum noch der Hinweisung auf den Umstand, daß vor-her weder vom Benehmen des Volks gegen den Herrn und den Täufer überhaupt nur die Rede, noch auch darüber geklagt war, daß das Volk den göttlichen Rathschluß in keiner Weise geachtet habe. |
Both had a source scripture in mind, the form of which alone Justin has preserved faithfully and intact: “the law and the prophets, he quotes the same *), except John the Baptist, from whom the kingdom of heaven suffers violence and men of violence seize it. And if you want to accept it, he himself is the Ellas who is to come. He who has ears to hear, let him hear! Luke omitted the latter saying about the returned Baptist for the same reason that he skipped the trial of Elijah the Baptist after the Transfiguration. The open, explicit declaration which his Jesus made as a result of the Baptist’s message was enough for him.
Now, in the writing of Luke, this declaration is followed by the saying concerning the conduct of the people both against the Baptist and against the Son of man (C. 7, 29-35) – in the writing of Matthew, by that saying whose original form has been preserved for us by Justin (C. 11, 16 – 19) – in both cases at the wrong time and in the wrong place, since in each case, whether only the one saying precedes the Baptist, as in the first scripture, or the double saying precedes the Baptist, as in the latter, the personality of the latter is completely interpreted and the attention is even already diverted from him, if the least in the kingdom of heaven is called greater than he. If the coherence is so undoubted and certain, there is hardly any need to point out the fact that beforehand there was no mention of the people’s behaviour against the Lord and the Baptist, nor was there any complaint that the people had in no way respected the divine counsel. |
80* | *) Dial. c. Tryph. p. 271. | *) Dial. of Tryph. Ch 51 |
81 | Whereas Matthew, according to his custom, simply places the sayings of his sources “on top of each other”, Luke followed his own way and pragmatised by prefacing the new saying with the historical remark (v. 29. 30), that “all the people and the tax collectors were right with God and submitted to John’s baptism, while the Pharisees and the teachers of the law disregarded the counsel of God and did not submit to that baptism” –
a very improper remark, since a saying directed against the contemporaries of Jesus and the Baptist in general could not give occasion to refer to the different conduct of the people and the rulers – an improper preliminary remark, since the saying itself speaks of the Baptist and of Jesus, so that the fate of John’s baptism alone could not be recalled, – an untimely anticipation of the reflection, which is only later in the passage in which Jesus asks his opponents about the authority of the Baptist (Luk. 20, 5. 6), and here from the beginning (Mark 11:31-32) it was integrated into the interest and the development of the event itself. |
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81/82 | Tertullian erwähnt zwar in seiner polemischen Declamation über das Evangelium Marcions weder jene historische Vorbemerkung, noch den Spruch selbst, den sie im jetzigen Lukasevan-gelium rinleitet, allein sein Stillschweigen kann für uns nicht die beweisende Kraft haben, die wir einer ausdrücklichen Angabe des Epiphanius, daß diese Verse in Marcions Evangelium sehl-ten, beimessen würden. Epiphanias schweigt aber und Urlukas hat zu viele Zusammenstellungen der heterogensten Sprüche und pragmatische Vorbemerkungen von gleicher Art, ja, noch viel haltlosere zu Stande gebracht, als daß wir ihm nicht auch diese Zusammenstellung- und diese Pragmatisch« Einleitung zutrauen und als sein Eigenthum lassen sollten. | Tertullian, in his polemical declamation on the Gospel of Marcion, mentions neither that historical preface nor the saying itself which it introduces in the present Gospel of Luke, but his silence cannot have for us the evidential force which we would attach to an explicit statement by Epiphanius that these verses were in Marcion’s Gospel. Epiphanius, however, is silent, and Urluke has produced too many compilations of the most heterogeneous sayings and pragmatic prefaces of the same kind, indeed, even more untenable ones, for us not to trust him with this compilation and this “pragmatic” introduction and leave them as his own. |
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Neil Godfrey
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