116 |
8.Die erste Sabbathsverlehung.C. 5, 1-47. |
8.The first Sabbath transgression.C. 5, 1-47. |
116 | Wieder ein Fest und Jesus muß wieder nach Jerusalem! Der Vierte wollte die Entwicklung der Geschichte seines Herrn recht genau, recht gründlich und pragmatisch verfolgen und er gerade ist eS, der dieses Leben eintönig und arm an gehaltvollem Wechsel gemacht hat. Diesen eintönigen Rhythmus, daß Jesus Judäa meiden muß und durch die Festzeit wieder zurückgerufen wird, um durch die Wiederholung derselben Collision zum Rückzug sich zwingen zu lassen und durch ein Fest wieder den Anlaß zur Reise nach der heiligen Stadt zu erhalten — diese einförmige Pendelschwingung, auf welche der Evangelist die ganze Bewegung des Lebens Jesu einschließt, konnte nur Derjenige für wichtig und bedeutend halten, der Nichts weniger kannte als das wirkliche Leben Jesu und der für die plastische Gruppirung eines Marcus z. B. kein Auge hatte. Er wollte der Genaueste seyn und alle seine Vorgänger durch die Anschaulichkeit seiner Gruppierung übertreffen und er hat gerade den Rythmus, der sich in der Schrift eines Marcus findet, zur Wiederholung Eines und desselben Geklappers gemacht. Er wollte den Leuten zeigen, wie ein Augenzeuge schreiben müsse, und die Entwicklung der Katastrophe, die seinen Herrn an das Kreuz brächte, zur vollkommenen Anschauung bringen, — und er gerade ist es, der jede Bestimmtheit der Anschauung unmöglich gemacht hat, da sich in seiner Schrift die Katastrophe nicht entwickelt, sondern von Anfang an schon da ist, so daß der Leser sich wundern muß, warum der Anfang seiner Darstellung — nicht schon das Ende ist. | Another feast and Jesus has to go to Jerusalem again! The fourth evangelist wanted to follow the development of the history of his Lord quite precisely, quite thoroughly and pragmatically and he is the one who made this life monotonous and poor with his substantial change. This monotonous rhythm, that Jesus has to avoid Judea and is called back again by the feast time, to be forced to retreat by the repetition of the same collision and to receive again the occasion for the journey to the holy city by a feast – this monotonous pendulum swing, on which the evangelist includes the whole movement of Jesus’ life, could only be considered important and significant by the one who knew nothing less than the real life of Jesus and who had no eye for the graphic structure of a Mark, for example. He wanted to be the most exact and to surpass all his predecessors by the vividness of his narrative structure and he just made the rhythm, which is found in the writing of Mark, the repetition of one and the same clatter. He wanted to show the people how an eyewitness should write, and to bring the development of the catastrophe, which would bring his Lord to the cross, to the perfect view, – and it is just him who has made every definiteness of the view impossible, since in his writing the catastrophe does not develop, but is already there from the beginning, so that the reader must wonder why the beginning of his representation – is not already the end. |
116/117 | Sein Jesus versteht es nicht, das Volk geistig zu ergrei fen, zu beschäftigen und mit dem Gedanken des Neuen in innere Verwicklung zn bringen, — er muß daher eine äußerliche Aufregung herbeiführen und sowie er Jerusalem das erstemal betritt, sogleich in den Tempel eilen, um sich als Reformator zu beweisen und seinen Bruch mit dem Alten zur Anschauung zu bringen. Der Vierte war auch so konsequent, daß er von vornherein den Gegnern Jesu dieselbe entschiedene Haltung zuschreibt und den Gegensatz schon im Anfang als fertig darstellt. Jesus hat sich kaum in Jerusalem gezeigt, so zwingt ihn die Aufmerksamkeit der Pharisäer zum Rückzug, und als er jetzt zum zweitenmale in der Hauptstadt auftrittt, so sind die Juden bereits Willens, ihn zu todten (E. 5, 16. 18). Der Anfang ist schon das Ende, die Hand, die den letzten Schlag führen soll, hat schon ausgeholt, es erscheint nur als Zufall, wenn sie noch aufgehalten wird, und der Evangelist selbst kann es nur aus der wunderbaren Dazwischenkunft der göttlichen Allmacht erklären, daß der Schlag erst fällt, wenn die Stunde kommt, die der Rathschluß Gottes dazu bestimmt hatte. | His Jesus does not know how to take hold of the people spiritually, to occupy them and to bring them into inner involvement with the thought of the new, – he must therefore cause an outward excitement and as soon as he enters Jerusalem for the first time, immediately rush into the temple to prove himself as a reformer and to demonstrate his break with the old. The fourth evangelist was also so consistent that he ascribes from the outset the same resolute attitude to the opponents of Jesus and presents the opposition as finished already in the beginning. Jesus has hardly appeared in Jerusalem when the attention of the Pharisees forces him to retreat, and when he now appears for the second time in the capital, the Jews are already willing to kill him (ch. 5, 16. 18). The beginning is already the end, the hand that is to lead the last blow has already reached out, it only seems to be a coincidence if it is still stopped, and the evangelist himself can only explain it from the miraculous interposition of divine omnipotence that the blow will only fall when the hour comes that God’s counsel had determined for it. |
117/118 | Bei dieser geistlosen Eintönigkeit, in der jeder Gedanke an eine allmählige Entwicklung verschwindet und der auch die Einförmigkeit entspricht, mit der die Lehre Jesu sich immer nur im Schema der Antithese bewegen kann, nachdem einmal schon im Anfang das letzte Mysterium, das Geheimniß von der Nothwendigkeit seines Leidens und Todes enthüllt war, war allerdings eine wirkliche Gruppirung der Thatsachen und Verbindung sowie Unterscheidung der Gruppen nicht möglich und mußte der Verfasser, wenn er in die Wiederholung Eines und desselben Tones Abschnitte bringen wollte, zu den äußerlichsten Hilfsmitteln seine Zuflucht nehmen. Er konnte nur so verfahren, wie wir es in seinem Werke nun vor uns sehen — er mußte ab und zu in die eintönige Reihe Taktstriche zeichnen, um doch den Schein einer Abwechslung hervorzubringen. Diese Striche lieferte ihm seine Festchronologie. | In this spiritless monotony, in which every thought of a gradual development disappears and to which also the monotony corresponds, with which the teaching of Jesus can always move only in the scheme of the antithesis, after the last mystery, the secret of the necessity of his suffering and death was already revealed in the beginning, However, a real structural outline of the facts and connection as well as differentiation of the episodes was not possible, and the author had to resort to the most external aids if he wanted to bring sections into the repetition of one and the same tone. He could only proceed as we now see in his work – he had to draw bar lines now and then in the monotonous row in order to produce the appearance of variety. These strokes were supplied to him by his chronology of festivals. |
118 | Indem er aber in die überschwengliche Unbestimmtheit seines Bildes und in dessen formlose Armuth diese Hilfsstriche zeichnete, erreichte er nur den Einen Erfolg, daß er, statt die wirkliche Anschauung eines lebensvollen Organismus zu bewirken, das Verhältniß, welches ein geschichtliches seyn soll, zu einem rein mechanischen herabsetzte. Die Feste, um derentwillen Jesus Galiläa verlassen und nach Judäa ziehen soll, sind nicht wahrer Zweck der Reise, sondern todte Mittel und Hebel, die sogleich bei Seite geworfen werden, wenn sie dazu gedient haben, Jesum nach Jerusalem zu schaffen. Haben sie aber diese unfehlbare und unwiderstehliche Anziehungskraft, so wird auch Jesus selbst zu einer mechanischen Größe und zu einem selbstlosen Gegenstände, der von der Kraft der Feste so gewiß angezogen wird, wie das Eisen vom Magnet. Da aber der Verfasser das Mittel sogleich, wie es gewirkt hat, bei Seite legt, so tritt er mit der Voraussetzung, wonach die Feste doch auch Zweck der Reise seyn sollen, in einen tödt- lichen Widerspruch — d. h. in einen Widerspruch, der diesen ganzen Fest-PragmatismuS vollends zerstört. Wenn nämlich Jesus einmal in Jerusalem sich befindet und seine Wirksamkeit begonnen hat, dann müssen es immer nur zufällige, nicht vorhergesehene Verwicklungen seyn, die ihn zum Rückzüge aus einem Gebiete bewegen, in welchem er nach allen Voraussetzungen in jedem andern Falle länger verweilt hätte, d. h. der Evangelist vergißt es dann, daß er ihn immer nur zufällig durch das Eintreten der Festzeiten zur Reise nach Jerusalem bewogen werden läßt — er vergißt es, daß vorher immer die Festfeier und nur sie der Zweck der Reise war. | But by drawing these auxiliary strokes into the exuberant vagueness of his picture and into its formless poverty, he achieved only the one success, that instead of bringing about the real view of a living organism, he reduced the relationship, which should be a historical one, to a purely mechanical one. The feasts for the sake of which Jesus is to leave Galilee and go to Judea are not the true purpose of the journey, but dead means and levers, which are immediately thrown aside when they have served to bring Jesus to Jerusalem. But if they have this infallible and irresistible power of attraction, Jesus himself also becomes a mechanical quantity and a selfless object, which is attracted by the power of the fortress as surely as iron is attracted by the magnet. But since the author puts aside the means immediately after it has worked, he enters into a deadly contradiction with the presupposition according to which the feasts should also be the purpose of the journey – i.e. into a contradiction that completely destroys this whole feast-pragmatism. For once Jesus is in Jerusalem and has begun his activity, then it must always be only accidental, unforeseen complications that move him to withdraw from a region in which he would have stayed longer in any other case, i.e. the evangelist then forgets that he always lets him be moved to the journey to Jerusalem only accidentally by the occurrence of the feast times – he forgets that from the start it was the feast celebration and only that was the purpose of the journey. |
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119 | Dießmal (C. 5, 1) sagt er nicht, welches Fest es war, das seinen Herrn nach Jerusalem rief. Aber wirklich? In der That nicht? War es ihm denn unmöglich, dießmal zu wissen, was er sonst immer wußte? Wollte er nur dießmal sein Gedächtniß nicht anstrengen, wenn es sonst immer in seinem Belieben stand, irgend ein Fest als Anlaß der Reise Jesu vorauszusetzen und namentlich zu bezeichnen? | This time (ch. 5, 1) he does not say which feast it was that called his Lord to Jerusalem. But really? Indeed not? Was it impossible for him to know this time what he usually knew? Did he just not want to strain his memory this time, when it was always up to him to presuppose some feast as the occasion of Jesus’ journey and to designate it by name? |
119/120 | Er wußte es aber auch dießmal, welches Fest Jesum nach der heiligen Stadt rief. Es war das Pascha. Zwar bleibt es dabei, daß er Anfangs nur unbestimmt sagt: Es war ein Fest der Juden. Er will das Fest weder namentlich angeben noch auch so, daß er mittelst eines Hebräismus das Fest als das jüdische Fest schlechthin bezeichnet, den Leser darauf führen, daß es das Pascha sey, da er in diesem Falle in griechischer Weise den Artikel gesetzt hätte, den er im nächsten Abschnitt (C. 6, 4) wirklich hinzusetzt, wenn er das Pascha das Fest der Juden nennt*) Wenn wir freilich aus dieser spätern Stelle sehen, wie ihm schon, indem er die Bedeutung, die wegen des Leidens und der Auferstehung Jesu dieses Fest für die christliche Anschauung hatte, auch ins jüdische Leben hinüberträgt, das Pascha als das jüdische Fest schlechthin gilt, so wäre die Annahme jenes Hebräismus keine Gewaltsamkeit und würden wir uns selbst trotz des UmstandeS, daß für die Formel weder eine geläufige Anschauung noch ein feststehender Sprachgebrauch gegeben war**), zu ihr verstehen — aber eben diese spätere Stelle beweist, daß der Verfasser auch vorher, wenn er von vornherein dem Leser sagen wollte, daß das Fest das Pascha gewesen sey, den Artikel*) gesetzt hätte. | But he also knew this time which feast called Jesus to the holy city. It was the Passover. It is true that he only says vaguely at the beginning: It was a feast of the Jews. He does not want to specify the feast by name, nor does he want to lead the reader to the conclusion that it was the Passover, since in this case he would have put the article in Greek, which he really adds in the next section (ch. 6, 4) when he calls the Passover the feast of the Jews*) If, of course, we see from this later passage how he already, by transferring the meaning that this feast had for the Christian view because of the suffering and resurrection of Jesus, also into Jewish life, regards the Passover as the Jewish feast par excellence, then the assumption of that Hebraism would not be a forcible one and we would understand ourselves to it in spite of the circumstance that for the formula neither a common view nor a fixed linguistic usage was given**) – but just this later passage proves that the author would have put the article*) also before, if he wanted to tell the reader from the beginning that the feast was the Passover. |
119* | *) ἡ ἑορτὴ τῶν Ἰουδαίων.
**) Für die Worte ἐν πόλει Δαυίδ. (Luk. 2, 11) weisen Geschichte und Sprachgebrauch sogleich auf die Formel עיר דוד d. h. auf Bethlehem |
*) ἡ ἑορτὴ τῶν Ἰουδαίων. [“the feast of the Jews.]
**) For the words ἐν πόλει Δαυίδ. (Luk. 2, 11) history and usage immediately point to the formula עיר דוד i.e. to Bethlehem. |
120* | *) Nicht bloß ἑορτὴ τῶν Ἰουδαίων. | *) Not merely ἑορτὴ τῶν Ἰουδαίων. [“feast of the Jews”] |
120 | Dennoch aber soll es auch jetzt das Pascha seyn. Der Verfasser war, wie jeder Satz seiner Schrift und die sonstige Genauigkeit seines Pragmatismus beweist, mit der wirklichen Geschichte viel zu genau bekannt, als daß er nicht hätte wissen können, was es dießmal für ein Fest war — mit andern Worten: ein Geschichtschreiber, der nur seinen Griffel in Bewegung zu setzen brauchte, wenn er die genaueste Chronologie schaffen wollte, hatte es nicht nöthig, sich auch nur Einmal als weniger genau unterrichtet bloß zu stellen, und konnte ohne große Mühe seinen Lesern sagen, zu welcher Zeit die folgende Begebenheit sich zugetragen habe. | Nevertheless, it should be the Passover also now. The author was, as every sentence of his writing and the other accuracy of his pragmatism proves, much too well acquainted with the real history, so that he could not have known what kind of celebration it was this time – in other words: a historian, who only had to set his pen in motion, if he wanted to create the most accurate chronology, did not need to expose himself even once as less accurately informed, and could tell his readers without much effort, at what time the following event took place. |
120/121 | Es war die Paschazeit. Ein unwillkührliches Gefühl, daß es doch zu einförmig sey, wenn drei aufeinander folgende Ge- schichtsabtheilungen mit der Paschazeit anfangen**), hielt ihn ab, dießmal das Fest namentlich zu bezeichnen, — aber er rechnete darauf, daß seine Leser, wenn sie sogleich darauf sehen, wie Jesus an diesem Feste einen Kranken heilt, der gerade 38 Jahre gelitten hatte, sich dessen erinnern würden, daß das jüdische Volt gleichfalls nach 38 Jahren, in denen es seine Sündenschuld trug, mit der Feier des Paschafestes den Besitz des gelobten Landes angetreten hatte. Er erwartete, daß seine Leser im Kranken das Abbild des jüdischen Volks erkennen und somit auch daran denken würden, daß das Pascha die einzige Zeit war, zu welcher der Herr den Kranken von seiner achtunddreißig- jährigen Sündenschuld erlösen konnte. Glücklicher und deutlicher konnte er aber diese Parallele nicht durchführen als vorher, da er in den ehelichen Verhältnissen der Samariterin die ganze Religionsgeschichte ihres Volkes abbildete. | It was the time of Passover. An involuntary feeling that it would be too monotonous if three successive sections of history began with the time of Passover**), prevented him from naming the feast this time, but he counted on the fact that his readers, when they immediately saw how Jesus healed a sick man on this feast, But he counted on his readers, when they see Jesus healing a sick man who had just suffered 38 years, to remember that the Jewish people, after 38 years of bearing the guilt of their sins, had also taken possession of the Promised Land with the celebration of the Passover. He expected that his readers would recognize in the sick person the image of the Jewish people and thus also remember that the Passover was the only time when the Lord could redeem the sick person from his thirty-eight years of sin. But he could not carry out this parallel more happily and more clearly than before, since he depicted in the marital relations of the Samaritan woman the whole religious history of her people. |
120** | **) Vorher C. 2, 13, nachher C. 6, 4. | **) Before C. 2, 13, after C. 6, 4. |
121 | Der Evangelist würde sich sehr verwundern, wenn man so naiv seyn und ihm mit der Vermuthung kommen wollte, sein sonst so treues und zuverlässiges Gedächtniß habe ihn dießmal mit dieser fast wunderbaren Halbheit im Stich gelassen, daß es ihm wohl sagte, die folgende Begebenheit habe sich an einem Feste zugetragen, aber nicht zu sagen wußte, an welchem Feste.
Wer das Eine weiß, würde er antworten, weiß auch das Andere, — und mein Gedächtniß — mein Gedächtniß, fährt er fort, sollte mich einmal überhaupt im Stich lassen können? Seht ihr nicht aus meiner Beschreibung des Teiches Bethesda, an welchem die Heilung des Kranken durch Jesum geschah, daß ich mich aller Umstände genau zu erinnern weiß — daß die Welt nur der Treue und Sicherheit meines Gedächtnisses die Bekanntschaft mit einem Teiche verdankt, die sie sonst nicht gemacht haben würde. |
The evangelist would be very surprised if one were to be so naive and come to him with the assumption that his otherwise so faithful and reliable memory had let him down this time with this almost miraculous half-heartedness, that it told him that the following event had taken place at a festival, but did not know at which festival.
He who knows the one, he would answer, also knows the other, – and my memory – my memory, he continues, should be able to let me down once at all? Do you not see from my description of the pool of Bethesda, at which the healing of the sick man by Jesus happened, that I can remember all circumstances exactly – that the world only owes the acquaintance with a pool to the fidelity and certainty of my memory, which it would not have made otherwise. |
121/122 | Aber gerade die wunderbare Eigenschaft dieses Teiches, der Umstand, daß die Schaar der Kranken aller Art, der Blinden, Lahmen und Siechen, die den Teich täglich umlagerten, auf die Bewegung des Wassers warteten, die ein zu seiner Zeit herabfahrender Engel verursachte, und daß immer nur derjenige, der dann zuerst ins Wasser stieg, von seinem Gebrechen geheilt wurde (V. 3. 4), hat schon frühzeitig die Leser irre gemacht und bewirkt, daß die Zeilen, die die Beschreibung dieser wunderbaren Eigenschaft enthalten, in mehreren Handschriften fehlen. Diejenigen aber, die auf ihrem Standpunkt der Bildung an dieser Beschreibung Anstoß nahmen und es nicht für möglich hielten, daß der Verfasser des Evangeliums vom Logos, der christliche Logiker in seine Darstellung des Lebens Jesu einen Zug ausgenommen habe, der nur dem Volksaberglauben angehören könne, sie thaten dem Verfasser Unrecht und brachten den Bericht selbst in Gefahr, daß er jenen Krüppeln ähnlich wurde, die er den Wunderteich umlagern läßt. So zusammenhanglos, wie sie mit ihrer Hypothese voraussetzen müßten, hat selbst der Vierte nie geschrieben, ja, er protestirt mit jedem Zuge der folgenden Erzählung gegen die Bemühung derjenigen, die ihm die Verantwortlichkeit für diese Berührung mit dem Volksaberglauben abnehmen möchten: wenn z. B. der Kranke klagt (V. 7), er habe Niemanden, der ihn ins Wasser bringe, wenn es in Bewegung gerathe, so weist das auf eine frühere Erklärung hin, daß eine geheime Kraft das Wasser bewege und ihm seine Wundernatur mittheile; klagt ferner der Kranke, er könne nie zuerst ins Wasser kommen, da ihm immer ein Anderer zuvorkomme, so muß vorher Etwas davon gesagt seyn, daß immer nur derjenige geheilt wurde, der zuerst, sobald das Wasser in Bewegung gerathen, Hineinstieg. Selbst damit wäre dem Verfasser noch nicht genug gethan, wenn man zur Noth die Schlußworte des dritten Verses, daß die Kranken die Bewegung des Wassers abwarteten, stehen ließe; — der Verfasser verlangt durchaus die ganze Stelle zurück, da es ihm unmöglich war, zu einer ausführlichen Ausmalung der Situation den Ansatz zu machen und plötzlich abzubrechen — unmöglich, seinen Worten, „die Kranken warteten immer auf die Bewegung”, eine Bestimmmtheit zu geben, die unerfüllt blieb, wenn das Folgende fehlte, und nur scheinbar hätte bleiben müssen müssen, wenn diese Bewegung und ihre wunderbare Natur nicht näher bezeichnet, geschildert und erklärt wurde. | But the very miraculous quality of this pool, the circumstance that the multitude of sick people of all kinds, the blind, the lame, and the infirm, who daily surrounded the pool, waited for the movement of the water caused by an angel descending in his own time, and that always only the one who then first descended into the water was healed of his infirmity (v. 3. 4), early misled the readers and caused the lines containing the description of this miraculous quality to be missing in several manuscripts. But those who, from their educational point of view, took offense at this description and did not think it possible that the author of the Gospel of the Logos, the Christian logician, had excluded from his account of the life of Jesus a trait that could only belong to the folk superstitions, they did injustice to the author and put the account itself in danger of becoming similar to those cripples whom he has encamped around the miracle pond. Even the Fourth evangelist never wrote as incoherently as they would have to presuppose with their hypothesis; indeed, with every turn of the following narrative he protests against the efforts of those who would like to relieve him of responsibility for this contact with popular superstition: when, for example, the sick man complains (v. 7) that he has no one to bring him into the water when it starts moving, this points to an earlier explanation that a secret power moves the water and communicates its miraculous nature to him; furthermore, if the sick man complains that he can never get into the water first, since someone else always comes before him, something must have been said beforehand about the fact that only the one who got in first, as soon as the water started moving, was healed. Even with this, the author would not have done enough, if one were to leave the closing words of the third verse, that the sick waited for the water to move; – The author absolutely demands the whole passage back, since it was impossible for him to start a detailed description of the situation and suddenly break off – impossible to give his words, “the sick always waited for the movement,” a definiteness that remained unfulfilled if the following was missing, and would have had to remain only apparently if this movement and its wonderful nature were not described, described and explained in more detail. |
122/123 | Zm Interesse des Evangelisten und seines Berichts muß also die ganze Stelle wieder eingefügt werden, bleibt eS bei der gewöhnlichen Leseart; — wenn es nun aber beim Alten bleibt, so bleibt es auch bei dem Widerspruch mit Josephus, der Nichts von einem Teich Bethesda, Nichts von einem Engel wußte, der einen der Teiche in Jerusalem wunderbar in Bewegung setzte und täglich Schaaren von Kranken zu dem Wunderwaffer lockte. Hätte Josephus diesen Wunderteich — sey es auch unter einem andern Namen — gekannt, hätte er Etwas von dieser magischen Heilkraft gewußt, die seiner heiligen Stadt ein so wunderbares Licht mittheilen konnte, so wäre Alles, auch das Entlegenste für ihn Gelegenheit und Anlaß gewesen, den Teich mit seiner Wunderkraft zu erwähnen. | In the interest of the evangelist and his report, the whole passage must be inserted again, if it remains with the usual reading; – but if it remains with the old, it remains also with the contradiction with Josephus, who knew nothing of a pool Bethesda, nothing of an angel, who set one of the pools in Jerusalem miraculously in motion and lured daily crowds of sick people to the miracle waffle. If Josephus had known this miraculous pond – be it under another name – if he had known something of this magical healing power, which could impart such a miraculous light to his holy city, then everything, even the most remote, would have been an opportunity and occasion for him to mention the pond with its miraculous power. |
123 | Der Evangelist hat in der Art der Volksdichtung den Teich geschaffen, um ihn der höhern Wunderkraft Jesu gegen- überzustellen und diese in einen spannenden Eontrast zu bringen: der Kranke war durch seine Hilflosigkeit verhindert, der Wohlthat des wunderbar heilenden Wassers theilhaftig zu werden, als zu gelegener Zeit, damals, als er durch seine achtunddreißig Jahre das Abbild des jüdischen Volks geworden war, der Herr zu ihm herantrat und ihn mit seinem Worte heilte.
Ist es aber möglich, daß der Evangelist in dieser freien Weise dichtete und eine That seines Herrn mit Hilfe seiner eignen Erfindungskraft ausschmückte? Jeder Zug der Erzählung schlägt den Zweifel an dieser Möglichkeit nieder und wenn der Evangelist- als Dichter anzuklagen wäre, so könnte es höchstens nur deshalb seyn, weil er fast immer nur sehr ungeschickt erfindet. |
The evangelist has created the pool in the manner of folk poetry in order to contrast it with the higher miraculous power of Jesus and to bring them into an exciting contrast: the sick man was prevented by his helplessness from participating in the benefit of the miraculously healing water, when at the appropriate time, when he had become the image of the Jewish people by his thirty-eight years, the Lord approached him and healed him with his word.
But is it possible that the evangelist wrote in this free way and embellished a deed of his Lord with the help of his own invention? Every feature of the narrative casts doubt on this possibility, and if the evangelist were to be accused of being a poet, it could at most only be because he almost always invents very clumsily. |
123/124 | So klagt der Kranke, als ihn Jesus angeredet hatte, (V. 7) er habe keinen Menschen, der ihn, wenn das Wasser in Bewegung geriethe, in den Teich brächte: — der Evangelist vergißt, daß nach seiner eigenen Voraussetzung der Kranke Einen wenigstens hatte, der sich seiner sogar soweit annahm, daß er ihn täglich auf dem Bette nach dem Teiche schaffte — der Evangelist denkt in diesem Augenblick nicht daran, daß derjenige, der sich des Kranken täglich soweit erbarmte, ihm auch den kleineren Liebesdienst erwiesen haben würde — er wollte die Hilfslosigkeit des Kranken auf den höchsten Punkt treiben, damit, jemehr sich ihm die nahe Hilfe bisher entzogen hatte, die heilende Kraft des Herrn desto glänzender hervortrete. | So the sick man complains when Jesus spoke to him that he had no one to take him to the pond. (v. 7) he had no one to take him to the pond when the water began to move: – The evangelist forgets that according to his own presupposition the sick man had at least one who took care of him even so far that he carried him daily on the bed to the pool – the evangelist does not think at this moment that the one who took pity on the sick man daily so far would also have done him the lesser service of love – he wanted to drive the helplessness of the sick man to the highest point, so that the more the near help had eluded him so far, the more brilliantly the healing power of the Lord would stand out. |
124 | Freilich würde diese Hilflosigkeit des Kranken etwas denkbarer, wenn die Voraussetzung des Evangelisten, daß die Kranken an jenem Teiche oder die Freunde, die sich ihrer annahmen, sich selbst überlassen waren, Bestand hätte, so daß es der eigenen Gewandtheit der Kranken oder der Kraft und Stärke ihrer Freunde anheimgestellt war, daß sie vor Andern den Vorsprung gewannen und zuerst ins Wasser kamen — allein gerade diese Voraussetzung ist unmöglich, da der furchtbare und erdrückende Tumult, mit dem sie den Teich umgibt, die Heilanstalt vielmehr zu einem Schlachtplatz machen würde, auf dem die Selbsthilfe und Gewalt mehr Opfer verlangte, als die Wunderkraft des Teiches in Jahrhunderten wieder hätte heilen können. In der Wirklichkeit würde die Obrigkeit zur Stillung dieses täglichen Tumults eine strenge Aufsicht angeordnet haben, die den Ruhm des Teiches gesichert und die ganze Heilanstalt weltbekannt gemacht hätte — nur der Evangelist hatte diese Hilfe der Gesundheitspolicei nicht nöthig, da er sicher darauf rechnen durfte, daß die Kranken und ihre Freunde sich immerhin erdrücken konnten, ohne daß sie in seiner idealen Welt sich einen bleibenden Schaden zufügten. | Admittedly, this helplessness of the sick person would be somewhat more conceivable if the evangelist’s presupposition that the sick people at that pool or the friends who took care of them were left to their own devices, so that it was up to the sick person’s own skill or the power and strength of their friends, This very condition is impossible, since the terrible and oppressive tumult with which it surrounds the pond would rather make the sanatorium a battlefield where self-help and violence demanded more sacrifices than the miraculous power of the pond could have healed in centuries. In reality, the authorities would have ordered strict supervision to quell this daily turmoil, which would have secured the fame of the pond and made the whole sanatorium world-famous – only the evangelist did not need this help of the health police, since he could safely count on the fact that the sick and their friends could at least smother themselves without doing themselves any lasting harm in his ideal world. |
124/125 | In der Durchsichtigkeit dieser idealen Welt war es ferner auch nur möglich, daß Jesus, als er zufällig an diesem Teiche vorbeigeht, aus der Masse der Andern sogleich den langjährigen Kranken herausfindet, dessen Heilung die außerordentliche Macht seiner Wunderkraft bezeugt und der noch dazu in seinem acht und dreißigjährigen Leiden die Leidenszeit deS Volks in der Wüste abbildete. | In the transparency of this ideal world it was also only possible that Jesus, passing by chance by this pool, immediately found out of the mass of others the long-time sick person, whose healing testified to the extraordinary power of his miraculous power and who, moreover, in his eight and thirty years of suffering represented the time of suffering of the people in the desert. |
125 | Nur in dieser idealen Welt des Evangelisten konnte Jesus, als er mit seinem durchdringenden Blick, ohne verständige Vermittlung, sogleich sah*), daß der Kranke schon seit langer Zeit leide, ihn fragen, ob er gesund werden wolle. In dieser Welt hätte es für den oberflächlichsten Beobachter dieser Frage nicht bedurft, da der Wunsch des Kranken, sein Verlangen nach Genesung deutlich genug darin ausgesprochen lag, daß er trotz jahrelanger vereitelter Versuche den Muth nicht sinken und sich vielmehr immer wieder zum Teich bringen ließ. Aber in der Wunderwelt des Vierten, in welcher Jesus die Kraft seines Blicks schon bewährt hatte, als er diesen Kranken zur Offenbarung seiner Herrlichkeit auserkor, bedurfte derselbe Jesus einer Frage, um sich mit dem Kranken überhaupt in Beziehung zu setzen, bedurfte der Verfasser eines Ueber gang s, um zur Sache zu kommen, und war der Maaßstab, der in dieser Wett an solche Uebergänge gelegt wird, als ungehörig von vornherein ausgeschlossen.
Nur in dieser idealen Welt konnte die Art und Weise, wie der Kranke nach seiner Heilung dahinterkommt, daß es Jesus sey, dem er die Gesundheit verdankte, so zufällig seyn, durfte es Jesus dem Zufall überlassen, daß der Geheilte seinen Wohlthäter kennen lernte; — ein Schriftsteller von dieser Welt würde allerdings andere Ansprüche erfüllen müssen, um diese Erkennungsscene erklärlich und möglich zu machen. |
Only in this ideal world of the evangelist could Jesus, when he immediately saw*) with his penetrating gaze, without understanding mediation, that the sick man had been suffering for a long time, ask him if he wanted to get well. In this world, for the most superficial observer, this question would not have been necessary, since the sick man’s wish, his desire for recovery, was clearly enough expressed in the fact that, despite years of thwarted attempts, he did not lose heart and rather allowed himself to be brought to the pond again and again. But in the miraculous world of the fourth gospel, in which Jesus had already proven the power of his gaze when he chose this sick person for the revelation of his glory, the same Jesus needed a question in order to relate to the sick person at all, the author needed a transition in order to get to the point, and the standard that is applied to such transitions in this race was excluded from the outset as improper.
Only in this ideal world could the way in which the sick man, after his healing, came to know that it was Jesus to whom he owed his health, be so accidental, could Jesus leave it to chance that the healed man came to know his benefactor; – a writer of this world, however, would have to fulfill other requirements in order to make this scene of recognition explicable and possible. |
125* | *) V. 6. γνούς | *) v. 6. γνούς |
125/126 | Es war nämlich Sabbath, als Jesus den Kranken heilte und ihm gebot, sein Bett zu tragen und frei aufzutreten. Aber der Geheilte wußte nicht, wer sein Wohlthäter sey, und konnte sich nur auf das Gebot desselben berufen, als ihn die Juden sein Bett tragen sahen und darauf aufmerksam machten, daß er gegen die Sabbathsordnung fehle. Erst als er nachher zufällig mit Jesus wieder im Tempel zusammentraf und dieser ihm zurief: sündige hinfort nicht mehr, damit dir nicht Schlimmeres widerfahre! erst da weiß er den Juden zu melden, daß Jesus sein Wohlthäter sey. | It was the Sabbath when Jesus healed the sick man and commanded him to carry his bed and walk freely. But the healed man did not know who his benefactor was, and could only refer to his commandment when the Jews saw him carrying his bed and pointed out that he was missing the Sabbath ordinance. Only when he happened to meet Jesus again in the temple and Jesus called out to him: “Sin no more, lest something worse happen to you” did he tell the Jews that Jesus was his benefactor. |
126 | Woran erkannte er aber, daß dieser Wunderthäter gerade der Mann sey, den er den Juden als Jesus kenntlich machen konnte? Mochte er immerhin aus seinem neuen Zuruf entnehmen, daß er etwas Besonderes seyn müsse, wenn die Heilung selbst ihn noch nicht auf diesen Gedanken gebracht hatte, mochte er selbst auf die Vermuthung kommen, daß dieser Wunderthäter, der ihn von der Sündenschuld erlöst habe, der Messias seyn könne, so lag darin immer noch Nichts, was ihn in Stand setzte, diese Person, die ihm vorher unbekannt war, den Juden als diese bestimmte, als Jesus zu bezeichnen. Das zweite Zusammentreffen mit dem Unbekannten soll ihm aber nur das Eine lehren, dbß dieser Jesus sey; sogleich, nachdem er mit dem Herrn zusammengetroffen, läuft er zu den Juden hin, um ihre Neugierde zu befriedigen — und doch ist Nichts vorgefallen, was ihn in Stand setzte, den Juden diese Notiz zu überbringen. Aber kümmern wir uns nur nicht mehr ab als der Evangelist: was er will, das geschieht, der Geheilte soll das Mittelglied seyn, welches die Juden wieder mit Jesus zusammenbringt, also muß er es auch werden, wenn seine genaue Kenntniß der Person Jesu auch durch Nichts vermittelt wird. | But how did he recognize that this miracle worker was just the man whom he could make known to the Jews as Jesus? Even if he could gather from his new acclamation that he must be something special, if the healing itself had not yet brought him to this thought, even if he himself could come to the assumption that this miracle worker, who had redeemed him from the guilt of sin, could be the Messiah, there was still nothing in this that enabled him to designate this person, who was unknown to him before, to the Jews as this certain one, as Jesus. The second meeting with the unknown person should teach him only one thing, that this person is Jesus; immediately after meeting the Lord, he runs to the Jews to satisfy their curiosity – and yet nothing happened that enabled him to deliver this note to the Jews. But let us not worry more than the evangelist: what he wants happens, the healed man is supposed to be the middle link that brings the Jews together with Jesus again, so he has to become it, even if his exact knowledge of the person of Jesus is not conveyed by anything. |
126/127 | In der idealen Welt des Evangelisten geschieht, was er haben will, unmittelbar — ja, nur hier ist es auch möglich, daß Mittelglieder, die das wunderbare Ereigniß unnöthig machen, zurücktreten und ihre Kraft verlieren. Jesus that sein Wunder in Gegenwart des Haufens — d. h. jenes Haufens, der sonst in den Evangelien, auch in dem vierten, den Herrn immer kennt; er zog sich ferner, sogleich nach der Verrichtung des Wunders vor dem Volkshaufen zurück, seine That hatte also Aufmerksamkeit erregt und er wollte nur den ferneren Folgen derselben, über deren Natur der Verfasser in diesem Augenblick nicht reflectirt und sich überhaupt keine Gedanken macht — (erst nachher V. 16. sagt er, die Juden wollten ihn umbringen) — ausweichen; wenn er sich also nicht ohne Zweck und Noth zurückziehen wollte, so mußte er bemerkt haben, daß die Leute über ihn sprachen, ihn kannten, Absichten hatten, und von ihnen hätten die Juden erfahren können, wer er sey, wenn ihre Neugierde und Unkenntniß nicht dieses unmögliche Unding wäre, welches der Geheilte allein befriedigen und aufheben sollte. Er, nur er soll die Juden zu Jesus führen, darum müssen alle Zwischenglieder, die der Bericht selbst enthält, in Vergessenheit gerathen und muß der Geheilte kraft der durchsichtigen Lichtnatur der Welt, in der er sich auf Geheiß des Evangelisten bewegt, dahinter kommen, daß dieser Mensch Jesus sey. | In the ideal world of the evangelist, what he wants to happen, happens immediately – yes, only here it is also possible that middle elements, which make the miraculous event unnecessary, step back and lose their power. Jesus performed his miracle in the presence of the crowd – i.e. the crowd that usually knows the Lord in the Gospels, also in the fourth; furthermore, he withdrew from the crowd immediately after the performance of the miracle, so his deed had attracted attention and he only wanted to avoid the further consequences of it, the nature of which the author does not reflect on at this moment and does not think about at all – (only later, v. 16. 16. he says that the Jews wanted to kill him); so if he did not want to withdraw without purpose and necessity, he must have noticed that people were talking about him, knew him, had intentions, and from them the Jews could have learned who he was, if their curiosity and ignorance were not this impossible thing, which the healed man alone should satisfy and cancel. He, only he, should lead the Jews to Jesus, therefore all intermediate links, which the report itself contains, must be forgotten and the healed man, by virtue of the transparent light nature of the world, in which he moves at the behest of the evangelist, must come to the conclusion that this man is Jesus. |
127/128 | Nur in dieser idealen Welt, in der sich Alles von selber macht, konnte Jesus auf den Zufall rechnen, daß er den Menschen, dem er vorher frei aufzutreten und sein Bett zu tragen befohlen hatte, noch einmal treffen würde, so daß er ihm den Nachsatz, das Wesentliche, das Geistige, für das Seelenheil unumgänglich Nöthige zurufen konnte: sündige nicht mehr, damit dir nicht Schlimmeres widerfahre! Nur in dieser idealen Welt konnte der Evangelist darauf rechnen, daß das Wesentliche, indem es spät und wie ein zufälliger Nachtrag, wie ein gelegentlicher Anhang nachkam, sich doch an das erste Gebot Jesu und an den Act der Heilung anschließen würde; — hier endlich und nur hier konnte eS kein Widerspruch seyn, daß derselbe Jesus, der sich soeben vor dem Haufen zurückzog, sogleich darauf, wahrend die Juden nach dem Wunderthäter forschen, frei und öffentlich im Tempel umhergeht. | Only in this ideal world, in which everything does itself, Jesus could count on the coincidence that he would once again meet the man to whom he had previously ordered to appear freely and to carry his bed, so that he could call out to him the epilogue, the essential, the spiritual, indispensable for the salvation of the soul: sin no more, lest something worse happen to you! Only in this ideal world could the evangelist count on the fact that the essential, while coming late and like an accidental addendum, like an occasional appendix, would nevertheless follow the first commandment of Jesus and the act of healing; – here, finally, and only here, it could not be a contradiction that the same Jesus, who had just withdrawn from the crowd, immediately afterwards, while the Jews were searching for the miracle-worker, walked freely and publicly in the temple. |
128 | Hier, in dieser idealen Welt des Vierten gibt es keine Widersprüche, weit Alles Ein Widerspruch ist; hier steht Alles in Harmonie, weil Alles Eine Disharmonie ist; hier ist Alles in Ordnung, weil jeder Gedanke an Zusammenhang aufgegeben ist.
Der Bericht ist im Taumel aller einzelnen Züge zerfallen und die Ahndung einer Ordnung wird erst wieder aufbrechen, wenn wir auf die Punkte achten, wo der Bericht mit den entsprechenden Elementen des synoptischen Gesichtskreises in Berührung tritt. . Die Heilung des Kranken soll am Sabbath geschehen seyn und auf den Vorwurf, der ihm deshalb gemacht wird, bezieht sich die lange Vertheidigungsrede Jesu — V. 19 —47 — in der er eine vollständige Apologetik mittheilt und alle Argumenteaufführt, die den Zweifel an seiner Gottheit umstoßen. |
Here, in this ideal world of the fourth gospel, there are no contradictions, because everything is a contradiction; here everything is in harmony, because everything is a disharmony; here everything is in order, because every thought of connection is abandoned.
The report has disintegrated in the frenzy of all individual features, and the perception of an order will break out again only when we pay attention to the points where the report comes into contact with the corresponding elements of the synoptic circle of vision. The healing of the sick man is said to have happened on the Sabbath, and the long speech of Jesus in defense – v. 19-47 – refers to the reproach that is made to him because of this, in which he communicates a complete apologetic and lists all arguments that overturn the doubt in his divinity. |
128/129 | Auch der Jesus der Synoptiker (Marc. 2, 5. 11) heilt einen Gichtbrüchigen, dem er die Heilung als eine Befreiung von der Sündenlast ankündigt und dem er wörtlich ebenso, wie in der Schrift des Vierten zuruft: „stehe auf, nimm dein Bett und wandele!” Der Jesus der Synoptiker heilt sodann (Marc. 3, 1—7) einen Kranken am Sabbath und wenn er sich bei dieser Gelegenheit gegen die lauernde Böswilligkeit der Pharisäer vertheidigen und wegen ihrer feindseligen Absichten, da sie schon an seine Ermordung denken, sich zurückziehen muß, sah er sich bei der ersteren Gelegenheit, da er den Gichtbrüchigen heilte, zu einer Vertheidigung gegen die Anklage der Gotteslästerung gezwungen, da die Schriftgelehrten in seinen Worten: deine Sünden sind dir vergeben, die Anmaaßung eines göttlichen Vorrechts sahen. | Also the Jesus of the Synoptics (Mark 2, 5. 11) heals a gout-ridden man, to whom he announces the healing as a deliverance from the burden of sin and to whom he literally calls out, just as in the scripture of the Fourth: “get up, take up your bed and walk!” The Jesus of the Synoptics then heals (Mark 3, 1-7) heals a sick man on the Sabbath and if he has to defend himself on this occasion against the lurking malice of the Pharisees and withdraw because of their hostile intentions, since they already think of his murder, he saw himself forced to defend himself on the former occasion, since he healed the gout-broken man, against the charge of blasphemy, since the scribes saw in his words: your sins are forgiven you, the presumption of a divine prerogative. |
129 | Kurz, die Wirrniß im Bericht des Vierten beginnt sich uns aufzuklaren, wenn wir sehen, wie er zwei synoptische Berichte und Collisionen ineinander geworfen hat In einem Evangelium, welches nur wenige Wunderthaten des Herrn berichtet und die Thatsachen zusammendrängt, um für die Reden Raum zu gewinnen, muß der Kranke, dessen Heiluug und Befreiung von seiner Sündenschuld dem synoptischen Jesus den Vorwurf der Gotteslästerung zuzog, an einem Sabbath geheilt werden, muß die Heilung nur deshalb, weil sie am Sabbath geschah, die Juden aufbringen, darf das große Wort über die Sündenschuld und ihre Vergebung zu keiner besondern Collision mehr Anlaß geben, müssen nun die Juden den Herrn nur deshalb der Gotteslästerung anklagen, weil er sich in seiner Vertheidigung gegen ihre Wuth über die Verletzung des Sabbathsgesetzes auf das Vorbild seines Vaters berief und somit Gott gleich setzte.
Er hat zwei Collisionen ineinander gewirrt und doch die Eine, als wäre sie bedeutungslos, fallen lassen. Dort, beim Marcus gehen die Pharisäer in Folge seiner Sabbathsthat und weil er ihnen mit seiner treffenden Vertheidigung keinen offenen Anlaß zu rechtlichen Verfolgung bot, mit den Dienern des Herodes einen Bund zu seinem Verderben ein — hier, beim Vierten wollen ihn die Juden schon umbringen, ehe er durch ein kühnes und vernichtendes Wort über seine Sabbathsthat ihre Erbitterung erzeugt hatte. Dort ist Zusammenhang und ursprüngliches Geschehen — hier ist die reine Zusammenhangslosigkeit und das Ungeschick, welches die aufgerafften Stichworte nicht beherrschen kann. |
In short, the confusion in the report of the Fourth begins to clear up for us when we see how he has thrown two synoptic reports and collisions into one another In a Gospel which reports only a few miraculous deeds of the Lord and crowds the facts together in order to gain space for the speeches, the sick man, whose healing and deliverance from his guilt of sin brought the synoptic Jesus the reproach of blasphemy, The healing must upset the Jews only because it happened on the Sabbath, the great word about the guilt of sin and its forgiveness must no longer give rise to any special collision, the Jews must now accuse the Lord of blasphemy only because in his defense against their rage about the violation of the Sabbath law he referred to the example of his father and thus equated himself with God.
He whirled two collisions into each other and yet dropped the one as if it were meaningless. There, in the case of Mark, the Pharisees, as a result of his Sabbath hatred and because he offered them no open cause for legal persecution with his apt defense, enter into a covenant with the servants of Herod to his destruction – here, in the case of the fourth gospel, the Jews want to kill him already before he had aroused their bitterness by a bold and devastating word about his Sabbath hatred. There is coherence and original happening – here is the pure incoherence and the clumsiness, which cannot control the picked up keywords. |
129/130 | Dort, beim Marcus zieht sich Jesus nach der Sabbaths-collision vor der Verschwörung der Pharisäer und der Diener des HerodeS zurück, — aber auch wirklich zurück und es kommt dann eine wirklich neue Scene — hier, beim Vierten zieht sich Jesus sogleich nach der That zurück, ehe die Kollision zum Ausbruch kommt — kurz, hier ist der Rückzug Jesu unerklärlich, aber gleich unerklärlich auch sein freies Umherwandeln im Tempel, wenn er sich einmal zurückziehen wollte. | There, with Mark, Jesus retreats after the Sabbath collision before the conspiracy of the Pharisees and the servants of Herod, – but also really retreats and then a really new scene comes – here, with the fourth, Jesus retreats immediately after the deed, before the collision comes to an outbreak – in short, here the retreat of Jesus is inexplicable, but equally inexplicable also his free wandering in the temple, if he once wanted to retreat. |
130 | Hatte sich freilich Jesus zurückgezogen, ehe die Colli- sion zum Ausbruch gekommen war, so mußte er wieder zum Vorschein kommen, damit die Kollision besprochen und gedeutet wurde, so mußte sich ein Mittelglied finden, welches ihn wieder auf den Schauplatz zu rück führte, und dieses Mittelglied konnte dann nur der Geheilte seyn, da er dem Vierten bei der Spannung zwischen den Juden und Jesu als der Unschuldige und Partheilose erschien.
War aber einmal der Geheilte zu diesem Mittelgliede bestimmt, so konnte das Wort, das ihm seine Heilung deutete, dieses wesentliche Wort auch später, bei dieser vorgeordneten, prädestinirten Gelegenheit nachkommen und zugleich dazu dienen, nothdürftig den Bericht zusammenzuhalten. Doch die Klammer war einmal nicht haltbar, sie war zu sehr am unpassenden Ort angebracht und somit auch nicht im Stande, den Bericht aufrecht zu halten. Die Wirrniß seiner Elemente hat ihn zu Boden geworfen. |
If Jesus had withdrawn before the collision had erupted, he had to reappear, so that the collision could be discussed and interpreted, so a mediator had to be found, which led him back to the scene, and this mediator could only be the healed one, since he appeared to the fourth one as the innocent and healed part in the tension between the Jews and Jesus.
But once the healed one was determined to be this middle link, the word that interpreted his healing, this essential word, could also follow later, at this pre-ordered, predestined occasion and at the same time serve to hold the report together in a makeshift way. But the bracket was once not durable, it was too much at the inappropriate place attached and thus also not able to hold the report upright. The confusion of its elements threw it to the ground. |
130/131 | Wenn wir wissen wollen, wie ein Geheilter das Volk zu seinem Wohlthäter hinlenkt, d. h. wie er wirklich als dieses Mittelglied dient, welches der Geheilte des Vierten bilden soll, so müssen wir die Apostelgeschichte befragen, deren Verfasser einen Mann, den Petrus und Johannes geheilt haben, auch dazu benutzt, das Volk vor den Wunderthätern zu versammeln, damit es die Predigt derselben höre. Auch hier ist das Bolk zugegen, als das Wunder geschieht, aber es ist wirklich zugegen, sieht den Erfolg des Wunders, wird voll Wunderns und Erstaunens — der Geheilte bleibt aber auch Gegenstand der Aufmerksamkeit des Volks, als er mit seinen Wohlthätern nach dem Tempel gegangen war — das Volk sieht, daß er sich zu Petrus und Johannes hält (Apostelgesch. 3, 11), läuft demnach zu den Aposteln in den Tempel, wundert sich immer noch, worauf Petrus seine Predigt hätt. Der Vierte dagegen, der auf einmal das Volk einführt, dasselbe dem Geheilten über das Tragen seines Bettes Vorwürfe machen und ihn über den, der ihm diese Sabbathsverletzung geboten habe, befragen laßt, sagt uns nicht, woher das Volk auf einmal kam, und wenn er nachher bemerkt, daß Jesus durch den Haufen sogleich nach der Verrichtung des Wunders sich zurückgezogen habe, kann er es uns nicht erklärlich machen, wie es kam, daß die Leute den Wunderihäter diesmal nicht kannten; nachdem er endlich den Geheilten ausgeschickt hat und als Mittelglied zwischen dem Herrn und dem Volke dienen läßt, hat er vor lauter Vorbereitungen den Hauptzweck vergessen und denkt er nicht daran, zu bemerken, wo das Volk den Herrn nun wieder traf. Natürlich denkt er, es sey im Tempel gewesen — aber daß es hier geschehen sey, daß hier das Volk die Wunderthäter wiedergefunden habe, das ist uns in der Apostelgeschichte deutlich, das wird hier wirklich gesagt — der Vierte dagegen ist nicht im Stande auch nur Eine Scene richtig an- zulegen, Einen Zweck richtig zu verfolgen, Einen Gedanken rein durchzuführen. | If we want to know how a healed man directs the people to his benefactor, i.e. how he really serves as this middle link which the healed man of the fourth evangelist is supposed to form, we have to consult the Acts of the Apostles, whose author also uses a man whom Peter and John healed to gather the people in front of the miracle-workers so that they hear their sermon. Here, too, the people are present when the miracle happens, but they are really present, see the success of the miracle, are filled with wonder and amazement – but the healed man also remains the object of the people’s attention when he went to the temple with his benefactors – the people see that he stands by Peter and John (Acts 3:11), runs to the apostles in the temple, and still wonders what Peter would have preached. The fourth, on the other hand, who suddenly introduces the people, who reproach the healed man for carrying his bed and who question him about the one who had commanded him to violate the Sabbath, does not tell us where the people suddenly came from, and when he later remarks that Jesus withdrew through the crowd immediately after performing the miracle, he cannot explain to us how it came about that the people did not know the miracle-worker this time; After he finally sends the healed man out and lets him serve as a mediator between the Lord and the people, he has forgotten the main purpose because of all the preparations and does not think of noticing where the people now met the Lord again. Of course he thinks it was in the temple – but that it happened here, that here the people found the miracle workers again, that is clear to us in the Acts of the Apostles, that is really said here – the fourth one, on the other hand, is not able to set up even one scene correctly, to pursue one purpose correctly, to carry out one thought purely. |
131-132 | Wenn wir ferner wissen wollen, wie sich zwischen dem Wunderthäter und dem Leidenden das Verhältniß natürlich anknüpft, so müssen wir wieder in der Apostelgeschichte lesen, wie (C. 3, 1) der Leidende, der von Almosen lebte, die beiden Apostel, die an ihm vorübergingen, um eine Gabe bat, worauf Petrus mit Johannes ihn ansah, ihm gebot, sie auch an- zusehen, und ihm die Gesundheit gab. Der Vierte hat es dagegen darin versehen, daß er Jesum ohne Weiteres den Kranken mit der ungehörigen Frage: willst du gesund werden? überfallen läßt. | If we want to know how the relationship between the miracle-worker and the sufferer is naturally connected, we must read again in the Acts of the Apostles how (ch. 3, 1) the sufferer, who lived on alms, asked the two apostles who passed by him for a gift, whereupon Peter looked at him with John, commanded him to look at them as well, and gave him health. The fourth one, on the other hand, has done it by letting Jesus attack the sick person without further ado with the unseemly question: do you want to get well? |
132 | Der Leidende der Apostelgeschichte ist lahm und zwar von Mutterleibe an, auch er muß sich wie der Kranke des Vierten von Andern tragen lassen — aber daß er sich nun täglich von ihnen austragen läßt — (vor des Tempels Thür) — hat einen verständigen Zweck und einen innern Zusammenhang: er lebte nämlich von Almosen und sprach diejenigen, die in den Tempel gingen, um eine Gabe an; der Vierte dagegen, als er seinen Kranken zu einem Zweck austragen ließ, der mit der folgenden Heilung in einem noch engeren Zusammenhang, ja, in einem Kontrast stehen sollte, fiel, um die Hilfslosigkeit des Kranken recht grell darzustellen, in jenen Widerspruch, daß er vergaß, auf welche Weise er täglich an den Teich geschafft wurde. | The sick man of the Acts of the Apostles is lame from his mother’s womb, he also has to be carried by others like the sick man of the Fourth – but that he now lets himself be carried daily by them – (in front of the temple door) – has an understandable purpose and an inner connection: He lived on alms and asked those who went to the temple for a gift; the fourth, on the other hand, when he had his sick man carried out for a purpose that should be even more closely related to the following healing, even in contrast, fell, in order to show the helplessness of the sick man quite glaringly, into that contradiction that he forgot in which way he was carried daily to the pool. |
132/133 | Hier in der Apostelgeschichte also wieder Zusammenhang, — in der Schrift des Vierten ängstliches Machwerk und Widerspruch; — hier in der Apostelgeschichte (C. 4, 22) erfuhr der Vierte, daß der Lahme schon länger als 40 Jahre an seinem Gebrechen zu leiden hatte, und fand er jene Zahl, die ihn auf den Zug der Kinder Israel durch die Wüste brächte und der er seine Beziehung zu dem Paschafest gab. Er hatte nicht ganz fehl gegriffen, als er nach dieser Erzählung der Apostelgeschichte griff, da sie nur eine Nachbildung des synoptischen Berichts von der Heilung des Gliederkranken ist; aber er hatte kein Glück, als er ihr einige Züge für seinen Bericht entnahm, und er konnte nicht glücklicher seyn, wenn er für die große Einfachheit der Erzählung des Marcus keinen Sinn hatte, wenn er das Große und Erhabene in die Ueberladung des Ganzen und in die Anhäufung von einer Menge kleiner sich widersprechender und unmotivirter Züge setzte und wenn er sich sogar entschloß, in das Interesse dieser Einen Begebenheit noch die Kollision mit dem Sabbathsgesetz hineinzuzwängen. Da konnte Nichts anderes heraus kommen, als die Ungestalt, die wir vor uns sehen und die mechanisch aus zusammenhangslosen Widersprüchen zusammengesetzt ist. | Here in the Acts of the Apostles, then, again connection, – in the writing of the Fourth, anxiousl making and contradiction; – here in the Acts of the Apostles (ch. 4, 22) the Fourth learned that the lame man had already suffered from his infirmity for longer than 40 years, and he found that number which would bring him to the procession of the children of Israel through the wilderness and to which he gave his relation to the Passover feast. He had not entirely erred in reaching for this narrative of the Acts of the Apostles, since it is but a replica of the synoptic account of the healing of the sick man of the limbs; But he had no luck when he took some features from it for his report, and he could not be happier if he had no sense for the great simplicity of the narrative of Mark, if he put the great and sublime in the overload of the whole and in the accumulation of a lot of small contradictory and unmotivated features, and if he even decided to force the collision with the Sabbath law into the interest of this one incident. Nothing else could come out of it than the monstrosity which we see before us and which is mechanically composed of incoherent contradictions. |
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133 | Wenn nun der Jesus, der den Kranken am Teich Be- thesda geheilt hat, im Grunde kein anderer ist, als derjenige, der im synoptischen Geschichtskreise einmal einen Paralytischen und das anderemal Einen mit einer welken Hand am Sabbath heilte, so ist es klar und bedarf es kaum noch einer ernstlichen Nachweisung, daß dieser Jesus nicht die lange Rede gehalten haben kann, die ihm der Vierte jetzt in den Mund legt, so wenig es ihm möglich war, zu gleicher Zeit und in Einer Person die beiden Subjecte zu heilen, die er im synoptischen Gesichtskreis zu verschiedener Zeit und in verschiedener Umgebung heilte.
Aber auch ohne diese Rücksicht auf den künstlich gemachten und noch dazu mißrathenen Ausgangspunkt läßt sich die Voraussetzung, daß Jesus diese Rede gehalten habe, als eine verfehlte aus dieser selbst nachweisen. |
If the Jesus who healed the sick man at the pool of Bethesda is basically none other than the one who healed a paralytic in the synoptic historical circle once and the other time he healed a man with a withered hand on the Sabbath, then it is clear and hardly needs any serious proof, that this Jesus could not have held the long speech, which the fourth now puts into his mouth, as little as it was possible for him to heal at the same time and in one person the two subjects, which he healed in the synoptic circle of vision at different times and in different surroundings.
But even without this consideration of the artificially made and, moreover, misguided starting point, the presupposition that Jesus had held this speech can be proved as an erroneous one from this speech itself. |
133/134 | Als die Juden ihn todten wollten, weil er die Heilung am Sabbath verrichtet habe, antwortet der Jesus des Vierten (V. 17): „mein Vater wirket bisher und ich wirke auch” — d. h. er giebt ihnen nur einen neuen Anstoß. Sie empfinden denselben und ihre Mordlust wird dadurch gesteigert, daß er Gott seinen Vater nannte und so Gott selbst sich gleich machte, worauf er in der mühseligen Breite des Vierten aus- einandersetzt (V. 19. 20) daß der Sohn Nichts von sich selber thue, sondern nur das, was er den Vater thun sehe und was dieser ihm zeige — d. h. er wiederholt nur dasjenige, was das Aergerniß der Juden bewirkt hatte, beseitigt aber nicht den Anstoß, beweist nicht sein Recht, entwaffnet den Gegner nicht. | When the Jews wanted to kill him because he had performed the healing on the Sabbath, the Jesus of the fourth (v. 17) answers: “my Father works until now and I also work” – i.e. he only gives them a new impulse. They feel the same and their murderousness is increased by the fact that he called God his father and thus made himself equal to God, whereupon in the tedious breadth of the fourth he expands (v. 19. 20) that the Son does nothing of himself, but only what he sees the Father do and what the Father shows him – i.e. he only repeats that which had caused the Jews’ anger, but does not remove the offense, does not prove his right, does not disarm the opponent. |
134 | Die Synoptiker wußten es allerdings, daß er seinen Gegnern, ihrem Unglauben oder ihrer Böswilligkeit das Selbstbewußtseyn seiner Würde und Macht entgegenstellen konnte; aber sie hatten auch die rechte Form dafür, wenn sie seine Antworten kurz, gedrungen, schlagend seyn ließen und wenn sie durch den zwingenden und überwältigenden Schluß, den seine Antworten enthielten — siehe z.B. die beiden Erzählungen des Marcus, die der Vierte zusammengeworfen hat — der ganzen Angelegenheit ihren entscheidenden Schluß gaben. | The Synoptics knew, however, that he could oppose his opponents, their unbelief or their malice, with the self-confidence of his dignity and power; but they also had the right form for it, if they let his answers be short, compact, striking, and if they gave the whole matter its decisive conclusion by the compelling and overwhelming conclusion which his answers contained – see, for example, the two narratives of Mark, which the Fourth has thrown together. |
134/135 | Der Jesus des Vierten findet kein Ende, nachdem er damit angefangen hatte, den Juden das Aergerniß, das ihre Mordwuth gereizt hatte, einfach nur wieder vorzuhalten. Er schlägt die Feinde nicht, sondern wiederholt nur seine Rei- zung. Er ist auch in seinen weitläufigen Reden kein Lehrer, hat keinen Gegensatz vor sich, auf den er Schritt vor Schritt Rücksicht nähme, er hat keine Menschen vor sich, für die er sich wirklich intereffirte und die er, an ihre Vorstellungen anknüpfend, ihre Voraussetzungen berichtigend, ihren Geist erhebend, in einer neuen Welt heimisch machte — sondern er spricht, als stände jeder andere Kreis von Menschen, nur nicht diese Juden, diese Gegner vor ihm, und da ihm der Vierte die Empfindung für die Fremdheit dieses Verhältnisses doch nicht ganz ersparen kann, so ist es das richtige Wort dafür und recht von ihm, daß er den Juden, wenn er sie mit immer neuen Schilderungen der Herrlichkeit seines messianischen Selbsts überfällt und von einer Eröffnung zur andern, zu immer mysteriöseren Eröffnungen übergeht, zuruft: „wundert euch nicht!” (V. 28) denn in der That stehen diese Eröffnungen zu dem vorausgesetzten Unglauben der mordsüchtigen Zuhörer so außer allem Verhältniß, daß dieselben in der That über die vergeblichen Anläufe und Bemühungen des Redners sich nur verwundern konnten. | The Jesus of the Fourth does not find an end, after he had begun to simply hold the anger against the Jews, which had provoked their murderous rage, against them again. He does not strike the enemies, but only repeats his rebuke. Even in his rambling speeches he is not a teacher, he has no opponent before him, whom he would consider step by step, he has no people before him, for whom he really interacted and whom he, taking up their ideas, correcting their presuppositions, elevating their spirit, made at home in a new world – but he speaks as if every other circle of people stood before him, only not these Jews, these adversaries before him, and since the Fourth cannot quite spare him the sensation of the strangeness of this relation, it is the proper word for it and right of him that, when he assails them with ever new descriptions of the glory of his Messianic Self and passes from one opening to another, to ever more mysterious openings, he calls out to the Jews: “wonder not! ” (v. 28) For in fact these openings are so out of all proportion to the presupposed unbelief of the murderous listeners that they could only be astonished at the futile attempts and efforts of the speaker. |
135 | Endlich, nachdem Jesus sein Wirken als das Abbild der Wirksamkeit des Vaters bezeichnet und diesen Zusammenhang seines und des väterlichen Thuns in seiner Vollmacht zum Gericht und zur Todtenauferweckung geschildert hat, fühlt er selbst, (d. h. erweckt ihm der Vierte das Gefühl,) daß dieser Selbst- ruhm auf die verstockten Gegner doch keinen Eindruck machen könne, daß er also eigentlich in die Luft rede, und gibt er V. 31 seiner Rede eine andere Wendung, indem er einlenkt und bemerkt, nicht er zeuge für sich, sondern ein Anderer sey es, der für ihn zeuge. | Finally, after Jesus has described his activity as the image of the Father’s activity and has described this connection between his and the Father’s activity in his authority to judge and to raise the dead, he himself feels (i.e., the fourth person gives him the feeling) that this self-glory cannot make an impression on his stubborn opponents. (i.e., the fourth person gives him the feeling) that this self-glory cannot make an impression on the obdurate opponents, that he is really talking into the air, and he gives his speech a different turn in v. 31 by giving in and noting that it is not he who testifies for himself, but another who testifies for him. |
135/136 | Rein aber kann dieser Jesus keinen Gedanken durchführen, immer muß ihn der Gegensatz, der Gedanke an dessen Unem- pfänglichkeit, das Bewußtseyn von der Vergeblichkeit seines Sprechens beschäftigen und quälen. Nachdem er das Zeugniß des Täufers als das eines Menschen für seine Person zurückgestellt und im Interesse seiner Zuhörer, damit sie zum Glauben und zur Seligkeit gelangen, doch wieder herbeigezogen, kommt er endlich zu dem wahren Zeugniß, welches seine Werke in höchster Instanz und unwiderleglich für ihn ablegen, und doch muß er sich wieder gestehen, daß die Berufung aus dieses Zeugniß gleichfalls vergeblich sey, da zur Vernehmung desselben die innere Offenbarung, das Wort des Vaters im Innern gehöre, welches seinem Gegner nicht inwohne, weshalb es auch nicht zu verwundern sey, daß sie auch dem Zeugniß, das die Schrift von ihm ablege, keinen Glauben schenken. | But this Jesus cannot carry out any thought in a pure way; he must always be occupied and tormented by the contradiction, the thought of his inability to receive, the awareness of the futility of his speaking. After he has put aside the testimony of the Baptist as that of a man for his person, and in the interest of his listeners, so that they may attain faith and blessedness, he nevertheless brings it up again, he finally arrives at the true testimony, which his works bear for him in the highest instance and irrefutably, Yet he must again confess to himself that the appeal to this testimony is also in vain, since the inner revelation, the word of the Father within, is needed to hear it, which does not reside in his adversary, which is why it is not surprising that they also do not believe the testimony that Scripture bears about him. |
136 | Er hat bis zu Ende vergeblich gesprochen — aber eben dieß Bewußtseyn, daß er in die Lust gesprochen, erhöht oder gibt ihm erst sein Selbstgefühl — d. h. der Vierte glaubt ihm erst seine wahre Herrlichkeit zurückzugeben, indem er ihn so sprechen läßt, daß seine Gegner von der Rede nicht gerührt, nicht einmal berührt werden: die Tautologie, die Wiederholung des Anstoßes scheint ihm die siegreichste Waffe seines Herrn zu seyn; wenn er die Rede im ängstlichen Wechsel von Ansatz und Rückfall sich hin- und herbewegen läßt, so glaubt er die Erhabenheit seines Herrn über dem Gegensatz geschildert zu haben, und wenn er demselben bei jedem Satze das Bewußtseyn mittheilt, daß alle seine Mühe bei den Gegnern doch verschwendet sey, so ist er überzeugt, daß nun erst die Ehre desselben gerettet und allem Zweifel entrückt sey.
Die Rede ist Nichts als die spätere Apologetik, die mit allen ihren Beweisthümern sich immer nur in demselben öden Kreis der Tautologie bewegt, trotz aller ihrer Ansätze nicht von der Stelle kommt, ihre siegreiche Kraft empfindet, wenn sie die unverbesserliche Verstocktheit ihrer Gegner anklagt, und der Klarheit und Sicherheit ihres Bewußtseyns sich freut, indem sie an der vorausgesetzten Böswilligkeit ihres Gegensatzes abprallt. |
He has spoken to the end in vain – but just this awareness that he has spoken into pleasure only increases or gives him his sense of self – i.e. the fourth believes to give him back his true glory by letting him speak in such a way that his opponents are not even touched by it. the fourth only believes to give him back his true glory by letting him speak in such a way that his opponents are not moved by the speech, not even touched: The tautology, the repetition of the impulse, seems to him to be his master’s most victorious weapon; when he lets the speech move back and forth in the anxious alternation of approach and relapse, he believes that he has portrayed his master’s sublimity above the opposition, and when, with every sentence, he communicates to him the awareness that all his efforts are wasted on the opponents, he is convinced that only now is his honor saved and removed from all doubt.
The speech is nothing but the later apologetics, which, with all its proofs, always moves only in the same barren circle of tautology, does not move from its place despite all its attempts, feels its victorious power when it accuses the incorrigible obduracy of its opponents, and rejoices in the clarity and certainty of its consciousness by bouncing off the presupposed malice of its opposition. |
136/137 | Der späte Dogmatiker hat diese Rede gebildet. In kühnen Thaten und überwältigenden Worten, die die Collisionen lösen und die Gegner wirklich vernichten, beweist der Jesus der Synoptiker seine göttliche — wir können fast sagen, seine innere Vollmacht und die eigenste Selbstmacht seiner Persönlichkeit: der Jesus des Vierten dogmatistrt über sich selbst und kommt doch nicht dazu, daß er mit allem überladenen Pomp seines dogmatischen Selbstruhms die Collision, um die es sich gerade handelt, auch nur berührt, geschweige denn löst. Dießmal führt er (V. 19. 20) den gleichfalls spaten Gedanken des Lukas (C. 10,22) und Matthäus (C. 11, 27), daß den Vater und Sohn die gleiche vollendete gegenseitige Anschauung verbindet, in gedehnten Antithesen aus, begründet er in der Anschauung, die der Sohn vom Thun des Vaters hat, das ebenbildliche Thun desselben und vergißt er es ganz und gar, diesem dogmatischen Schlüsse jenes Mittelglied zu geben, welches ihn mit dem Anlaß der Anklage der Sabbathsentheiligung verbinden und die Berechtigung Jesu zu seiner ungesetzlichen That erst einleuchtend machen würde. | The late dogmatist has formed this speech. In bold deeds and overwhelming words, which solve the collisions and really destroy the opponents, the Jesus of the Synoptics proves his divine – we can almost say, his inner authority and the very self-power of his personality: the Jesus of the Fourth dogmatizes about himself and nevertheless does not come to that, that he even touches, let alone solves the collision, that it is about at the moment, even touches, let alone solves. This time he introduces (v. 19. 20) the likewise sparse thought of Luke (ch. 10,22) and Matthew (ch. 11, 27), that the Father and the Son are united by the same perfect mutual view, in extended antitheses, he establishes in the view that the Son has of the Father’s deeds, the same deeds of the Father, and he completely forgets to give this dogmatic conclusion that middle element, which would connect it with the cause of the accusation of Sabbath desecration and make Jesus’ justification for his unlawful deed only plausible. |
137 | An diesen Anlaß denkt er aber nicht mehr. Wenn vielmehr Jesus in jenem Spruch des Matthäus sagt, „Alles ist mir vom Vater übergeben”, so will nun der Vierte an der Macht des Sohnes zum Gericht und zur Auferweckung der Todten beweisen, daß (V. 20) der Vater dem Sohne wirklich „Alles zeigt, was er thut”, und ihm zur Ausführung auch die Kraft und Vollmacht gegeben habe. Freilich hätte er jede andere Seite des erlösenden Wirksamkeit seines Herrn als Beispiel, daß der Sohn in Allem der Anschauung des väterlichen Urbilds folge, anführen können: — sein Jesus hat aber so eben denselben Kranken geheilt, dessen sich der Petrus der Apostelgeschichte erbarmt hatte, es ziemte sich daher, daß er sich auch als den Fürsten des Lebens und den Herrn des Gerichts darstellte, als welchen ihn Petrus nach seiner Wunderthat dem staunenden Volke verkündete. | But he does not think of this occasion anymore. If, on the contrary, Jesus says in that saying of Matthew, “All things are delivered unto me of the Father,” then the fourth wants to prove by the power of the Son to judge and to raise the dead that (v. 20) the Father really shows the Son “all things that he doeth,” and has also given him the power and authority to carry them out. Of course, he could have cited any other aspect of the redeeming activity of his Lord as an example that the Son in everything follows the view of the paternal archetype: – but his Jesus healed the very same sick person whom Peter of the Acts of the Apostles had taken pity on, so it was fitting that he also presented himself as the Prince of Life and the Lord of Judgment, as whom Peter proclaimed to the astonished people after his miraculous deed. |
137/139 | Wenn nun der Jesus des Vierten (V. 21—30) mit jener mühseligen Weitschweifigkeit und mit jener Anhäufung der Antithesen, die ihm nur die Geduld des Papiers erlaubt, sein Gericht in doppelter Weise als ein zweifaches darstellt, als ein Gericht zum Tod und zum Leben und als ein bereits gegenwärtiges und zukünftiges, so haben wir ein Recht dazu, uns der “synoptischen Darstellung zu erinnern, der Jesus auch schon in dem Augenblick, da er auftrat, der Herr über Leben und Tod ist, wenn er sagt, daß er als Arzt zu den Kranken und Sündern, nicht aber zu den Gerechten und Gesunden gekommen sey, wenn er demnach das Gericht bereits übt, die Sünder annimmt und lebendig macht und den Stolz der Gerechten niederwirft — aber wir haben nun auch das Recht zur Bemerkung, daß im synoptischen Geschichtstreue Jesus wirslich als diese Macht des Gerichts erscheint und sich bewährt und nicht nur über seine Macht spricht. Allerdings spricht er auch in den synoptischen Evangelien über seine Macht — jene Sprüche über die Annahme der Sünder und die Verwerfung der Gerechten sollen vom Selbstbewußtseyn seiner Macht zeugen — aber er spricht auch wirtlich über sich, d. h. über sich selbst, wie er als diese geschichtliche Person leibhaftig dasteht und sich im Kampf der Geschichte befindet: das gegenwärtige Gericht aber, von dem er im vierten Evangelium spricht, ist das wirklich jenes Gericht, welches er jetzt schon in seiner persönlichen Berührung mit dem Stolz der Gerechten und in seinem Mitgefühl für die Sünder ausführt? Nichts weniger als das: — es ist das gegenwärtige, fortgehende, dauernde Gericht, welches die spätere Gemeinde im Fortgang der Geschichte annahm und welches sie zu der letzten Vollendung, dem jüngsten Gericht in Zusammenhang und Gegensatz setzte. Hier, im vierten Evangelium spricht der Dogmatiker über das Gericht, das der vollendete Jesus jetzt schon in der Gemeinde und in ihrem Verhältniß zur Welt ausführt, und über dasjenige, welches die letzte Entscheidung herbeiführen wird. In den synoptischen Evangelien beweist sich Jesus in Wort und That als die Macht der Krisis und wenn er von dem letzten Gericht spricht, dann ist es für diese leibhaftig dastehende Person natürlich und passend, daß sie ihre letzte Entscheidung, diese für jetzt noch unerfüllte Seite der Weissagung, in objectiver Hlastik zur Anschauung bringt — als die Offenbarung des Menschensohns. | If now the Jesus of the fourth (v. 21-30) with that laborious prolixity and with that accumulation of antitheses which only the patience of the paper allows him, presents his judgment as twofold, as a judgment to death and to life and as an already present and future one, we have a right to remember the “synoptic representation that Jesus is already the Lord over life and death even at the moment he appeared, when he says that he came as a physician to the sick and sinners, but not to the righteous and healthy, when he therefore already exercises the judgment, accepts the sinners and makes them alive and throws down the pride of the righteous – but we now also have the right to remark that in the synoptic historical account Jesus appears and proves himself as this power of judgment and does not only speak about his power. To be sure, he also speaks in the synoptic gospels about his power – those sayings about the acceptance of sinners and the rejection of the righteous are supposed to testify to the self-consciousness of his power – but he also speaks economically about himself, i. e. But the present judgment of which he speaks in the fourth gospel, is it really that judgment which he now already executes in his personal contact with the pride of the righteous and in his compassion for the sinners? Nothing less than that: – it is the present, continuing, permanent judgment, which the later church assumed in the progress of history, and which it related and contrasted to the last consummation, the last judgment. Here, in the fourth gospel, the dogmatist speaks about the judgment that the completed Jesus is already carrying out in the church and in its relationship to the world, and about the one that will bring about the final decision. In the synoptic gospels Jesus proves himself in word and deed as the power of the crisis and when he speaks of the last judgment, then it is natural and fitting for this bodily standing person that he brings his last decision, this for now still unfulfilled side of the prophecy, to the view in an objective way – as the revelation of the Son of Man. |
139 | In beiden Fällen hat die synoptische Anschauung wirklich historisch gestaltet — das gegenwärtige und das künftige Gericht, beide treten in plastischer Gestalt auf; der Vierte dagegen hat es nicht einmal vermocht, seinen Herrn wirklich als die bereits gegenwärtige Macht darzustellen: — er hat ihn über das continuirliche Gericht in der Gemeinde und über das zukünftige edogmatisiren lassen.
Der Dogmatiker ist es auch, der Jesum (V. 31—36) das Zeugniß des Täufers, weil es nur eines Menschen Zeugniß sey, für seine Person verschmähen und den Juden doch in Erinnerung bringen läßt, damit sie dadurch zum Glauben und zum Leben kämen. Nur dem spätern Dogmatiker ist diese gezierte und ängstliche Wendung eigen, mit der er ein Zeugniß nur halb oder mit abgewandten Antlitz, als müsse er sich schämen, sich auf dasselbe zu berufen, dennoch aufnimmt und den Andern zuschiebt, als sey es für sie nicht nur gut genug, sondern auch vollkommen gültig und zwingend. Nur die Armuth der geplagten Apologetik ist im Stande, sich diesen Schein des Reichthums zu geben, sich so zu stellen, als gebiete sie über zahllose Argumente und könne sie daher einmal auch Eins preiSgeben, und heimlich doch wieder nach dem verschmähten zu greifen und dasselbe zu benutzen. |
In both cases, the synoptic view has really shaped historically – the present and the future judgment, both appear in plastic form; the fourth, on the other hand, has not even been able to really present his Lord as the already present power: – he has let him dogmatize about the continuing judgment in the church and about the future one.
It is also the dogmatist who makes Jesus (vv. 31-36) spurn the testimony of the Baptist for his person, because it is only the testimony of a man, and yet makes him bring it to the memory of the Jews, so that they might thereby come to faith and life. Only the later dogmatist is peculiar to this coy and anxious turn of phrase, with which he nevertheless accepts a testimony only halfway or with his face turned away, as if he must be ashamed to refer to it, and ascribes it to others, as if it were not only good enough for them, but also perfectly valid and compelling. Only the poverty of the afflicted apologetic is able to give itself this appearance of wealth, to pose as if it commanded innumerable arguments and could therefore preassign one of them and secretly reach for the spurned one again and use it. |
139/140 | Der Jesus der Synoptiker schämt sich nicht, wenn er den Täufer seinen Elias nennt — und Marcus hatte Recht dazu, nicht an Schaam zu denken, als er Jesum mit diesem Wort den Zusammenhang zwischen ihm und dem Täufer in ein überraschendes und ausklärendes Licht setzen ließ. Der Vierte dagegen hat seinen Herrn, als er ihn recht hoch stellen und erhaben sprechen lassen wollte, prahlen lassen und ihn der äußersten Ostentation schuldig gemacht, da er ihn so sprechen läßt, als müsse er, um seiner persönlichen Ehre willen, die Entwicklung der Geschichte von sich ablösen und könne er ihr nur eine nothdürftige Bedeutung für die Andern zuschreiben, denen sie allenfalls zur Erweckung des Glaubens dienen könne. Und um diese arme Antithese zu bilden, hatte es sogar der Vierte in diesem Augenblick vergessen müssen, daß sich nach seiner eigenen Voraussetzung im Auftreten des Täufers der göttliche Nathschluß offenbart, daß es also die gläubige Betrachtung im Täufer nicht nur mit einem Menschen, der aus eigner Vollmacht handelte, sondern mit dem göttlichen Willen selbst — kurz, mit einem göttlichen Zeugnisse zu thun habe. | The Jesus of the Synoptics is not ashamed when he calls the Baptist his Elijah – and Mark was right not to think of shame when he let Jesus put the connection between him and the Baptist in a surprising and clarifying light with this word. The fourth, on the other hand, when he wanted to put his master high and let him speak exalted, let him boast and made him guilty of extreme ostentation, since he let him speak in such a way, as if he, for the sake of his personal honor, had to detach the development of the story from himself and could only ascribe to it a needy meaning for the others, to whom it could at best serve to awaken faith. And in order to form this poor antithesis, even the fourth had to forget at this moment that, according to his own presupposition, the divine conclusion was revealed in the appearance of the Baptist, that the believing contemplation in the Baptist had to do not only with a man who acted out of his own authority, but with the divine will itself – in short, with a divine testimony. |
140 | Nun (V. 36) das höhere Zeugniß, gegen welches Jesus das des Täufers unendlich zurücksetzt! Es sind die Werke, die ihm sein Vater in die Hand gegeben hat und die er vollendet. | Now (v. 36) the higher testimony, against which Jesus puts that of the Baptist infinitely back! It is the works which his father has given him and which he completes. |
140/141 | Wenn nur aber der Vierte diese Werke selbst lieber wirklich dargestellt, wenn er nur gezeigt hätte, wie Jesus gewaltig das Volk ergriff, wie er die Sünder annahm und aufrichtete, wie er die Gerechten mit der Kraft seines Wortes niederwarf! Das wäre eine Arbeit gewesen, die sich für den Historiker ziemte, und besser als die Anwendung dieses leblosen Abstractums. Er spricht von den Werken, zeigt sie uns aber nicht, läßt uns nicht ahnden, wie es möglich war, daß dieser Jesus, seinJesus, der nur Bosheit und Unverstand antraf, trotz aller Erfahrung, trotzdem, daß er bei jedem Versuch finden mußte, er sey zu gut für diese Welt und könne von ihr doch nicht gefaßt werden, immer wieder auf dem Gedanken kam, die Leute mit seiner Weisheit zu überfallen; — er spricht von den Werken, die uns die Synoptiker zur Anschauung bringen. | But if only the Fourth would have preferred to really depict these works, if only he would have shown how Jesus powerfully took hold of the people, how he accepted the sinners and raised them up, how he threw down the righteous with the power of his word! That would have been a work befitting the historian, and better than the application of this lifeless abstract. He speaks of the works, but does not show them to us, does not let us understand how it was possible that this Jesus, his Jesus, who encountered only wickedness and ignorance, in spite of all experience, in spite of the fact that he had to find at every attempt that he was too good for this world and could not be grasped by it, came again and again to the idea of attacking the people with his wisdom; – he speaks of the works, which the Synoptics bring to our attention. |
141 | So sagt auch der Jesus des Vierten, (V. 37—47) daß die Schrift von ihm zeuge, aber er sagt es auch nur, und läßt seine Zuhörer die Stimme der Schrift nicht hören, wahrend der Jesus der Synoptiker sich nicht damit abmüht, die Schrift als eine Sammlung von Beweisstellen, die seine Gottheit gegen den Zweifel in Sicherheit stellen, zur Anerkennung zu bringen, sondern die Jünger, wenn er sie auf die letzte Katastrophe aufmerksam macht, daran erinnert, was die Schrift von des Menschen Sohn sage und was somit auch als Gottes-Spruch erfüllt werden müsse. Hier, im synoptischen Geschichtskreis ist die Harmonie der Schrift und der Geschichte Jesu als ein inneres und geschichtliches Interesse in diese selbst verwebt; — im vierten Evangelium ist Jesus zum qualvollen und geängstigten Apologeten geworden, der die Zeugnisse für seine Gottheit und unter ihnen auch die Schrift der Reihe nach aufzählt.
Da dieser Jesus aber immer nur unfähige und verstockte Zuhörer hat, so ist es natürlich, daß er seinen Zuhörern Vorhalt, wie auch das Zeugniß der Schrift für sie so gut wie nicht da ist, während die Hinweisung auf die Weissagung der Schrift für die synoptische Anschauung den Zweck hat, den Leidensweg Jesu in voraus zu erhellen und die Jünger mit dem Schrecklichen, das im vorgeordneten Geheimniß des Heils liegt, allmählig vertraut zu machen. |
So also the Jesus of the Fourth, (v. 37-47) says that the Scriptures testify of him, but he also only says it, and does not let his listeners hear the voice of the Scriptures, while the Jesus of the Synoptics does not struggle with bringing the Scriptures to recognition as a collection of proofs that put his divinity in security against doubt, but reminds the disciples, when he calls their attention to the last catastrophe, of what the Scriptures say of the Son of man, and what must therefore also be fulfilled as God’s saying. Here, in the synoptic historical circle, the harmony of the Scripture and the history of Jesus is interwoven as an inner and historical interest in the latter itself; – in the fourth Gospel, Jesus has become an agonized and frightened apologist, enumerating in turn the testimonies for his divinity and among them also the Scripture.
But since this Jesus always has only incompetent and obdurate listeners, it is natural that he reproaches his listeners, just as the testimony of the Scriptures is almost non-existent for them, while the reference to the prophecy of the Scriptures for the synoptic view has the purpose to illuminate the suffering of Jesus in advance and to make the disciples gradually familiar with the terrible, which lies in the pre-ordered mystery of salvation. |
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Neil Godfrey
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