119 |
2.Die Verüuchung des Feigenbaums und die Tempelreinigung. |
2.The Cursing of the Fig Tree and the Purification of the Temple. |
119 | Nur Marcus hat uns die ursprüngliche Anordnung erhalten, wenn er die Verfluchung des Feigenbaums vor der Tempel-reinigung einfach nur geschehen «nd erst am andern Morgen, als JesuS mit den Seinigen sich wieder nach der Stadt begab, beim Borübergehen di» Jünger die Berdvrrung des Baums bemerken und den Petrus ausdrücklich seinen Herrn auf dieselbe aufmerksam machen läßt.
Erst nachher, bei einem spätern Borübergehen muß die Bemerkung gemacht werden, daß der Baum verdorrt ist, weil eS das Original, jene Schilderung, die der Psalmifl vom Schicksal der Gottlosen gibt, so vorschreibt: — „ich habe gesehen einen Gottlosen, der war trotzig und breitete sich aus wie ein frischer Baum; da ich vorüberging, siehe, da war er nicht mehr, ich fragte nach ihm, da ward er nirgend gefunden” (Ps. 37, 35, 36). |
Only Mark received the original account that, when Jesus cursed the fig tree before the Temple cleansing and it only happened the next morning as Jesus and his followers returned to the city, the disciples noticed the withering of the tree while passing by, and Peter explicitly drew his Lord’s attention to it.
Only later, during a subsequent passing-by, was the observation made that the tree had withered, as the original account, the description given in the psalm of the fate of the wicked, requires: “I have seen a wicked man spreading himself like a green bay tree. Yet he passed away, and, lo, he was not: yea, I sought him, but he could not be found” (Psalm 37:35-36). |
119/120 | Ein Feigenbaum aber muß eS seyn, weil es wiederum das Original so haben will, und der Schöpfer des Urberichts konnte die Thatsache, daß Jesus keine Früchte an ihm fand, mit der Bemerkung, die auf den Ernst der Absicht des Herrn, Feigen zu finden, ein gefährlich zweideutiges Licht wirft, — mit der Bemerkung: „denn es war nicht die Zeit der Feigen”, als eine ganz natürliche erklären, weil im Original das Borzeitige der Frucht, um die eS sich handelt, eine wichtige Rolle spielt — weil nämlich Jehova Israel in der Wüste fand „wie die vorzeitige Frühfeige am Feigenbaum” (Hos. 9, 10). | However, it must be a fig tree because, once again, the original account requires it, and the creator of the original report could explain the fact that Jesus found no fruit on it with the remark that casts a dangerously ambiguous light on the seriousness of the Lord’s intention to find figs — with the comment, “For it was not the season for figs,” because in the original, the earliness of the fruit in question, around which the story revolves, plays an important role — namely, that Jehovah found Israel in the desert “like early fruit on the fig tree” (Hosea 9:10). |
120 | Jesus will sehen, ob er auch Israel finde, wie er aber am Feigenbaum Nichts fand, so findet er in Jerusalem die göttliche Bestimmung des Volks verfehlt, das Bethaus, welches für alle Völker ein EinheitSpunkt seyn sollte, in eine Räuberhöhle verwandelt — der Fluch, der dem Feigenbaum zugerufen war: „Hinfort soll bis in Ewigkeit Niemand mehr von dir eine Frucht essen”, gilt daher auch Jerusalem, wird dessen Verödung und Unfruchtbarkeit zur Folge haben und so gewiß, wie am andern Morgen der Feigenbaum sich verdorrt zeigte, so gewiß an diesem der Fluch seine Kraft bewies, so gewiß wird auch Jerusalem von demselben getroffen werden.
Die Verfluchung deS Feigenbaums und die Tempelreinigung gehören zusammen — das Schicksal des Baums ist das Bild von Jerusalems Loos und die Entwicklung des Symbols muß so fest und zugleich so drohend das Ab gebildete umschließen, wie eS im Bericht des Marcus geschieht — d. h. der Urbericht muß über die Darstellung des Matthäus, wonach die Tempelreinigung am Tage vor der Verfluchung des Baums geschieht, wieder sein Uebergewicht behaupten. |
Jesus wants to see if he can find Israel, but just as he found nothing at the fig tree, he finds in Jerusalem that the divine destiny of the people has been missed, the temple which should have been a point of unity for all nations turned into a den of robbers – the curse that was called out to the fig tree: “May no one ever eat fruit from you again” therefore applies to Jerusalem as well, its desolation and infertility will be the result, and just as surely as the fig tree showed its withering the next morning, so surely did the curse prove its power in this case, and so surely will Jerusalem be struck by the same curse.
The cursing of the fig tree and the cleansing of the temple go together – the fate of the tree is an image of Jerusalem’s fate, and the development of the symbol must so firmly and threateningly enclose what it represents, as it happens in Mark’s account – that is, the original account must reassert its dominance over Matthew’s depiction, in which the temple cleansing occurs on the day before the cursing of the tree. |
120/121 | Der Compilator, der die Schrift des Urlukas überarbeitete und sie mit dem Bericht vom Einzuge und von der Tempelreinigung beschenkte, hat die Verfluchung des Feigenbaums mit seiner nachträglichen Ergänzung nicht verbunden, weil er ihrer nicht bedurfte, da er Jesum beim Anblick der Stadt weinen und ihren Untergang mit klaren Worten verkündigen ließ — außerdem hatte er vorher schon (C. 13, 6—S) die Parabel vom Feigenbaum, der die Erzählung des Urevangeliums zu Grunde liegt, angebracht. | The compiler who revised the scripture of Luke and added the account of the entry and the temple cleansing did not connect the cursing of the fig tree with his later addition because he did not need it, as he already had Jesus weeping at the sight of the city and proclaiming its downfall in clear words – in addition, he had already included the parable of the fig tree (in Luke 13:6-9), which underlies the narrative of the original gospel. |
121 | Das Wort, mit dem Jesus sein Auftreten gegen den Unfug im Tempel deutet, ist übrigens die Reproduktion des Norwurfs, den Jehova durch Jeremias dem Volke machte — (sie haben (Jer. 7, 11) dm Tempel für eine Räuberhöhle geachtet) — und dir richtige Betrachtung deS Tempels, die sie aufstellt, ist der Verheißung an die Heiden entnommen (Jes. 56, 7), wonach das Haus Jehova’S rin Bethaus für alle Völker heißen soll. Der letztere Zusatz: „für alle Völker” hat sich nur noch in der Schrift deS MarmS erhallen — die andern Compilatoren haben ihn, weil sie feine Bedeutung für das Ganze nicht mehr fühlten, fallen lassen.
Daß eS endlich Kaufleute sind, die Jesus aus dem Tempel treibt, hat seinm Grund in der Weissagung des Zacharias (C. 14, 21), wonach eS in der Zeit der Vollendung keiner Kanaaniter, d. h. keiner Kaufleute mehr im Tempel bedürfen wird*). |
The word with which Jesus indicates his action against the profanity in the temple is, by the way, a reproduction of the denunciation that Jehovah made to the people through Jeremiah – “They have turned the temple into a den of robbers” (Jer. 7:11) – and the correct consideration of the temple that he establishes is taken from the promise to the nations (Isa. 56:7), according to which the house of Jehovah shall be called a house of prayer for all nations. The latter addition, “for all nations,” has only been preserved in the scripture of Mark – the other compilers have dropped it because they no longer felt its significance for the whole.
Finally, the fact that it is merchants whom Jesus drives out of the temple is rooted in the prophecy of Zechariah (14:21), according to which in the time of the end there will be no more Canaanites, that is, no more merchants in the temple*). |
121* | *) Der Prophet meint namlich die Handelsleute, die Opstrgefaße feil boten, und will damit sagen, daß der Unterschied der Heiligen und Profanen in jener Zeit nicht mehr gelten wird. | *) The prophet is referring to the merchants who were selling sacrificial vessels, and he means to say that the distinction between the holy and the profane will no longer apply in that time. |
121/122 | Hat der Urbericht, wenn Petrus auf die Berdorrung des BaumS aufmerksam macht, wirklich eine Antwort Jesu folgen lassen, dann ist wenigstens so viel gewiß, daß wir sie weder in der Schrift des Matthäus noch des Marcus finden könnm — beide nämlich lassen Jesum den Spruch vom Berge versetzenden Glauben Vorträgen — als ob die Verfluchung des Feigenbaums als Beweis der Wunderkraft Jesu bedeutend seyn sollte — als ob sie dazu bestimmt wäre, den Jüngern zu zeigen, welcher Kraftthaten das Gottesvertrauen fähig wäre! Ihre einzige Bedeutung besitzt sie vielmehr in ihrem symbolischen Charakter, in ihrer Beziehung auf Jerusalems Schicksal. | If the original account did indeed follow Peter’s observation of the withering of the tree with Jesus’ response, then it is certain that we cannot find it in either the Gospel of Matthew or of Mark. Both of these Gospels have Jesus delivering a discourse on faith that would suggest that the cursing of the fig tree is meant to be a demonstration of Jesus’ miraculous power, as if it were intended to show the disciples what deeds were possible through faith in God. However, its true significance lies in its symbolic character and its relation to the fate of Jerusalem. |
122 | Das Ungehörige jener Antwort Jesu hat Marcus, falls es noch nöthig wäre, vollends außer Zweifel gesetzt, wenn er durch das Stichwort vom Glauben, der das Seinige gewißlich erreicht, sich verleiten läßt, den Spruch von der Gewißheit der Gebetserhörung anzufügen (C. 11, 24), und wenn er sich endlich durch das Stichwort des Gebets noch weiter, nämlich zum Gebot der Versöhnlichkeit treiben läßt, deren Pflicht selbst in der Kollision mit der Pflicht des Gottesdienstes die Oberhand behauptet. Jenen Spruch: „wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dich erinnerst”, hat er sogar zu diesem Zwecke, um durch die Einheit des Stichworts den Schein des Zusammenhangs zu erzeugen, außerordentlich abgeschwächt: — er schreibt (B.25): „wenn ihr stehet und betet, so vergebet” — er schreibt den Spruch in dieser abgeschwächten Form hin, um endlich noch gar den Spruch von dem Zusammenhänge hiuzuschreiben, der die Vergebung, die man vom himmlischen Vater zu erhalten wünscht, von der Vergebung abhängig macht, die mau selber dem Mitmenschen gewährt. | The inappropriate nature of that response from Jesus has been fully confirmed by Mark, if it was still necessary, when he allows himself to be led astray by the keyword of faith that achieves what is certain to be his own, to add the saying of the certainty of prayer (C. 11, 24), and when he finally allows himself to be driven even further by the keyword of prayer, namely to the commandment of reconciliation, whose duty even in collision with the duty of worship asserts itself. He has even weakened that saying: “When you offer your gift on the altar and remember”, for this purpose, in order to create the appearance of a connection through the unity of the keyword. He writes (v.25): “When you stand and pray, forgive,” he writes the saying in this weakened form, finally to write the saying about the connection, which makes the forgiveness that one wishes to receive from the heavenly Father dependent on the forgiveness that one grants to one’s fellow human beings. |
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Neil Godfrey
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