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2.Wiederherstellung des Urberichts. |
2.Restoration of the original report. |
10/11 | An dem Orte, wo dieser Abschnitt im Urevangelium seine bedeutungsvolle Stelle hatte, hat Lukas (C. 9, 1—17) außer der Aussendung der Zwölfe und der Aeußerung des Herodes über Jesum nur die Speisung des Volks. Die andern Erzählungen hat er entweder wie die Errettung der Jünger aus der Gefahr des Sturmes und das Zusammentreffen Jesu mit der Kanaaniterin vollständig ausgelassen, weil die Idee, deren Ausdruck sie dienen, ihm in andern Berichten schon hinreichend gesichert schien — (so hat sich Jesus bereits als den Helfer in der Noth bewährt, als er auf der Ueberfahrt nach dem Land der Gergesener den Sturm bedrohete, und ist die erobernde Kraft des HeidenthumS im Glauben des Hauptmanns von Kapernaum hervorgetreten) — oder er hat sie auf eine unpassende Weise anticipirt — (so den Bericht von der Mißachtung des Propheten in der Heimath in der verfehlten Introduction seines Evangeliums) — oder er hat sie sich in der Verwirrung und Ueber-fiillung seines Reiseberichts verlieren lassen — (die Kollision, zu welcher die Nichtbeachtung der Waschungen vor dem Essen Anlaß gab, hat er durch die Combination mit den Weherufen über die Pharisäer und Schristgelehrten (C. 11, 37 — 39) und die Zeichenforderung durch die Verbindung mit dem Borwurf deS TeufelSbündnisseS um ihre Bedeutung gebracht) — die ausführliche Erzählung des UrberichtS vom Ende des Täufers hat er endlich seinem Plane, wonach er Alles, was die selbstständige Geschichte des Täufers betrifft, vor dem Anfang seines Evangeliums liegen ließ, geopfert und erst der spätere Compilator des gegenwärtigen Lukasevangeliums brachte seine störende Notiz von der Ursache der Gefangensetzung des Täufers in die von ihm angefügte Vorgeschichte vom Auftreten desselben und von der Taufe Jesu. | In the place where this passage had its significant place in the first Gospel, Luke (C. 9, 1—17) has only the feeding of the people, besides the sending of the twelve and Herod’s statement about Jesus. The other narratives, like the rescue of the disciples from the danger of the storm and the meeting of Jesus with the Canaanite woman, he has either completely omitted, because the idea, whose expression they serve, seemed to him already sufficiently secured in other reports – (thus Jesus has already proved himself as the helper in distress, when he threatened the storm on the passage to the land of the Gergesenes, and the conquering power of the Gentiles has appeared in the faith of the centurion of Capernaum) – or he anticipated it in an inappropriate way – (such as the report of the disrespect of the prophet in the homeland in the mistaken introduction of his gospel) – or he has let them get lost in the confusion and overfill of his travelogue – (the conflict, to which the non-observance of the ablutions before the meal gave rise, he deprived of its meaning by the combination with the woe-cries against the Pharisees and the scholars of Christ (C. 11, 37 – 39) and the demand for signs by the connection with the throwing of the devil’s covenant).- He finally sacrificed the detailed narrative of the original report of the end of the Baptist to his plan, according to which he left everything concerning the independent history of the Baptist before the beginning of his Gospel, and only the later compiler of the present Gospel of Luke brought his disturbing note of the cause of the imprisonment of the Baptist into the prehistory of the appearance of the same and of the baptism of Jesus, which he added. |
11 | Matthäus hat den ganzen Abschnitt sogleich an den großen Parabelvortrag Jesu angeknüpft, aber in seiner Weise durch Ueberfüllungen und durch das Ungeschick seiner Combinationen entstellt. Nur die Aussendung der Zwölfe, deren Instruktion er ungefähr an derselben Stelle, wo er sie im Urbericht fand, nämlich nach der Verrichtung der vier colossalen Wunder (C. 10) angebracht hatte, konnte er im gegenwärtigen Abschnitte nicht anbringen, er ließ sie daher aus, bewirkte sodann (C. 11, 12) in seiner Unachtsamkeit jene ungeheure Verwirrung, mit der er den Schluß des Berichts von der Hinrichtung des Täufers, also von einer längst vergangenen Begebenheit, mit der Gegen-wart verknüpft und die Nachricht vom Ende deS Täufers (V. 13) jetzt, in diesem Augenblicke eS bewirken läßt, daß Jesus in einem Nachen sich in die Einsamkeit der Wüste zurückzieht. In einem Nachen! — und er hatte bisher den Leser in der Vorstellung gelassen, daß sich Jesus in Nazareth befindet (C. 13, 58) — er hatte es vergessen, seiner Quelle die Notiz nachzuschreiben, daß Jesus Nazareth verließ und lehrend umherzog, und er konnte und durfte dem Urbericht nicht die weitere Notiz entlehnen, daß die Jünger nach der Rückkehr von ihrer Missionsreise ihren Herrn am Ufer des Seees fanden, von wo er mit ihnen nach der Wüste drüben fuhr, um sie sich dort ausruhen zu lassen. | Matthew immediately connected the whole section to the great parable lecture of Jesus, but distorted it in his way by overfilling and by the clumsiness of his combinations. Only the sending of the twelve, whose instruction he had placed at about the same place where he found it in the original report, namely after the performance of the four great miracles (C. 10), he could not place in the present passage, he therefore omitted it, then caused (C. 11, 12), in his carelessness, that tremendous confusion with which he connects the end of the report of the execution of the Baptist, that is, of an event long ago, with the present, and lets the news of the end of the Baptist (v. 13) now, at this moment, cause Jesus to retreat in a boat into the solitude of the desert. In a boat! – and he had so far left the reader with the idea that Jesus was in Nazareth (C. 13, 58) – he had forgotten to add to his source the note that Jesus left Nazareth and went about teaching, and he could not and was not allowed to borrow from the original report the further note that the disciples, after returning from their missionary journey, found their Lord on the shore of the lake, from where he went with them to the desert over there to let them rest. |
11/12 | Matthäus wußte auch nicht mehr, daß das EliaSartige der Charakter der folgenden Begebenheiten, sey und daß der Bericht, den die Jünger später dem Herrn über die Volksmeinung ab« statten (Matth. 10, 14), in diesem Abschnitt motivirt und dem Leser erklärt werden soll. Er berichtet nur, daß Herodes glaubte, Jesus sey der auferstaudene Täufer | Matthew also did not know that the Elijah-like character of the following events and that the report that the disciples later gave to the Lord about the opinion of the people (Matth. 10, 14) was motivated and explained to the reader in this passage. He only reports that Herod believed Jesus to be the resurrected Baptist. |
12 | Während der urbericht den neuen Ahab und die neue Isabel nur im Hintergrunde als drohende Gestalten stehen läßt, hat Matthäus die Sache so dargestellt, als ob die Aufmerksamkeit, die Herodes auf Jesus richtete, unmittelbar gefahrdrohend gewesen sey, denn auf die Nachricht, die er über den Tetrarchen erhielt, zieht sich Jesus in die Einsamkeit zurück — nur ist es schade, daß die Nachricht, die ihn zu seinem Rückzug bewog, jene abentheuerliche Botschaft ist, die ihm die Jünger des Täufers von dem längst der Vergangenheit angehörigea Tode ihres Meisters als von einer so eben erst stattgefundenen Begebenheit bringen.vv | While the original report leaves the new Ahab and the new Jezebel only in the background as threatening figures, Matthew has represented the matter in such a way, as if the attention, which Herod directed to Jesus, had been immediately threatening, because on the message, which he received about the Tetrarch, Jesus retreats into solitude – only it is a pity that the news, which induced him to his retreat, is that abhorrent message, which the disciples of the Baptist bring him of the death of their master, which belongs long ago to the past, as of an event, which has just taken place. |
12/13 | Matthäus deutet sogar darauf hin, daß es ausdrücklich die Gewißheit war, die er über den blutgierigen Charakter des Herodes erhielt, was Jesum bewog, sich in dir Verborgenheit zu-rückzuziehra — der Tyrann, bemerkt er C. 14, 5 ziemlich gefliffentlich, hatte immer schon den gefangenen Täufer ums Leben bringen wollen und nur die Furcht vor dem Volke, welches denselben als einen Propheten betrachtete, hatte ihm bisher die Befriedigung seines Haffes erschwert — wiederum aber schade, daß der Evangelist selbst dafür gesorgt hat, daß sein Pragmatismus zusammenfällt. Obwohl er sagt, Herodes habe längst den Tod des Täufers gewünscht, so stellt er die Sache doch so dar, daß der Tyrann nur wider seine« Willen dazu gebracht wurde, dem Gefangenen an das Leben zu gehen. Jener Schwur, zu dem er sich gegen dir Tochter der Herodias verpflichtet hatte, und die List seiner Frau, die, man erfährt nicht, weshalb, ihrer Tochter eingab, sie solle von Herodes das Haupt des Täufers verlangen, nur diese über seinen Willen hinausgehenden fremden Bestimmungen bewogen ihn, den Täufer enthaupten zu lassen, und er selbst war traurig, als er sich von seinem Schwur gefesselt sah. Matthäus hat nämlich die Subjecte, Verba und Objecte bunt durcheinander geworfen, als er den urbericht, der uns im Marcusevangelium erhalten ist, abschrieb und abkürzte. Herodias vielmehr war es, die dem urbericht zufolge dem Läu-fer eS nach trug, daß er ihre Ehe mit HerodeS als eine unge« setzliche getadelt hatte — Herodias hatte ihn todten wollen, aber es nicht gekonnt, da ihn HerodeS fürchtete, als einen gerechten und heiligen Mann kannte und oft sogar seinen Rath einholte — dieser Herodes konnte demnach allerdings traurig werden, als er sah, wie sein Schwur, mit dem er sich gegen die Toch-ter der Herodias verpflichtet hatte, dem Täufer seinen Kopf kostete. | Matthew even indicates that it was explicitly the certainty he received about the bloodthirsty character of Herod that moved Jesus to retreat into hiding – the tyrant, he notes C. 14, 5 quite publicly, had always wanted to kill the imprisoned Baptist and only the fear of the people, who regarded him as a prophet, had so far made it difficult for him to satisfy his ambition – but again it is a pity that the evangelist himself made sure that his pragmatism would collapse. Although he says that Herod had long since desired the death of the Baptist, yet he represents the matter in such a way that the tyrant was only induced, “against his” will, to take the prisoner’s life. That oath to which he had committed himself against the daughter of Herodias, and the cunning of his wife, who, it is not learned why, instructed her daughter to demand of Herod the head of the Baptist, only these extraneous stipulations, transcending his will, induced him to have the Baptist beheaded, and he himself was saddened when he found himself bound by his oath. Matthew, in fact, mixed up the subjects, verbs and objects when he copied and abbreviated the original account that has come down to us in the Gospel of Mark. Herodias, on the contrary, was the one who, according to the original report, told the speaker that he had rebuked her marriage with Herod as an “unlawful” one. – Herodias had wanted to kill him, but had not been able to, since Herod feared him, knew him as a just and holy man, and often even sought his advice. this Herod, however, could have been saddened when he saw how his oath, by which he had pledged himself against the daughter of Herodias, cost the Baptist his head. |
13 | Bei der Flüchtigkeit, mit der Lukas den Urbericht epitomirte, bei der Nachlässigkeit, mit der ihn Matthäus abschrieb, ist eS endlich auch erklärlich, wenn sie nicht mehr sahen, was es zu bedeuten hat, wenn derselbe den HerodeS ,Konig” nennt (Marc. 6, 14); sie nennen ihn „den Tetrarchen”, während ihn jener Titel im Urbericht als den zweiten Ahab kenntlich machen sollte. | In view of the cursoriness with which Luke epitomized the first report, in view of the carelessness with which Matthew copied it, it is finally understandable if they did not see what it means when he calls the Herod “king” (Marc. 6, 14); they call him “the tetrarch”, while this title in the first report should make him recognizable as the second Ahab. |
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13/14 | Gehen wir nun zur Vergleichung der Berichte über die wunderbare Speisung über und finden wir, daß während LukaS — gleich wie der Vierte — nur von Einer Berrichtung dieses Wunders weiß und in seiner Quellenschrift gelesen hat, während Matthäus und Markus noch von einer zweiten Speisung wissen, die kurze Zeit nach der ersten erfolgt seyn soll, so haben die beiden Letzteren der Kritik selbst das Mittel dazu in die Hand gegeben, den Urbericht in seiner ersten Einfachheit wiederherzustellen und von der ungehörigen Wiederholung des Wunders zu befreien. | If we now proceed to the comparison of the reports about the miraculous feeding and we find that while Luke – just like the Fourth Gospel – only knows about one performance of this miracle and has read it in his source writing, while Matthew and Mark still know about a second feeding, which is supposed to have taken place shortly after the first one, the latter two have given the critique itself the means to restore the original report in its first simplicity and to free it from the unseemly repetition of the miracle. |
14 | Jhre zweite Speisung verräth sich nämlich durch die Haltung und das Benehmen der handelnden Personen auf unwider« legliche Weise als eine bloße Modifikation der ersten, die Einer von ihnen in einer Nebenqurlle als die einzige vorfand, wegen der Verschiedenheit einzelner Züge der Aufnahme auch für werth hielt und so zur zweiten machte. Wenn Jesus zum zweitenmale die Erschöpfung der Menge bemerkt, die er nicht ungesättigt ent-lassen wollte, und die Jünger sowohl im Bericht des Matthäus wie in dem des Marcus ihn darauf aufmerksam machen (Matth. 15, 33. Marc. 8, 4), daß sie unmöglich in der Wüste so viel Brot herbeischaffen könnten, als nöthig sey, um einen so großen Volkshaufen zu sättigen, so stehen sie auf demselben Fleck, auf dem sie sich damals befanden, als sie ihren Herrn das erstemal auf die ungenügenden Hilfsquellen des Augenblicks für die Tausende der anwesender Volksmenge aufmerksam machten, d. h. verrathen sie es selbst, daß sie Nichts davon wußten, daß ihr Heer bereits Einmal, ja, kurz vorher in derselben Verlegenheit Rath geschafft hatte.
Wer von Beiden, ob Marcus — d. h. der Verfasser des gegenwärtigen Marcusevangelium- — ob Matthäus, oder ob einer ihrer Vorgänger zuerst diesen störenden Ueberfluß geschaffen hat, diese Frage werden wir nicht eher zur Entscheidung zu bringen suchen, ehe wir nicht alle Zusätze, mit denen das Mar-cüsevangelium den Ban des Urberichts überladen hat, übersehen |
The attitude and behavior of the people involved in the second feeding reveal it to be a mere modification of the first, which one of them found in a secondary role as the only one, and because of the difference of individual features, considered it worthy of acceptance and thus made it the second one. When Jesus notices for the second time the exhaustion of the crowd, which he did not want to leave unsated, and the disciples both in the account of Matthew and in that of Mark call his attention to it (Matth. 15, 33. Marc. 8, 4) that they could not possibly provide as much bread in the desert as was necessary to feed such a large crowd, they are standing on the same spot they were on when they first drew their Lord’s attention to the insufficient resources of the moment for the thousands of people present, i.e. they themselves betray the fact that they knew nothing about the fact that their army had already once, even shortly before, taken counsel in the same embarrassment.
Which of the two, whether Mark – i.e. the author of the present Gospel of Mark – whether Matthew, or whether one of their predecessors first created this disturbing excess, this question we will not try to bring to a decision before we overlook all the additions with which the Gospel of Mark has overloaded the ban of the original report. |
14/15 | Freilich könnte es kaum eine günstigere und zuverlässigere Urkunde für die zweimalige Speisung geben — wenn das Zeug« niß Jesu, welches die Evangelien des Matthäus und Marcus für die Wiederholung des Wunders beibringen, durch solche Ge-währsmänner verbürgt werden könnt« und wenn nicht der Bericht, in welchem dasselbe vorkommt, so haltlos wäre, daß er es mit in seinen Ruin hineinzieht. Bald nach der zweiten Speisung, unmittelbar nach der Zeichenforderung, als Jesu- mit den Jüngern über den See fuhr, hatten dieselben vergessen, Brot mitzunehmen, als daher ihr Herr zu ihnen sagte: „sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadducäer” Matth. 16, 6 — (Marcus hat hier (C. 8, 15) die ungehörige Combination: „sehet euch vor vor dem Sauerteig der Pha-risäer und des Herodes”) — dachten sie untereinander hin und her, wie er auf diese Warnung komme, da sie doch kei« Brot mitgrnommen hätten, worauf ihnen Jesus wegen ihrer Beküm« merniß um des Brotes willen Verwürfe machte und ihnen aus-führlich verrechnet, mit wie geringen Hilfsmitteln er das erstemal fünf-, das zweitemal viertausend gesättigt hatte. | Of course, there could hardly be a more favorable and reliable document for the two feedings – if the testimony of Jesus, which the gospels of Matthew and Mark give for the repetition of the miracle, could be vouched for by such guarantors, and if the report in which it occurs were not so groundless that it drags it into its ruin. Soon after the second feeding, immediately after the demand for the sign, when Jesus went with the disciples across the lake, they had forgotten to take bread with them, when therefore their Lord said to them: “watch and beware of the leaven of the Pharisees and Sadducees”. Matth. 16, 6 – ( Mark has here (C. 8, 15) the unseemly combination: “beware of the leaven of the Pharisees and of Herod”) – they wondered among themselves how he came to this warning, since they had not taken any bread with them, whereupon Jesus reproached them because of their confusion about the bread and told them in detail how little he had used to feed five thousand the first time and four thousand the second time. |
15 | So viel ist gewiß: er erinnert sie an seine beiden Macht-beweise, um sie auf die Thorheit ihrer Sorge für die Leibes-nahrung in seiner Nähe aufmerksam zu machen — welcher müh-selige Umweg, welche Weitschweifigkeit der Demonstration wäre e-demnach gewesen, wen« er in der That damit nur bezweckte, sie zur Einsicht zu bringen, daß es ungereimt sey, seine Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer wörtlich zu verstehen und auf leibliches Brot z« beziehen! Nein! Nein! Er straft viel-mehr ihren Unglauben — er straft sie wegen ihrer Beküm« merniß über den Umstand, daß sie kein Brot mitgenommen hätten! Er läßt sich viel zu weitläufig über den Umfang seiner Macht und Wunderkraft aus, als daß nicht sein Borwurf (Matth. 16, 11), wie sie nur glauben könnten, daß er bei seiner Warnung vor jenem Sauerteig an leibliches Brod gedacht habe, viel zu spät käme! | This much is certain: he reminds them of his two proofs of power, in order to make them aware of the foolishness of their concern for the body-food near him – what a laborious detour, what prolixity of the demonstration would have been, therefore, “if” he in fact only intended to bring them to the insight that it would be inconsistent to understand his warning against the leaven of the Pharisees literally and to refer to bodily bread! No! No! He rather punishes their unbelief – he punishes them because of their confusion about the fact that they had not taken bread with them! He is far too expansive about the extent of His power and miracle-working power, so that His warning (Matth. 16, 11), how they could believe that He was thinking of bodily bread when He warned them about the leaven, would not come far too late! |
15/16 | Wohl! dieser Vorwurf mag dennoch das Ganze beherrsche» und den Zweck erreichen, um deffetvillen er ausgearbeitet ist — aber konnten denn die Jünger, wen« sie ihr Meister vor dem Sauerteig der Pharisäer und Saddueäer warnte, auch nur im entferntesten auf den Gedanken komme«, daß diese Warnung grundlos sey, da sie kein Brot bei sich hätten? Unmöglich! Die Pharisäer und Saddueäer gehöre« nicht zu den Leuten, bei denen man sich mit Brot versorgt. | Well! this reproach may nevertheless “dominate” the whole and achieve the purpose for which it is elaborated — but could the disciples, “when” their master warned them against the leaven of the Pharisees and Sadduees, even remotely “come to the thought” that this warning was groundless, since they had no bread with them? Impossible! The Pharisees and Sadduees do not belong” to the people, with whom one supplies oneself with bread. |
16 | Das Mißverständniß der Jünger ist so unnatürlich und unmöglich, daß es den Bericht verzerrt und endlich auseinan-derrelßt. | The misunderstanding of the disciples is so unnatural and impossible that it distorts and finally disintegrates the report. |
16/17 | Matthäus, der seinen Bericht mit der Bemerkung schließt, daß die Jünger nach jener Verweisung auf die beiden Wunder-thaten zur Einsicht kamen, daß die Warnung sich nicht auf den Sauerteig des Brotes sondern auf die Lehre der Pharisäer und Saddueäer bezog, führt uns auf den ersten Anlaß des gan-zen Berichts, – auf jede Warnung vor dem Sauerteig der Pha-risäer, „der die Heuchelei ist'” — auf jene Warnung, die Lu-kas (C. 12,1) einer seiner Quellen entlehnt hat und den Herrn in unmittelbarer Verbindung mit mehreren heterogenen Sprüchen vor der tumultuosen Versammlung jener Menge vortragen läßt, die zu so viel Tausenden zusammrngeströmt war, daß sie einan-der zertraten. Dieser Spruch ifl in dem vorliegenden Erzäh« lungsstück des Matthäus und Marcus zu einem Mißverständniß, zu einem Contrast zwischen der Weisheit Jesu und der Beschränktheit der Jünger benutzt, der so abenthruerlich und halt-los ist, wie nur irgend einer, den der Vierte gebildet hat. In der That ist auch sogar ein Keim von der Anschauung des Vierten von der wahren Lebensspeise der Gläubigen in der Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer enthalten, wenig-sten- in der Ausführung des Bildes, die den Herrn als den Brotspender hinzustellen sucht, nur ist dieser Versuch in der vor-liegenden Gestalt verunglückt, da die Parallele zwischen dem Sauerteig der jüdischen Meister und dem Brot, welche- Jesu-den Seinigen spendet, durch die «nverhältnißmäßig aus-führliche und ernstliche Verweisung auf das doppelte Spei-sungswunder auseinandergeriffen wird und unwiderbringlich ver« loren geht. | Matthew, who closes his account with the remark that the disciples, after that reference to the two miraculous deeds, came to understand that the warning referred not to the leaven of the bread but to the teaching of the Pharisees and Sadduees, leads us to the first occasion of the whole account, – to every warning against the leaven of the Pharisees, “which is hypocrisy” – to that warning which Luke (c. 12:1) borrowed from one of his sources and has the Lord recite in immediate connection with several heterogeneous sayings before the tumultuous assembly of that multitude which had flocked together in so many thousands that they crushed one another. This saying is used in the present narrative of Matthew and Mark for a misunderstanding, for a contrast between the wisdom of Jesus and the narrowness of the disciples, which is as abhorrent and untenable as only one that the fourth evangelist has made. In fact, even a germ of the Fourth’s view of the true food of the believers is contained in the warning against the leaven of the Pharisees, at least in the execution of the image, which tries to present the Lord as the bread giver, only this attempt has failed in the present form, Since the parallel between the leaven of the Jewish masters and the bread, which Jesus gives to his own, is torn apart by the “relatively detailed and serious reference to the double miracle of salvation and is irretrievably lost”. |
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17/18 | Aus dem Bericht vom Wandeln Jesu auf dem See haben wir zunächst den Eindringling zu entfernen, dem Matthäus in seiner Schrift eine Stätte eingeräumt und dessen Bekanntschaft er in einer jener Bearbeitungen des Urevangelium- gemacht hat, die die hervorragende Stellung und die Vertrautheit mit dem Herrn, die dem Apostelfürsten schon in der ursprünglichen An-lage der evangelischen Geschichte eigen war, mit neuen Belegen bestätigt haben *) — Petri verunglückter Versuch, gleich seinem Herrn auf dem Wasser zu wandeln. Nach dem Urbericht legt sich der Sturm erst in dem Augenblick, wenn Jesus in das Schiff tritt, und Matthäus hat diese Anordnung selbst nicht zu ändern gewagt — wie kann also Petrus erst in dem Augen-blicke, als er den gefährlichen Gang wagte, die Bemerkung machen, daß der Wind stark war? — wie konnte er auch nur den Gedanken dieses Wagflücks fassen, wenn ihn der Sturm selbst in dem Augenblicke, als er das Geheiß seines Meisters für sich hatte, in Furcht setzte? Der verwunderte Ausruf der Leute im Schiff, die vor dem Herrn niederfielen und ihn als Sohn Gottes priesen, nimmt ferner auf den auffallenden Zwi-schenfall keine Rücksicht — die Hilfe selbst kommt zu spät, wenn der mißlingend« Versuch des Petrus zwischen der Ankunft Jesu und seinem Eintreten in das Schiff eine längere Zeit ein-nimmt — die Episode reißt die beiden Seiten des Kontrastes, die Gefahr und die Rettung aus der Noth, auseinander, indem sie das Jntereffe des Berichts, die Spannung nämlich, mit der wir die Nachricht von der Stillung des Sturms erwarten, viel zu lange in der Schwebt hält und unbefriedigt läßt — nur im Urbericht (Marc. 6, 51), wenn es heißt: „als er zu ihnen ins Schiff stieg, legte sich der Einem”, findet die Ansicht, daß Jesus als Retter kommt und daß seine Gegenwart die Empörung der Elemente besänftigte, ihren Ausdruck und tritt der Causalnerus, auf den es hier ankommt, wirklich hervor; diese Tendenz des Berichts wird dagegen vollständig paralysier, wenn Matthäus um des Einschiebsels willen sich zu der Wendung gezwungen sieht: als sie (nämlich Jesus und Petrus) ins Schiff traten, legte sich der Sturm — kurz, der Urbericht hat nicht eher Ruhe, bis er den Eindringling ausgeschlossen oder, falls derselbe durchaus seinen Platz behaupten will, erdrückt hat. | From the report of Jesus’ walking on the lake we have to remove first the intruder, whom Matthew gave a place in his writing and whose acquaintance he has made in one of those adaptations of the Urevangelium, which have confirmed with new evidence the outstanding position and the intimacy with the Lord, which was already peculiar to the prince of the apostles in the original arrangement of the evangelical history *) – Peter’s unsuccessful attempt to walk like his Lord on the water. According to the original account, the storm does not subside until the moment when Jesus enters the ship, and Matthew himself did not dare to change this order – so how could Peter make the remark that the wind was strong only in the moment when he dared the dangerous walk? – How could he even grasp the thought of this daring, when the storm itself terrified him at the very moment when he had his master’s command for him? The astonished exclamation of the people in the ship, who fell down before the Lord and praised him as the Son of God, further takes no account of the striking contrast – the help itself comes too late, when the “failed” attempt of Peter between the arrival of Jesus and his entry into the ship takes a longer time – the episode tears the two sides of the contrast, the danger and the rescue from the distress, by keeping the main effect of the report, the tension with which we expect the news of the calming of the storm, far too long in abeyance and leaves it unsatisfied – only in the original report (Marc. 6, 51), when it is said: “when he went down to them into the ship, the One lay down”, the view that Jesus comes as Savior and that his presence calmed the indignation of the elements, finds its expression and the causal factor, on which it depends here, really emerges; this tendency of the report, on the other hand, becomes completely paralyzed when Matthew, for the sake of the interpolation, feels compelled to the turn: When they (namely Jesus and Peter) entered the ship, the storm died down – in short, the original report does not rest until it has excluded the intruder or, if the intruder definitely wants to assert his place, has crushed him. |
17* | *) Am Schlug unserer Arbeit werden wir im Stande seyn, die« selbe zu reconstruiren, bei welchem Geschäft, wie wir hier vorläufig be-merken können, die evangelischen Citate der Clementinischen Homilien wichtige Dienste leisten werden. | *) At the end of our work we will be able to reconstruct it, in which business, as we can note here for the time being, the evangelical citations of the Clementine Homilies will render important services. |
18/19 | Dagegen gehörte bereits zum Urbericht die unmögliche Vor-aussetznng, daß die Jünger, die am Abend abgefahren waren, auf einem See, der nur zwei Stunden breit war, den folgenden Morgen erst bis in die Mitte gekommen seyen — daß das Schiff vom Abend bis zum Morgen sich mitten auf der Höhe des Seees befindet. Die ideale Anschauung, die den Bericht geschaffen, merkte es nicht, wie unverhältnißmäßig und unmög-lich diese Voraussetzung sey, weil es ihr darauf ankam, die Jünger in der Nacht, so lange wie möglich, in Noth zu sehen — (die Nacht und die Noth gehörten zusammen) — damit erst, wenn der Morgen dämmerte, — (der Morgen und die Befreiung aus der Noch gehörten wieder zusammen) — der Herr ihnen Hilfe brächte. | On the other hand, the original report already included the impossible assumption that the disciples, who had departed in the evening, had only reached the middle of a lake that was only two hours wide the following morning – that the ship was in the middle of the lake from evening to morning. The ideal view, which created the report, did not notice how disproportionate and impossible this assumption was, because it was important to it to see the disciples in distress during the night as long as possible – (the night and the distress belonged together) – so that only when the morning dawned – (the morning and the deliverance from the still belonged together again) – the Lord would bring them help. |
19 | Auch im Bericht des Marcus finden sich die Elemente dieser Voraussetzung — aber er ist nicht der Urbericht selbst, da er ein überschüssiges Glied enthält, welches mit der Grund-voraussetzung selbst in Streit liegt und nur der Willkühr, einem spätren Intereffe seinen Ursprung zu verdanken hat. Obgleich nämlich auch Marcus, wenn er sagt, daß Jesus die Jünger in Gefahr sah, andeuten will, daß er ihnen zu Hilfe kommen wollte, als er sogleich auf den Wogen des Seers „zu ihnen kam”, so sagt er dennoch, Jesus wollte (C. 6, 48—50) bei ihnen vorübergehen und nur der unerwartete Umstand, daß die Jünger bei seinem Anblick laut aufschriern, weil sie ein Gespenst zu sehen glaubten, habe ihn bewogen, still zu stehen und ihnen Muth einzusprechen. Daß Jesus bei den Jüngern vorübergehen will, ist zu viel, ist eine Ueberfülle des Pragmatismus, der sich gleichsam seibst überschießt, ist eine falsche Ueber-treibung der Wunderkrast Jesu, die dem Ueberarbriter des Ur-berichls dann erst in ihrer ganzen Größe hrrvorzutreten schien, wenn Jesus im Begriff war, den See in seiner ganzen Breite zu überschreiten — dieser Ueberschuß muß daher entfernt und Jesus in dem Augenblick, wo er bei den Jüngern an« kommt, durch den Schreck derselben zu seinem Zuspruch veran-laßt werden. | The elements of this presupposition are also found in the report of Mark – but it is not the original report itself, since it contains a surplus element that is in conflict with the basic presupposition itself and owes its origin only to arbitrariness, to a late intervention. For although Mark, when he says that Jesus saw the disciples in danger, wants to imply that he wanted to come to their aid when he immediately “came to them” on the waves of the sea, he nevertheless says that Jesus wanted to pass by them (C. 6, 48-50) and that only the unexpected circumstance that the disciples cried out loudly at the sight of him, because they thought they saw a ghost, induced him to stand still and speak courage to them. The fact that Jesus wants to pass by the disciples is too much, is an overabundance of pragmatism which, as it were, overshoots itself, is a false exaggeration of Jesus’ miracle-working power, which only then seemed to appear in all its grandeur to the exaggerator of the original report, This excess must therefore be removed and Jesus, at the moment when he “arrives” at the disciples, must be prompted by their fright to give his assurance. |
19/20 | Auch das Erstaunen der Jünger über die Wunderhilfe muß wieder den Schluß des Berichts bilden und wie in dem frühern Bericht von der Stillung des Sturms (Marc. 4, 41) als dir natürliche Folge der Großthat Jesu erscheinen d. h. das erklärende Anhängsel im Bericht des Marcus, welches dieß Erstaunen als ein Unrecht von Seiten der Jünger charakterisirt: „denn sie waren über die Brote nicht zum Verständniß gekommen, denn ihr Herz war verhärt”, muß wieder wegfallen — es ist von dem Ueberarbeiter, der den Abschnitt vom Sauerteig der Pharisäer in das Urevangelium eingefügt hat, als erklärende Vorandeutung vorangeschickt. | The disciples’ astonishment at the miraculous help must again form the end of the report and, as in the earlier report of the calming of the storm (Marc. 4, 41), appear as the natural consequence of Jesus’ great deed. i.e. the explanatory appendage in the report of Mark, which characterises this astonishment as an error on the part of the disciples: “for they had not come to an understanding about the loaves, for their hearts were hardened”, must again be omitted – it is prefaced by the reworker who inserted the passage about the leaven of the Pharisees into the Gospel as an explanatory foreshadowing. |
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20 | Im Abschnitt vom Gottrsgebot und den Menschensatzungen hat Matthäus wiederum einen Ueberschuß von Sprüchen und Wendungen, die er auf das Geheiß des Urberichts wieder aufgeben muß.
Nachdem Jesus die Heuchelei der Pharisäer und Schrift-gelehrten gestraft und dem Volke die Eröffnung über dasjenige, was allein den Menschen verunreinigt, gegeben hat, traten seine Jünger zu ihm (Matth. 15, 12) und sprachen: „weißt du auch, daß sich die Pharisäer ärgerten, als sie das Wort hörten?” Welches Wort aber? Den Spruch über die Tradition oder über das, was wirklich den Menschen verunreinigt? Offenbar ist der erstere gemeint, denn Jesus antwortet den Jüngern mit dem Spruch über die Nothwendigkeit, daß jedes Gewächs, das sein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, ausgerottet wird (V. 13) — den Schluß der strafenden Zurückweisung der Pha-risäer bildete aber (V. 40. 11) der Spruch von dem einzig Verunreinigenden, ein Spruch, dessen innere Gewalt die Erörte-rung über die Heuchelei der Gegner weit zurückdrängt, und Jesus hatte sogar, ehe er diesen neuen Spruch vertrug, das Volk zum Hören herbeigerufen — die Pharisäer sind also ab-gefertigt und sie können, sie dürfen nicht noch einmal die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Bemerkung der Jünger macht demnach ihre Niederlage, die entscheidend und abgeschlossen ist, zweifelhaft. |
In the section on the commandment of God and the statutes of men, Matthew again has an excess of sayings and phrases which he has to abandon again at the demand of the original report.
After Jesus had punished the hypocrisy of the Pharisees and scribes and had given the people the knowledge of that which alone defiles man, his disciples came to him (Matth. 15, 12) and said: “Do you also know that the Pharisees were angry when they heard the word? But what word? The saying about tradition or about what really defiles a man? Obviously the former is meant, for Jesus answers the disciples with the saying about the necessity that every plant which his heavenly Father has not planted be rooted out (v. 13) – but the conclusion of the punishing rejection of the Pharisees was (v. 40. 11) was the saying of the only defiling thing, a saying whose inner force pushes the discussion of the hypocrisy of the opponents far back, and Jesus had even called the people to listen before he could bear this new saying – the Pharisees are thus finished and they cannot, they must not draw attention to themselves again. The disciples’ remark therefore makes their defeat, which is decisive and complete, doubtful. |
21 | Wenn ferner die Jünger unmittelbar nach der Aeußerung Jesu über das einzig Verunreinigende mit ihrer Bemerkung auf-tretrn, so thun sie mit diesem Spruch so vertraut, daß es sie nur noch interessirt, was er auf dir Gegner für einen Ein-drutk gemacht habe — sie geben somit zu erkennen, daß sie den Spruch selbst verstanden haben — wie kann aber dann unmittelbar darauf (V. 15) Petrus seinen Herrn bitten, er möge ihnen diese Parabel deuten?
Diese! Es ist die vom einzig Verunreinigenden gemeint — Jesus gibt auch ihre Deutung (V. 16—20) — daß aber Petrus diese Parabel meinte, konnte Jesus nur in einem Be-richt wie demjenigen des Marcus wissen, wo er den Spruch von dem einzig Verunreinigenden wirklich unmittelbar vorher vorgrtragen hatte, unmöglich aber in einem Bericht, wo jener Spruch weit zurückgeschoben, wo ein neues Jntereffe ein-getreten ist und Jesus diese neue Wendung des Jntereffes und Gesprächs in den Gleichnissen vom gottgepflanzten Gewächs und von den blinden Führern der Blinden weiter fortgeführt, von jenem Spruch also nur noch weiter abgelenkt hatte. |
Furthermore, when the disciples come up with their remark immediately after Jesus’ statement about the only defiling thing, they act so familiar with this saying that they are only interested in what kind of impression he has made on the adversary – they thus indicate that they have understood the saying themselves – but how can Peter then immediately afterwards (v. 15) ask his Lord to interpret this parable to them?
This one! It is meant of the only defiling thing – Jesus also gives its interpretation (vv. 16-20) – but that Peter meant this parable, Jesus could only know in a report like that of Mark, where he had really recited the saying of the only defiling one immediately before, but impossible in a report where this saying was pushed far back, where a new turn of events had occurred and Jesus had continued this new turn of events and conversation in the parables of the God-planted plant and of the blind guides of the blind, thus only further distracting from that saying. |
21/22 | Der Urbericht ist somit wiederhergestellt. Jn einen Bericht, der demjenigen glich, den wir noch jetzt in der Schrift des Marcus lesen, hat Matthäus eine, spätere Fortbildung der Dialektik gegen die pharisäische Hochhaltung der Tradition, namentlich den Spruch vom gottgepflanzten Gewächs und dort noch dazu eingeschoben, wo an die Stelle des Kampfs gegen die Tradition bereits der Kampf gegen das Gesetz selber ein« getreten war. Matthäus hat sich endlich auch darin außerordent-lich versehen, daß er am Schluß einer Rede, die über den be-schränkten Anlaß weit hinausgegangen ist, zum großen Schaden für den Spruch über das wirklich und allein Verunreinigende — für einen Spruch, der das Gesetz selber über den Haufen-stößt und an die Tradition der Pharisäer nicht mehr denkt, den Herrn die nachschleppende und den ganzen Sinn des vorhergehenden Gewaltspruchs zerstörende Bemerkung anfügen läßt: „aber mit ungewaschenen Händen essen, verunreinigt den Menschen nicht.” | The original report is thus restored. In a report similar to the one we still read in the writing of Mark, Matthew inserted a later development of the dialogue against the Pharisaic upholding of tradition, namely the saying about the God-planted plant and where the fight against tradition had already been replaced by the fight against the law itself. Finally, Matthew was also extraordinarily clever in that at the end of a speech which went far beyond the limited occasion, to the great detriment of the saying about that which really and only defiles – for a saying which overthrows the law itself and no longer thinks of the tradition of the Pharisees – he has the Lord add the following remark which destroys the whole meaning of the preceding violent saying: “but eating with unwashed hands does not defile a man.” |
22 | Der Urbericht — ist er aber wirklich wiederhergestellt, wenn aus der Verwirrung der Schrift’ des Matthäus die Form des Berichts hervorgeht, des uns Marcus bietet? Uns war es zwar möglich, den Kampf gegen die Tradition mit dem fiegrei-chen Angriff auf das Gesetz in Zusammenhang zu bringen — aber war dieser Zusammenhang vom ersten Schöpfer auch be-reils beabsichtigt? Führt die Oekonomie des Urberichts, d. h. jenes Werkes, das wir selbst erst aus dem gegenwärtigen Marcus-evangelium reconflruiren mußten — nicht vielmehr zur Annahme, daß das Strafwort gegen die Unterordnung des GottesgrbotS unter die Menschensatzung ursprünglich allein die Erwiderung Jesu bildete und daß der Kampf gegen die gesetzlich« Anschauung von der Reinigkeit ein späterer Zusatz, ein späteres Werk sey — ähnlich wie auch im Abschnitt vom Fasten und von der ersten Sabbathscollision )* der Urheber des jetzigen Marcusevangelium-die ursprüngliche kürzere Antwort Jesu mit spätern Fortbildun-gen bereichert hat? Es mag für die Erst genug seyn, die Ver-muthung auszusprechen und auf den Umstand zu verweisen, daß auch jene spätere Fortbildung, der Spruch vom gottgepflanzten Gewächs auf einen größer« freie« Raum nach der Bekämpfung der pharisäischen Tradition hinweist, als die jetzige Verbindung derselben mit dem Kampf gegen das gesetzliche Reinigkeitsgebot darbietet. | The original report – but is it really restored when the form of the report that Mark offers us emerges from the confusion of Matthew’s writing? It is true that it was possible for us to connect the struggle against tradition with the fierce attack on the law – but was this connection also intended by the first creator? Does the economy of the original report, i. e. of that work which we ourselves had to reconstruct from the present Gospel of Mark – does not rather lead to the assumption that the word of punishment against the subordination of God’s commandment to the ordinance of man originally constituted Jesus’ reply alone and that the struggle against the “legal” view of purity was a later addition, a later work – just as in the section on fasting and the first Sabbath controversy *) the author of the present Gospel of Mark enriched the original, shorter answer of Jesus with later developments? It may be enough for the first to express the consternation and to refer to the circumstance that also that later development, the saying of the God-planted plant, points to a “greater” “free” space after the fight against the Pharisaic tradition than the present connection of the same with the fight against the legal commandment of purity presents. |
22* | *) Was diesen Abschnitt betrifft, so werden wir später die Beheu-tnng abzuschähen haben, die dem Zeugniß der Cambridger Handschrift beizumessen ist. | *) As far as this passage is concerned, we shall later have to assess the importance to be attached to the testimony of the Cambridge manuscript. |
23 | Wenn die Kanaaniterin sich durch ihren Schrei um Hilfe für ihre Tochter einmal mit dem Herr» in Beziehung gesetzt hat, dürfen nicht erst die Jünger dazwischen treten, wie es in der Darstellung des Matthäus geschieht lC. 15, 22—24), und ihrem Herrn dazu Anlaß geben, das Vorrecht des jüdischen Volks zweimal gegen das Hilfsgesuch der Heidin geltend zu machen.
Der Wendepunkt der Erzählung liegt offenbar in dem er-schütternden Worte der Frau: „Ja, Herr! (es ist allerdings nicht recht, den Hunden das Brot der Kinder vorzuwerfen) aber doch essen die Hunde von dr« Brocken, die vom Tisch ihrer Herren fallen” — haben nun aber die Jünger bereits für die Frau gebeten und zwar ohne Erfolg, so kommt dieser Wendepunkt zu spät und der Contrast, der durch die Abweisung der Jünger in die Darstellung gekommen ist, bleibt unklar: ande-rerseits ist es mit der Ausschließung der Heiden viel zu sehr Ernst geworden, wenn der Herr erst den Jüngern und sodann dem Weibe entgegenhält, daß er mit den Fremden Nicht- zu schaffen habe, und der Zufall, der seine Ansicht plötzlich än-dert, wird nur noch zufälliger, das ganze Bild aber unruhig und haltungslos |
Once the Canaanite woman has established a relationship with the “Lord” through her cry for help for her daughter, the disciples must not intervene, as happens in Matthew’s account (15:22-24), and give their Lord cause to assert the privilege of the Jewish people twice against the Gentile woman’s request for help.
The turning point of the story obviously lies in the woman’s shattering words: “Yes, Lord! (it is not right, however, to throw the children’s bread to the dogs) but the dogs eat of the crumbs that fall from their masters’ table” – but if the disciples have already pleaded for the woman and to no avail, this turning point comes too late and the contrast that has come into the narrative through the rejection of the disciples remains unclear: on the other hand, the exclusion of the Gentiles has become far too serious, when the Lord first holds out to the disciples and then to the woman that he has no business with the strangers, and the coincidence that suddenly changes his view only becomes more coincidental, the whole picture, however, restless and without attitude. |
23/24 | Die Jünger müssen bei Seite treten, Jesus darf nicht schon vorher von seiner beschränkten Bestimmung zu ihnen gesprochen haben, damit in dem ersten Augenblick, wenn die Frau an ihn sich wendet, die Collision sich bildet und durch den kühnen Glauben der Heidin aufgelöst wird: — kurz, damit der Ur-bericht, wie er sich in der Schrift des Marcus (C. 7,24—30) findet, wieder hergestellt wird. Das Geschrei der Frau des Matthäus: „erbarme dich meiner, Sohn Davids”, ist dem Be-richt des Urevangelium- von der Heilung des Blinden zu Je-richo entlehnt wie auch der andern Zug, daß die Andern dieß Geschrei lästig findem und Ruhe haben wollen: dort, bei Jericho, drohen die Leute überhaupt dem Blindem, er solle schweigen (Marc. 40, 47) — hier, in der Erzählung des Matthäus, wo die Volksmenge fehlt, die dort den Herrn geleitet, müssen die Jünger auftreten, das Geschrei lästig finden, um die Gewährung des Gesuchs bitten — (wenigstens wird durch die Antwort des Herrn ihre Bitte um Abfertigung der Frau zur Bitte um die Gewährung ihres Verlangens) — und wenn es um die Worte der Jünger zu thun ist, so erinnert sich Matthäus, daß sie bei einer andern Gelegenheit zu dem Herrn gesagt ha-ben: „entlasse sie!” (Marc. 6, 36. Matth. 14, 15). Dasselbe müssen sie auch jetzt sagen, obwohl die Worte durch den neuen Zusammenhang einen andern Sinn bekommen. Wenn alle diese Aenderungen sich als ein Werk des Matthäus erweisen, so wa« gen wir nicht zu viel, wenn wir auch das prosaisch ernste Wort des Herrn über das ausschließliche Privilegium der Juden: „nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Jsrael bin ich ge« sandt”, auf seine Rechnung setzen | The disciples must step aside, Jesus must not have spoken to them beforehand of his limited destiny, so that in the first moment when the woman turns to him, the conflict is formed and resolved by the bold faith of the Gentile woman: – in short, so that the original report, as it is found in the writing of Mark (C. 7,24-30), is restored. The cry of Matthew’s woman, “have mercy on me, Son of David,” is borrowed from the account of the healing of the blind man at Jericho, as is the other trait, that the others find this cry troublesome and want silence: there, at Jericho, the people threaten the blind man to be silent (Marc. 40, 47) – here, in the narrative of Matthew, where the crowd is missing, which leads the Lord there, the disciples have to appear, find the shouting annoying, ask for the granting of the request – (at least through the answer of the Lord their request for the release of the woman becomes a request for the granting of their request) – and if it is about the words of the disciples, Matthew remembers that on another occasion they had said to the Lord: ” dismiss her!” (Marc. 6, 36). (Marc. 6, 36. Matth. 14, 15). They have to say the same thing now, although the words get a different meaning because of the new context. If all these changes prove to be the work of Matthew, then we would not be doing too much if we also put the Lord’s prosaically serious word about the exclusive privilege of the Jews: “I am only sent to the lost sheep of the house of Israel” on his account. |
24/25 | Ein Widerspruch, der sich in der Schrift des Marcus in den Worten findet, mit denen Jesus die Frau mit ihrem Gesuch abweist, bürgt uns für die Ursprünglichkeit dieser Darstellung. Wenn es nämlich heißt: laß zuerst die Kinder satt werden, denn es ist nicht schön, „das Brot der Kinder” zu nehmen und den Hunden vorzuwerfen, so wird im erste« Glied den Hunden die Aussicht gelassen, daß sie nachher, wenn die Kinder satt find, auch gesättigt werden würden, während ihnen dagegen im zweiten Gliede des Spruchs jede Hoffnung, daß sie Brot bekommen würden, genommen wird. Der Widerspruch ist in der Abhän-gigkeit des Urberichts vom alttestamentlichrn Original begründet: wie jene Wittwe von Sarrpta, als Elias von ihr Brot ver« langte, das Bedürfniß ihres Sohnes gellend machte, Ellas ihr aber Muth einsprach und gebot, sie solle ihm z)*uerst Brot schaffen, für ihren Sohn würde sich nachher mit Gottes Hilfe auch das Nöthige finden, — wie es sich also in diesem Zu-sammenhange um die vorhergehende Sättigung eines Andern ^Handelt, so muß nun auch Jesus das Bedürfniß der Kinder, die zuerst gesättigt werden müßten, gegen das Weib geltend machen und erst im zweiten Glied des Spruchs, wenn der all-gemeine Grundsatz aufgestellt werden soll, der die Kollision auf ihre Spitze treibt, kann er die ausschließliche Prärogative der Juden für einen Augenblick behaupten. Aber nur für einen Augenblick! — denn das Weib stürzt durch ihr kühnes Wort die Schranke um und sie mußte dieselbe umstürzen, da den Hei« den das Heil nicht entzogen werden kann, wie auch jenes Weib von Sarepta dun Brot ihres Kindes dem fremden Manne gibt. | A contradiction that is found in the writing of Mark in the words with which Jesus rejects the woman with her request vouches for the originality of this account. For when it says: let the children first be filled, for it is not good to take “the children’s bread” and throw it to the dogs, in the first clause the dogs are left with the prospect that when the children are filled they will also be filled, while in the second clause they are deprived of any hope that they will receive bread. The contradiction is due to the dependence of the original account on the Old Testament original: Just as the widow of Sarepta, when Elijah asked her for bread, made her son’s need clear, but Elijah spoke to her with courage and commanded her to provide him with bread first, so that with God’s help her son would later find what he needed, so Jesus, too, must assert the need of the children, who must first be satisfied, against the woman, and only in the second part of the sentence, when the general principle is to be established which carries the conflict to its extreme, can he assert the exclusive prerogative of the Jews for a moment. But only for a moment! – For the woman, by her bold word, overthrows the barrier, and she had to overthrow it, since salvation cannot be withdrawn from the Gentiles, just as that woman of Sarepta gives the bread of her child to the strange man. |
25* | *) LXX. εν πρωτοις. | *) LXX. εν πρωτοις. |
25/26 | Der Bericht ist in jener Zeit gebildet, als die Universali« tät des christlichen Princips längst gesichert war und diese Sicher-heit des allgemeinen Bewußtseyns dem plastischen Künstler es möglich machte und erlaubte, für einen Augenblick eine Schranke aufzustellen, von der er wußte, daß sie sogleich darauf durch eine zweifache Kraft — den Eroberungsmuth des Heidenthums und die Kraft, mit der Jesus über die Gränzen seines geschichtlichen Wirkungskreises hinaus wirkt, — gestürzt wird. Den Ausdruck dieses Gedankens, daß die Macht des Herrn durch die Schranke seines historischen Wirkungskreises nicht beengt sey, hat uns übrigens Marcus in seiner Darstellung auch noch erhalten: — sein Jesus begibt sich nur in die Nähe des phönicischen Gebiets, die Frau kommt zu ihm heraus — beide stehen an der Gränze, wo das Jüdische und Heidnische sich sonderten und berührten — Jesus versteht nun das Weib so, als verlange sie, er solle sich von dem jüdischen Gebiet entfer-nrn und sich mit ihr in das heidnische begeben — das Weib gibt aber zu verstehen, es sey nicht nöthig, da er ihr doch aus der Ferne helfen könne — sie hat das Richtige getroffen und ihr Kind wird der Gewalt des Teufels entrissen. Matthäus kannte die Bedeutung dieser Situation nicht mehr — er läßt seinen Herrn sich „in” das Gebiet von Tyrus und Sidon selbst begeben und verwirrt endlich mit dieser neuen Situation sogar noch die ursprüngliche Voraussetzung, daß das Weib den Herrn eben dort traf, als sie „aus jenem Gebiet” heravsgrkom-men war. | The report was written at a time when the universality of the Christian principle had long since been secured, and when this certainty of general consciousness made it possible and permitted the plastic artist to erect a barrier for a moment, which he knew would immediately be overthrown by a twofold force – the conquering courage of paganism and the power with which Jesus works beyond the boundaries of his historical sphere of activity. The expression of this thought, that the power of the Lord is not limited by the boundaries of his historical sphere of activity, has, by the way, been preserved for us by Mark in his account: – His Jesus only goes near the Phoenician territory, the woman comes out to him – both stand at the border where the Jewish and the pagan separated and touched each other – Jesus understands the woman as if she is asking him to leave the Jewish area and go with her to the pagan area – but the woman says that it is not necessary, since he can help her from a distance – she has done the right thing and her child is snatched from the power of the devil. Matthew no longer knew the meaning of this situation – he lets his Lord go “into” the territory of Tyre and Sidon itself and finally confuses with this new situation even the original premise that the woman met the Lord just there when she had come “from that territory”. |
26 | Während Urlukas in dem Erzählungsstück von der Wittwe von Nain eine Nachbildung der That des Elias am Sohn der Wittwe von Sarepta in seine Schrift ausgenommen hat — lJe-sus und Elias treffen die Wittwen, deren Söhne sie der Gewalt des Todes entreißen, am Thor ihrer Stadt, Beide „geben den Müttern” ihre vom Tod erweckten Söhne zurück und wie die Frau von Sarepta durch die Wunderthat des Elias ergriffen ausrief: „nun erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist”, riefen die Leute von Nain nach der Wunberthat Jesu: „ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden!”) — während Lukas ferner m seiner Geschichte vom reichen Mann und Lazarus, die dem offenbarongsreichen Juden und dem draußen liegenden, in seiner Armuth und Verkommenheit elendiglich umkommen-den Heiden entsprechen, eine Gestalt besitzt, die aus Elementen der Erzählung von der Kanaaniterin gebildet ist — (denn Lazarus, der mit den Hunden lebt, wünscht sich von den Brosa-men, die vom Tisch des Reichen fallen, zu sättigen) — hat er jene Erzählung selbst in seine Schrift nicht ausgenommen, wohl aber ihre Nachbildung — die Geschichte vomHauptmann von Kapernaum. | While Urlukas, in the story of the widow of Nain, has excluded from his writing a copy of the deed of Elijah on the son of the widow of Sarepta – Jesus and Elijah meet the widows, whose sons they snatch from the power of death, at the gate of their city, both “give back to the mothers” their sons awakened from death, and as the woman of Sarepta, moved by the miraculous deed of Elijah, exclaimed: “now I know that you are a man of God”, the people of Nain exclaimed after the miraculous deed of Jesus: “a great prophet has risen among us! “) – while Luke, furthermore, in his story of the rich man and Lazarus, who correspond to the Jew who is rich in revelation and the Gentile who lies outside, miserably perishing in his poverty and squalor, has a figure formed from elements of the story of the Canaanite woman – (for Lazarus, who lives with the dogs, desires to be satisfied by the bread that falls from the rich man’s table) – he has not excluded that story itself from his writing, but he has included its imitation – the story of the centurion of Capernaum. |
27 | Doch auch diese Nachbildung würd« uns in ihrer ursprüng-lichrn, dem Urbild genau entsprechenden Form unbekannt geblie-ben seyn, wenn sie nicht Matthäus in dieser Urform neben der Erzählung von der Kanaaniterin in seine Schrift mit aufgenom-men hätte. Nur der Hauptmann des Matthäus ist der ächte, der ursprüngliche, er muß, wie sein Urbild, die Kanaaniterin, persönlich vor dem Herrn erscheinen — der Herr muß un« mittelbar von seinem Glauben bewegt werden, denn sein Aus-ruf (Matth. 8, 40): „wahrlich, ich sage euch, selbst in Israel habe ich solchen Glauben nicht gefunden”, beweisen, daß er mit dem Mann es selbst zu thun hatte, und die Worte, mit denen der Hauptmann seine Ueberzeugung ausspricht, daß der Herr mit Einem Worte seinem Knaben helfen könne, — („auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit unterthan und habe Kriegsleute unter mir” u.sw.) — kommen so frisch und unmittelbar aus dem Herzen, daß sie nur der Mann selbst dem Herrn vortragen kann. | But even this replica would have remained unknown to us in its original form, which corresponds exactly to the original image, if Matthew had not included it in this original form in his Scriptures along with the story of the Canaanite woman. Only the centurion of Matthew is the genuine, the original one, he must, like his archetype, the Canaanite woman, appear personally before the Lord – the Lord must be moved directly by his faith, for his exclamation (Matth. 8, 40): “Truly, I say to you, even in Israel I have not found such faith”, proves that he had to deal with the man himself, and the words with which the centurion expresses his conviction that the Lord can help his boy with one word – (“I too am a man, subject to the authorities and have men of war under me” etc.) – come so freshly and directly from the heart that only the man himself can present them to the Lord. |
27/28 | Die Darstellung des Lukas verräth sich schon dadurch als eine verfehlte, daß der Hauptman» durch die abgesandten Aelte« sten der Juden den Herrn erst zur Hilfe ruft und augenblick-lich darauf, als Jesus der Bitte nachgibt und sich bereit-auf dem Wege befindet, ihn durch eine neue Botschaft ersucht, sich nicht selbst unter sein Dach zu bemühen, da es ihn nur ein Wort kosten würde, seinem Knecht zu helfen. Wenn nicht das Geringste indessen geschehen war, was ihn bewegen konnte, seine frühere Bitt« zurückzunehmen, so war freilich für den Schriftsteller indessen ein Zwischenfall eingetreten, der diese Willensänderung des Hauptmanns verlangte: — die jüdischen Abgesandten hatten nämlich vor dem Herrn die Verdienste ge-rühmt, die der Mann sich um das Gesetz und um das auser-wählte Volk erworben habe (Luk. 7, 4. 5) — sie hatten ihn als einen Mann geschildert, der durch seine Werkthätigkeit sich dessen werch gemacht habe, daß der Herr seine. Bitte erfülle — nur zu dieser gesetzlichen Ansicht sollte die Demuth des Mannes, der jetzt seine Freunde, also Heiden, absandte, in Gegensatz treten — aber nur der Schriftsteller, nicht jener Mann, der von diesem Zwischenfall entweder nichts wissen konnte oder ihn von vornherein voraussetzen mußte, konnte diesen Gegensatz beabsichtigen und herbeiführen. Dieser Schriftsteller war übrigens nicht Urlukas selbst, sondern der Verfasser einer jener Quellenschriften, denen er noch mehrere Variationen auf diesen Gegensatz der pharisäischen Werkheiligkeit und der Demuth der Verworfenen oder außer dem Gesetz Sie« henden entlehnt hat. | Luke’s account is already misleading in that the “centurion” first calls the Lord for help through the sent “apostles” of the Jews and then, when Jesus yields to the request and is ready on the way, asks him by a new message not to bother to come under his roof himself, since it would only cost him a word to help his servant. If, however, nothing had happened to induce him to withdraw his earlier “request”, an incident had, of course, occurred for the writer which demanded this change of will on the part of the centurion: for the Jewish emissaries had praised before the Lord the merits which the man had earned for the Law and for the chosen people (Luk. 7, 4. 5) – they had described him as a man who, through his work, had made it worthwhile for the Lord to fulfil his request. Only the humility of the man who now sent his friends, i.e. the Gentiles, was supposed to contrast with this legal view – but only the writer, not the man who either could not know about this incident or had to assume it from the start, could have intended and brought about this contrast. This writer, by the way, was not Urlukas himself, but the author of one of those source writings from which he borrowed several more variations on this contrast between the Pharisaic sanctimoniousness and the humility of the rejected or “those outside the law”. |
28 | Erwähnt kann noch werden, daß Matthäus mit dem Wort Jesu über den Glauben des Hauptmanns (C. 8, 11. 12) den Spruch von den kommenden Schaaren der Heiden in seiner ursprünglichen, auch durch das Citat des Justinus *) verbürgten Form combinirt hat. Jn der Schrift des Urlukas fehlte am Schluß der Spruchcompilation des dreizehnten Capitels dieser Spruch: — erst der spätere Ueberarbeiter fügte ihn (C. 13,29) in einer veränderten Form an, indem er die Erzväter, die die künftigen Genossen der Herden bilden, in dem vorangehenden Spruch, mit dem Urlukas dieses Erzählungsstück geschlossen hatte, C. 13, 28 an die Stelle der Gerechten setzte. | It can also be mentioned that Matthew combined with the word of Jesus about the faith of the centurion (Matt 8:11, 12) the saying about the coming multitudes of the Gentiles in its original form, which is also documented by the citation of Justin *). In the writing of Urlukas, this saying was missing at the end of the compilation of sayings in the thirteenth chapter: – only the later compiler added it (Luke 13:29) in a changed form, by putting the patriarchs, who form the future comrades of the flocks, in the place of the righteous in the preceding saying, with which Urlukas had closed this narrative piece, Luke 13:28. |
28* | *) Dial. e. Tryph. 301 | *) Dial. of Tryph. 301 (ch 109?) |
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28/29 | Als Abfertigung der Leute, die ein Zeichen gefordert hat-ten, hat Urlukas übereinstimmend mit dem Urbericht nur das kurze Wort mitgetheilt, daß diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden solle. Nach der genauen Beschreibung, die Epiphanius von dieser Stelle seiner Schrift gibt, enthielt dieselbe weder die Androhung des Jonaszeichens »och den strafenden Vergleich des jüdischen Unglaubens mit dem Glauben der Nineviten und der Königin des Mittags. Beides hat erst der Compilator de-gegenwärtigen Lukasevangeliums aus seinen spätern Quellen eingefügt. | In response to the people who had demanded a sign, Urlukas, in accordance with the original report, only gave the short word that no sign was to be given to this generation. According to the exact description Epiphanius gives of this passage of his writing, it contained neither the threat of the sign of Jonah “nor the punitive comparison of Jewish unbelief with the faith of the Ninevites and the queen of the south. Both were inserted by the compiler of the present Gospel of Luke from his later sources. |
29/30 | Unsere bisherige Erfahrung von dem allmähligen Fortwachsen der Antworten Jesu wird auch im vorliegenden Falle wieder bestätigt. Abgesehen von der ursprünglichen Abweisung der Zeichenforderung sind auch der Spruch vom Jonaszeichen (Luk. 12, 29. 30) und die Vergleichung der Juden mit der Königin des Mittags und mit den Nineviten (V. 31. 32) zwei selbstständige Größen, die in der Reihefolge, in der sie in der Schrift des Lukas auf einander folgen, entstanden sind. Der Spruch vom Jonaszeichen ist die Androhung von Etwas Zukünftigem, die Vergleichung mit der Königin des Südens und mit den Nineviten ist die strafende Invective gegen den bereits abgeschlossenen und vollendeten Unglauben der Gegenwart — jener Spruch ist die Drohung mit dem Zeichen, als welches des Menschen Sohn vor diesem Geschlecht da stehen wird, in dieser Vergleichung dagegen kommt der Herr nicht als zukünftiges Zeichen, sondern als gegenwärtige Größe in Betracht, deren Unendlichkeit, deren größere Bedeutung wenigstens den Unglauben der Juden noch unentschuldbarer macht, während derselbe schon an dem Eifer, mit dem die Königin des Mittags die Weisheit Salomo’s, des Geringeren, zu hören trachtete, und an der Buße, die die Nineviten nach der Predigt Jonas, des gleichfalls Ge-ringeren thaten, seinen Richter hat. (Daß es heißt: die Nineviten, die Königin des Mittags werden am Gericht zur Verdammung dieses Geschlechts aufstehen, ist hier nicht von Bedeutung — diese Beziehung auf die Zukunft wird durch die Hinveisung auf die jetzt schon dastehende, auf die gegen-wärtige unendlich bedeutendere Größe überragt und bleibt immer von der Androhung des Jonaszeichens, als welche- des Men-schrn Sohn vor diesem Geschlecht dastehen wird, wesentlich ver« schieden.) Dort im Spruch vom Jonaszeichen ist der Herr das Zeichen für das gegenwärtige Geschlecht — d. h. wird er eben so als Zeichen des Untergang-, dessen göttlicher Beschluß nur durch allgemeine Buße rückgängig gemacht werden kann, vor diesem Geschlecht dastehen, wie Jonas als Zeichen vor den Ni« nrviten erschien, — hier, in der Vergleichung mit der Königin des Mittags und denNineviten bedarf es keines Zeichens mehr, ist der Urtheil-spruch über dieses Geschlecht schon un-viderruflich bestimmt und wird er von jenen Fremden ausgesprochen werden. | Our previous experience of the gradual growth of Jesus’ answers is again confirmed in the present case. Apart from the original rejection of the demand for the sign, the saying of the sign of Jonah (Luke 12:29, 30) and the comparison of the Jews with the queen of the South and with the Ninevites (vv. 31, 32) are also two independent variables which arose in the sequence in which they follow one another in Luke’s writing. The saying of the sign of Jonah is the threat of something future, the comparison with the queen of the south and with the Ninevites is the punishing invective against the already completed and accomplished unbelief of the present – that saying is the threat of the sign as which the Son of Man will stand before this generation, in this comparison, however, the Lord does not come into consideration as a future sign, but as a present greatness, whose infinity, whose greater significance at least makes the unbelief of the Jews even more inexcusable, while the same already has its judge in the eagerness with which the queen of the South sought to hear the wisdom of Solomon, the lesser, and in the repentance which the Ninevites did after the sermon of Jonah, who was likewise the greater. (The fact that it says: the Ninevites, the queen of the south, will stand up at the judgment to condemn this generation is not important here – this reference to the future is surpassed by the reference to the now already existing, to the present infinitely more significant greatness and always remains essentially “separated” from the threat of the sign of Jonah, as which the son of man will stand before this generation). There in the saying of the sign of Jonah, the Lord is the sign for the present generation – i.e., he is just as much the sign of the subordinate generation. In the comparison with the queen of the south and the Ninevites, no sign is needed any more, the sentence on this generation is already irrevocably determined and will be pronounced by those strangers. |
30 | Den Spruch vom Jonaszeichen hat Matthäus außerordent-sich entstellt, indem er dasselbe von dem dreitägigen Aufenthalt Jesu im Grabe erklärte (Matth. 12, 40) — eine Erklärung, die zwar Justinus auch bereits kannte, aber in feinen apostoli-schen Denkwürdigkeiten nicht vorfand, da er ausdrücklich be-merkt, daß die Leute, zu denen Jesus vom Jonaszeichen sprach, nicht m*), erkten daß er unter diesem Zeichen seine Auferstehung am dritten Tage nach der Kreuzigung verstand. | Matthew distorted the saying of the sign of Jonah extraordinarily by explaining it as the three-day stay of Jesus in the tomb (Matth. 12, 40) – an explanation that Justin already knew, but did not find in his Apostolic Memoirs, since he explicitly notes that the people to whom Jesus spoke of the sign of Jonah did not know that he understood by this sign his resurrection on the third day after the crucifixion. |
30* | *) Dial. c. Tryph. p. 334. 335 . . . . . οὐ δοθήσεται εἰ μὴ τὸ σημεῖον τοῦ Ἰωνᾶ. (καὶ ταῦτα λέγοντος αὐτοῦ παρακεκαλυμμένα ἦν νοεῖσθαι ὑπὸ τῶν ἀκουόντων, ὅτι . . . | *) Dial Tryph 108.1 . . . . . καὶ ταῦτα λέγοντος αὐτοῦ παρακεκαλυμμένα ἦν νοεῖσθαι ὑπὸ τῶν ἀκουόντων ὅτι . . . [And since He spoke this obscurely, it was to be understood by the audience that . . . ] |
30/31 | In seiner gewohnten Weise hat Matthäus die Verwirrung noch weiter getrieben und wenn er den Herrn die Zeichenforde-rung zum zweitenmal (C. 16, 1—4) mit der Androhung des Jonaszeichens abwrisen läßt, den Spruch über die Zeichen der Zeit vorangrschickt, die die Heuchler nicht verständen, wäh-rend sie doch aus der Farbe des Himmels das Wetter in vor« aus zu bestimmen wüßten — ein Spruch, der sich vielmehr auf die letzte Krisis bezieht und dessen Elemente auch Lukas (C. 12, 54—56) aus einer jener Quellenschriften entlehnt hat, die ihm mehrere Variationen auf die Rede des Herrn über die letzte Krisis geliefert haben. | In his usual way Matthew has driven the confusion even further and when he lets the Lord cancel the request for a sign for the second time (C. 16, 1-4) with the threat of the sign of Jonah, he prefaced it with a saying about the signs of the times, which the hypocrites did not understand, while they knew how to determine the weather from the colour of the sky – a saying which rather refers to the last crisis and whose elements Luke also borrowed (C. 12, 54-56) from one of those source writings that provided him with several variations on the Lord’s speech about the last crisis. |
31 | ————– | ————– |
31 | Obwohl das Schicksal dieses Elias-Abschnitte- vollständig entschieden ist, so haben wir doch noch eine Untersuchung durch-zuführen — wenigstens bin ich dazu verpflichtet, nachdem ich das erstemal, als ich mit meiner Kritik der evangelischen Geschichte auftrat, jene Untersuchung angeregt habe, ohne alle Punkte, die für sie Bedeutung haben, ins Auge zu fassen.
Es handelt sich um die Vergleichung des evangelischen Ur« bericht- und der Angaben des Josephus über die Enthauptung des Täufers. |
Although the fate of this section of Elijah has been completely decided, we still have to carry out an investigation – at least I am obliged to do so, since I first suggested this investigation when I presented my critique of the Gospel story, without considering all the points that are important for it.
It is a matter of comparing the gospel “Ur” account and Josephus’ account of the beheading of the Baptist. |
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Neil Godfrey
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