122 |
3.Der Streit über die Berechtigung Jesu. |
3.The controversy over the authority of Jesus. |
122/123 | Natürlich ist Matthäus, nachdem seine Hohenpriester und Schriftgelehrten nach der Lempelreiuigung bereits mit ihrem Bedenken über das Hosiannarufen der Kinder aufgetreten sind, und wenn sie nun nach der Verfluchung des Feigenbaums die Frage auf-werfen, die sich auf die Tempelrrinigung bezieht und der er sogar ihre zeigende Richtung gelassen hat: „aus was für Macht thust du das?”* ) — nicht im Stande, diese Richtung auf den Gegenstand hinzulenken, die sie ursprünglich im Auge hatte. Die Verfluchung des Baums ist dazwischengetreten und entzieht der zeigenden Bewegung das ursprünglich gemeinte Object. | Of course, after his high priests and scribes approached him with their concerns about the children’s Hosanna cries following the cleansing of the temple, and now that they raise the question related to the temple cleansing after the cursing of the fig tree, to which he even gave them a pointing direction: ‘By what authority are you doing these things?’ *) — Matthew is unable to redirect their focus back to the original subject they had in mind. The curse of the tree has intervened and deprived the pointing gesture of its originally intended object. |
123* | *) ταῦτα C. 21,23 | *) ταῦτα Ch 21:23 |
123/124 | Urlukas, der mit dem Einzüge die Tempelrrinigung sogar ausgelassen, bringt gleichwohl jene Frage mit der zeigenden Bewegung auf ein Object, welches ihr nun gänzlich fehlt (C. 20, 2), und glaubte Alles wieder in Ordnung zu bringen, wenn er (C. 19, 47. 48) die ausführliche historische Einleitunvoranstellt, daß Jesus „täglich im Tempel lehrte und die Hohenpriester und Schriftgelehrten, wie die Ersten des Volts ihn zu verderben suchten, aber nicht fanden, was sie thun sollten, da das ganze Volk für feine Borträge eingenommen war.” Daß das Volk an seinen Vorträgen hing, konnte es aber nicht bewirken, daß sie nicht wenigstens einen Angriffsplan fanden — und wirklich? Sie fanden kein Mittel, ihre Wuth zu befriedigen? Lukas selbst läßt vielmehr dm Augenblick darauf, nachdem er diese Einleitung hingeschrirben, eine ganze Reihe von Angriffen folgen — d. h. er sieht sich durch die Gewalt des Urberichts dazu gezwungen, die Gegner Jesu mit ihren Fragm auftreten zu lassen, in denen sie die unfehlbaren Mittel zu seinem Verderben gefunden zu haben meinten — d. h. er hat die historische Vorbemerkung, mit der der Urbericht nachher erst diese Fragen einleitet (Marc. 12, 12. 13), zu früh angebracht, nachdem fie ihm schon früher (Luk. 11, 53. 54) Unglück gebrächt hatte, er hat ihr sogar durch die Negation, daß die Gegner kein Mittel, ihm zu schaden, fanden, eine falsche Wendung gegeben und nachher, wenn er zu jener Reihe von Angriffen kommt, muß er sie auf das Geheiß der Urberichts (Luk. 20, 1S. 20) noch einmal, also zum drittenmale hinschreiben. | Even though UrLuke, who even omitted the temple cleansing during the entry, nevertheless brings that question with the pointing gesture to an object that now completely eludes it (Luke 20:2), and believed that everything would be in order again when he presents the detailed historical introduction (Luke 19:47-48) that ‘Jesus was teaching daily in the temple, and the chief priests and scribes and the leading men among the people were seeking to destroy him, but they did not find anything they could do, for all the people were hanging on his words.’ However, the fact that the people were hanging on his words did not prevent them from finding at least a plan of attack — and did they really not find a way to satisfy their rage? Rather, Luke himself immediately follows this introduction by a whole series of attacks — meaning that he is forced by the force of the original account to present the opponents of Jesus with their questions, in which they thought they had found infallible means of destroying him. In other words, he placed the historical preamble with which the original account later introduces these questions (Mark 12:12-13) too early, after it had already brought him misfortune earlier (Luke 11:53-54). He even gave it a false turn by negating that the opponents found no means to harm Jesus, and later, when he comes to that series of attacks, he has to rewrite them for the third time at the command of the original account (Luke 20:18-20). |
124 | Für jetzt wollte der Urbericht nur zeigen, wie die Obern aus dem heroischen Auftreten Jesu bei der Tempelreinigung die Gefahr ersahen, die ihrer Herrschaft drohte, und wie sie, als sie ihm den Tag darauf mit der Frage nach der Vollmacht zu seinem oberstrichterlichen Benehmen entgegentrateu (Marc. 11, 18—20.27), vollends die schreckliche Todesmacht erkannten, die der Reformator und Neuerer gegen sie zu richten im Stande war. Er erklärt ihnen den Krieg auf Tod und Leben und sie versuchen nun den letzten Kampf — es folgt nämlich jene Reihe von Fragen, in denen sie (Marc. 12, 12) ihre letzte Kraft erschöpfen.
Die Verlegenheit, in welche der Reformator vor jener Kriegserklärung seine Gegner stürzt, ist nur im Urbericht richtig gezeichnet. Als Jesus die Beantwortung ihrer Frage von der Beantwortung seiner Gegenfrage, ob die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen war, abhängig machte, sagen die Gegner dem Leser selber, worin die Gefahr dieser Frage lag: „sagen wir, vom Himmel, so wird er sagen, warum habt ihr derselben nicht geglaubt? oder sagen wir: von Menschen?” — hier stockt ihre Rede — die Gefahr, die ihnen von allen Seite» droht, macht sie sprachlos und nur der Geschichtsschreiber darf das unvollständige zweite Glied ergänzen und erklären, indem er (Marc. 11, 32) hinzusetzt: sie fürchteten das Volk, da Alle den Johannes für einen Propheten hielten. |
For now, the original report only wanted to show how the rulers saw from the heroic appearance of Jesus at the cleansing of the temple the danger that threatened their rule, and how they, when they confronted him the next day with the question of the authority for his supreme judgement (Marc. 11, 18-20.27), fully recognised the terrible power of death that the reformer and innovator was able to direct against them. He declares war on them to the death and life, and they now try the last fight – namely, there follows that series of questions in which (Marc. 12, 12) they exhaust their last strength.
The embarrassment into which the Reformer plunges his opponents before that declaration of war is only correctly drawn in the original account. When Jesus made the answer to their question dependent on the answer to his counter-question, whether John’s baptism was from heaven or from men, the opponents themselves tell the reader wherein the danger of this question lay: “shall we say, from heaven, he will say, why did ye not believe the same? or shall we say, from men?” – Here their speech stops – the danger threatening them “from all sides” makes them speechless and only the historian may complete and explain the incomplete second member by adding (Marc. 11, 32): “they feared the people, because all took John for a prophet. |
124/125 | Lukas that daher ein höchst unnöthiges Werk, als er jene ausdrucksvolle Wendung, die die Verlegenheit der Gegner zeichnet, verwischte und die Leute selbst das zweite Glied ergänzen lägt (C. 20, 6): „wenn wir sagen: von Menschen, so wird uns das Volk steinigen, denn” u. s. w. Völlig ungeschickt ist aber Matthäus verfahren, wenn er den Gegnern die Bemerkung in den Mund legt: „sagen wir aber: von Menschen, so fürchten wir das Volk, denn Alle” u. s. w. (C. 21, 26). | Therefore, Luke performed a highly unnecessary act when he blurred the expressive phrase that depicts the opponents’ dilemma and instead had the people themselves complete the second clause (Luke 20:6): “But if we say, ‘Of human origin,’ all the people will stone us, because…” and so on. However, Matthew acted completely ineptly when he put the remark into the mouths of the opponents: “But if we say, ‘Of human origin,’ we are afraid of the people, for all hold that John was a prophet” (Matthew 21:26). |
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125 | Wenn Jesus die Obern in ihrer Verlegenheit bloßgestellt und somit abgefertigt hat, so kann er sie allerdings durch eine Parabel noch vollends vernichten — (so thut er es im Urevangelium durch die Parabel von den Arbeitern im Weinberg, die umgebracht und durch Andere ersetzt werden) — aber die Parabel muß auch wirklich passend und schlagend seyn, wie es mit der Parabel des Urberichts wirklich der Fall ist.
Der Compilator des MatthäuSevangeliumS hat sich somit wiederum versehen, wenn er vorher noch (C. 21, 28—32) die Parabel von den beiden Söhnen des WeinbergbesitzerS anbringt, in deren entgegengesetztem Benehmen das Verhalten der Obern und der Zöllner und Huren zur Mission des Täufers abgebildet seyn soll. Selbst wenn die Sendung des Johannes in der vorhergehenden Frage und Gegenfrage das Interesse selbst — wenn sie materiell das Interesse gebildet hätte, so wäre die Angelegenheit bereits hinlänglich und vollkommen entschieden und kein Grund dazu vorhanden gewesen, sie von neuem zur Sprache zu bringen — sie war aber vielmehr von vorn« herein nur in der untergeordneten Stellung als beliebig gewähltes Mittel eine- dialektischen Zweikampfs zur Sprache gekommen. |
If Jesus has already exposed and dismissed the leaders in their dilemma, he can still completely destroy them with a parable – (as he does in the original Gospel with the parable of the tenants in the vineyard who are killed and replaced by others) – but the parable must be truly fitting and striking, as is the case with the parable in the original report.
The compiler of the Gospel of Matthew has once again made a mistake, when he previously (Chapter 21, 28-32) included the parable of the two sons of the vineyard owner, whose opposite behavior is supposed to depict the behavior of the leaders and the tax collectors and prostitutes towards the mission of John the Baptist. Even if the mission of John had generated interest in the previous question and answer, if it had materialized as an interest, the matter would have already been sufficiently and completely decided, and there would have been no reason to bring it up again. Rather, it was only introduced in a subordinate position as a freely chosen means of a dialectical duel. |
126 | Wohl! Sie möge dennoch zur Sprache kommen! Wo liegt aber der Anlaß zu dem ironischen Contrast der Zöllner und Huren und der Obern? Nirgends! Was Hilt den Gegensatz zusammen? Nichts! Und wenn der einzig mögliche und einzig richtige Gegensatz, der des Bolks und der Obern aufgestellt wäre, so wäre das immer noch unpassend gewesen, da es sich in diesem Augenblick allein um das Schicksal der Priester und Obern handelt und da dasselbe in der folgenden Parabel von den Arbeitern im Weinberg allein entschieden wird. Nicht der geringste Anlaß ist dazu vorhanden, in diesem Augenblicke das Volk, die Gemeinde in einen Gegensatz zu stellen — das Bolk, als der Weinberg, ist als unschuldig und indifferent vorausgesetzt, nur um die Hüter und Arbeiter im Weinberge handelt es sich — d. h. die einzige Parabel, die hier an ihrer Stelle war, ist diejenige, die Marcus allein folgen läßt, die UrlukaS, nach des Epiphanias Zeugniß, ausließ und zwar deshalb ausließ, weil er vorher schon Parabeln genug angebracht zu haben glaubte, in denen die Strafgewalt des Höchsten abgebildet ist, — und die erst der spätere Bearbeiter seines Evangeliums (C. 20, S—18) mit dem Spruch vom Eckstein wieder einfügte — die Parabel vom Herrn des Weinbergs, dessen Diener sich gegen ihn empören, selbst seine» Sohn tödtea, nachdem sie feine früheren Gesandten umgrbracht hatten, und die endlich ihre Strafe finden, damit der Weinberg bessern Arbeitern anvertraut werde. | Well! They might still come up! But where is the occasion for the ironic contrast between the tax collectors and prostitutes and the leaders? Nowhere! What brings the opposition together? Nothing! And even if the only possible and correct opposition, that between the people and the leaders, were established, it would still have been inappropriate, since at this moment it is solely a matter of the fate of the priests and leaders, and this is decided only in the following parable of the workers in the vineyard. There is not the slightest reason to set the people, the congregation, in opposition at this moment – the people, as the vineyard, are assumed to be innocent and indifferent, and it is only a matter of the keepers and workers in the vineyard – that is, the only parable that belonged here was the one that only Mark follows, which Luke, according to Epiphanius’ testimony, left out, and he left it out because he believed he had already included enough parables in which the punitive power of the Most High is depicted – and which the later editor of his Gospel (Chapter 20, 9-18) reinserted with the saying about the cornerstone – the parable of the owner of the vineyard, whose servants rebel against him, even killing his son, after they had killed his previous messengers, and who finally find their punishment, so that the vineyard may be entrusted to better workers. |
126/127 | Die überraschende Wendung des Urberichts, daß Jesus, nachdem er das Benehmen der ungehorsamen Arbeiter dargestellt hat, mit der Frage, was nun der Herr des Weinbergs thun werde, die Gegner erst aufschreckt und sodann selbst das Urtheil ausspricht, hat uns Marcus allein in ihm Reinheit erhalten; — sie ist der Wendung nachgebildet, mit der Jehova in jener Parabel vom Weinberg, nachdem er seins Rechtssache*) vorgetragen, plötzlich das Volk auffordert, den Streit zwischen ihm und dem Weinberg zu entscheiden, also sein eignes Urtheil zu sprechen, und dann sogleich selbst dieß Urtheil ausspricht (Jes. 5, 3-5). | The surprising turn of events in the original account, that Jesus, after describing the behaviour of the disobedient workers, first startles the opponents with the question of what the master of the vineyard will do and then pronounces the judgement himself, is the only thing that Mark has preserved for us in its purity; – it is modelled on the turn with which Jehovah, in that parable of the vineyard, after having presented his case*), suddenly calls upon the people to decide the dispute between him and the vineyard, thus to pronounce his own judgment, and then immediately pronounces that judgment himself (Isa. 5, 3-5). |
127 | Matthäus hat daher sehr unglücklich geändert, als er die Priester wirklich antworten und das Urtheil sprechen läßt (Matth. 21, 40. 41) — als ob sie nicht, wie der Urbericht richtig bemerkt (Marc. 12, 12), recht gut sahen, daß die Parabel auf sie zielte! — als ob sie nicht, wie der Urbericht wiederum bemerkt, durch die schlagende Gewalt der Parabel nur zu neuen Racheplänen getrieben werden sollten!
Auch der Bearbeiter des Lukasevangelium hat sich gewaltig versehen, wenn er Jesum die Parabel dem Volke vortragen und dieß Auditorium — als sey es dadurch getroffen, — nachdem Jesus das Urtheil über die ungehorsamen Arbeiter gesprochen, auSrufen läßt: „das sey ferne!” Marcus gibt uns auch allein den ursprüngliche»n Schluß des ganzen Erzählungsstücks — die Verweisung auf den Schriftspruch vom Stein, den die Baumeister verworfen haben und der zum Eckstein ward — eine Verweisung, die Jesus noch nach-schicken mnßte, da es sich ziemte, daß im Gegensatz zum elenden Ende der Rebellen die Umwindung im Schicksal deS Sohnes, der in der Parabel gelobtet wird, wenigstens angedeutet wurde. Sehr Passend ist es auch, daß dieser Spruch demselben Psalm (118) entnommen ist, dem der Schöpfer des Urevangeliums kurz zuvor den Hosiannaruf des jubelnden Volkes entlehnt hatte. |
Matthew has therefore changed very unhappily when he really lets the priests answer and speak the judgement (Matth. 21, 40. 41) – as if they did not, as the original report rightly remarks (Mark 12, 12), see quite well that the parable was aimed at them! – As if they were not to be driven to new plans of revenge by the striking violence of the parable!
The editor of Luke’s Gospel has also made a great mistake when he has Jesus recite the parable to the people and has the audience – as if it were struck by it – exclaim after Jesus has pronounced judgement on the disobedient workers: “Be far from that! Mark alone gives us the original conclusion of the whole narrative – the reference to the scriptural saying about the stone which the builders rejected and which became the cornerstone – a reference which Jesus had to follow up, since it was fitting that, in contrast to the miserable end of the rebels, the change in the fate of the Son, who is praised in the parable, should at least be hinted at. It is also very fitting that this saying is taken from the same Psalm (118) from which the creator of the Gospel had just before borrowed the Hosian call of the rejoicing people. |
127* | *) die im alttestamentlichen Original zwischen ihm und dem Volke verhandelt wird. | *) which in the Old Testament original is negotiated between him and the people. |
127/128 | Durch das bloße Stichwort des Steins ließ sich der Bearbeiter von Urlukas Schrift dazu verleiten, die Sprüche des Jesaias (C. 8, 14) und des Daniel (C. 2, 34.35) vöm Stein des Anstoßes und vom Stein, der denjenigen, auf den er fällt, zermalmt, zu combiniren und jenem Psalmspruch anzufügen — aber sind denn die Rebellen der Parabel nicht bereits Vernichtet? Müssen — können sie überhaupt noch einmal getroffen werden? Ist ihr Schicksal nicht bereits entschieden | By the mere keyword of the stone, the editor of Urluka’s writing was led to combine the sayings of Isaiah (Ch. 8, 14) and Daniel (Ch. 2, 34-35) about the stone of stumbling and the stone that crushes whoever it falls on, and to add them to that Psalm verse – but aren’t the rebels in the parable already destroyed? Must – can they even be struck again? Hasn’t their fate already been decided?? |
128 | Und diese Combination des Steins des Anstoßes und des Zermalmenden Steins bringt Matthäus sogar nachträglich noch an, nachdem er seinen Herrn so eben, nach dem Spruch vom Eckstein das Ende von der Herrschaft seiner Gegner mit dürren Worten hatte aussprechen lassen! (C. 21, 42—44).
Doch nein! Er hat noch mehr gethan! Nicht feine Gegner, die Obern bedroht der Herr in diesem Zwischenspruch, sondern das Volk überhaupt, dem das Reich Gottes genommem werden soll, damit es einem Volke, das Früchte bringt, gegeben werde. Nur um die Führer handelt es sich vielmehr! Der Weinberg ist und bleibt in diesem Erzählungsstück die als unschuldig und indifferent vorausgesetzte Gemeinde und in der Parabel wird sogar vorausgesetzt, daß der Weinberg Früchte getragen hat. Es fehlte dem Matthäus an Sinn für die Bestimmtheit und was Zusammenhang ist, war ihm fremd — für die Bestimmtheit der Situation hatte er kein Auge, — nur auf das Allgemeine, allgemein Gültige, für jeden Gläubigen Geltende oder auf das allgemein Belehrende war sein Sinn gerichtet und dießmal wollte er durchaus noch die Parabel von der königlichen Hochzeit anbringen, weil in ihr auch ein dialektisches Gericht über einen Gegensatz, wie in der Parabel von den beiden Söhnen des Weinbergbesitzers ausgeführt wird. |
And even afterwards, Matthew brings up the combination of the cornerstone and the crushing stone, after just having pronounced the end of his opponents’ reign with dry words, following the saying about the cornerstone! (Matthew 21:42-44).
But no! He did even more! In this aside, it is not just his opponents, but rather the people in general who are threatened by the Lord, and from whom the kingdom of God is to be taken away so that it may be given to a people that bears fruit. It is about the leaders, rather than the people as a whole! In this narrative, the vineyard is and remains the innocent and indifferent community that is assumed, and in the parable it is even assumed that the vineyard has borne fruit. Matthew lacked a sense of specificity, and he was unfamiliar with coherence — he had no eye for the specificity of the situation, only for the general and universally applicable, for what applies to every believer or what is generally instructive, and this time he absolutely wanted to include the parable of the royal wedding, because in it there is also a dialectical judgment about an opposition, as is carried out in the parable of the two sons of the vineyard owner. |
128/129 | Er sah nicht, daß in der Parabel von den beiden Söhnen, von denen der anfangs ungehorsame nachher durch Werkthätigkeit das Himmelreich erwirbt, jener ironische Gegensatz, den das Urevangelium aus den Sündern und Gerechten gebildet hat, bei weitem nicht so rein und scharf durchgeführt ist, wie in der Parabel von der Hochzeit, zu der die Gäste von der Straße aufgerafft werden — obwohl er nach der Parabel von den Arbeitern die Schlußbemerkung des UrberichtS hinschreibt (C. 21, 45. 48), daß die Gegner merkten, Jesus spreche von ihnen, und daß sie ihn zu fangen suchten, aber das Volk fürchteten, sah er doch nicht, daß die Sache damit zu Ende ist und nun die Angriffe folgen müssen, die die Gegner Jesu in Folge dieses Auftritts mit einander verabredeten — obwohl die Priester bereits gemerkt hatten, daß Jesus in der vorigen Parabel von ihnen gesprochen habe, läßt er doch eine neue folgen — eine Parabel, obwohl es sogar mit nackten Worten ausgesprochen war, daß dem Volk das Reich Gottes genommen werden solle. | He did not see that in the parable of the two sons, of whom the initially disobedient one later obtains the kingdom of heaven through his work, that ironic contrast, which the primitive gospel has formed from sinners and righteous, is by far not as pure and sharp as it is in the parable of the wedding feast, to which the guests are gathered from the streets – although he writes the concluding remark of the original account after the parable of the workers (C. 21, 45-48) that the opponents realized that Jesus was speaking about them and that they tried to catch him, but feared the people, he did not see that the matter is over now and that the attacks must follow that the opponents of Jesus arranged with each other as a result of this appearance – although the priests had already realized that Jesus had spoken of them in the previous parable, he still lets a new one follow – a parable, although it was even said in plain words that the kingdom of God would be taken away from the people. |
129/130 | Er hat die Parabel sogar sehr verdorben und entstellt. Während in der Urform diejenigen, an die die Einladung ursprünglich ergangen war, für ihre Unfolgsamkeit hinlänglich dadurch bestraft werden, daß das niedrige Gesindel von den Zäunen und Straßenecken ihren Platz einnimmt, überzieht sie der König des Matthäus mit Krieg — obwohl die Parabel ihre Spitze schon erreicht hat, wenn das Gesindel an die Stelle der ursprünglich Geladenen getreten ist, glaubt Matthäus auf diese Spitze noch eine zweite stellen zu können, indem er (C.22, 44—14) den Gastgeber Einen von dem Gesindel, weil er kein hochzeitliches Kleid anhatte, zurückweisen und auf das härteste bestrafen läßt — aber vergeblich! Nur Eine Strafe kann die Parabel kennen: — die Strafe, die die ursprünglich Geladenen durch die Bevorzugung des Gesindels erfahren — nur Einen Contrast kennt sie: — den der Freude des Gastgebers und des Gesindels | He has even corrupted and distorted the parable. While in its original form, those to whom the invitation was originally extended are sufficiently punished for their disobedience by the fact that the lowly rabble take their place from the hedges and street corners, Matthew overlays it with war by the king, even though the parable has already reached its climax when the rabble take the place of the originally invited. Matthew believes he can add a second climax to this already climactic story (in 22:44-14) by having the host reject and punish one of the rabble for not wearing wedding clothes – but in vain! The parable can only know one punishment: the punishment experienced by the originally invited through the preference given to the rabble – it can only know one contrast: that between the joy of the host and the rabble. |
130 | Daß der Gastgeber die Ungehorsamen, die seiner Einladung nicht folgten, mit Krieg überzieht und umbringt, ist von Matthäus einem fremden Zusammenhang entlehnt und er wollte durch diesen Zug die Parabel mit der vorhergehenden von den Arbeitern, die vom Herrn des Weinbergs umgebracht werden, gleichartig machen — der Schluß, der vom hochzeitlichen Kleid handelt, bildete wahrscheinlich in einer seiner Quellenschriften eine selbstständige Parabel und ist von ihm nur wegen des Stichworts der Hochzeit in diesen falschen Zusammenhang gebracht.
Die Parabel in ihrer ursprünglichen Form, in der die Hochzeitsfeier jenem Mahl nachgebildet ist, welches Jehova (Jes. 65, 12. 13) seinen neu angeworbenen Knechten bereiten will, während die Ungehorsamen, die er zuvor berufen hatte, Nichts erhalten werden, hat uns Lukas erhalten — derselbe beweist uns aber auch zugleich, daß er sie nicht selbst erfunden hat, da er sie den Herrn unmittelbar nach der abgeplatteten Variation, die die ursprüngliche Spitze zu rinn moralischen Ermahnung herabzieht, vortragen läßt. Sie folgt nämlich auf die Anweisung, wenn man ein Gastmahl bereite, solle man nicht die reichen Freunde und Verwandten, von denen man eine Gegeneinladung zu erwarten habe, sondern die Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden einladen, da diese Pflege der Armen und Niedrigen, wenn sie auch selbst Nichts zur Vergeltung zu bieten haben, in der Auferstehung der Gerechten ihre Vergeltung zur Folge haben wird — also eine moralische Klug-heitsregel, während in der Parabel die Dialektik zwischen den Juden und Heiden entschieden wird. |
The fact that the host wages war on and kills the disobedient who do not accept his invitation is borrowed by Matthew from a foreign context and by this move he wanted to make the parable similar to the previous one about the labourers who are killed by the master of the vineyard – the ending, which deals with the wedding dress, probably formed an independent parable in one of his source writings and is only brought into this false context by him because of the keyword of the wedding.
The parable in its original form, in which the wedding feast is modelled on the meal that Jehovah (Is. 65, 12. 13) wants to prepare for his newly recruited servants, while the disobedient whom he had previously called will receive nothing, has been preserved for us by Luke, who at the same time proves that he did not invent it himself, since he has the Lord recite it immediately after the flattened variation, which reduces the original point to a moral admonition. It follows the instruction that when one prepares a banquet, one should not invite the rich friends and relatives, from whom one can expect a return invitation, but the poor, the crippled, the lame and the blind, since this care for the poor and the lowly, even if they have nothing to offer in return, will result in the resurrection of the righteous – thus a moral rule of wisdom, while in the parable the dialectic between the Jews and the Gentiles is decided. |
130/131 | Lukas hat compilirt — den Uebergang von jener Klugheits-regel zur erschütternden Dialektik dieser Parabel hat er durch den sentimentalen Stoßseufzer eines der Anwesenden gebildet, der schmachtend auftust: selig ist, der Brot isset im Reiche Gottes! (C. 14, 15) — weil in jener Anweisung und in dieser Parabel von einem Mahl die Rede ist, hat er die Situation gebildet, daß Jesus sich so eben im Haus eines Pharisäers befindet, der ihn zu einem Mahl eingeladen hatte, und dieses Stichwort der Situation und des Lehrvortrags bewog ihn sogar, seinen Quellen auch die Anweisung, wonach man bei einem Gastmahl sich nicht obenan setzen solle, zu entlehnen (C. 14, 7—11), damit Alle-, was ihm wegen der Einheit des Stichworts zusammen zu gehören schien, zusammenstände. | Lukas has compiled the transition from the rule of prudence to the shocking dialectic of this parable by the sentimental sigh of one of those present, who pines: “Blessed is he who eats bread in the kingdom of God! (C. 14, 15) – because the instruction and the parable speak of a meal, he created the situation that Jesus was in the house of a Pharisee who had invited him to a meal, and this keyword of the situation and the teaching even prompted him to borrow from his sources the instruction that one should not sit at the head of the table at a banquet (C. 14, 7-11), so that all that seemed to him to belong together because of the unity of the keyword, stood together. |
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Neil Godfrey
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