Zweites Buch.Die Geburt und Kindheit Jesu. |
Second book.The birth and childhood of Jesus. |
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253 |
1.Die Abstammung Jesu von David. |
1.The descent of Jesus from David. |
253 | Der Streit zwischen dem Vierten und den Synoptikern ist kaum entschieden und das Reflexionsgewebe, mit welchem Jener den ursprünglichen Typus der evangelischen Geschichte umhüllt und fast unkenntlich gemacht hat, als späteres Machwerk aufgelöst, als auch zwischen Diesen der Zwist beginnt, indem Jeder von ihnen trotz der Differenz ihrer Berichte die Wahrheit berichten, Jeder von ihnen, da ihre Berichte häufig einander sogar ausschließen, ausschließlich die Wahrheit berichten will.
Sogleich die ersten Voraussetzungen ihrer Anschauung der Persönlichkeit Jesu müssen zum Ausbruch ihres Zwiespalts Anlaß geben. Während Lukas und Matthäus großes Gewicht darauf legen, daß Jesus von David abstamme und die Nichtigkeit ihrer Voraussetzung sogar durch eine Genealogie beweisen, deutet Marcus mit keinem Wort darauf hin, daß er Etwas von einer davidischen Abstammung wisse. |
The quarrel between the Fourth Evangelist and the Synoptics has hardly been decided, and the reflective fabric with which the latter wrapped the original type of the Gospel story and made it almost unrecognizable has been dissolved as a later fabrication, when also between them the quarrel begins, in that each of them, in spite of the difference of their reports, wants to report the truth, each of them, since their reports often even exclude each other, wants to report exclusively the truth.
Immediately the first premises of their view of the personality of Jesus must give rise to the outbreak of their discord. While Luke and Matthew put great emphasis on the fact that Jesus descended from David and even prove the nullity of their presupposition by a genealogy, Mark does not indicate with a word that he knows anything about a Davidic descent. |
253/254 | Diese Voraussetzung fehlt aber nicht nur in der Schrift des Marcus, sondern sie wird such von dieser ausgeschlossen und Marcus hat dabei den Vortheil für sich, daß er mit dieser Ausschließung mit der gesammten Anlage seines Werks in Einklang bleibt, während namentlich Matthäus, der mit jener Voraus-setzung Vollkommen Ernst gemacht hat, durch die prosaische Ausführung und Geltendmachung derselben mit andern und zwar wesentlichen Voraussetzungen seines Werks in einen tödtlichen Widerspruch tritt. | This presupposition is not only missing in the writing of Mark, but it is also excluded from it and Mark has the advantage that with this exclusion he remains in harmony with the entire layout of his work, while especially Matthew, who was completely serious about this presupposition, enters into a deadly contradiction with other and indeed essential presuppositions of his work by the prosaic execution and assertion of it. |
254 | Das Volk deS Matthäus kennt nämlich Jesum von vornherein als Sohn Davids und bezeichnet ihn als solchen, wenn es ihn als den Messias bezeichnen will. Wenn Jesus sogleich nach seinem ersten Auftreten (C. 6, 27) von zwei Blinden eben so wie später vom canaanitischen Weibe (C. 15, 23) und gegen das Ende seiner öffentlichen Wirksamkeit wiederum von zwei Blinden (E. 20, 31) als Sohn Davids um Erbarmen angerufen wird, so ist es klar, daß die Hilfeflehenden, die von ihm ein Wunder verlangen, in ihm den Messias sehen, von dem sie voraussetzen, daß er nothwendigerweise auch in genealogischem Sinne ein Nachkomme Davids seyn müsse. In diesem Sinne spricht sich auch das ganze Volk aus, wenn es, als es so eben Zeuge eines auffallenden Wunders gewesen war, (E. 12, 23) die Vermuthung aufstellt, Jesus möge wohl der Sohn Davids seyn, und damit sagen will, nur der Messias sey im Stande, so Ungeheures zu vollbringen. Als endlich das Volk dem erwarteten Messias huldigte und ihn feierlich in die Hauptstadt geleitete, glaubte es für seine messianische Hoheit den bezeichnendsten Titel zu gebrauchen, wenn es ihm „Hosianna dem Sohne Davids” zurief. | The people of Matthew know Jesus from the beginning as the Son of David and refer to him as such when they want to call him the Messiah. When Jesus is called for mercy by two blind men immediately after His first appearance (ch. 6, 27) as well as later by the Canaanite woman (ch. 15, 23) and again by two blind men toward the end of His public ministry (ch. 20, 31) as the Son of David, it is clear that those who ask Him for a miracle see in Him the Messiah of whom they assume that He must necessarily be a descendant of David in a genealogical sense. In this sense, the whole people also expresses itself when, after having just witnessed a striking miracle (ch. 12, 23), it assumes that Jesus might be the son of David, and thus wants to say that only the Messiah is able to accomplish such astonishing things. When the people finally paid homage to the expected Messiah and solemnly escorted him to the capital, they believed to use the most significant title for his messianic majesty when they shouted “Hosanna to the Son of David” to him. |
254/255 | Matthäus hat also nicht umsonst sogleich im Eingang seines Werks (C. 4, 4) Jesum als Sohn Davids bezeichnet: wie ihn die Anschauung von der davidischen Abstammung desselben beherrscht, so steht es ihm auch fest, daß auch das Volk von Anfang an in Jesus den messianischen Sproß Davids erkannte und der Ruf des Davididen sogar über die Gränze des gelobten Landes hinüberdrang, so daß das griechische Weib aus Syrophönicien ihn als Sohn Davids um Erbarmen für ihre Tochter anflehen konnte. | Matthew did not call Jesus the son of David for nothing: as he was dominated by the view of the Davidic descent of Jesus, so it is also clear to him that the people recognized the Messiah offspring of David in Jesus from the beginning and the call of the David even reached over the border of the promised land, so that the Greek woman from Syro-Phoenicia could beg him as the son of David for mercy for her daughter. |
255 | Dennoch aber wissen auch die Jünger deS Matthäus, als ihr Meister sie kurz vor dem Aufbruche aus Galiläa fragte, was die Leute von ihm meinten, ihm Nichts davon zu melden, daß ihn Einige für den Sohn Davids, den Messias hielten.
Ja, wenn in der Schrift des Marcus die Jünger, als Jesus am Ende seiner öffentlichen Laufbahn sie nach der Meinung der Leute fragte, von keiner Volksparthei Etwas wissen, die ihn als Messias anerkannte, — da ist es etwas Anderes, da verhält es sich wirklich so, wie die Antwort der Jünger vorauSsetzt, — da ist wirklich Niemand*) aufgetreten, der in Jesus den Messias oder den Sohn Davids anerkannt hätte — da soll die Antwort der Jünger einen wichtigen Abschnitt im Leben Jesu bezeichnen, insofern sie zeigt, wie das Volk, wenn es Jesum für den EliaS oder für einen der Propheten hielt, beinahe das Richtige getroffen habe und doch noch gerade um die entscheidende Distanz von der Wahrheit entfernt gewesen sey, und insofern sie es nun ferner erklärt oder es wenigstens als möglich erscheinen läßt, daß das Volt bald darauf, als Jesus in Jerusalem einzog, ihn als den Messias begrüßte. |
Nevertheless, even the disciples of Matthew, when their master asked them shortly before the departure from Galilee what the people thought of him, knew nothing to report to him that some took him for the Son of David, the Messiah.
Yes, if in the writing of Mark the disciples, when Jesus at the end of his public career asked them about the opinion of the people, know nothing of any part of the people who recognized him as the Messiah, – there it is something different, there it really is like a genuine answer of the disciples, – there really appeared no one*) who would have recognized in Jesus the Messiah or the Son of David – there the answer of the disciples is supposed to indicate an important period in the life of Jesus, in so far as it shows how the people, when they took Jesus for Elijah or for one of the prophets, had almost got it right and still had been just the decisive distance away from the truth, and in so far as it now further explains it or at least makes it seem possible that the people soon after, when Jesus entered Jerusalem, welcomed him as the Messiah. |
255* | *) Die Dämonischen, die Jesum als Sohn Gottes „kennen” (Marc. 1, 24. 34. 3, 11.), können hier, wo es sich vom Volk und dessen Partheien handelt, nicht gerechnet werden, da nach der Ansicht des Evangelisten aus ihnen übernatürliche Wesen sprechen, Diener des Satan, die in Jesus den himmlischen Gegner ihres Meisters erkennen. | *) The demons, who “know” Jesus as the Son of God (Mark 1:24, 34. 3:11.), cannot be counted here, where it is about the people and their parties, because according to the view of the evangelist supernatural beings speak out of them, servants of Satan, who recognize in Jesus the heavenly opponent of their master. |
255/256 | Marcus steht mit sich in Einklang. Die Antwort der Jünger stimmt mit dem vorhergehenden Theil seines Werks zusammen und bereitet auf den folgenden Auftritt vor, der nach der Ansicht des Evangelisten den Glanzpunkt in der öffentlichen Laufbahn Jesu bildet. Jn der Schrift des Marcus schadet es auch Nichts, wenn Jesus auf der Neise nach Jerusalem von dem Blinden zu Jericho auf einmal als Sohn Davids um Hilfe angerufen wird; da er nämlich bald darauf, ehe er sein Leiden erfüllte, von einem gläubigen Volke empfangen werden sollte, so war es passend, daß ihm vorher ein Vorbote des reifenden Glaubens begegnet. Der Blinde zu Jericho, der als dcr Vorposte der begeisterten Schaar, die den Herrn in Jerusalem empfängt, am Wege sitzt, stört nicht nur nicht, sondern ist sogar an seinem Platze und nothwendig. | Mark is in harmony with himself. The answer of the disciples agrees with the previous part of his work and prepares for the following appearance, which forms the highlight in the public career of Jesus according to the view of the evangelist. In the writing of Mark it does no harm when Jesus on the way to Jerusalem is called for help by the blind man in Jericho as the son of David; since he was to be received by a believing people soon after, before he fulfilled his suffering, it was fitting that a harbinger of the maturing faith should meet him beforehand. The blind man at Jericho, who sits by the road as the forerunner of the enthusiastic crowd that receives the Lord in Jerusalem, not only does not disturb the narrative, but is even in his place and necessary. |
256 | Dagegen hat Matthäus die Bedeutung des Empfangs, den Jesus zu guter Letzt in Jerusalem findet, nicht nur herabgesetzt, sondern so gut wie völlig vernichtet, wenn nicht nur vorher schon, sondern von Anfang an die Leute in Jesus den Messias und Sohn Davids erkennen, und die Antwort der Jünger auf jene Frage ihres Herrn ist in seiner Schrift unrichtig und bedeutungslos, da sie nach den früheren Vorfällen viel mehr hätten beuchten müssen, als sie ihrem Meister wirklich melden. Ja, die Frage Jesu ist in der Schrift des Matthäus sogar ungehörig und müßte eigentlich fehlen, da die Zurufe der Leute ihm längst hätten lehren müssen, daß man ihn für den Messias hielt. | On the other hand, Matthew has not only belittled the significance of the reception that Jesus finds in Jerusalem in the end, but has almost completely destroyed it, when not only before, but from the very beginning the people recognize in Jesus the Messiah and Son of David, and the answer of the disciples to that question of their Lord is inaccurate and meaningless in his writing, since according to the earlier incidents they should have confessed much more than they really report to their Master. Yes, the question of Jesus is even improper in the writing of Matthew and should actually be missing, since the shouts of the people should have taught him long ago that they thought he was the Messiah. |
256/257 | Kurz, Matthäus hat in ein Werk, dessen Knotenpunkt er unversehrt gelassen, dessen Zuspitzung er beibehalten, — in ein Werk, welches die Anerkennung Jesu als des Messias nur all- mählig, erst kurz vor der Leidenszeit selbst im engern Kreis der Jünger sich vollenden ließ, eine Voraussetzung ausgenommen, die ursprünglich von demselben ausgeschlossen wurde. Er hat früher, als dies Werk wollte, die Anerkennung Jesu als des Messias sich vollenden lassen — er hat die Anschauung von Jesus als dem Sohn Davids, wie sie ihm wichtig war, auch überall in den Vordergrund seines Berichts gestellt und dadurch den Typus des Werks, welches er benutzte, aufgehoben, soweit er ihn beibehielt, in Verwirrung gebracht. | In short, Matthew has excluded into a work, whose nodal point he left intact, whose intensification he maintained, – into a work, which allowed the recognition of Jesus as the Messiah only very meagerly, only shortly before the time of suffering itself in the narrower circle of the disciples to be completed, a precondition, which was originally excluded from the same. He let the recognition of Jesus as the Messiah be completed earlier than this work wanted – he also put the view of Jesus as the Son of David, as it was important to him, everywhere in the foreground of his report and thereby cancelled the type of the work he used, as far as he kept it, in confusion. |
257/258 | Marcus legt nur dem Blinden von Jericho die gläubige Begrüßung Jesu als des Sohnes Davids in den Mund und deutet mit der Sicherheit seiner Darstellung darauf hin, daß Jesus in keinem andern Sinne, als weil er der Messias und der Träger der dem David verheißenen Gnaden sey, der Sohn Davids sey und als solcher angerufen werde. Wenn nämlich sein Blinder, der bei Jericho am Wege sitzt, hört, es sey (C. 10, 47) Jesus von Nazareth, der unter dem Geleit der Menge vorbei komme, wenn sein Blinder nun sogleich Jesum als Sohn Davids um Hilfe anruft, so will er, ein Schriftsteller, der bisher über die Herkunft Jesu weiter Nichts berichtet hat, als daß Nazareth seine Heimath sey und daß ebendaselbst seine nächsten Verwandten wohnen und zu Hause seyen, durchaus nicht sagen, daß Jesus auch in genealogischem Sinne ein Sohn Davids sey. Im Gegentheil, er schließt diese Annahme ausdrücklich aus, wenn er dieses einzige mal, wo er die Begrüßung Jesu als Sohnes Davids einflicht, ihn unmittelbar vorher als Nazaräer bezeichnen läßt. Wollte er jene Annahme nicht ausschließen, so würde er es wie Matthäus machen und dem Blinden nur das Eine durch die Leute eröffnen lassen, daß „Jesus” des Weges komme. Wollte er seine Leser auf den Gedanken bringen, daß Jesus auch im genealogischen Sinne Sohn Davids sey, so würde er es wieder wie Matthäus machen und Jesum als Sohn Davids in Jerusalem einziehen und das Volk in seinem begeisterten Zuruf Davids gewiß nicht so erwähnen lassen, daß es ihn seinen Vater, den Vater der ganzen theatralischen Gemeinde nennt (Marc. II, 10) — er würde in diesem Zuruf des Volks Jesum nicht nur in diesen entfernten Zusammenhang mit David bringen, daß in ihm das Reich des KönigS komme, der im geistigen Sinn der Vater des ganzen Volkes sey. | Mark only puts into the mouth of the blind man of Jericho the believing greeting of Jesus as the Son of David and indicates with the certainty of his presentation that Jesus is the Son of David in no other sense than because he is the Messiah and the bearer of the graces promised to David and is called as such. When his blind man, sitting by the road near Jericho, hears that (ch. 10, 47) Jesus of Nazareth is passing by under the escort of the crowd, when his blind man immediately calls upon Jesus as the Son of David for help, he, a writer who has not reported anything about the origin of Jesus other than that Nazareth is his home and that his closest relatives live and reside there, does not want to say that Jesus is also a son of David in a genealogical sense. On the contrary, he expressly excludes this assumption, when he lets Jesus be called a Nazarene immediately before the only time he inserts the greeting of Jesus as son of David. If he did not want to exclude this assumption, he would do it like Matthew and only let the blind man know the one thing through the people, that “Jesus” comes from the way. If he wanted to give his readers the idea that Jesus was also the son of David in the genealogical sense, he would again do like Matthew and let Jesus enter Jerusalem as the son of David and certainly not let the people in their enthusiastic acclamation mention David in such a way that they call him their father, the father of the whole theatrical community (Mark 11: 10) – in this acclamation of the people he would not only bring Jesus into this distant connection with David, that in him the kingdom of the king comes, who in the spiritual sense is the father of the whole people. |
258 | Wenn endlich der Jesus des Marcus die Frage stellt, wie wohl die Schriftgelehrten sagen können, daß der Messias der Sohn Davids sey, und dagegen aus dem Schriftwort den Beweis führt, daß diese Annahme von einer unauflöslichen Schwierigkeit gedrückt sey, ja sogar ein Unding fordere, so ist damit jeder Gedanke an eine leibliche Abstammung Jesu von David auch noch ausdrücklich ausgeschlossen und steht jene Argumentation mit der ganzen Anlage der Schrift des Marcus im besten Einvernehmen. Nur in einer Schrift, die von der Herkunft Jesu weiter Nichts weiß, als daß er mit seiner Familie in Nazareth zu Hause sey, hat diese Polemik gegen die Forderung, daß der Messias ein Sohn Davids seyn müsse*), Sinn und Zusammenhang, — wenn dagegen Matthäus jene Frage gleichfalls in seine Schrift aufnimmt, so zeigt er nur, wie sklavisch er von einem fremden Werke abhängig war und wie wenig er für den Widerspruch zwischen dem Typus desselben und seinen spätern Voraussetzungen ein Gefühl hatte. | When finally the Jesus of Mark asks the question how the scribes can say that the Messiah is the son of David, and on the other hand leads the proof from the scriptural word that this assumption is pressed by an insoluble difficulty, yes, even demands a thing, then every thought of a bodily descent of Jesus from David is also still expressly excluded and this argumentation stands with the whole layout of the scripture of Mark in the best agreement. Only in a scripture that knows nothing about the origin of Jesus except that he was at home with his family in Nazareth, this polemic against the demand that the Messiah must be a son of David*) has sense and coherence, – if, on the other hand, Matthew also includes this question in his scripture, he only shows how slavishly he was dependent on a foreign work and how little he had a feeling for the contradiction between the type of the same and its later presuppositions. |
258* | *) Wo diese Forderung entstanden ist, wird sich später zeigen, wenn wir zu dem Abschnitt kommen, in welchem sie die Eollision bildet, die Jesus mit dem Schriftwort auflöst. | *) Where this demand originated will be seen later when we come to the passage in which it forms the collision that Jesus resolves with the scriptural word. |
258/259 | Er hatte von diesem Widerspruch nicht einmal eine Ahndung und schob seine Voraussetzungen in einen fremden Typus, ohne auch nur zu merken, daß derselbe von dieser Zuthat nichts wissen wollte, — ja, er nahm sogar in sein Werk den Protest auf, welchen der ältere Typus gegen diese spätere Bereicherung einlegte, ohne zu merken, daß dieser Protest gegen seine eigne Zuthat gerichtet war. “ | He did not even have an inkling of this contradiction and pushed his presuppositions into a foreign type, without even noticing that the latter did not want to know anything about this attribute, – yes, he even included in his work the protest which the older type lodged against this later enrichment, without noticing that this protest was directed against his own attribute. “ |
259/260 | Dagegen hatte er sowohl wie LukaS ein sehr bestimmtes Bewußtseyn über den Widerspruch, in welchen die Annahme der davidischen Abstammung Jesu mit einer Anschauung trat, die ihm mit Lukas gemeinsam war. Er beweist wie dieser die Abstammung Jesu von David vermittelst eines ordentlichen Geschlechtsregisters, er führt wie dieser die Linie, die den Heiland mit dem bevorzugten König der Theokratie verbindet, durch Joseph hindurch und gleichwohl stimmen beide darin überein, daß Joseph keineswegs der Vater Jesu gewesen und Maria vielmehr von der Kraft des Höchsten befruchtet worden sey. Beide sahen den Widerspruch, den ihre entgegengesetzten Annahmen bildeten, Beide versuchten es, ihm aus dem Wege zu gehen: wenn Matthäus von Joseph zu Jesus übergehen will, so vermeidet er den Ausdruck, den er bis dahin beim uebergang vom Vater zum Sohn gebrauchte, sagt er nicht, daß Joseph Jesum „zeugte” und den Verheißenenen in dieser natürlichen und unmittelbaren Weise mit dem Hause Davids verbinde, sondern nennt er ihn nur den Mann der Maria, von der Jesus, der Christus geboren wurde C. 1, 16 — Lukas läßt seine Absicht, den Widerspruch zu vermeiden, ja, ihn von vornherein zu ersticken, noch greller hervortreten, wenn er seine Genealogie mit den Worten beginnt: Jesus „war”, „wie er dafür galt”, der Sohn Josephs (C.3,23) — d. h. die Absicht, ihn zu heben, tritt in der Schrift des Lukas nur noch greller hervor — seine beiden Seiten, daß Jesus durch Joseph mit dem Hause David’S zusammen hing, als Sohn Josephs ein Davidide war und gleichwohl nur nach einer falschen Volksansicht als Sohn Josephs galt, stehen nun in der ganzen Schroffheit, mit der sie einander bekämpfen und eine die andere aufhcben will, sich gegenüber. Und zwar ist der Widerspruch beiden Evangelisten gemeinsam, beide wollen den Stammbaum Josephs geben, beide vermittelst Josephs davidischen ursprungs die davidische Herkunft Jesu beweisen — Matthäus, der den uebergang zu Joseph ausdrücklich mit derselben Formel bildet, die er von Abraham bis zu dem Vater Josephs gebraucht hat — „Jakob zeugte Joseph,” den Mann der Maria — hat den Engel des Herrn, als er dem Joseph im ersten Traum erschien, diesen nicht umsonst als Sohn Davids anreden lassen und Lukas will seine ausdrücklichen Winke, indem er nur von Joseph sagt, daß er aus dem Hause und Geschlecht Davids sey (C. 2, 4), von der Maria aber weiter Nichts meldet, als daß sie eine Verwandte der Priesterfrau Elisabeth, also auch „eine von den Töchtern Arons” sey (C. 1, 5. 36), nicht umsonst angebracht haben: — er will den aufmerksamen Leser auf den Gedanken kommen lassen, daß der Messias einer Familie entsprossen sey, in welcher sich das königliche und priesterliche Geschlecht vereinigt haben. Matthäus gibt nur den Stammbaum Josephs, Lukas gibt zugleich zu verstehen, daß in der Familie, der der Messias entsprungen, wie eS sich für den königlichen Hohenpriester ziemte, die beiden bevorzugten Geschlechter sich ehelich verbunden hatten. | On the other hand, both he and Luke had a very definite consciousness of the contradiction in which the assumption of the Davidic descent of Jesus entered with a view which was common to him and Luke. Like Luke, he proves the descent of Jesus from David by means of a proper genealogical register; like Luke, he traces the line connecting the Savior with the preferred king of the theocracy through Joseph, and yet both agree that Joseph was by no means the father of Jesus and that Mary was rather impregnated by the power of the Most High. Both saw the contradiction that their opposite assumptions formed, both tried to avoid it: when Matthew wants to pass from Joseph to Jesus, he avoids the expression that he used until then when passing from father to son, he does not say that Joseph “begat” Jesus and connects the promised one in this natural and immediate way with the house of David, but he only calls him the husband of Mary, from whom Jesus, the Christ was born ch. 1, 16 – Luke makes his intention to avoid the contradiction, yes, to stifle it from the beginning, even more glaring when he begins his genealogy with the words: Jesus “was”, “as he was considered to be”, the son of Joseph (ch. 3,23 ) – i.e. the intention to lift him up is only more glaring in Luke’s writing – his two sides, that Jesus was related to the house of David through Joseph, that he was a Davidide as the son of Joseph, and that he was nevertheless considered the son of Joseph only according to a false popular opinion, now stand opposite each other in all the abruptness with which they fight each other and one wants to stop the other. The contradiction is common to both evangelists, both want to give the family tree of Joseph, both want to prove the Davidic origin of Jesus by means of Joseph’s Davidic origin – Matthew, who explicitly forms the transition to Joseph with the same formula he used from Abraham to Joseph’s father – “Jacob begat Joseph,” the husband of Mary – did not let the angel of the Lord, when he appeared to Joseph in the first dream, address him as son of David for nothing, and Luke wants his explicit hints, by only saying of Joseph that he is of the house and lineage of David (ch. 2, 4), but of Mary nothing more than that she was a relative of the priest’s wife Elizabeth, thus also “one of the daughters of Aron” (ch. 1, 5. 36): – he wants to make the attentive reader think that the Messiah sprang from a family in which the royal and priestly lineage were united. Matthew gives only the family tree of Joseph, Luke gives at the same time to understand that in the family from which the Messiah sprang, as it was proper for the royal high priest, the two preferred sexes had united in marriage. |
260/261 | Welcher Widerspruch also! Während Marcus, der den Vater Jesu nicht einmal dem Namen nach kennt, mit kühner UN- bekümmertheit um die juristische und genealogische Nichtigkeit die Weissagung der Propheten vom Sproß Davids in Jesus als erfüllt darstellte, ja während er die Erfüllung in einer Person nachwies, von der er ausdrücklich berichtet, daß sie mit ihrem ganzen Familienzusammenhange in Nazareth zu Hause, und von der er gleich ausdrücklich voraussetzt, daß sie nicht davidischer Abkunft sey, ist diese ideale Anschauung von der Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen und von dem Zusammenhang des Erschienenen mit der früheren Offenbarung des göttlichen Rathschlusses in den Schriften des Lukas und Matthäus genealogisch bewiesen, juristisch durch einen Stammbaum gerechtfertigt und zu gleicher Zeit setzen doch beide Evangelisten die Ge- nealogieen, die sie mittheilen, zu einer Jllusion herab, wenn sie berichten, wie Jesus der Gottgezeugte ist. | What contradiction then! While Mark, who does not know the father of Jesus even by name, with bold unconcern for the legal and genealogical nullity presented the prophecy of the prophets of the offspring of David in Jesus as fulfilled, yes, while he proved the fulfillment in a person of whom he expressly reports that he is at home in Nazareth with his whole family connection, and of whom he immediately expressly presupposes that he is not of Davidic descent, This ideal view of the fulfillment of the Old Testament promises and of the connection of the appeared one with the earlier revelation of the divine council is genealogically proven in the writings of Luke and Matthew, legally justified by a family tree, and at the same time both evangelists reduce the genealogies they communicate to an illusion when they report how Jesus is the begotten of God. |
261/262 | Wie eS ihnen möglich war, diesen Widerspruch zu ertragen, lehrt das Beispiel der späteren Kirche, die achtzehn Jahrhunderte hindurch ihren Herrn als wirklichen Davididen betrachtete, seinen Zusammenhang mit dem Geschlecht Davids durch seinen Zusammenhang mit Joseph vermittelte und gleichwohl im Glauben an seinen himmlischen Ursprung diesen Zusammenhang mit Joseph aufhob. Die Kirche leistete Beides, den Glauben an die davidische Abstammung Jesu und den Glauben an seine Erzeugung durch die Kraft des Höchsten, weil sie ein Interesse hatte, Beides zu glauben. Das doppelte Interesse stärkte und unterhielt ihren doppelten Glauben: — weil beide Interessen trotz des Widerspruchs, der sie entzweien, tödtlich entzweien müßte, ihr gleich wichtig sind, leistete sie auch gern und willig den zwiefachen Glauben. Ihren ursprung aus der Geschichte kennt die Kirche nicht, — darum muß ihr Stifter himmlischen ursprungs seyn; gleichwohl kann sie es nicht lassen, sich mit der vorhergehenden Geschichte in einer Art von Zusammenhang zu sehen, freilich nur mit der heiligen, mit der priviligirten Geschichte, aber da sie auch hier, wie im gesamm- ten Geisterreich der Geschichte die Voraussetzungen ihres Princips nicht in dem Reichthum aller Erscheinungen aufzufinden weiß, so muß sie sich an das Gängelband einer genealogischen Linie halten und an demselben den Rückweg zu ihrer Vergangenheit zurücklegen. Sie will beides, mit dem Himmel und mit der Geschichte zusammenhängen, darum leistet sie jenen zwiefachen Glauben und Lukas und Matthäus gaben dem Glauben, was er haben wollte, als sie in ihren Schriften die Genealo- gieen und den Bericht von dem wunderbaren Ursprung des Messias -usammenstellten. | How it was possible for them to bear this contradiction is shown by the example of the later church, which for eighteen centuries regarded its Lord as a real Davidide, mediated his connection with the lineage of David by his connection with Joseph, and at the same time, in believing in his heavenly origin, cancelled this connection with Joseph. The church performed both, the belief in the Davidic descent of Jesus and the belief in his generation by the power of the Most High, because it had an interest in believing both. The double interest strengthened and maintained her double faith: – because both interests are equally important to her, in spite of the contradiction, which would have to divide her, mortally divide her, she also gladly and willingly performed the twofold faith. The church does not know its origin in history, – therefore its founder must be of heavenly origin; nevertheless, it cannot refrain from seeing itself in a kind of connection with the preceding history, admittedly only with the sacred, with the privileged history, but since here too, as in the entire spiritual realm of history, it does not know how to find the prerequisites of its principle in the wealth of all phenomena, it must hold itself to the leash of a genealogical line and by it make its way back to its past. It wants both, to be connected with heaven and with history, that is why it has that twofold faith and Luke and Matthew gave to faith what it wanted when they put together in their writings the genealogies and the report of the miraculous origin of the Messiah. |
262/263 | Sie haben zuerst das Widersprechende zusammengefügt und auf Einem gemeinsamen Boden vereinigt, was getrennt entstanden und verschiedenen Standpunkten der Anschauung entsprungen ist. Die Gewaltsamkeit wenigstens, mit der Lukas die Genealogie in einen fremden Zusammenhang einzwängt — das ängstliche llngeschick, mit dem er sie erst anbringt, nachdem er die öffentliche Wirksamkeit des Täufers geschildert, die Taufe Jesu beschrieben und darauf gemeldet hat, daß derselbe bei seinem Auftreten gegen dreißig Jahre alt gewesen sey — die Mattigkeit des llebergangs, das schleppende Participium, mit dem er sie hier erst einfügt*) — das unrecht, welches er damit dem Zusammenhange zufügt, indem er die Versuchung aus der engen Verbindung reißt, in der sie mit der Taufe steht— die Gewaltsamkeit, mit der er die Genealogie selbst behandelt, indem er die Richtung, die von Jesus durch Joseph hindurch zu David führen sollte, gerade am entscheidenden Punkte aufhob und die ganze Linie zu einem Schein herabsetzte — die Geflissentlichkeit, mit der er die genealogische Linie, die den Messias mit David in Zusammenhang setzte, gerade da, wo dieser Zusammenhang sich zeigen mußte, einknickte und von Jesus ablenkte — Alles das beweist, daß er die Genealogie vorgefunden, daß er nicht ihr Schöpfer ist, daß er von der Voraussetzung, die ihr zu Grunde lag, gefangen war und sich gedrungen fühlte, sie in sein Werk aufzu- nehmen, während er sie im Interesse seines Glaubens an den himmlischen Ursprung des Messias zu gleicher Zeit zu einer Jl- lusion herabsetzen mußte. | They first brought together and united on one common ground what had originated separately and from different points of view. The forcefulness, at least, with which Luke forces the genealogy into an alien context – the anxious skill with which he introduces it only after he has described the public activity of the Baptist, the baptism of Jesus and then reported that he was about thirty years old at his appearance – the languor of the liver passage, the sluggish participle with which he first inserts it here*) – the injustice which he thereby inflicts on the context by tearing the temptation out of the close connection in which it stands with the baptism – the forcibleness with which he treats the genealogy itself, in that he takes the direction that goes from Jesus through Joseph to David, The violence with which he treats the genealogy itself, in that he takes the direction that was to lead from Jesus through Joseph to David, just at the decisive point, and reduces the whole line to a sham- The flippancy with which he bends the genealogical line that connected the Messiah with David, just where this connection had to show itself, and diverts it from Jesus- All this proves that he has preconceived the genealogy, All this proves that he found the genealogy, that he is not its creator, that he was captivated by the premise on which it was based and felt impelled to include it in his work, while at the same time, in the interest of his faith in the heavenly origin of the Messiah, he had to reduce it to an illusion. |
263 | Nur auf einem Standpunkte, der mit ungeteiltem Glauben die davidische Abkunft Jesu voraussetzte und sie in juristischem und erbrechtlichem Sinne beweisen wollte, konnte die Stammtafel entstehen, die in der Schrift des Lukas eine unnatürliche Stellung einnimmt und eigentlich ein Fremdling ist. Lukas hat sie nicht verfertigt, sondern vorgefunden — sie selbst ist aber auch erst entstanden, als sie dazu dienen sollte, den Messias mit dem Hause Davids in prosaischen Zusammenhang zu bringen. Vorher hat sie nicht existirt, da es zu den unmöglichkeiten gehört, daß der Stammbaum einer Seitenlinie des davidischen Hauses unter allen Stürmen der Geschichte fortgeführt sey und bis zu dieser Zeit, wo er einem wunderbaren Zweck seinen Dienst leisten sollte, sich erhalten habe. Jhren späten Ursprung verräth vielmehr die Tafel durch die Angst, mit der sie die Namen, die die Linie von David bis Joseph bilden, zusammen- bringt, durch die Dürftigkeit der Composition, die bei einem Werk der interessirten Absicht unmöglich zu vermeiden war. Die Armuth der Erfindung wird durch die häufig wiederkehrende Variation auf den Namen Matthat und Mattathias bloßgestellt; nur die Verlegenheit des Verfertigers war im Stande, (V. 25) nach einem seiner Matthias die beiden Prophetennamen Amos und Nahum folgen zu lassen, und es war noch viel Enthaltsamkeit von seiner Seite, daß er nicht noch mehr Prophetennamen folgen ließ, wir müssen uns wenigstens wundern, daß er das Verzeichniß der prophetischen Bücher nicht noch weiter benutzte, wenn wir sehen, wie er nach einem andern Matthat die Namen der vier bedeutendsten Söhne Jakobs: Levi, Simeon, Juda, Joseph (V. 29. 30) hintereinander setzte. | Only from a point of view that presupposed with undivided faith the Davidic origin of Jesus and wanted to prove it in a juridical and hereditary sense, could the genealogical table come into being, which occupies an unnatural position in Luke’s writing and is actually a stranger. Luke did not make it, but found it – but it itself was only created when it was supposed to serve to bring the Messiah into a prosaic connection with the house of David. Before that it did not exist, because it belongs to the impossibilities that the family tree of a side line of the Davidic house has been continued under all storms of history and has been preserved up to this time, where it should render its service to a miraculous purpose. Its late origin is rather betrayed by the anxiety with which it brings together the names that form the line from David to Joseph, by the sparseness of the composition, which was impossible to avoid in a work of interested intention. The poverty of the invention is exposed by the frequently recurring variation on the names Matthat and Mattathias; only the embarrassment of the compiler was able to (v. 25) to have the two prophetic names Amos and Nahum follow after one of his Matthathias, and it was still much abstinence on his part that he did not have more prophetic names follow, we must at least wonder that he did not use the list of prophetic books even further, when we see how he put after another Matthat the names of the four most important sons of Jacob: Levi, Simeon, Judah, Joseph (V. 29. 30) one after the other. |
263/264 | An Einem Punkte nur, gerade in der Mitte zwischen Joseph, dem Mann der Maria, und David, kommen auf einmal Namen von geschichtlichem Klang: Serubabel und Salathiet: aber der Verfasser hatte auch das Bedürfniß, auf dem tausendjährigen Zuge, der durch diese fremden und unbekannten Generationen führte, dem Leser einmal’zu sagen, wo er sich ungefähr befinde, das unbekannte Land, durch welches diese Linie von fremden und nichtssagenden Namen führte, wäre zu unheimlich und wüst gewesen, wenn nicht wenigstens an Einem Punkte, mitten in der dürren Wüste bekannte Namen auftraten, die den Leser orientirten: — die Namen Serubabel und Satathiel sagen ihm, daß er jetzt in der Zeit der babylonischen Gefangenschaft stehe, und machen es ihm möglich, daß er die vorhergehenden und nachfolgenden Namen als die nachexilischen und vorexilischen Generationen sondern kann. | At one point only, just in the middle between Joseph, Mary’s husband, and David, names of historical sound suddenly appear: Zerubbabel and Salathiet: But the author also had the need, on the millennial course, which led through these strange and unknown generations, to tell the reader once, where he was approximately, the unknown country, through which this line of strange and meaningless names led, would have been too eerie and desolate, if at least at one point, in the middle of the arid desert, familiar names did not appear, which oriented the reader: – the names Serubabel and Satathiel tell him that he is now in the time of the Babylonian captivity, and make it possible for him to recognize the preceding and following names as the post-exilic and pre-exilic generations. |
264/266 | Als der ursprüngliche Verfertiger der Genealogie diesen Nuhepunkt schaffte, dem Leser diesen Fingerzeig gab, kümmerte es ihn nicht, daß er dem Salathiel einen Vater, dem Serubabel einen Sohn zuwies, die beiden unbekannt waren, konnte er es nicht wissen, daß ein Anderer nach ihm kommen und die Genealogie Josephs durch die herrschaftliche Linie des Hauses Davids fortführen, dem Satathiel somit Jechonja zum Vater geben würde. Dieser Andere, dessen Arbeit durch den Compo- nisten des ersten Evangeliums den Gläubigen erhalten ist, schrieb später, als derjenige, der dem Verfasser des Lukas- evangeliums seine Genealogie lieferte. Er brauchte sich nicht mehr hinter unbekannte Namen zu verstecken, um den Vergleich mit der wirklichen Geschichte zu vermeiden, er brauchte sich nicht mehr in das Dunkel einer rühmlosen Seitenlinie des davidischen Hauses zurückzuziehen, wenn er den Messias in genealogischer Weise mit dem königlichen Träger der Verheißung in Verbindung setzen wollte: — für ihn war vielmehr die davidische Abstammung Jesu bereits ein sicheres und feststehendes Dogma und er durfte somit den letzten prosaischen Ernst-wagen und das Band, welches den vorbildlichen und den wirklichen König der Theokratie verbindet, in seiner authentischen Alterthümlichkeit und in seiner ganzen ehrfurchtgebittenden Pracht anS Licht ziehen — für ihn war es kein bedenkliches Wagstück mehr, den Sohn Davids durch die königliche, die herrschaftliche Linie mit seinem Ahnen zu verbinden. Derjenige, dessen Arbeit im Lukasevan- gelium seinen Platz gefunden, fühlte sich noch inmitten der unbekannten und Nichtssagenden Namen seiner Genealogie unheimlich und flüchtete deshalb über David und Abraham hinaus in den Schooß Gottes, bis zum Vater Adams — der Spätere, den der ruhige Besitz der ganzen Anschauung schon sicherer gemacht hatte, konnte die Genealogie aus ihrer formlosen Ausdehnung in engere Gränzen zurückführen und ihre Bedeutung sogar erhöhen, indem er sie nur bis zu dem Patriarchen und Vater des Bundesvolkes fortführte. Während sein Vorgänger zufrieden seyn mußte, wenn er nur das Nothdürftigste herbeigeschafft und so viel Namen, als die Genealogie erforderte, aneinander gereiht hatte, konnte er die genealogische Reise durch die Generationen, die von Abraham zum Messias führten, für den Leser interessanter machen, indem er die Aufmerksamkeit desselben auf einige Frauen lenkte, die schon von den Geschichtsbüchern des A. T. hochgestellt waren und deren Bedeutung noch unendlich erhöht wurde, wenn sich nun zeigte, daß ihre Großthaten dem göttlichen Rathschluß dienten, der es auf die Erhaltung und königliche Erhöhung der Familie, die im Messias ihren endlichen Abschluß erhalten sollte, abgesehen hatte: so erwähnt er die Thamar, die sich aus Eifer für die Erhaltung der heiligen Familie preisgegeben hatte — Rahab, die Erste des canaanitischen Volks, die beim Einzug der Hebräer inS gelobte Land Jehova anerkannte — die Ruth, von der ein eignes Buch des A. T. erzählt, wie sie zu der Würde kam, die Mutter des davidischen Geschlechts zu werden — endlich die Bathseba, die es durch die Beharrlichkeit, mit der sie den Ansprüchen des Ado- nia entgegentrat, dahin brächte, daß die Linie, die den Messias zu ihren Gliedern zählen sollte, auf den Thron gelangte. | When the original author of the genealogy created this niche, gave this hint to the reader, he did not care that he assigned a father to Salathiel, a son to Zerubbabel, both unknown, he could not know that another would come after him and continue the genealogy of Joseph through the lordly line of the house of David, thus giving Jechoniah as a father to Satathiel. This other, whose work is preserved to the faithful by the composer of the first Gospel, wrote later than the one who supplied his genealogy to the author of the Gospel of Luke. He no longer needed to hide behind unknown names in order to avoid comparison with real history, he no longer needed to retreat into the obscurity of a boastless side line of the Davidic house when he wanted to connect the Messiah in a genealogical way with the royal bearer of the promise: – For him, on the contrary, the Davidic descent of Jesus was already a sure and established dogma, and he was thus allowed to dare the last prosaic seriousness and to draw to light the bond which connects the exemplary and the real king of the theocracy in its authentic antiquity and in all its reverential splendor – for him it was no longer a dubious venture to connect the Son of David with his ancestor through the royal, the sovereign line. The one whose work found its place in Luke’s Gospel still felt uneasy in the midst of the unknown and meaningless names of his genealogy, and therefore took refuge beyond David and Abraham in the bosom of God, up to the father of Adam – the later one, whom the calm possession of the whole view had already made more secure, was able to lead the genealogy back from its formless extension into narrower limits and even increase its importance by continuing it only up to the patriarch and father of the covenant people. While his predecessor had to be satisfied, if he had brought only the most necessary and had strung together as many names as the genealogy required, he could make the genealogical journey through the generations, which led from Abraham to the Messiah, more interesting for the reader, by directing the attention of the same to some women, who were already highly placed by the history books of the O.T. and whose importance was still unknown. and whose importance was still infinitely increased, when it became apparent that their great deeds served the divine counsel, which aimed at the preservation and royal exaltation of the family, which should receive its final completion in the Messiah: so he mentions the Thamar, who gave herself up out of zeal for the preservation of the holy family – Rahab, the first of the Canaanite people, who acknowledged Jehovah at the entry of the Hebrews into the promised land – Ruth, of whom a separate book of the O.T. tells, how she became the first wife of the Messiah. O.T. tells how she came to the dignity of becoming the mother of the Davidic lineage – finally Bathsheba, who, by the perseverance with which she opposed the claims of Adonijah, would bring the line that was to count the Messiah among its members to the throne. |
266/267 | Dieser Spätere ist nicht der Componist des MatthäusEvangeliums. Der Verfasser der Genealogie wollte Jesum juristisch als den Sohn Davids legitimiren: derjenige, den die Kirche Matthäus nannte, verfuhr dagegen mit der Genealogie wie Lukas mit der seinigen und bog sie gerade an dem entscheidenden Punkte von der Richtung ab, in welcher ihre Beweiskraft lag. Es ist nicht einmal wahrscheinlich, daß erst der Componist des Matthäus-Evangeliums darauf aufmerksam machte, wie sich die Genealogie in drei gleiche Abschnitte theile, (C. 1,17) von denen jeder durch die bedeutendsten epochemachenden Personen und Ereignisse der Geschichte begränzt wurde. Wenn er diese hochwichtige Entdeckung machen sollte, daß ein göttlich geordnetes Gesetz die Entwicklung des davidischen Hauses geregelt und zwar so gegliedert habe, daß der Endpunkt dieser Wunderlinie, die Zeit, die für den Messias bestimmt war, im voraus schon den Lauf der Geschichte ordnete und ihm sein inneres Maaß vorschrieb, so hätte ihm sein Gewährsmann die Genealogie wenigstens schon in der Form überliefern müssen, daß jeder der drei Abschnitte vierzehn Glieder enthielt. Derjenige aber, der es richtig herausgerechnet, daß von Abraham bis David vierzehn Generationen waren, der die Entdeckung gemacht hatte, daß von David bis zum letzten bedeutenden König, bis zu Josias wiederum vierzehn seyen, sobald einige Könige aus- fielen, die durch ihre Verworfenheit oder unbedeutendheit der Ehre, in der Genealogie des Messias mitzuzählen, sich verlustig gemacht hatten, — der dann die weitere Entdeckung machte, daß das auserwählte und unter göttlicher Leitung stehende Geschlecht auch in der letzten Periode, bis zum Messias nur vierzehn Glieder zählen konnte — d. h. derjenige, den es so viel Anstrengung kostete, in jedem der drei Abschnitte die Verdopplung der bedeutungsvollen Siebenzahl zu entdecken, der wird auch auf die wunderbare Symmetrie seiner Genealogie schon ausdrücklich aufmerksam gemacht haben. | This later is not the composer of the Gospel of Matthew. The author of the genealogy wanted to legitimize Jesus legally as the son of David: the one whom the church called Matthew, on the other hand, proceeded with the genealogy like Luke with his and bent it just at the decisive point from the direction in which its evidential value lay. It is not even likely that it was the composer of the Gospel of Matthew who first pointed out how the genealogy was divided into three equal sections (ch. 1,17), each of which was delimited by the most important epoch-making persons and events of history. If he should make this highly important discovery, that a divinely ordered law had regulated the development of the Davidic house and had structured it in such a way that the end point of this miraculous line, the time that was destined for the Messiah, already ordered the course of history in advance and prescribed its inner measure, then his guide should have delivered him the genealogy at least already in the form that each of the three sections contained fourteen links. But he who correctly calculated that from Abraham to David there were fourteen generations, who had made the discovery that from David to the last important king, up to Josiah, there were fourteen again, as soon as some kings dropped out, who by their rejection or insignificance of honor, who then made the further discovery that the chosen lineage under divine guidance could count only fourteen members even in the last period up to the Messiah – i.e., the one whom it had so numbered. i.e. he whom it cost so much effort to discover in each of the three periods the doubling of the significant seven-number, he will also have already expressly drawn attention to the wonderful symmetry of his genealogy. |
267 | Serubabel hat von allen diesen genealogischen Bemühungen den besten und sichersten Gewinn gehabt: — nachdem ihm die Bücher der Chronik (I. Chron. 3.) schon sein Verdienst um die Erhaltung des davidischen Geschlechtes gesichert haben, führen die Gewährsmänner des Lukas und Matthäus sein Geschlecht außerdem noch durch zwei Linien hindurch, die ohne ihre gründlichen Nachforschungen für immer der Vergessenheit verfallen wären. | Serubabel has had of all these genealogical efforts the best and surest profit: – after the books of Chronicles (I. Chron. 3.) have already secured for him his merit for the preservation of the Davidic lineage, the warrantors of Luke and Matthew lead his lineage, moreover, through two lines, which, without their thorough researches, would have fallen forever into oblivion. |
267/268 | Doch erkennen wir eS nur an: — auch unsere Geschichtsbetrachtung hat gewonnen. Während es sonst so verwirrt in der Geschichte hergeht, daß die Heroen, die kraft des neuen Gehalts, den sie in ihrem Selbstbewußtseyn besitzen, den ganzen bisherigen Weltzusammenhang erschüttern und auf den Trümmern der alten Welt eine neue gründen, gewöhnlich vom äußersten Saume der alten Welt hergeholt werden müssen, sehen wir nun, daß wenn Gott unmittelbar selbst den Gang der Geschichte leitet, der Heroe auf dem höchsten Punkt der alten, dem untergang geweihten Welt geboren wird. Während die Männer, die schöpferisch in die Geschichte eingreifen, sonst auf ihre eigene Kraft und innere Arbeit angewiesen sind, wenn sie das Verständniß der Vergangenheit gewinnen sollen, welches der Gründer einer neuen Welt besitzen muß, sehen wir nun, wie in der gottgeordneten Geschichte der Schöpfer der neuern Zeit die ganze Vergangenheit schon in seiner Genealogie besitzt. Sonst ist das ihnen nur eigene Selbstgefühl der geschichtlichen Heroen der Born, aus dem sie ihre Zukunft, so wie die Gewißheit schöpfen, daß die Ahndungen und Kämpfe der Vergangenheit nur sie zum Zweck und Ziel hatten — in der heiligen Geschichte hat dieses Selbstgefühl, welches den Heroen mit seiner Vergangenheit verbindet, das natürliche Familien- gefühl zur Grundlage und zum ursprunge. Die Weltgeschichte bildet sich Etwas darauf ein, daß die Geisteshelden, die sie aus- schickt, damit sie eine ganze Welt aus den Angeln heben, aus Niedrigkeit hervorgehen und von den Herren der Welt um ihres ursprungS willen verachtet werden, bis sie den verkommenen bevorzugten Geschlechtern die schreckliche Todesfurcht einjagen — aber die heilige Geschichte darf noch stolzer seyn, da ihr Held vom auserwählten Königsgeschlecht abstammt. Die Neuerer der unheiligen Geschöpfe sind so vermessen, das Privilegium zu ihrem Werk aus ihrem Selbstgefühl zu ziehen: — der göttliche Held brauch nicht so vermessen zu seyu, da er von vorn herein zu dem ausschließlich privilegirten Geschlecht gehört. Jhre Ordnung und Weisheit breitet die weltliche Geschichte in einer Fülle von Gestalten und Kämpfen aus — ihre tiefen Pläne bringt sie im unausgesetzten Kampf der Völker und in den verzehrenden Anstrengungen der Schlachtenlenker zur Reife: dagegen in der heiligen Geschichte tritt der Zusammenhang der Vorbereitung und des Ziels in der Linie einer Genealogie an den Tag, offenbart sich das Gesetz der Entwicklung in der göttlichen Fügung, die diese Linie in drei gleiche Abschnitte theilte. | But we only recognize it: – also our view of history has gained. Whereas otherwise history is so confused that the heroes, who by virtue of the new content which they possess in their self-consciousness shake the whole previous world context and found a new one on the ruins of the old world, usually have to be fetched from the outermost hem of the old world, we now see that when God himself directly directs the course of history, the hero is born on the highest point of the old, doomed world. While the men who creatively intervene in history are otherwise dependent on their own strength and inner work, if they are to gain the understanding of the past, which the founder of a new world must possess, we now see how in the God-ordered history the creator of the new time possesses the whole past already in his genealogy. Otherwise, the self-feeling of the historical heroes is the source from which they draw their future, as well as the certainty that the aspirations and struggles of the past had only them as their purpose and goal – in sacred history, this self-feeling, which connects the hero with his past, has the natural family feeling as its basis and origin. World history imagines that the spiritual heroes, whom it sends out to unhinge a whole world, come out of lowliness and are despised by the masters of the world for the sake of their origin, until they put the terrible fear of death into the degenerated preferred families – but sacred history may be even prouder, since its hero descends from the chosen royal family. The innovators of the unholy creatures are so presumptuous to draw the privilege for their work from their self-feeling: – the divine hero need not be so presumptuous, since he belongs from the outset to the exclusively privileged race. Secular history spreads its order and wisdom in an abundance of figures and battles – it brings its deep plans to maturity in the incessant struggle of the peoples and in the consuming efforts of the battlemasters: in sacred history, on the other hand, the connection of the preparation and the goal appears in the line of a genealogy, the law of development reveals itself in the divine providence, which divided this line into three equal sections. |
268/269 | Die weltliche Geschichte ist frech und verwegen, wenn sie ihre Helden und Neuerer plötzlich, ohne bei der Gegenwart an- zuftagen und scheinbar unvorbereitet, als ob sie die Vergangenheit nicht zu Rathe gezogen habe, in den Kampf schickt in der heiligen Geschichte dagegen liegen alle Vorbereitungen zu Tage, ist der Held gründlich vorbereitet, wenn von seinem Ahnen Abraham an jeder Vater seinen Sohn hatte. | Secular history is impudent and audacious when it sends its heroes and innovators into battle suddenly, without stopping at the present and seemingly unprepared, as if it had not consulted the past – in sacred history, on the other hand, all preparations are evident, the hero is thoroughly prepared, when from his ancestor Abraham on, every father had his son. |
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Neil Godfrey
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