2021-09-18

Bk 1. Fourth Gospel. Ch 12 – Dispute about Person of the Lord continues

203

12.

Fortsetzung des Streits über die Person des Herrn.

C. 8, 12-59.

12.

Continuation of the dispute about the person of the Lord.

C. 8, 12-59.

203 Da das Volk also einmal dasteht, benutzt der Herr des Vierten diese Gelegenheit sogleich dazu, über seine Person eine lange Streitrede zu führen und den Streit damit einzuleiten, daß er auf einmal, ohne Anlaß, ohne Anstoß, ohne daß die Möglichkeit dazu gegeben wäre, daß ein inneres Erlebniß ihn dazu gebracht habe, — also, so zu sagen: aus heiler Haut aus- ruft: ich bin das Licht der Welt. Since the people are standing there, the Lord of the Fourth immediately uses this opportunity to lead a long argument about his person and to initiate the argument by exclaiming all at once, without any occasion, without any impulse, without any possibility that an inner experience had brought him to it, – so to say: out of a healthy skin: I am the light of the world.
203/204 Alles ist ihm Gelegenheit dazu, von sich zu sprechen, — auch das Nichts, denn daß das Volk, nachdem die Versucher „Einer nach dem Andern, von den Aeltesten an”, weggeschlichen waren, dastand, ist nicht vielmehr als Nichts. Alles ist ihm Anlaß, Altes Anstoß, die Herrlichkeit seiner Person zu rühmen — auch das Nichts und die öde Leere — das Volk, welches vor ihm steht, ist aber nicht viel mehr als diese gehaltlose, geistlose Leere, in die nur dadurch einige Bewegung und Leben kommt, daß der Herr seinen Ruhm in sie wirft, um sie zu reizen. Everything is an opportunity for him to speak of himself – also the nothingness, because the fact that the people stood there after the tempters had crept away “one after the other, from the elders on”, is not much more than nothing. Everything is an occasion for him, old things an impulse to boast of the glory of his person – even the nothingness and the barren emptiness – but the people standing before him are not much more than this insubstantial, spiritless emptiness, into which only some movement and life comes by the Lord throwing his glory into them to stir them up.
204 Da es kein lebendiges Verhältniß, kein geistiges Band, kein gemeinsames Jnteresse gibt, welches den Herrn mit der Menge in Verbindung brächte — da für die erhabene und immer ins unendliche schweifende Phantasie des Vierten jede wirkliche und gründliche Kollision, in der der Gegensatz zwischen dem Herrn des Himmelreichs und der alten gesetzlichen Welt Gestalt und Leben gewönne, zu klein und winzig ist, — d. h. da er unfähig ist, eine wirkliche und haltbare Kollision zu gestalten, so kann er die Person seines Herrn immer nur haltlos hinstellen und muß das Gezänke, der Widerspruch, der Neid, müssen die gehässigen Mißverständnisse, zu denen der Selbstruhm Jesu Anlaß gibt, als Stützen dienen, um seiner Haltung einen Schein von Festigkeit zu geben. Stemmte sich die aufgebrachte Menge nicht gegen ihn, so müßte er jeden Augenblick in seiner Haltungslosigkeit zusammenfallen. Since there is no living relationship, no spiritual bond, no common interest that would bring the Lord into contact with the multitude – since for the sublime imagination of the Fourth, always wandering into infinity, any real and thorough collision in which the opposition between the Lord of the Kingdom of Heaven and the old legal world would take shape and life is too small and tiny, – i.e., since he is incapable of forming a real and tenable collision, he can only ever present the person of his Lord as groundless, and the quarrelling, the envy must always be the result. That is to say, since he is incapable of forming a real and lasting collision, he can only ever make the person of his Lord look groundless, and the bickering, the contradiction, the envy, the spiteful misunderstandings to which the self-glory of Jesus gives rise, must serve as supports to give his attitude a semblance of firmness. If the angry crowd did not stand up to him, he would have to collapse in his posturelessness at any moment.
204/205 Kaum hat der Herr sich dießmal als das Licht der Welt gerühmt, als ihm die Pharisäer, die auf einmal noch dastehen/ obwohl die Versucher des vorhergehenden Abschnitts „Einer nach dem Andern von den Aeltesten an” weggeschlichen seyn sollen, V. 13 mit dem alten Einwurf kommen, daß sein Zeugniß von sich selber ein einseitiges — nein, sie müssen, weil es der Vierte so haben will, weil er nur die uebertreibung wahr und schon findet, sagen: ein unwahres sey. Diese Armuth der Dialektik ist die natürliche Folge einer Grundanschauung, die ohne reichere, innere Entwicklung und Ausbreitung sich in einen unlebendigen Gegensatz concentrirt hatte, für die Wirklichkeit verschlossen , zu schlaff und zugleich zu krampfhaft zusammengezogen war, als daß sie von dem wirklichen Kämpfen der Geschichte Etwas hätte ahnden können. Für diese Anschauung ist einmal der Herr nur diese isolirte Person, die in ihrer Umgebung keinen An klang findet, die es nicht dahin bringen kann, daß die von ihr ergriffene, überwältigte oder wirklich getroffene und geschlagene Welt von ihr das triftigste Zeugniß ablegt, — dieser isolirte Punkt, der, wenn er sich zur Geltung bringen will, nur aus und nieder springen, d. h. sich immer nur selbst wiederholen kann. So muß der Herr, als die Juden sein Zeugniß von sich selber verwerfen, alle die alten, längst erschöpften Wendungen wiederholen und um die Berechtigung seines Zeugnisses von sich selber zu beweisen, V. 14. betheuern, daß er wisse, woher er gekommen und wohin er gehe, während seine Gegner es nicht wissen, muß er V. 17. 18 sich auf das Zeugniß berufen, welches sein Vater für ihn ablege, V. 23 den localen Gegensatz des Oben und unten anbringen, sich als den Obern seinen Gegnern als den Wesen des unten gegen- überstelten, endlich V. 26. versichern, daß er spreche, was er vom Vater gehört habe. The Lord has hardly boasted of himself as the light of the world when the Pharisees, who suddenly still stand there, although the tempters of the previous section “one after the other from the elders on” should have slipped away, come to him in v. 13 with the old objection that his testimony of himself is a one-sided one – no, they must say, because the fourth wants it that way, because he only finds the exaggeration true and already: an untrue one. This poverty of dialectics is the natural consequence of a basic view that, without a richer inner development and expansion, had concentrated itself into an inanimate opposition, was closed to reality, too limp and at the same time too convulsively contracted, as if it could have sensed something of the real struggles of history. For this view, the Lord is only this isolated person, who finds no resonance in his surroundings, who cannot bring it about that the world, seized, overwhelmed or really hit and beaten by him, bears the most cogent witness to him, – this isolated point, which, if it wants to bring itself to bear, can only jump out and down, i.e. always only repeat itself. Thus, when the Jews reject his testimony about himself, the Lord must repeat all the old, long exhausted phrases, and in order to prove the justification of his testimony about himself, v. 14. affirming that he knows where he has come from and where he is going, while his opponents do not know, v. 17. 18, he must refer to the testimony which his father bears for him,

v. 23, he must present the local contrast of above and below, he must confront himself as the superior to his opponents as the beings of the below, finally v. 26, he must affirm that he speaks what he has heard from his father.

205 Er muß sich aber auch dießmal vergeblich abmühen. Wenn seine GeZner nicht wissen, woher er gekommen und wohin er gehe, so hilft es ihnen Nichts und erhält sein Zeugniß für ihr Bewußtseyn keine größere Kraft, wenn er einfach betheuert, er wisse es. But even this time he must struggle in vain. If his disciples do not know where he has come from and where he is going, it is of no help to them, and his testimony to their consciousness does not receive any greater force, if he simply affirms that he knows.
205/206 Wenn er ferner im Uebergang zum Zeugniß seines Vaters auf einmal mit dem Gerichte droht (V. 15. 16), so ist dieser ewige, unablässige Donner um so mehr verschwendet, da er ihn nur deshalb hervorholt, um den Gegnern an seinem Beispiel, also nur beispielsweise zu zeigen, daß er gerechtes Gericht übe. Furthermore, when in the transition to the testimony of his father he suddenly threatens with judgment (vv. 15, 16), this eternal, incessant thunder is all the more wasted, since he only brings it out to show the opponents by his example, for example, that he exercises righteous judgment.
206 Als ob die Anführung des Beispiels Etwas fruchten könne, wenn die Gegner ihm nicht die Voraussetzung zugeben, daß er überhaupt die Macht des Gerichts besitze! Als ob nicht bloß für die Gläubigen das Beispiel des gerechten Richters eine Lehre seyn und erbauliche Kraft haben könne! As if the citation of the example could be of any avail if the opponents do not admit the precondition that he possesses the power of judgment at all! As if the example of the righteous judge could not be a lesson and have edifying power only for the faithful!
206/207 Und wie verwirren sich in dieser Erwähnung des Gerichts die Beziehungen, die sogar den Leser — um an den Hörer gar nicht zu denken, betäuben müssen, indem sie ihn nach entgegengesetzten Richtungen zerren, ohne ihn auch nur zu Einer derselben ruhig fortzuführen! Auf das Gericht soll nämlich der Herr zu sprechen kommen, indem er seinen Gegnern den Vor- wurf macht, daß sie nach dem Fleisch, d. h. nach der äußern Erscheinung richten und nicht der Sache auf den Grund gehen, statt aber wie damals, als er den Juden denselben Vorwurf machte (C. 7, 24), zu dem wahren Gegensatz desselben fortzugehen und ihnen zuzurufen: übt vielmehr gerechtes Gericht, biegt er plötzlich in eine Richtung ein, zu der aller Anlaß fehlte, indem er den Gegensatz aufstellt: ich aber richte Niemanden. Als ob er eS den Gegnern vorher zum Vorwurf gemacht hätte, daß sie überhaupt richten! Als ob er ihnen nicht vielmehr, wenn er den Vordersatz bildet: „richtet nicht nach dem Fleisch”, die Anleitung zum richtigen und in die Tiefe gehenden urtheil geben wollte, und wenn er seine Person, sein Beispiel durchaus in den Gegensatz hineinbringen mußte, nur ausführen durfte, daß er nicht nach dem Anschein, sondern nach dem innern Wesen der Dinge richte! Freilich kommt auch dieser Gegensatz noch zum Vorschein, nachher, wenn er sagt, daß er in Gemeinschaft mit dem Vater richte, also auch gerechtes Gericht übe, aber immer bleibt es dabei, daß diese andere Seite des Gegensatzes in zwei Hälften gespalten ist, von denen die erste: „ich aber richte Niemand”, durch die gesammte Anlage des Gegensatzes nicht vorbereitet war, ja, vielmehr ausgeschlossen wird. Nur der Vierte war fähig, diese Spaltung — „ich richte Niemanden und wenn ich richte, ist mein Gericht gerecht, weil ich nicht allein bin” — für natürlich zn halten, weil er es nicht lassen konnte, in einen Gegensatz, dessen Anlage einen andern Schluß forderte, den andern ihm geläufigen Gegensatz des eigenmächtigen Richtens und des Gerichts in Einheit mit dem göttlichen Willen einzuschieben. And how confused are the relations in this mention of judgment, which must even stupefy the reader – not to think of the hearer at all – by dragging him in opposite directions without leading him calmly on to even one of them! The Lord is supposed to speak about judgment by accusing his opponents of judging according to the flesh, i.e. according to the outward appearance, and not going to the bottom of the matter, but instead of going to the true opposite of it, as he did when he accused the Jews of the same thing (C. 7, 24), and calling out to them: rather, exercise righteous judgment, he suddenly turns into a direction to which all reason was missing, by setting up the opposite: but I judge no one. As if he had reproached the opponents before that they judge at all! As if he did not want to give them guidance for a correct and profound judgment when he prefaces it with the phrase: “Do not judge according to the flesh,” and if he had to bring his person, his example, into the contrast, he could only say that he does not judge according to appearance, but according to the inner essence of things! Of course, this contradiction also appears later, when he says that he judges in communion with the Father, that is, that he also exercises righteous judgment, but it always remains that this other side of the contradiction is divided into two halves, of which the first, “But I judge no one,” was not prepared by the entire structure of the contradiction, yes, it is rather excluded. Only the fourth was able to consider this division – “I judge no one, and when I judge, my judgment is just, because I am not alone” – as natural, because he could not refrain from inserting into a contradiction, whose construction demanded a different conclusion, the other contradiction, familiar to him, of arbitrary judging and judgment in unity with the divine will.
207/208 Jhm, dem Vierten liegen nur seine Lieblingswendungen am Herzen und jemehr die vermeintlichen Zuhörer seines Herrn über die unbegreifliche Richtung eines Gegensatzes staunen, desto lieber ist es ihm — desto tiefer erscheint ihm die Weisheit der Gottesrede. Dießmal denkt er sogar, was ihm bekannt und geläufig ist und im Gedächtniß des Lesers lebt, sey auch den Zuhörern so bekannt, daß es kaum einer Andeutung bedurfte: Jesus betheuert nämlich, daß sein Zeugniß von sich selber allerdings wahr sey, weil es vom Zeugniß seines Vaters bekräftigt werde, aber er führt es nicht weiter aus, worin dasselbe bestehe und worin es sich beweise. So war es aber auch recht, — der Ausführung bedurfte es nicht, da die Gegner, mit denen er es in diesem Augenblick zu thun hatte, doch wissen mußten, wie er früher einmal, vor anderthalb Jahren C. 5, 36, 37 das Zeugniß seines Vaters erklärt hatte! So werden Gegner widerlegt, indem sie kurz an das erinnert werden, was die spätern Leser in ihrem Gedächtniß bewahren. So ist es recht, nun können die gläubigen Leser triumphiren, daß die Pharisäer geschlagen sind! So werden Gegner geschlagen, die so unglaublich beschränkt sind, daß sie nicht einmal einsahen, wen Jesus mit seinem Vater meine, und ihn in ihrer Verstandslosigkeit fragen: V. 19, wo ist dein Vater? He, the fourth, only cares about his favorite turns of phrase, and the more the supposed listeners of his master are astonished about the incomprehensible direction of a contradiction, the more he likes it – the deeper the wisdom of God’s speech appears to him. This time he even thinks that what is known and familiar to him and lives in the memory of the reader, is also so well known to the listeners that it hardly needed a hint: Jesus affirms that his testimony about himself is true, because it is confirmed by the testimony of his father, but he does not elaborate on what it consists of and what it proves. But that was also right, – there was no need to elaborate, since the opponents, with whom he had to deal at that moment, must have known how he had explained his father’s testimony once before, a year and a half ago ch. 5, 36, 37! Thus opponents are refuted by being briefly reminded of what later readers retain in their memory. So it is right, now the faithful readers can triumph that the Pharisees are defeated! Thus, opponents are defeated who are so unbelievably limited that they did not even realize whom Jesus meant by His Father, and ask Him in their lack of understanding: v. 19, where is your Father?
208 Das sind Gegner, wie sie der Gläubige gern hatGegner, über die er stolz triumphirt! Wenn die Juden nach der Erklärung Jesu (V. 21, 22), er gehe hinweg und sie würden ihn suchen, wohin er aber gehe, dahin könnten sie nicht kommen, mit ihrer brutalen Stumpfheit ausrufen: „will er sich etwa todten?’— so triumphirt der Leser, triumphirt der Evangelist über das sinnlose Mißverständniß — und sie können triumphiren, da die Frage, ob eine dunkle Hinweisung auf seinen Tod und seine Auferstehung ein Beweis war, mit dem ihr Herr den Zweifel niederschlagen konnte — ob die Lehrweisheit darin besteht, sinnlose und platte Mißverständnisse zu veranlassen, für sie nicht existirt.

Dieser Jesus, der von den geschichtlichen Gegensätzen, die die Synoptiker schildern, nichts weiß und an der Sinnlosigkeit der Mißverständnisse, zu denen er Anlaß gibt, seinen angemessenen Gegensatz findet, mußte auch den synoptischen Gegensatz des Himmelreichs und der Welt für sich zu klein finden, für ihn ziemt es sich, diesen Gegensatz in seiner dürftigsten Abstraktion, in seiner lokalen Wendung auf seine Person anzuwenden und den Juden die tiefe Wahrheit zu eröffnen, daß er von oben, sie von unten seyen (V. 23) — ihm ziemt es sich, auf das Mißverständniß, zu dem er so eben Anlaß gegeben, ohne Weiteres mit dieser Eröffnung über den localen Gegensatz des Oben und unten zu antworten.

These are opponents that the believer likes to have – opponents over whom he proudly triumphs! When the Jews, after Jesus’ declaration (v. 21, 22) that he was going away and they would look for him, but where he was going they could not come, exclaim with their brutal bluntness: “does he want to kill himself? Thus the reader triumphs, the evangelist triumphs over the senseless misunderstanding – and they can triumph, since the question whether a dark reference to his death and resurrection was a proof with which their Lord could put down the doubt – whether the doctrinal wisdom consists in causing senseless and flat misunderstandings, does not exist for them.

This Jesus, who knows nothing of the historical contrasts described by the Synoptics and finds his appropriate contrast in the senselessness of the misunderstandings to which he gives rise, must also find the Synoptic contrast of the kingdom of heaven and the world too small for himself, for him it befits to apply this contrast in its most meager abstraction, in its local turn to his person and to open up to the Jews the profound truth that he is from above, they from below (v. 23)-it behooves him to answer the misunderstanding to which he has just given rise with this opening about the local opposition of above and below without further ado.

208/209 Wenn endlich die Juden, als wären sie wunder wie ungeduldig und wollten sie endlich zur Sache kommen, die Frage stellen (V. 25): „wer bist du?” so schadet es dem Jesus des des Vierten nicht, daß er antworten muß: schlechthin, was ich euch sage! — schadet ihm nämlich der umstand nicht, daß die Juden ihm trotz dem, daß er bisher immer nur von sich selber gesprochen hatte, diese Frage stellen, denn sie sollen ihn nie verstanden haben, konnten somit auch nicht wissen, daß er bisher mühselig genug immer nur das Eine auseinandergesetzt hatte, wer und was er sey, woher er gekommen und wohin er gehe — schadet es auch einem Evangelium wie dem vierten nicht, wenn sein Verfasser eine Frage bildet, die sich durch ihre Beantwortung — ich bin, was ich sage — aufhebt und sogar unmöglich macht — schadet es dem Verfasser wenigstens in den Augen seiner gläubigen Leser nicht, wenn er ihnen in der Antwort seines Herrn die Wendung gab, auf deren Kraft die Apologeten, wenn alle Gründe erschöpft sind, das meiste Gewicht legen,— den apologetischen Donner: es ist so, es ist schlechthin und schlechterdings so! When finally the Jews, as if they were impatient and wanted to come to the point, ask (v. 25): “Who are you?” it does not harm Jesus of the fourth that he has to answer: “Everything that I say to you! – If the fact does not harm him that the Jews ask him this question in spite of the fact that up to now he had always spoken only of himself, for they are said never to have understood him, and thus could not know that up to now he had laboriously enough always stated only the one thing, who and what he was, where he came from and where he was going – it does not harm a gospel like the fourth either, if its author forms a question which by its answer – I am what I say – cancels itself out and even makes it impossible – it does no harm to the author, at least in the eyes of his believing readers, if he gave them in his Lord’s answer the turn on the force of which the apologists, when all reasons are exhausted, put most weight,- the apologetic thunder: it is so, it is par excellence, it is badly so!
209/210 Jn dieser wie in den ähnlichen Reden Jesu über die Gültigkeit seines Zeugnisses über ihn selbst spricht aus seinem Munde der spätere Apologet, der auf den Einwurf der ungläubigen: „ihr beruft euch, wenn ihr unsern Glauben fordert, immer nur auf das Zeugniß eures Heilandes d. h. auf Etwas, das selbst erst des Beweises bedarf,” immer nur antworten konnte: „dieß Zeugniß ist vollkommen gültig und hat in sich selbst seine Berechtigung, denn wir wissen, woher der Herr ist und wohin er gegangen; wir haben aber noch ein ander Zeugniß, welches das des Herrn über sich selbst bestärkt, dasjenige nämlich, das in dem Werk des Herrn und in der Kraft liegt, die diesem Werke eigen ist und nur vom Vater ausgehen konnte; — ihr freilich könnt diese Zeugnisse nicht verstehen, da ihr nicht wißt, woher der Herr ist und wohin er gegangen — ihr seyd von unten und könnt somit auch nicht über den urtheilen, der von oben ist; — wollt ihr aber mit euren Fragen und Einwürfen nicht aufhören, so wisset, es bleibt bei dem, was wir gesagt haben: der Herr ist, was er ist; — aber wartet nur, euer Widerstand gegen das unlängbare und tausendfach Bezeugte bleibt nicht ungestraft! — wartet nur: die Donner des Gerichts sind bereit und sie werden euch unfehlbar treffen.” In this, as in the similar speeches of Jesus about the validity of his testimony about himself, the later apologist speaks from his mouth, who, in response to the objection of the unbelievers: “When you demand our faith, you always refer only to the testimony of your Savior, i.e., to something that itself requires proof,” he could only answer: “This testimony is perfectly valid and has its justification in itself, for we know whence the Lord is and whither he has gone; but we have another testimony which strengthens that of the Lord about himself, namely, that which lies in the work of the Lord and in the power which is proper to this work and could proceed only from the Father; – You, of course, cannot understand these testimonies, since you do not know where the Lord is from and where he has gone – you are from below and therefore cannot judge him who is from above; – but if you do not want to stop with your questions and objections, then know that what we have said remains: the Lord is what he is; – but just wait, your resistance against that which has been testified a thousand times over will not go unpunished! – Just wait: the thunders of judgment are ready and they will infallibly strike you.”
210/211 Diesen Donner wollte der Evangelist zuletzt noch rollen lassen, ehe er zum zweiten Abschnitt dieser Streitrede überging. Schon vorher (V. 16) hatte er den Herrn die Wahrhaftigkeit seines Gerichts daraus beweisen lassen wollen, daß es mit dem Gericht des Vaters übereinstimme und Eins und dasselbe sey, aber die Verwirrung der Gegensätze hatte an dieser Stelle den Schluß des Gedankens nicht rein und vollständig hervorgehen lassen — darum macht er nun einen neuen Ansatz: „Vieles, muß der Herr zum Schluß V. 26—29 sagen — Vieles habe ich über euch zu sagen und zu ri chten, der aber, der mich gesandt hat, ist wahrhaft und — und wird, sollte nun folgen, das Gericht, das ich über euch zu halten hätte, zur Ausführung bringen — allein dieser Schluß kommt wieder nicht, bleibt in der Seele des Verfassers zurück und klingt in demselben so lange nach, beunruhigt ihn so lange, bis er später, V. 50, in der zufälligen Fortsetzung des Streits mit den Juden endlich ans Licht tritt; — statt dessen ließ der Evangelist V. 26 seinen Herrn in das gewöhnliche Geleise fallen, in den abgenutzten Gegensatz, daß er nicht von sich selber, sondern nur das in die Welt spreche, was er vom Vater gehört habe; — ja, läßt er sich durch den Ansatz der Rede: „Vieles hatte ich über euch zu sagen”, durch diesen Ansatz, der ihn an das Thema der letzten Reden Jesu erinnert, daß nämlich der Paraklet den Jüngern Alles eröffnen werde, was er ihnen nicht mehr selbst habe sagen können, noch weiter von dem vorbereiteteten Schluß des Gegensatzes abbringen und zu jener Wendung verlocken, die mit dem Tode des Herrn in der Erkenntniß der Andern eintreten würde— dann, muß nun der Herr sagen, indem diese Wendung in den Gegensatz des Eigenmächtigen und der göttlichen Berechtigung hin ein gezwungen wird, wenn ihr des Menschen Sohn erhöht habt, dann werdet ihr sehen, daß ich Jch bin und nicht von mir selbst handle, sondern nur spreche und thue, was mich der Vater gelehrt hat. The evangelist wanted to let this thunder roll at last, before he went over to the second section of this argument. Already before (v. 16) he had wanted the Lord to prove the truthfulness of his judgment from the fact that it agrees with the judgment of the Father and is one and the same, but the confusion of the opposites had not allowed the conclusion of the thought to emerge purely and completely at this point – therefore he now makes a new approach: “Many things, the Lord must say at the end of v. 26-29. 26-29 – Many things have I to say and to judge concerning you, but he who sent me is true and – and will, should now follow, bring to pass the judgment which I would have to pass upon you – alone this conclusion again does not come, remains behind in the soul of the author and resonates in the same so long, troubles him so long, until it finally comes to light later, v. 50, in the accidental continuation of the quarrel with the Jews; – instead, the evangelist let v. 26 let his Lord fall into the usual rut, into the worn-out antithesis that he did not speak of himself but only what he had heard from the Father into the world; – indeed, he lets himself be disturbed by the approach of the speech: “Many things I had to say about you,” by this beginning, which reminds him of the theme of Jesus’ last speeches, namely, that the Paraclete will reveal to the disciples everything that he could no longer say to them himself, he is still further led away from the prepared conclusion of the contrast and enticed to that turn of phrase, Then, the Lord must now say, by forcing this turn into the opposition of the self-authoritative and the divine right, when you have lifted up the Son of Man, then you will see that I am I and do not act from myself, but only speak and do what the Father has taught me.
211 So beherrschen den Verfasser selbst die Paar schriftstellerischen Wendungen, die er sich gebildet hat! So sicher weiß er seine Paar Gegensatze beherrschen — so rein weiß er sie durch- zuführen! Thus the author himself masters the pair of scriptural turns of phrase which he has formed! So surely does he know how to master his two opposites – so purely does he know how to carry them out!
——— ———
211/212 Der Evangelist hat uns längst daran gewöhnt, daß er Situationen, die er so eben erst mühsam gebildet, augenblicklich zerstört, sobald ihm ein Jnteresse durch den Kopf fährt, welches eine andere, ja die entgegengesetzte Situation verlangt; — wir können es daher nicht befremdlich finden, wenn er für den zweiten Abschnitt der Streitrede ausdrücklich diejenigen, die durch den vorhergehenden Zank gläubig geworden waren, als Auditorium bezeichnet und eben diese Gläubigen den Augenblick darauf wieder als Leute hinstellt, die mit der Predigt des Herrn Nichts anzufangen wußten und deren Gedanken nur Lüge und Mord waren. Ja, in demselben Augenblicke schon, wo er den ersten Spruch dieses neuen Abschnittes bildet (V. 31.) — „wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seyd ihr wahrhaft meine Jünger und die Wahrheit, die ihr dann erkennen werdet, wird euch frei machen” — einen Spruch also, der gläubige Zuhörer vor-aussetzt, die sich in das Wort des Herrn geworfen haben und nur auf die Früchte der Beharrlichkeit aufmerksam gemacht werden, ist die Veränderung in der’Seele dieser Leute schon vor sich gegangen und leiten sie mit ihrem Einwurf, daß sie Abrahams Saame seyen und noch Niemanden als Knecht gedient haben, den Zank ein. Was kümmerte aber den Verfasser dieser Widerspruch! So leicht es ihm wurde, aus den verstockten und unverständigen Leuten, die im ersten Abschnitt dieser Streitrede den Zank im Gang erhalten, auf einmal gläubige Jünger zu schaffen, damit er Zuhörer habe, wie sie der Spruch von den Früchten der Beharrlichkeit verlangt, so leicht wurde es ihm auch, nachdem er diesen Spruch von der freimachenden Kraft der Wahrheit mit Hilfe des gläubigen Auditoriums aufgestellt hatte, die Leute zum Behuf des folgenden Zanks wieder in Satanskinder und Mörder umzuwandeln. The evangelist has long since accustomed us to the fact that he destroys situations, which he has just formed with great effort, as soon as an interest crosses his mind, which demands another, even the opposite situation; – We cannot, therefore, find it strange when, for the second section of the argument, he expressly calls those who had become believers through the preceding quarrel an audience, and the moment afterward again portrays these same believers as people who knew nothing to do with the Lord’s sermon and whose thoughts were only lies and murder. Yes, at the very moment when he forms the first sentence of this new passage (v. 31. ) – “if ye continue in my word, ye are truly my disciples, and the truth which ye shall then know shall make you free” – a saying, then, which presupposes faithful hearers who have thrown themselves into the word of the Lord and are only made aware of the fruits of perseverance, the change in the ‘soul of these people has already taken place and they initiate the quarrel with their objection that they are Abraham’s seed and have not yet served anyone as servants. But what did the author care about this contradiction! As easy as it became for him to create believing disciples out of the stubborn and unintelligent people, who kept the quarrel going in the first part of this argument, so that he would have listeners, as the saying about the fruits of perseverance demands, so easy it became for him, after he had established this saying about the liberating power of truth with the help of the believing audience, to transform the people again into Satan’s children and murderers for the purpose of the following quarrel.
212/213 Diesen Zank hatte er aber von vornherein beabsichtigt. Wenn der Herr ohne Weiteres, plötzlich, ohne Anlaß den Spruch V. 32: „die Wahrheit wird euch freimachen,” hinwirft, so hat der Verfasser bereits den Gegensatz im Auge, der scheinbar zufällig hinzutritt, wenn der Judenstolz an dem Spruche mäkelt und Abrahams und seiner Nachkommen Ehre gegen die vermeintliche Beleidigung behaupten will. Das heißt: zu dem Spruch, der einen Gegensatz im Auge hat, zu einem Spruch, der eine Eollision — die Eollision zwischen einem abgelebten geschichtlichen Privilegium und der ewigen Macht der Wahrheit — voraussetzt und lösen will, läßt der Verfasser den Gegensatz erst zufälliger Weise hinzutreten, schafft er erst nachträglich den Gegensatz, der zur Eollision, die der Spruch voraussetzt, nothwendig ist. Er versteht es nicht, wirkliche Eollisionen zu gestalten, den Widerstreit der Gegensätze plastisch zu formen, er hat keine Ahndung davon, wie siegreich der Jesus des Marcus dasteht, wenn er mit seinem schlagenden Wort die Collisionen löst, die Gegensätze in der Harmonie seiner sichern und umfassenden Anschauung auflöst und die abgelebten Privilegien zur Erkenntniß, — ja, zur wirklichen Erkenntniß bringt, daß ihre Stunde geschlagen hat. Nein! Er glaubt der Meister der erhabenen Gestaltung zu seyn, wenn er die Collisionen zu einem Gewirre macht, die Schlacht zu einem Zank, die Widerlegung und Niederlage der Gegner zu einem sinnlosen Mißverfländniß — er glaubt die Sprüche, die er selbst mit der bewußten Rücksicht auf den Gegensatz bildet, hoch zu stellen, wenn er sie in die Luft stellt, den Gegensatz erst zufällig hinzutreten läßt und somit die Sprüche, die zu dem Zank erst Anlaß geben sollen, mit dem Wunderlicht der lln- verständlichkeit umkleidet. But he had intended this quarrel from the beginning. When the Lord throws down without further ado, suddenly, without cause the saying v. 32: “the truth will set you free,” the author already has the contrast in mind, which seems to be added by chance, when the pride of the Jews finds fault with the saying and wants to assert Abraham’s and his descendants’ honor against the supposed insult. That is to say: to the saying that has an opposition in mind, to a saying that presupposes and wants to solve a collision – the collision between an outworn historical privilege and the eternal power of truth – the author allows the opposition to occur only by chance, he creates only afterwards the opposition that is necessary for the collision that the saying presupposes. He does not know how to form real collisions, to shape the conflict of opposites vividly; he has no idea of how victorious the Jesus of Mark stands when he solves the collisions with his striking word, dissolves the opposites in the harmony of his secure and comprehensive view, and brings the rejected privileges to recognition – yes, to the real recognition that their hour has come. No! He believes that he is the master of sublime design, when he turns the collisions into a tangle, the battle into a quarrel, the refutation and defeat of the opponents into a senseless misunderstanding – he believes that he elevates the slogans, which he himself forms with conscious consideration of the opposition, when he places them in the air, lets the opposition enter only by chance, and thus clothes the slogans, which are supposed to give rise to the quarrel in the first place, with the miraculous light of intelligibility.
213/214 Nicht die Geschichte, kein ursprünglicher Former und Gestalter wie Marcus, sondern nur ein Schriftsteller, der wie der Vierte seine Absichten, Jnteressen und die Jdeen und Stichworte, die er fremden Schriften entlehnt, nicht beherrschen kann, bildet solche zerfallende Collisionen. Nur einem solchen Schriftsteller verdankt der Spruch Jesu über die wahre Freiheit seinen ursprung. Als nämlich die Juden auf ihr Privilegium der Freiheit, welches sie als Kinder Abrahams besäßen, sich beriefen, erwidert ihnen der Herr (V. 34—36), er spreche vielmehr von der Knechtschaft der Sünde, aus welcher die Beharrlichkeit in seinem Wort befreie: — nur der Sohn könne von dieser Knechtschaft befreien, da nur er im Hause bleibe, der Knecht aber nicht. Der Knecht also nicht? Der Knecht der Sünde? Behüte! der Verfasser spricht von zwei Knechten, zwei Arten von Knechten und sagt mit keinem Wort, welches die zweite Art ist. In Einem Athem soll der Herr das Bild des Knechts in völlig verschiedenem Sinne gebrauchen und er hat doch nur von Einem Knecht, dem Knecht der Sünde gesprochen! Bisher war die Sünde die Macht, die den Knecht im Besitz hat, und auf einmal wird der Knecht in Verhältniß zu dem Hausherrn gesetzt, dessen Sohn ewig im Hause bleibt, während der Knecht — aber das setzt der Evangelist nicht ein- auseinander, das setzt er als bekannt voraus, er rechnet darauf, daß die ungläubigen, zu denen Jesus spricht, so gut wie seine Leser und wie er selbst, an die synoptischen Gleichnisse- reden Jesu und an die Auseinandersetzung des Hebräerbriefs denken werden, wonach der Knecht gewechselt, verworfen, entlassen werden kann. Not history, not an original shaper and designer like Marcus, but only a writer who, like the Fourth, cannot control his intentions, interests and the ideas and cues he borrows from other people’s writings, forms such disintegrating collisions. Only to such a writer the saying of Jesus about the true freedom owes its origin. When the Jews invoked their privilege of freedom, which they possessed as children of Abraham, the Lord replied (v. 34-36) that he was speaking of the bondage of sin, from which perseverance in his word liberates: – only the son can liberate from this bondage, since only he remains in the house, but the servant does not. So the servant does not? The servant of sin? Beware! The author speaks of two servants, two kinds of servants, and does not say with a word which is the second kind. In One Breath the Lord is supposed to use the image of the servant in completely different senses, and yet he has spoken of only One Servant, the servant of sin! Until now, sin was the power that possessed the servant, and suddenly the servant is put in relation to the master of the house, whose son remains eternally in the house, while the servant – but the evangelist does not explain this, he presupposes it as known, he counts on the fact that the unbelievers to whom Jesus speaks, as well as his readers and as he himself, will think of the synoptic parables of Jesus and of the argument of the letter to the Hebrews, according to which the servant can be changed, rejected, dismissed.
214 Der Evangelist bezieht sich also auf eine Anschauung, die in einem andern Kreise zu Hause ist, ohne sie in seine Arbeit mit aufzunehmen. Er geht aus einem Bild in das andere über, ohne den uebergang wirklich zu machen und vorzubereiten, ohne selbst das andere Bild auszumalen. Er läßt den Herrn von zwei Knechten sprechen, ohne den zweiten zu schildern — sein Jesus spricht von zwei Knechten, aber mit dem Scheine, als ob er immer nur von demselben Knecht, von dem Knecht in demselben Sinne spreche. The evangelist thus refers to an image that is at home in another circle, without including it in his work. He passes from one image to the other without really making and preparing the transition, without even painting the other image. He lets the Lord speak of two servants without describing the second one – his Jesus speaks of two servants, but with the appearance as if he always speaks of the same servant, of the servant in the same sense.
214/215 Ja, im Hebräerbrief*) — da ist der Knecht im göttlichen Haushalt wirklich geschildert, es ist Moses, der vor dem Erhabenen, dem Sohn, dem Herrn des Hauses unendlich zurückstehen muß. Ja, in der uranschauung, dem Gleichniß vom Weinberg (Marc. 12, 1—9)— da ist Zusammenhang, da steht der Sohn des Besitzers über den Knechten, — den Propheten, die seine Vorläufer waren, und wissen wir, wer die Weingärtner sind, die verworfen worden und Andern Platz machen müssen, nachdem sie die Knechte gesteinigt, den Erben des Weinbergs getödtet haben; dort, in der Schrift des Matthäus (C. 17, 24—26), wo Jesus, als die Tempelabgabe von ihm gefordert wurde, sich und die Seinigen als die freien Söhne des himmlischen Königs zum Volk als den angenommenen Knechten desselben in Gegensatz stellt — da ist Zusammenhang, aber nur hier in der Schrift des Vierten nicht, wo derselbe von diesem ganzen Anschauungskreis nur ein verlorenes Wort, nur eine verklingende Wendung aufnimmt und somit vorausetzt, daß die Juden seines Abschnitts das Fehlende und Zurückbleibens, d. h. die Hauptsache, die er in den Knäuel seiner Streitrede nicht hineinzwängen konnte, sich eben so leicht wie er aus den Schriften des Marcus und Matthäus, vielleicht auch aus dem Brief an die Hebräer ergänzen werden. Yes, in the letter to the Hebrews*) – there the servant in the divine household is really described, it is Moses, who has to stand back infinitely before the sublime, the son, the master of the house. Yes, in the original view, the parable of the vineyard (Marc. 12, 1-9)- there is coherence, there the son of the owner stands above the servants, – the prophets, who were his forerunners, and we know who the husbandmen are, who were rejected and have to make room for others, after they stoned the servants, killed the heir of the vineyard; there, in the scripture of Matthew (ch 17, 24-26), where Jesus, when the temple levy was demanded of Him, contrasts Himself and His own as the free sons of the heavenly King with the people as the accepted servants of the same – there is coherence, but only here in the writing of the Fourth not, where the same takes up from this whole circle of views only a lost word, only a fading turn, and thus presupposes that the Jews of his passage are the missing and lagging behind, i.e., the main thing that He has to do. That is, the main thing that he could not squeeze into the tangle of his argument, as easily as he would from the writings of Mark and Matthew, perhaps also from the letter to the Hebrews.
214* *) C. 3, 2-6. *) ch. 3, 2-6.
215/216 Die Verwirrung nimmt eine neue Gestalt an, indem das Gezänk über den Ruhm der Abstammung von Abraham sich zur Spitze des ganzen Streits fortwindet. Die Spitze ist eigentlich schon erreicht, wenn der Herr V. 38 seinen Vater zum Vater der Juden in Gegensatz stellt, wenn er sagt, er rede nur, was er von seinem Vater gesehen habe, während sie thäten, was sie von ihrem Vater gesehen hätten- Wenn die Juden, als Jesus V. 41 wiederholt, daß sie ihres Vaters Werke thun, Gott ihren Vater nennen, damit der Herr nun den Gegensatz rein hinstellen und den Satan als ihren Vater bezeichnen konnte, so hätten sie eben so gut das erstemal schon, V. 38, plötzlich umspringen, Gott ihren Vater nennen und zum Ausbruch des letzten Gegensatzes Anlaß geben können. Aber das war dem Evangelisten zu einfach, er wollte die Verwirrung recht groß und schreiend, wollte es recht deutlich machen, daß er allein der Schöpfer dieses Kunstwerks sey, wollte die Juden trotzdem, daß Jesus bereits auf ihren wahren Vater hinge- deutet, somit die Juden die Gefahr hatte ahnden lassen, gegen die sie durch den Seitensprung zu ihrer göttlichen Abkunft sich allenfalls allein noch sichern konnten, noch Einmal Abraham ihren Vater nennen lassen, damit die Bewegung des Streits recht schleppend und so mühselig würde, wie der Gang aller seiner Streitreden, die Juden mußten nun erst, als Jesus die Hindeutung auf ihren wahren Vater wiederholt hatte, Gott, also in Einem Athemzuge Gott und Abraham ihren Vater nennen, damit die Gewaltsamkeit und Unnatur dieser ganzen Darstellung recht lebhaft hervortrete. The confusion takes a new form, as the bickering about the glory of the descent from Abraham continues to the top of the whole dispute. The point is actually already reached when the Lord v. 38 contrasts his father with the father of the Jews, when he says that he only speaks what he has seen of his father, while they do what they have seen of their father. 41 that they do their father’s works, the Jews call God their father, so that the Lord could now make the contrast pure and call Satan their father, they could just as well have suddenly turned around the first time, v. 38, and call God their father and give rise to the outbreak of the last contrast. But this was too simple for the evangelist, he wanted the confusion to be quite big and screaming, wanted to make it quite clear that he alone was the creator of this work of art, wanted the Jews to know that Jesus had already pointed to their true father, thus had made the Jews foresee the danger against which they could at best still secure themselves by the side jump to their divine origin, And once he had Abraham called their father, so that the movement of the dispute would be quite sluggish and as laborious as the course of all his speeches, the Jews now had to call God, that is, in one breath, God and Abraham their father, only after Jesus had repeated the allusion to their true father, so that the violence and unnaturalness of this whole representation would come out quite vividly.
216 Kurz, erst nach dieser gründlichen Verwirrung zwischen der ersten und zweiten Hindeutung auf ihren wahren Vater, theilt der Evangelist den Juden die Ahndung dessen mit, was Jesus eigentlich für einen Vater meine, jetzt erst läßt er sie Gott ihren Vater nennen, damit sie in der Gefahr, der sie entgegenarbeiten wollten, umkämen und Jesus Gelegenheit erhielte, den neuen Gegensatz hinzustellen und den Satan ihren Vater zu nennen. In short, only after this thorough confusion between the first and the second indication of their true father, the evangelist informs the Jews of the realization of what kind of father Jesus actually means; only now does he let them call God their father, so that they would perish in the danger they wanted to counteract and Jesus would have the opportunity to present the new contrast and to call Satan their father.
216/217 Wenn nun der Evangelist den Juden auf diesen schrecklichen Vorwurf keine andere Antwort in den Mund zu legen weiß, als die ausdrückliche Wiederholung ihres früheren Ausrufs: du hast den Teufel (V. 48) — eines Ausrufs, der noch dazu, als sie ihn im ersten Abschnitt der Streitrede C. 7, 20 ausstießen: „du hast den Teufel, wer sucht dich zu tödten?” gutmüthig gemeint war — wenn er nun, nachdem Jesus die ewig belebende Kraft seines Worts gerühmt, die Juden diesen Vorwurf noch einmal wiederholen und die Sinnlosigkeit dieses Selbstruhms mit der Wendung nachweisen läßt, daß Abraham gestorben ist, die Propheten gestorben sind, er also unmöglich mehr als Abraham und die Propheten seyn könne, so hatte er, der Vierte, die rühmliche Absicht, uns den Beweis zu erleichtern, daß jener Vorwurf: du hast den Teufel, „du hast einen bösen Geist in dir,” nur da zu Hause ist, wo er mit seiner Umgebung in Zusammenhang steht — dort im synoptischen Gesichtskreis nämlich (Marc. 3, 22. 30), wo Jesus sich gegen den Vorwurf vertheidigt, daß er den Beelzebub hat und die unreinen Geister durch ihren Obersten austreibt. If the evangelist does not know how to give the Jews any other answer to this terrible reproach than the explicit repetition of their earlier exclamation: you have the devil (v. 48) – an exclamation that was meant in a good-natured way when they uttered it in the first section of the argument ch. 7, 20: “you have the devil, who seeks to kill you? “If he now, after Jesus has praised the eternally enlivening power of his word, lets the Jews repeat this reproach once more and proves the senselessness of this self-restraint by saying that Abraham died, the prophets died, so that he could not possibly be more than Abraham and the prophets, he, the fourth, had the praiseworthy intention of making it easier for us to prove that this reproach: you have the devil, “you have an evil spirit in you,” is only at home where it is related to its environment – there in the synoptic circle of vision namely (Mark 3, 22. 30), where Jesus defends himself against the accusation that he has Beelzebub and casts out the unclean spirits through their chief.
217/218 Dort nur, wo es wirklich unreine Geister gibt und Jesus mit ihnen im Kampfe liegt, im synoptischen Ge- schichtskreis, hat die verläumdende- Anklage, Jesus sey selbst besessen und habe einen Teufel in sich, wirklichen Sinn und Zusammenhang ; hier aber, wo dieser Ausdruck erst (C. 7, 20) der gutmüthige Spott über einen Solchen ist, der sich überall von Verschwörungen und von Todfeinden umgeben sieht, nachher von denselben, die diesen gutmüthigen Spott trieben, in der Weise angewandt wird, daß sie sagen, jetzt könne man sehen, wie Recht sie hätten, wenn sie sagen, Jesus habe einen bösen Geist in sich*), hier, wo diese Berufung auf ein früheres Wort nur eine schwache und Nichts sagende Wendung gegen die schrecklichste Anklage ist, die es geben kann, hier hat dieser Vorwurf keinen Zusammenhang und fristet er nur nothdürftig sein Leben, indem er sich vermittelst des äußerlichen Anklangs an das Wort „Teufel” anklammert. Hier wird der Spruch, der dort in seiner synoptischen Heimath seine Wurzeln in die Tiefe treibt, in den Fall seiner taumelnden Umgebung mit hineingezogen. Dort, auf dem Boden der synoptischen Geschichte findet die Anklage und Ver- läumdung ihre treffende und entscheidende Antwort, hier, in der Schrift des Vierten, wo der spottende Vorwurf nur der äußerliche Gegensatz zu dem Vorwurf ist, den Jesus den Juden macht, indem er sie Kinder des Teufels nennt, hier kann er seine Antwort nicht finden, wenn Jesus ihn V. 49. 50 mit der längst abgenutzten Betheurung zurückschlägt, daß er seinen Vater ehre, seine Ehre nicht suche, daß es aber Einen gibt, der sie sucht und richtet. There only, where there are really unclean spirits and Jesus is in a fight with them, in the synoptic history, the defaming accusation that Jesus is possessed himself and has a devil in him, has real sense and context; but here, where this expression is only (C. 7, 20) a good-natured mockery of such a one, who sees himself surrounded everywhere by conspiracies and mortal enemies. 7, 20) is the good-natured mockery of such a one, who sees himself surrounded everywhere by conspiracies and by mortal enemies, is later applied by those who made this good-natured mockery in such a way that they say that now one can see how right they are when they say that Jesus has an evil spirit in him*), Here, where this appeal to an earlier word is only a weak and meaningless turn against the most terrible accusation that can exist, here this accusation has no context and only makes a meager living by clinging to the word “devil” by means of an outward appeal. Here the saying, which there in its synoptic home drives its roots into the depth, is dragged along into the fall of its staggering environment. There, on the ground of the synoptic history, the accusation and denunciation finds its fitting and decisive answer, here, in the writing of the Fourth, where the mocking reproach is only the outward contrast to the reproach Jesus makes to the Jews by calling them children of the devil, here he cannot find his answer, when Jesus rebukes him v. 49. 50 with the long worn out prayer that he honors his father, does not seek his honor, but that there is One who seeks and judges it.
217* *) Marc. 3, 22: βεελζεβοὺλ ἔχει. V. 30: πνεῦμα ἀκάθαρτον ἔχει.

Joh. 7, 20: δαιμόνιον ἔχεις.

Joh. 8, 48: οὐ καλῶς λέγομεν ἡμεῖς ὅτι σαμαρίτης εἶ σὺ καὶ δαιμόνιον ἔχεις;

Joh. 8, 52: νῦν ἐγνώκαμεν ὅτι δαιμόνιον ἔχεις.

*) Mark 3, 22: βεελζεβοὺλ ἔχει. V. 30: πνεῦμα ἀκάθαρτον ἔχει.

John 7, 20: δαιμόνιον ἔχεις.

John 8, 48: οὐ καλῶς λέγομεν ἡμεῖς ὅτι σαμαρίτης εἶ σὺ καὶ δαιμόνιον ἔχεις;

John 8, 52: νῦν ἐγνώκαμεν ὅτι δαιμόνιον ἔχεις.

218 Freilich glaubte der Verfasser, er habe den synoptischen Spruch in den schönsten Boden verpflanzt, als er ihn in ein Gezänk versetzte, welches sich um den Vorwurf drehte, daß die Juden Satanskinder seyen, freilich beabsichtigte er nichts weniger, als den Beweis zu erleichtern, daß der Spruch hier, in dieser neuen Umgebung sich fremd fühle — aber eine Absicht hatte er ganz gewiß — die jüdische Prahlerei wollte er als Anlaß und Gelegenheit benutzen, damit sich Jesus seiner Präeristenz rühmen könne, und daß er diese Absicht erreicht — glücklich erreicht hat, werden wir ihm gern zügestehen. Admittedly, the author thought he had transplanted the Synoptic saying into the most beautiful soil when he put it into a quarrel which revolved around the accusation that the Jews were Satan’s children, admittedly he intended nothing less than to facilitate the proof that the saying here, But he certainly had one intention – he wanted to use the Jewish boast as an occasion and opportunity for Jesus to boast of his pre-existence, and that he achieved this intention – happily, we will gladly grant him.
218/219 Er hat sehr geschickt gearbeitet. Als Jesus die belebende Kraft seines Worts gerühmt hatte und die Juden weiter nichts als die verstärkte Ueberzeugung, daß er wirklich besessen seyn müsse, aus diesem Spruch zu entnehmen vermochten, ziehen sie, um das Gegründete ihrer Ueberzeugung zu beweisen, den Schluß: Abraham sey gestorben, die Propheten seyen gestorben, ob denn Jesus größer seyn wolle als ihr Stammvater und die Propheten? Wenn sie aber von dem gegebenen Ausgangspunkt, dem Spruch Jesu, zu Abraham und den Propheten kommen, wenn sie jenen Ruhm des Herrn mit der Größe Abrahams und der Propheten in Vergleich bringen wollten, so war die einzige Wendung, die von dem Ausgangspunkt vorgeschrieben war, die — der einzige Einwurf, der ihnen freistand, der Eine, woher ihm, wenn Abraham und die Propheten ihrem Volk den Tod nicht ersparen konnten, die Kraft kommen solle, Jeden, der an ihn glaube, am Leben zu erhalten. Aber diese durch das Vorhergehende einzig und allein vorgeschriebene Richtung durften die Juden nicht einschlagen, weil der Verfasser bereits den Schluß und nur diesen Schluß im Auge hat und daher den Juden eine Antwort in den Mund legen mußte, die sich auf das Vorhergehende nicht mehr genau bezieht und es dem Herrn möglich macht, sich und seine Person als solche mit Abraham in Vergleich zu bringen: Abraham ist gestorben, aber er lebt, er hat ja immer gelebt — Abraham, antwortet er, V. 56, freute sich, daß er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn, d. h. es ward ihm nicht nur die Verheißung, sondern er schaute schon in den Gotteserscheinungen, deren er gewürdigt ward, die Herrlichkeit, die auch den Propheten (C. 12, 41) bereits erschienen ist. Nur so konnte der Verfasser zu dem beabsichtigten Schluß kommen: die Juden müssen den Herrn nun fragen, ob er, der noch nicht fünfzig Jahre hat — (als ob das unmöglichscheinende möglicher erscheinen könnte, wenn er selbst hundert Jahre hätte!) — Abraham wohl gesehen haben könne —damit endlich die Antwort hervorbrechen konnte (V. 58): ehe denn Abraham ward, war ich! He worked very skillfully. When Jesus had praised the vitalizing power of his word and the Jews could take nothing more from this saying than the strengthened conviction that he must really be possessed, they draw the conclusion, in order to prove the validity of their conviction: Abraham had died, the prophets had died, whether Jesus wanted to be greater than their progenitor and the prophets? But if they came from the given starting point, the saying of Jesus, to Abraham and the prophets, if they wanted to compare the glory of the Lord with the greatness of Abraham and the prophets, then the only turn that was prescribed by the starting point was that – the only objection that was open to them, the one from where, if Abraham and the prophets could not spare their people death, the power should come to him to keep alive everyone who believes in him. But the Jews were not allowed to take this direction, which was solely prescribed by the preceding, because the author already has the conclusion and only this conclusion in mind and therefore had to put an answer into the mouths of the Jews, which no longer exactly refers to the preceding and makes it possible for the Lord to compare himself and his person as such with Abraham: Abraham died, but he lives, he has always lived – Abraham, he answers, v. 56, rejoiced that he should see my day, and he saw it, i.e. not only was the promise made to him, but he already saw, in the appearances of God of which he was made worthy, the glory which had already appeared also to the prophets (C. 12, 41). Only in this way could the author come to the intended conclusion: the Jews must now ask the Lord whether he, who does not yet have fifty years – (as if the impossible could seem possible if he himself had a hundred years!) – could have seen Abraham – so that finally the answer could burst forth (v. 58): before Abraham was, I was!
219 Vermittelst dieses gehaltvollen Gezänkes, vermittelst dieser kunstvollen und zugleich natürlichen uebergänge hat es also der Vierte dahin gebracht, daß Jesus, wahrend er als dieß bestimmte geschichtliche und empirische Individuum dasteht, von seiner persönlichen Präexistenz spricht, seine persönliche Ewigkeit an dem Punkte eines bestimmten geschichtlichen Individuums mißt und dieses ungeheuerliche Mysterium Leuten eröffnet, die damit so wenig anzufangen wissen, daß sie ihre Antwort vom Erdboden auflesen und nach den Steinen greifen (V. 59), um dem vermeintlichen Offenbarer ihre Meinung zu sagen. By means of this substantial wrangling, by means of these artful and at the same time natural transitions, the Fourth thus managed that Jesus, while standing as that certain historical and empirical individual, speaks of his personal preexistence, measures his personal eternity at the point of a certain historical individual and opens this monstrous mystery to people who know so little about it that they pick up their answer from the ground and reach for the stones (v. 59), in order to give the supposed answer to the supposed historical and empirical individual. (v. 59) to give their opinion to the supposed revelator.
——— ———-

 

The following two tabs change content below.

Neil Godfrey

Neil is the author of this post. To read more about Neil, see our About page.