168 |
10.Fortsetzung des Streits über die erste SabbathsVerletzung.C. 7. |
10.Continuation of the dispute about the first Sabbath violation.C. 7. |
168/169 | Das Pascha hatte ausnahmsweise dießmal Jesum nicht nach Judäa gerufen, weil seine Nähe dazu diente, ein Wunder und ein Gespräch in die Atmosphäre zu versetzen, die dem Evangelisten für sie nothwendig schien: — jetzt, nach der langen Rede des Herrn über den Genuß seines Fleisches und Bluts ist die Wirkungskraft des Festes erschöpft und es bedarf eines neuen, um Jesum nach Judäa zu ziehen. Noch weilt er in Galiläa; — nachdem der Evangelist im Eingangs des vorhergehenden Berichts, eines Berichts, dessen Grundlage er den Synoptikern entlehnte, sich von der Sprache und Anschauung derselben in dem Grade hatte beherrschen lassen, daß auf einmal das diesseitige und das jenseitige Ufer des Sees Genezareth als die beiden Punkte erschienen, zwischen denen sich Jesus bewegt, holt er jetzt das Versäumte nach, kommt er auf seine sonstige Voraussetzung zurück, indem er berichtet, Jesus habe Judäa gemieden, weil ihn die Juden todten wollten, läßt er aber auch sogleich das Fest herannahn, welches Jesum wieder zwingt, Galiläa, seinen Zufluchtsort, zu verlassen. | For once the Passover had not summoned Jesus to Judea, because his nearness served to put a miracle and a conversation into the atmosphere which seemed necessary to the evangelist: – now, after the long speech of the Lord about the enjoyment of his flesh and blood, the power of the feast is exhausted and a new one is needed to draw Jesus to Judea. He is still in Galilee; – After the evangelist, at the beginning of the previous report, a report whose basis he borrowed from the Synoptics, had let himself be dominated by the language and view of the Synoptics to such an extent that the shore of the Sea of Galilee on this side and the shore on the other side suddenly appeared as the two points between which Jesus moves. He now makes up for what he has missed, he returns to his other premise by reporting that Jesus avoided Judea because the Jews wanted to kill him, but he also immediately foreshadows the feast that forces Jesus again to leave Galilee, his place of refuge. |
169/170 | Das Fest muß ihn nach Judäa ziehen, obwohl er seinen Brüdern, die ihn aufforderten, sich nicht zu verstecken und dort vielmehr, in Judäa, sich mit seinen Werken sehen zu lassen, die die Antwort gegeben hatte (V. 8): „ich gehe nicht zu diesem Fest hinauf, weil meine Zeit noch nicht gekommen ist” — er muß nach Judäa, muß sich vom Feste nach Jerusalem ziehen lassen, obwohl er ausdrücklich von diesem ganzen Feste gesprochen und sogar den umstand, daß er nicht, überhaupt nicht zu diesem Feste gehen würde, als eine natürliche Folge seiner Bestimmung bezeichnet und streng und kategorisch die Aufforderung seiner Brüder zurückgewiesen hatte, weil sie eine Zumuthung sey, die seiner wesentlichen Natur und dem göttlichen Rathschluß widerspreche, er muß nach Judäa, noch zu diesem Feste hin nach Judäa, obwohl er sagte: in meiner Aufgabe und Bestimmung liegt es, nicht auf dieses Fest zu gehen, da ich erst dann dem Haß der Welt entgegentreten kann und entgegentreten darf, wenn meine Zeit, die vom göttlichen Rathschluß geordnete und mit meinem Wesen innerlich zusammenhängende Zeit da ist — diese Zeit ist aber noch nicht erfüllt. | The feast must draw him to Judea, although he had given the answer to his brothers, who asked him not to hide and rather to let himself be seen there, in Judea, with his works (v. 8): “I am not going up to this feast because my time has not yet come” – he must go to Judea, must let himself be drawn from the feast to Jerusalem, although he expressly spoke of this whole feast and even the circumstance that he would not, not at all, go to this feast, as a natural consequence of his destiny and strictly and categorically rejected the request of his brothers, because it was an imposition that contradicted his essential nature and the divine counsel, he must go to Judea, nor to this feast to Judea, although he said: It is in my task and destiny not to go to this festival, since I can and may only then confront the hatred of the world when my time, the time ordered by the divine council and inwardly connected with my being, is there – but this time is not yet fulfilled. |
170 | Warum muß er aber trotzdem, also zur unzeit zu diesem Feste gehen? Weil der Evangelist es haben will, weil er das Fest nur bestellt hat, damit es Jesum nach Judäa ziehe, weil er nicht sogleich ein neues bilden kann, nachdem er den Herrn selbst die Reise zu diesem Feste für seine Person als ein Ding der unmöglichkeit hatte bezeichnen lassen.
Er läßt seinen Herrn nach Jerusalem ziehen, weil er ihn in neue Kollisionen mit Volk und Obrigkeit und in das folgende Gespräch verwickeln wollte — er läßt ihn zu diesem Feste ziehen, kann ihn zu diesem Feste ziehen lassen, weil er dießmal, wie auch sonst immer die Voraussetzungen seines eigenen Berichts, Voraussetzungen, die er so eben erst selbst gebildet hat, vergißt und ihnen zum Trotz die Folge zieht, die sie ausschließen. |
But why does he still have to go to this feast, that is, at an inopportune time? Because the evangelist wants it, because he only ordered the feast so that Jesus would go to Judea, because he cannot immediately form a new one after he had let the Lord himself describe the journey to this feast as an impossibility for his person.
He lets his master go to Jerusalem because he wanted to involve him in new collisions with the people and the authorities and in the following conversation – he lets him go to this feast, can let him go to this feast, because this time, as otherwise, he forgets the presuppositions of his own report, presuppositions that he has so recently formed himself, and in spite of them draws the consequence that excludes them. |
170/171 | Er glaubt genug gethan zu haben und hat das Interesse, welches ihn dießmal wieder beschäftigte, vollständig befriedigt, wenn er wieder ein Beispiel gab, wie der Herr jeden Antrieb von Außen zurückwies, weil er sich nur durch sein Bewußtseyn vom göttlichen Rathschluß leiten lasse, und nun, da er das eine befriedigt hat, läßt er sich von dem andern Interesse, welches ihn mit dem Herrn nach Jerusalem zieht, leiten, ohne sich darum zu kümmern, daß es mit dem ersteren Interesse in tödtlichem Widerspruch steht. Auch sonst muß der Herr, wenn er eine Bitte, wie z. B. die Mahnung seiner Mutter zu Kana oder das Gesuch des Königischen, dessen Sohn mit dem Tode ringt, in einer Weise zurückgewiesen, die jeden Gedanken an die Gewährung untersagt, dennoch das als ungehörig bezeichnete Gesuch erfüllen, — einfach deshalb, weil der Evangelist die That doch auch berichten wollte. Bei der Eifersucht, mit der er die Herrlichkeit und Selbstmacht seines Herrn bewacht, hielt er es für seine Pflicht, ihn immer nur aus eignem Antrieb handeln zu lassen und macht er ihn für die Bitten und Klagen der Bedürftigen unzugänglich, läßt er ihn entweder aus freiem Entschluß und ohne alle Aufforderung die Menge am See speisen, den Kranken am Teich Bethesda und später C. 9. den Blindgeborenen heilen oder die Hilfe erst gewähren, nachdem sie kategorisch als ein Frevel zurückgewiesen ist. Ja, den Frevel! Er übernimmt sich in seinen Worten, spannt die Kontraste zu hoch — aber natürlich: die hohlen Worte zerplatzen, die überspannten Kontraste zerspringen und der Frevel wird begangen. | He thinks he has done enough and has completely satisfied the interest that occupied him again this time, when he again gave an example of how the Lord rejected every impulse from outside, because he only let himself be guided by his consciousness of the divine counsel, and now that he has satisfied the one, he lets himself be guided by the other interest that draws him to Jerusalem with the Lord, without caring that it is in deadly contradiction with the former interest. Even otherwise, if the Lord rejects a request, such as the admonition of his mother at Cana or the request of the king whose son is wrestling with death, in a way that forbids any thought of granting it, he must nevertheless grant the request that is said to be improper, simply because the evangelist wanted to report the deed. With the jealousy with which he guards the glory and self-power of his Lord, he considered it his duty to always let him act only on his own impulse, and making him inaccessible to the pleas and complaints of the needy, he either lets him feed the crowd at the lake of his own free will and without any request, heal the sick man at the pool of Bethesda and later ch 9. the man born blind, or grant the help only after it is categorically rejected as an outrage. Yes, the sacrilege! He takes over himself in his words, stretches the contrasts too high – but of course: the hollow words burst, the stretched contrasts burst and the sacrilege is committed. |
171/172 | Jesus zieht demnach zu diesem Feste, nachdem seiner Hoheit genug geschehen und nachdem ihm die Freude geworden war, daß er seine Zeit, d. h. die Leidenszeit zur Zeit seiner Brüder in einen scheinbar vielsagenden und im Grunde doch nur unklar bleibenden und Nichts sagenden Gegensatz stellen konnte. „Meine Zeit, sagt er zu seinen Brüdern V. 6, ist noch nicht da, eure Zeit ist aber allewege” — ihr könnt euch zu jeder Zeit der Welt zeigen, — ich nur zu meiner Zeit — meine Zeit ist streng bestimmt — eure, die jeden Augenblick bereit und gegeben ist, nicht. Jesus kann nun trotzdem — obwohl nicht offen, sondern, da der Vierte doch eine Art von Gewissen und Bewußtseyn hat, „gleichsam insGeheim” (V. 10) — als seine Brüder abgereist waren, ihnen nachfolgen — „gleichsam sich nachstehend” — denn er hat gethan, was ihm nach der Ansicht des Evangelist längst im Sinne, auf dem Herzen lag: — er hat nun eine Aufforderung seiner Bruder mit derselben Berufung auf seine Zeit abgewiesen, mit der er zu Kana die Mahnung seiner Mutter als ungehörig bloßgestellt hatte. Wenn der synoptische Jesus einmal mit Mutter und Brüdern in eine Collifion kam und die Kollision mit einem tüchtigen, einschneidenden Wort löste, so war es natürlich, daß der Vierte, wenn er diese Collifion getheilt und die Verirrung der Mutter mit einem hohlen Wort gestraft hatte, auch noch die Brüder besonders auf die Scene führen und dasselbe bohle Wort hören lassen mußte. Daß er nun in seinem Drang nach Vollständigkeit gerade die Festreise nach Jerusalem zum Anlaß dieser Collifion mit den Brüdern machte, daß er dieselben als ungläubig schildern will (V. 5) und ihnen doch nur die unschuldige Aufforderung in den Mund legt,Jesus möge sein Licht öffentlich, zu Jerusalem, leuchten lassen, wo er es doch auch nach der Voraussetzung des Vierten eigentlich leuchten lassen muß — das kann einem Geschichtsschreiber, den so unendlich viele und so außerordentlich bedeutende Interessen beschäftigen, eben nicht als besonderes Versehen angerechnet werden. | Accordingly, Jesus goes to this feast, after enough had happened to his majesty and after the joy had become to him that he could put his time, i.e. the time of suffering to the time of his brothers in a seemingly meaningful contrast, which basically remains unclear and says nothing. “My time, he says to his brothers v. 6, is not yet, but your time is always” – you can show yourselves to the world at any time, – I only at my time – my time is strictly determined – yours, which is ready and given at any moment, is not. Jesus can now nevertheless – although not openly, but, since the fourth has a kind of conscience and consciousness, “as it were in secret” (v. 10) – when his brothers had departed, follow them – “as it were following” – because he has done what, according to the view of the evangelist, had long been on his mind, on his heart: – he has now rejected a request of his brothers with the same appeal to his time with which he had exposed the admonition of his mother at Cana as improper. If the synoptic Jesus once came into a collision with mother and brothers and solved the collision with an efficient, incisive word, it was natural that the fourth, when he had divided this collision and punished the mother’s aberration with a hollow word, also had to lead the brothers especially to the scene and let them hear the same hollow word. That he now, in his urge for completeness, just made the festival journey to Jerusalem the occasion of this collision with the brothers, that he wants to portray them as unbelieving (v. 5) and yet only puts the innocent request into their mouths that Jesus may let his light shine publicly, at Jerusalem, where he actually must let it shine according to the premise of the fourth – this cannot be credited to a historian, who is occupied with so many and so extraordinarily important interests, as a special oversight. |
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172/173 | Und was hat er gerade jetzt nicht Alles zu thun und zu beachten! Wie muß er überall sein Auge haben, unaufhörlich sich anstrengen! Sein Herr mied Judäa, weil die Juden ihn umbringen wollten — und dennoch schickt er ihn bei der drohendsten Gefahr nach der Hauptstadt, setzt er ihn vor der Zeit den Mordanschlägen der Juden aus — die Mordanschläge erfolgen wirklich zu wiederholten malen — welche Wachsamkeit gehörte dazu von seiner Seite dazu, sie zu vereiteln und den entscheidenden Einwand, daß die Zeit des Herrn noch nicht gekommen sey (V. 30), als Schild entgegen zu halten. Wie bemüht er sich, da er einmal die Mordpläne der Gegner darstellen wollte, die Stimmung der verschiedenen Voltspartheien zu erforschen und zur Gesinnung der Obrigkeit in Gegensatz zu bringen — und ein Geschichtsschreiber, der so viel zu thun hatte, sollte auf Kleinigkeiten achten, die wohl für einen Marcus Bedeutung haben konnten, aber nur nicht für einen Mann, der nur auf den höchsten Hohen und in den tiefsten Tiefen der Anschauung zu Hause ist? | And what does he not have to do and pay attention to right now! How he has to keep his eye everywhere, how he has to strain himself unceasingly! His master avoided Judea because the Jews wanted to kill him – and yet he sends him to the capital at the most imminent danger, he exposes him before the time to the assassination attempts of the Jews – the assassination attempts really take place repeatedly – what vigilance was needed on his part to thwart them and to hold up as a shield the decisive objection that the time of the Lord had not yet come (v. 30). How anxious was he, since he wanted to portray the murder plans of the opponents, to investigate the mood of the various parties of the people and to contrast it with the attitude of the authorities – and a historian, who had so much to do, should pay attention to trifles that might well be significant for a Mark, but only not for a man who is only at home on the highest heights and in the deepest depths of perception? |
173 | Welche Zumuthung, daß er seine Voraussetzung, wonach die Obrigkeit eS schon für Zeit hielt und dazu bereit war, zum Aeußersten zu schreiten, wirklich ausführen, ins Leben setzen oder wenigstens festhalten solle! Jhm — ihm vielmehr steht es allein zu, an seine Leser die Zumuthung zu stellen, daß sie Zusammenhang sehen, wo die reine Zusammenhangslosigkeit ist, daß sie seine Voraussetzungen für fest begründet halten, während er selbst Alles dazu thut, sie um zu stoßen.
Wenn er z. B. erzählt, wie die Volksmenge, die den Herrn im Anfänge des Festes vermißte, als verstände eS sich von selbst, daß er sich zu jeder Festfeier einfand, in ihrem urtheil über ihn getheilter Meinung war, wie der wohlgesinnte Theil des Volks von dem Herrn urtheilte (V. 12. 13), er sey ein guter Mann, während Andere sagten, er verleite den Haufen, so konnte jenes Nichtssagende urtheil die Obrigkeit nicht in dem Grade aufbringen, daß sie den Tod als die einzige Lösung der Collifion erkannte, andererseits war es nicht so gewagt und für das Bestehende nicht so bedenklich, daß man es sich im Stillen hätte ins Ohr zu raunen brauchen. |
What insolence, that he should really carry out, put into life or at least hold on to his presupposition, according to which the authorities already considered it time and were ready to go to the extreme! It is up to him alone to impose on his readers that they see coherence where there is pure incoherence, that they consider his presuppositions to be firmly founded, while he himself does everything to overturn them.
For example, when he tells how the crowd, which missed the Lord at the beginning of the feast, as if it were self-evident that he was present at every feast, was of two minds in its judgment of him, as the well-meaning part of the people judged the Lord (vv. 12, 13) to be a good man. 13) that he was a good man, while others said that he was leading the crowd astray, this meaningless judgment could not upset the authorities to the extent that they recognized death as the only solution to the conflict; on the other hand, it was not so daring or so alarming for the existing situation that it would have been necessary to murmur it silently in one’s ear. |
173/174 | Obwohl der Verfasser, wenn die Obrigkeit den Untergang Jesu entschieden beschlossen hat, voraussetzen muß, daß ihr die Gefahr, die ihr in ihm drohte, vollkommen gewiß war, daß sie also die Gewalt seiner Rede und die Tiefe seiner Schriftkenntniß kannte, läßt er die Juden (V. 15), die sonst immer bei ihm das eigentliche Judenthum, die obrigkeitliche Macht sind, erst jetzt, als Jesus in der Mitte deS Festes öffentlich auf- trat und lehrte, zu ihrem Erstaunen bemerken, wie er, ein Mann, von dem es doch allgemein bekannt sey, daß er keine gelehrte Bildung genossen habe, die Schrift zu behandeln wisse. | Although the author must assume, if the authorities decided on the downfall of Jesus, that they were completely aware of the danger that threatened them in him, that they therefore knew the violence of his speech and the depth of his knowledge of Scripture, he lets the Jews (v. 15), who otherwise are always with him the actual Judaism, the authoritative power, only now, when Jesus appeared publicly in the middle of the feast and taught, he lets them notice to their astonishment how he, a man of whom it was generally known that he had enjoyed no scholarly education, knew how to treat the Scriptures. |
174/175 | Seine Voraussetzung, daß die Obrigkeit durch das Auftreten Jesu zu der Einsicht gekommen war, es handle sich um ihren oder seinen Sturz, desavouirt aber der Verfasser noch Einmal, also zum drittenmal, — nachdem er dem Theil des Volks, der über den Herrn am günstigsten urtheilen sollte, nur ein indifferentes urtheil in den Mund gelegt und jetzt die Sache so dargestellt hatte, als habe die Obrigkeit noch gar keine Ahndung davon gehabt, mit was für einen Gegner sie es zu thun habe — zum drittenmale, wenn er den Haufen, als Jesus darauf hinweist, daß sie ihn todten wollen, verwundert fragen läßt (V. 20), wer ihm denn nach dem Leben trachte, und ihm sogar die Vermuthung in den Mund legt, er müsse nicht bei Sinnen seyn, daß er von Mordanschtägen rede. Allerdings merkte er dießmal Etwas von dem, was er gethan — bei der ersten Gelegenheit deutet er wenigstens darauf hin, daß es nur Fremde seyn konnten, die von den Planen der Obrigkeit so wenig wußten, da die Bürger der Hauptstadt besser unterrichtet waren (V. 25), allein seine Nachhilfe kommt zu spät, da die Volksmenge bereits V. 12.13 in ihrem ganzen Umfange auf dem Schauplatz stand und Niemand es wagte, laut seine Meinung über Jesum zu sagen, weil man die Anschläge der Obrigkeit kannte — Niemand, auch die Fremden nicht — denn Alle wurden von der Furcht vor der Obrigkeit beherrscht. | The author, however, once again disavows his assumption that the authorities had come to the conclusion through Jesus’ appearance that it was a matter of his or their overthrow, that is, for the third time, after he had given only an indifferent opinion to the part of the people who were supposed to judge the Lord most favorably, and now presents the matter as if the authorities had not yet had any idea what kind of opponent they were dealing with – for the third time, when Jesus points out that they want to kill him, he lets the crowd wonder (v. 20) who is trying to kill him, and even puts the assumption in his mouth that he must not be in his right mind to talk about assassination attempts. However, this time he realized something of what he had done. However, this time he did realize something of what he was doing – on the first occasion he at least indicates that it could only be strangers who knew so little of the plans of the authorities, since the citizens of the capital were better informed (V. 25), but his assistance comes too late, since the crowd already stood in its entirety on the scene and no one dared to speak aloud his opinion about Jesus, because they knew the plots of the authorities – no one, not even the strangers – because all were dominated by the fear of the authorities. |
175 | Mit derselben Gründlichkeit, mit der der Evangelist V. 12 die Theilung der Menge in ihren Ansichten über Jesus vor dem Hervortreten desselben beobachtet hatte, verfolgt er auch den Wechsel der Volksstimmung während des Festes und zeigt er, wie in diesem Wechsel die öffentliche Meinung eine getheilte blieb. | With the same thoroughness with which the evangelist v. 12 had observed the division of the crowd in their opinions about Jesus before his appearance, he also traces the change of the people’s mood during the feast and shows how in this change the public opinion remained a divided one. |
175/176 | Der umstand, daß die Obern ihn ungefährdet lehren lassen, bringt die Bürger der Hauptstadt auf den Gedanken, Jesus möchte wohl der Messias seyn, sie ersticken aber diesen Keim des Glaubens sogleich wieder, indem sie sich erinnern, daß der Ursprung des Messias unbekannt seyn müßte, während es doch bekannt sey, woher Jesus sey — ein anderer Theil des Haufens glaubt dagegen wirklich und wird dazu durch die Berechnung bewogen, daß der Messias, wenn er komme, nicht mehr Zeichen thun könne, als Jesus gethan habe, (V. 26 — 31) — — leider aber ist sowohl das Motiv, welches diesen Glauben, als dasjenige, welches den UN glauben der Hauptstädter erzeugte, von der Art, daß es weder diesen noch jenen möglich machen konnte. Mit keinem Wort deutet der Bericht darauf hin, daß der Herr in diesen Tagen auch nur Ein Zeichen verrichtet habe — ja, der Evangelist schließt sogar diesen Bewegungsgrund zu Glauben aus, wenn er das Festgespräch sich um ein Zeichen drehen läßt, das längst vorher, am Teich Bethesda geschehen war. Es müßte also die Erinnerung an die früheren Wunderthaten des Herrn gewesen seyn, was den bestem Theil der Menge zum Glauben brächte — dann hätte aber der Verfasser dieses Motiv zur Unzeit, zu spät wirken lassen, da der bessere Theil des Volks, der kurz vorher von Jesus weiter Nichts zu sagen wußte, als das Eine, daß er ein ganz guter Mann sey und im Verkehr mit den Leuten keine böse Absichten habe, an Nichts weniger als an Zeichen dachte und überhaupt nicht in der Art sprach, als ob er ausgezeichnete Werke des Herrn in der Erinnerung habe. Wenn aber dieses Motiv in dem Bericht fehlt, so hat das Motiv des Unglaubens, mit dem die Bürger der Hauptstadt gestraft werden, das noch größere unglück, daß es niemals, nirgends in der Welt existirt hat, außer in der Einbildung oder vielmehr in der Qual des Verfassers, der einmal diesen Abschnitt so angelegt hatte, daß er die Menge in ihrer Ansicht über den Herrn als eine getheilte darstellt und nun die Motive der Theilung mit Gewalt herbeischleppen, — selbst aus dem Reich der Chimäre holen muß. Nirgends und niemals hat die Meinung existirt, daß nur der der Messias seyn könne, von dem man nicht wisse, „woher er sey.”*) | The circumstance that the rulers let him teach without danger brings the citizens of the capital to the thought that Jesus might well be the Messiah, but they immediately stifle this seed of faith by remembering that the origin of the Messiah must be unknown, while it is known where Jesus came from – another part of the crowd, however, really believes and is moved to it by the calculation that the Messiah, when he comes, cannot do more signs than Jesus did (v. 26-31) — unfortunately, however, both the motive that produced this belief and that which produced the UN-belief of the capital are of such a kind that it could make neither this nor that possible. 26 – 31) — But unfortunately the motive that produced this belief, as well as the one that produced the UNbelief of the capitals, is of such a kind that it could make neither the former nor the latter possible. With no word the report indicates that the Lord had performed even one sign in these days – yes, the evangelist excludes even this motive for faith, when he lets the festive talk turn around a sign, which had happened long before, at the pool Bethesda. So it must have been the remembrance of the Lord’s earlier miraculous deeds that would have brought the best part of the crowd to faith – but then the author would have let this motive work at an untimely moment, too late, since the better part of the people, who shortly before knew nothing more to say about Jesus than the one thing that he was a very good man and had no evil intentions in his dealings with the people, thought of nothing less than signs and did not speak at all as if he had excellent works of the Lord in his memory. But if this motive is missing in the report, the motive of unbelief, with which the citizens of the capital are punished, has the even greater misfortune that it has never, nowhere existed in the world, except in the imagination or rather in the agony of the author, who once had laid out this passage in such a way that he represents the crowd in its view of the Lord as a divided one and now has to drag the motives of division by force, – even from the realm of the chimera. Nowhere and never has existed the opinion that only he could be the Messiah of whom one does not know “where he is from “*). |
176* | *) Wenn es im Dialag mit dem Tryphon ? p. 226 heißt, der Messias werde unbekannt seyn, bis ihn Elias salbe, so ist nur davon die Rede, daß ^seine messianische Würde erst nach der Salbung durch den Elias offenbar werden würde. Zn demselben Dialog p. 336 ist nur von der zwiefachen Ankunft und Erscheinung die Rede, in der einen, die in Niedrigkeit geschieht, wird der Messias mit Mißachtung und Verkenn ung zu kämpfcn haben, erst in der zweiten wird seine Herrlichkeit so offenbar werden, daß Zweifel, Verkcnnung, Widerspruch gar nicht möglich ist. Wenn es endlich im Targum Ionath. Micha 4, 8 heißt: „du Gesalbter Israels, der du verborgen bist wegen der Sünden Israels, dir wird das Reich zu Theil”, so ist damit nur gesagt, die Ankunft des Messias werde durch die Sünden des Volks zurück gehalten und verzögert. Die haltlos unbestimmte Voraussetzung, daß der Ursprung des Messias ein unbekannter sey, liegt keiner dieser Stellen zu Grunde. In der ersten Stelle des Dialogs mit dem Tryphon hat die Salbung des Elias nur den Zweck, diese bestimmte Person als den Messias zu signalisircn — in der Stelle des Targum IonathanS ist der Messias in seiner idealen, himmlischen Präexistenz vorausgeht, aus der er nur wegen der Sünden des Volks noch nicht her- vortrete. | *) When it is said in the Dialogue with Trypho ? p. 226, the Messiah will be unknown until Elijah anoints him, it is only said that his messianic dignity will be revealed only after the anointing by Elijah. In the same dialogue p. 336 there is only talk about the twofold arrival and appearance, in the one, which happens in lowliness, the Messiah will have to fight with disregard and misjudgment, only in the second his glory will be revealed in such a way that doubt, misjudgment, contradiction is not possible at all. When it finally says in the Targum Jonath. Micha 4, 8: “thou anointed of Israel, which art hid because of the sins of Israel, unto thee shall the kingdom be given”, it is only said that the coming of the Messiah will be held back and delayed by the sins of the people. The unsubstantial and indeterminate assumption that the origin of the Messiah is an unknown one is not the basis of any of these passages. In the first passage of the dialogue with Trypho, the anointing of Elijah has only the purpose to signal this certain person as the Messiah – in the passage of the Targum Jonathan, the Messiah is foreseen in his ideal, heavenly pre-existence, from which he only does not come forth yet because of the sins of the people. |
177 | Der Evangelist will gruppiren und holt den Boden, auf den er seine Gruppen stellt, aus der Luft. Jn die Luft stellt er seine Leute auch dann wieder, wenn er (V. 40—42) am letzten Tage des Festes, als Jesus die Dürstenden zu sich geladen hatte, die Spaltung und Gruppirung sich vollenden läßt und neben diejenigen, die Jesum als Messias anerkennen und denen er die ungläubigen entgegenstellt, die die Messianität Jesu bestreiten, weil er aus Galiläa, nicht aber vom Stamm David und aus Bethlehem sey, — die Andern, die betheuernd ausrufen: „er ist in Wahrheit der Prophet,” als eine wirklich andere Classe von Leuten stellt. Er hat vergessen, daß selbst in seiner Schrift „der Prophet”, der Messias ist, er hat vergessen, daß seine Menge nach der Speisung den Herrn zu ihrem König d. h. als den Messias zu ihrem Herrscher erheben wollte, weil sie in ihm den verheißenen Propheten erkannte, — in seinem Bemühen, die Leute zu gruppiren, übersah er, daß der v erschiedene Klang von Worten, die dasselbe— auch für ihn sonst dasselbe bedeuten, keinen verschiedenen Sinn, keine verschiedene Meinung bilden könne, übersah er, daß der Schatte von Verschiedenheit, den er in sonst gleichbedeutenden Worten festhielt, in seiner angstvollen Malerei festhielt, keine wirkliche Schattirung der Volksmenge erzeugen könne. | The evangelist wants to group and takes the ground on which he places his groups out of the air. He also places his people in the air again when he (v. 40-42) on the last day of the feast, when Jesus had invited the thirsty to Himself, the division and grouping is completed and he places next to those who recognize Jesus as the Messiah and to whom he opposes the unbelievers who deny the Messiahship of Jesus because He is from Galilee, but not from the tribe of David and from Bethlehem, – the others who affirmatively proclaim: “He is in truth the prophet,” as a really different class of people. He has forgotten that even in his Scripture “the prophet” is the Messiah; he has forgotten that his multitude, after the feeding, called the Lord their king, i.e., the Messiah their ruler. In his effort to group the people, he overlooked the fact that the different sound of words, which otherwise mean the same thing to him, could not form a different meaning, a different opinion, he overlooked the fact that the shadow of difference, which he captured in otherwise synonymous words, could not produce a real shading of the crowd in his fearful painting. |
177/178 | Wenn nun das Verhältniß der Obrigkeit zum Herrn nicht in der Art gezeichnet ist, daß der Ausbruch der Katastrophe erklärlich wäre — falls nämlich eine Reihe von Mordanschlägen, von denen der Vierte berichtet, der Ausbruch einer Katastrophe genannt werden könnte — wenn auch die Stimmung der Volksmenge in das Nichts der Einbildung und des unbeholfenen Pragmatismus des Vierten, dem sie entsprungen, zurückgefallen ist und die Mordanschläge weder unterstützt, noch hervorgerufen haben kann, so wäre es uns schon deshalb erlaubt, die wunderbare Kraft jener Stunde, der allein das Leiden aufbewahrt seyn soll und die der Evangelist viel zu viel, so sehr anstrengt, daß es endlich unbegreiflich wird, wie es kam, daß sie nicht in Ohnmacht fiel, wenn sie in Einem Zuge ohne Aufhören angestrengt wurde, ungeschwächt zu erhalten und wieder in Ruhe zu setzen——–allein vom Verfasser läßt sich mit Zuversicht erwarten, er werde die drei Mordanschläge, die sein Nichts erklärender Pragmatismus erzeugt und zugleich wunderbar durch das Vorrecht jener Stunde vereitelt werden läßt, im Einzelnen selbst so schlecht anlegen, daß sie in demselben Augenblicke, wo sie gefaßt werden, sich selbst vereiteln. | If now the relationship of the authorities to the Lord is not drawn in such a way that the outbreak of the catastrophe would be explicable – namely, if a series of assassination attempts, of which the Fourth reports, could be called the outbreak of a catastrophe – if also the mood of the crowd has fallen back into the nothingness of the imagination and the clumsy pragmatism of the Fourth, from which it sprang, and can neither have supported nor caused the assassination attempts, then it would be permissible for us already for this reason, the miraculous power of that hour, to which alone the suffering is supposed to be preserved and which the evangelist exerts far too much, so much so that it finally becomes incomprehensible how it came about that it did not faint when it was exerted in one go without stopping, to be preserved unweakened and to be put to rest again——–only from the author can be expected with confidence, he will himself so badly lay out in detail the three assassination attempts, which his nothing-explaining pragmatism produces and at the same time lets be miraculously thwarted by the privilege of that hour, that they thwart themselves at the same moment when they are conceived. |
178 | Zuerst, V. 30, soll den Herrn derjenige Theil des Volks greifen wollen, der auf die Vermuthung kam, die Obern möchten ihn wohl als den Messias anerkannt haben, und der nur deshalb noch schwankte und sich vom entschiedenen Glauben abgehalten fühlte, weil ihm die Herkunft Jesu bekannt war, was beim Messias nicht möglich seyn würde — als ob ein Haufe, der in seiner Gutmüthigkeit vermuthete, die Obrigkeit möchte wohl ihren Anschlag zurückgenommen und den Herrn anerkannt haben, ein Haufe, der zu derselben Anerkennung durchaus geneigt war, in der Stimmung gewesen wäre, den feindlichen Plan, den die Obrigkeit hatte fallen lassen, eigenmächtig aufzunehmen. | First, v. 30, that part of the people is said to want to seize the Lord who suspected that the rulers might well have recognized him as the Messiah, and who only wavered and felt held back from resolute faith because the origin of Jesus was known to them, which would not be possible with the Messiah, who, in their good-naturedness, suspected that the authorities might have taken back their suggestion and acknowledged the Lord, a crowd that was quite inclined to the same acknowledgment, would have been in the mood to take up on their own authority the hostile plan that the authorities had dropped. |
178/179 | Doch die Obrigkeit will ihren Plan wirklich ausführen: die Pharisäer schicken in Verbindung mit der Priesterparthei Diener aus, damit sie Jesum fangen: schade nur, daß das Ge- murmel des Haufens, der durch die Berechnung der Wundermenge, in der sich ihm die Messianität Jesu offenbarte, zum Glauben sich bewogen fühlte, (V. 31. 32) die Pharisäer zu diesem Anschlag bewogen haben soll — ein Gemurmel, welches als Machwerk des Vierten ihnen nicht zu Ohren kommen und Jesum nicht in Lebensgefahr bringen konnte! | But the authorities really want to carry out their plan: the Pharisees, in connection with the priests, send out servants to catch Jesus: it is only a pity that the murmuring of the crowd, which felt moved to believe by the calculation of the miracle-quantity, in which the Messiahship of Jesus revealed itself to them, (v. 31. 32) should have moved the Pharisees to this plot – a murmuring which, as the work of the fourth, could not have reached their ears and could not have put Jesus in danger of his life! |
179 | Zum dritteiunale (V. 40—44) wollen den Herrn einige aus dem Volke fangen, als die Gruppirung der Meinungen sich vollendet hatte und diejenigen, die Jesum nur deshalb nicht für den Messias halten zu können meinten, weil er nicht aus Bethlehem und Davids Stamm sey, den Andern gegenübersianden, die ihn wirklich für den Messias oder für den Propheten hielten. Die minder günstig urtheilenden, an welche in diesem Zusammenhänge allein zu denken ist, diejenigen, die nur noch schwanken und nur deshalb noch Bedenken tragen, Jesum als Messias anzuerkennen, weil er aus Galiläa sey, sind aber nicht die Leute dazu, sogleich zur äußersten Feindseligkeit Überzugehen — Leute, die nur noch durch Ein Bedenken vom vollen Glauben entfernt gehalten werden, sind auch durch eine tiefe Kluft von den erbitterten Feinden getrennt, die nur im Tode des Herrn ihre Befriedigung finden. | In the third place (v. 40-44) some of the people wanted to catch the Lord, when the grouping of opinions was completed and those who thought that Jesus could not be the Messiah only because he was not from Bethlehem and David’s tribe were opposed to the others who really thought that he was the Messiah or the prophet. The less favorably judged, who are the only ones to be thought of in this context, those who only still waver and only still have doubts about recognizing Jesus as the Messiah because he is from Galilee, are not the people to immediately go over to the utmost hostility – people who are only kept away from full faith by a doubt are also separated by a deep gulf from the bitter enemies who only find satisfaction in the death of the Lord. |
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179 | Es that demnach gar nicht so Noth, daß Jesus zum Laub- hüttenfest ging, wie eS der Vierte darstellt, wenn er ihn trotz der strengen Abweisung seiner Brüder, trotz seiner Erklärung, er werde zu diesem Feste nicht hinaufgehen, sich nach Jerusalem stehlen läßt. | It was therefore not so necessary for Jesus to go to the Feast of Tabernacles, as the Fourth describes when he lets him steal away to Jerusalem in spite of the strict rejection of his brothers, in spite of his declaration that he would not go up to this feast. |
179/180 | Das Fest selbst bot dem Herrn so wenig Stoff zu einer neuen Belehrung der Menge, er wußte ihm so wenig einen Anlaß zur Offenbarung seines Geistesschatzes abzugewinnen, daß er sich gezwungen sieht, sich auf einen längst vergangenen Anlaß, aus die Heilung des Kranken am Teich Bethesda zurück- zuwenden — das Volksleben ist so arm, sein Verhältniß zum Bolk und zur Obrigkeit so einförmig und bietet ihm so wenig eine neue Kollision, daß er die Kollision, welche diese Heilung mit dem Sabbathsgesetz zu enthalten schien, immer noch im Sinne hat und seine Handlung zu rechtfertigen sucht — er selbst ist so arm, daß er sich nur wiederholen kann und innerhalb derselben ermüdenden Antithesen bewegen muß, zwischen denen er in seiner Vertheidigungsrede nach der Heilung deS achtunddreißigjährigen Kranken hin und herging. | The feast itself offered the Lord so little material for a new instruction of the crowd, he knew so little to extract from it an occasion for the revelation of his spiritual treasure that he feels compelled to turn back to a long past occasion, from the healing of the sick man at the pool of Bethesda – the people’s life is so poor, its relationship to the people and to the authorities so monotonous and offers him so little a new conflict, that he still has in mind the conflict which this healing seemed to contain with the Sabbath law and seeks to justify his action – he himself is so poor of ideas that he can only repeat himself and must move within the same tiring antitheses between which he went back and forth in his defense speech after the healing of the thirty-eight-year sick man |
180 | Ja damals (C. 5.), als der Herr zum erstenmale diese Antithesen aufflellte, hatten sie wenigstens den Vortheil des ersten Eindrucks und den Schein für sich, als seyen sie wirklich dem vorausgesetzten Anlaß und der Kollision mit dem gesetzlichen Eifer der Juden entsprungen — jetzt aber stehen sie steif und leblos da, wie der Volkshaufe, der nach der Voraussetzung des Berichts auf einmal seine veränderliche Natur abgelegt haben und nach anderthalb Jahren immer noch in der staunenden Stellung dastehen soll, die er nach der Heilung des Kranken vom Teich Bethesda eingenommen hatte. Alle Geschichte mit ihrem Wechsel hat hier aufgehört — die Gedanken, Interessen, Gesinnungen, die in der wirklichen Welt in unaufhörlichem Wechsel hin- und herfluthen und neue Gestalten annehmen, sind im Tod dieser Geschichtsanschauung erstarrt und der versteinernde Zauber, der das Volt ergriffen hat, so daß es nach anderthalb Jahren immer noch über jene Wunderthat staunend dastand und der Herr ihm zurufen konnte: was wundert ihr euch über meine That! (V. 21), hat es auch den Antithesen Jesu angethan, so daß er, um seine göttliche Berechtigung zu beweisen, immer nur den Einen Gesatz des Eigenmächtigen und der Selbstverläugnung, welche die Ehre Gottes sucht, aufstellen und den Unglauben immer nur auf das Zeugniß des Vaters und der Werke verweisen kann. | Yes, at that time (ch. 5. ), when the Lord first raised these antitheses, they at least had the advantage of the first impression and the appearance for themselves, as if they had really sprung from the presupposed occasion and the conflict with the legal zeal of the Jews – but now they stand stiff and lifeless, like the crowd, which, according to the premise of the report, should have suddenly discarded its changeable nature and after one and a half years still stand in the astonished position, which it had taken after the healing of the sick man from the pool of Bethesda. All history with its change has ceased here – the thoughts, interests, attitudes, which in the real world flood back and forth in incessant change and take on new forms, are frozen in the death of this historical view and the petrifying spell, which seized the volt, so that after one and a half years he still stood there marveling at that miraculous deed and the Lord could call out to him: “Why do you marvel at my deed! (v. 21), also did it to the antitheses of Jesus, so that he, in order to prove his divine authorization, can always only set up the one law of self-empowerment and self-denial, which seeks the glory of God, and can always only refer unbelief to the testimony of the Father and the works. |
181 | So arm ist der Herr durch den Vierten geworden, daß er mit der Wiederholung der alten Wendungen es eingestehen muß, wie er das Volt nicht zu ergreifen wisse und vor anderthalb Jahren so wenig überzeugt oder geschlagen habe, daß er jetzt von neuem anfangen und die alten, durch ihre Erfolglosigkeit widerlegten Sätze wiederholen muß — so arm ist dieser Jesus, daß er nun dem kirchlichen Apologeten gleicht, der sich immer nur in einigen wenigen Anschauungen bewegt, seine ueberzeugung auf ein Paar Antithesen zurückgeführt hat und mit dem bittenden und ängstlichen Ton, den selbst der Lärm seines himmlischen Donners nicht verdecken kann, immer nur diese Antithesen wiederholen kann. | So poor has the Lord become through the Fourth that he has to admit it with the repetition of the old phrases, how he does not know how to grasp the volt and how he had convinced or beaten so little a year and a half ago, that he now has to start anew and repeat the old phrases refuted by their unsuccessfulness – so poor is this Jesus, that he now resembles the ecclesiastical apologist, who always moves only in a few views, has reduced his conviction to a pair of antitheses, and with the pleading and anxious tone, which even the noise of his heavenly thunder cannot cover, can always only repeat these antitheses. |
181/182 | Wie der Apologet bei seiner Armuth an Wendungen jede Gelegenheit, auch die entlegenste, dazu benutzt, um seine Antithesen, wären sie auch noch so übel angebracht, daran anzu- knüpfen, so muß auch der Jesus des Vierten, als die Juden sich über seine Schriftgelehrsamkeit verwundern, sogleich die Antithese aufstellen, daß seine Lehre nicht die seine, sondern dessen sey, der ihn gesandt habe, und seine Gegner auffordern, den Willen desselben zu thun, damit sie die Erfahrung machen, daß seine Lehre wirklich von Gott und nicht von ihm selber sey (V. 16.17.) — als ob die Juden sich über den Inhalt der Lehre Jesu gewundert hätten — als ob die Lehre ihnen dem Inhalte nach als eine neue erschienen wäre, so daß etwa das Wort, das später die Gläubigen zu hören bekommen (C. 8, 31. 32): macht nur den Versuch, nehmt nur meine Lehren in euch auf, macht sie zu eurem Lebensprincip und ihr werdet dann ihre Wahrheit und ihren göttlichen Ursprung erkennen, an seiner Stelle gewesen wäre — als ob der göttliche Wille, diese unbestimmte Abstraction, zu der der Apologet in seiner Gedankenverwirrung plötzlich überspringt, während ihm diese spätere Wendung und die Reflexion auf den Inhalt durch den Kopf ging, mit diesem Bestimmten, der Lehre des Herrn in einem lebendigen Zusammenhang stände und für sie ein triftiges Zeugniß ablegen könnte! Als ob vielmehr hier, wo aller Zusammenhang aufhört und der Verfasser die Elemente der verschiedenartigsten Wendungen ineinander wirrt, von innerer Harmonie so wie von Harmonie mit dem Anlaß ernstlich gesprochen werden könnte! | As the apologist, with his poverty of turns of phrase, uses every opportunity, even the remotest, to attach his antitheses to it, no matter how badly they are applied, so Jesus the Fourth, when the Jews are astonished at his learning of the Scriptures, when the Jews wonder about his teaching on the Scriptures, must immediately raise the antithesis that his teaching is not his own, but that of the one who sent him, and call upon his opponents to do his will, so that they may experience that his teaching is really from God and not from himself (vv. 16.17.) – as if the Jews had wondered about the content of Jesus’ teaching – as if the teaching had appeared to them as a new one, so that the word that the believers would later hear (ch. 8, 31. 32): Only make the attempt, only take my teachings into yourselves, make them your life principle and you will then recognize their truth and their divine origin, would have been in its place – as if the divine will, this indefinite abstraction, to which the apologist in his confusion of thought suddenly jumps over, while this later turn and the reflection on the content went through his mind, stood in a living connection with this definite one, the teaching of the Lord, and could bear a cogent witness for it! As if here, where all coherence ceases and the author confuses the elements of the most diverse turns of phrase, one could seriously speak of inner harmony as well as of harmony with the occasion! |
182 | Nur deshalb muß Jesus auf einmal zum göttlichen Wissen überspringen, damit er von dieser unbestimmten Abstraktion aus einen neuen Sprung machen könne, nämlich zum positiven mosaischen Gesetz, und diesen Sprung muß er thun, er muß, trotzdem, daß aller Grund dazu fehlt und die Verwunderung der Juden über seine Schriftgelehrsamkeit eine völlig unschuldige und gefahrlose ist, die schleppende Frage wimmern: „und keiner von euch thut das Gesetz — was sucht ihr meinen Tod?” damit er durch diese Erinnerung an die Mordpläne seiner Gegner und an das mosaische Gesetz endlich dazu komme, die anderthalbjährige Verwunderung des Volks über seine Sabbathsthat, diesen Zauber, der das Volk seit anderthalb Jahren versteinert hatte, zu lösen. | Only for this reason Jesus has to jump all at once to the divine knowledge, so that he could make a new leap from this vague abstraction, namely to the positive Mosaic law, and this leap he has to make, he has to whimper, in spite of the fact that all reason for this is lacking and the astonishment of the Jews about his scriptural erudition is a completely innocent and harmless one, the dragging question: “and none of you does the law – why do you seek my death? ” so that by this reminder of the murder plans of his opponents and of the Mosaic law, he might at last come to loosen the people’s year and a half’s astonishment at his Sabbathsthat [?] spell which had petrified the people for a year and a half. |
182/183 | Und wenn er ihn nur glücklich löste und die Collifion mit dem Sabbathsgesetz endlich gründlich zur Lösung brächte, dann sollte der Schade, den der Vierte mit seiner bisherigen Verwirrung, mit dieser Vermischung aller möglichen Wendungen und mit diesen qualvollen Sprüngen angerichtet hat, ihm nicht mehr so streng angerechnet werden! Wenn er nur die Dissonanzen, die seine Darstellung bis hieher durchziehen, endlich zu einem reinen harmonischen Abschluß Hinleitete! Aber es war nicht möglich! Es waren keine Dissonanzen, die er bis hieher gebildet hat, sondern Töne, die außer allem Verhältniß zu einander stehen, schrieen ineinander — und so verdient auch der Schrei, in den der Spruch über die Sabbathsverletzung ausläuft, nicht einmal den Namen der Dissonanz, da diese immer noch die Harmonie zu ihrer Voraussetzung hat und zur Harmonie sich hinbewegt. Auch am Sabbath, soll Jesus sagen, wird die Ve- schneidung vorgenommen, damit das Gesetz Mose’s nicht leide — also — also, müßten wir nach diesem Eingange erwarten, wenn um des Gesetzes, wenn um dieses höheren Zweckes willen der Sabbath verletzt wird, um wie viel mehr ist es mir nicht erlaubt, um eines noch Hähern Zweckes willen den Sabbath zu verletzen? Aber nein! Diese Harmonie ziemte sich nur für die Sprüche des synoptischen Jesus, der Jesus des Vierten muß tiefer gehen, in seiner Tiefe seine eignen Voraussetzungen vergessen, den Nachsatz so bilden, daß er mit dem Vorsatz außer aller Verbindung steht, auf dem uebergang vom Vorsatz zum Nachsatz muß ihn ein neuer Gedanke ergreifen, der Zusammenhang und die Einheit des Gedankens würde zu sehr auf Gedankenarmuth schließen lassen — so muß nun Jesus schließen: also (V. 23) ist auch kein Grund zur Anklage vorhanden, wenn ich einen ganzen Menschen am Sabbath gesund mache, —- und es käme somit darauf hinaus, daß die Beschneidung sich nur auf dieses einzelne Glied und zwar nur medicinisch beziehe! | And if he only solved it happily, and at last brought the collision with the Sabbath law thoroughly to a solution, then the harm which the Fourth has done with his previous confusion, with this mingling of all possible twists and with these agonizing leaps, should no longer be so severely imputed to him! If only he could finally guide the dissonances that have pervaded his performance up to this point to a pure harmonic conclusion! But it was not possible! They were not dissonances, which he had formed up to this point, but tones, which were out of all relation to each other, screamed into each other – and so also the cry, into which the sentence about the Sabbath violation runs out, does not even deserve the name of dissonance, since this still has harmony as its prerequisite and moves towards harmony. Also on the Sabbath, Jesus is supposed to say, the cutting is done, so that the law of Moses does not suffer – thus – thus, we should expect after this input, if for the law, if for the sake of this higher purpose the Sabbath is violated, how much more is it not allowed to me to violate the Sabbath for the sake of an even higher purpose? But no! This harmony was only appropriate for the sayings of the synoptic Jesus, the Jesus of the fourth must go deeper, forget his own presuppositions in his depth, form the epilogue in such a way that it is out of all connection with the prefix, on the transition from the prefix to the epilogue a new thought must seize him, the connection and the unity of the thought would too much lead to the conclusion of poverty of thought – so Jesus must now conclude: therefore (V. 23) there is also no reason for accusation, if I make a whole man healthy on the Sabbath, — and it would thus come to the fact that the circumcision refers only to this single member and that only medicinally! |
183 | Der Mann, der die Collifion so gründlich gelöst und das Gesetz so tiefsinnig erklärt, hatte nun allerdings das Necht dazu erworben, den Juden (V. 24) zuzurufen: „richtet nicht nach dem Anschein, sondern haltet gerechtes Gericht!” denn das wirkliche Gesetz Mose’s hatte er mit seiner Auslegung in der That nicht mehr vor Augen, während die Juden im Gegentheil nicht nach dem Anschein, sondern nach dem geoffenbarten Gesetz geurtheilt hatten. | The man who solved the collision so thoroughly and explained the law so profoundly had now acquired the right to call out to the Jews (v. 24): “Do not judge according to appearances, but hold righteous judgment,” because the real law of Moses was no longer before his eyes with his interpretation, while the Jews, on the contrary, had not judged according to appearances, but according to the revealed law. |
184 | Ein Mann, der so spricht, so tiefe Gegensatze bildet und immer an das Wesen der Sache sich hält, während alle Andern nach dem Anschein richten, muß natürlich, wenn auf das Geheimniß seiner Herkunft und seines Endes die Rede kommt, in Worten sprechen, die die stumpfe Verwunderung seiner Gegner erregen und den Anstoß selbst der Schwankenden nur noch vergrößern.
Während auch jetzt noch wie früher ein Theil des Volks (V. 41. 42) an dem galiläischen Ursprung Jesu Anstoß nimmt und sogar auch die Pharisäer über denselben Ursprung ihren Spott treiben müssen (V. 52), — während also ein Thema, welches diesen bestimmten ursprung Jesu zu dem erforderlichen Ursprung aus Bethlehem in Gegensatz stellt, immer noch behandelt wird, — vermissen die Leute auf einmal an dem Herrn vielmehr den unbekannten ursprung, den der Messias haben müsse, muß Jesus ihnen erwidern, daß sie den, der ihn gesandt habe, (V. 29) allerdings nicht kennen, und deutet jetzt der Evangelist mit besonderer Vorliebe ein neues Thema aus, indem er den Aberwitz des Volks, der vor dem Geheimniß der Herkunft des Logos seine Ohnmacht hat bekennen müssen, nun auch an dem Mysterium des Heimgangs Jesu sich zerschellen läßt. |
A man who speaks like this, who forms such deep contradictions and always sticks to the essence of the matter, while all others judge according to appearances, must of course, when the secret of his origin and his end is spoken of, speak in words that arouse the dumb amazement of his opponents and only increase the offence even of those who waver.
While even now, as before, a part of the people (vv. 41, 42) takes offense at the Galilean origin of Jesus, and even the Pharisees have to ridicule the same origin (v. 52), – while a topic that contrasts this certain origin of Jesus with the necessary origin from Bethlehem is still being discussed, – the people suddenly miss in the Lord the unknown origin that the Messiah must have, Jesus has to answer them that they do not know the one who sent him (v. 29), and he indicates that they do not know him. 29), and now the evangelist interprets a new theme with special preference, in that he lets the folly of the people, who had to confess their impotence before the mystery of the origin of the Logos, now also shatter at the mystery of Jesus’ homecoming. |
184/185 | „Jch gehe zu dem, der mich gesandt hat”, sagt Jesus, als die Diener kamen, die die Pharisäer ausgeschickt hatten, ihn zu fangen, — diese Worte, die im Munde dessen, der als Gottgesandter anerkannt seyn will, deutlich und verständlich genug auf Gott Hinweisen, sollen die Juden, zumal da Jesus hinzu- sügt: „ihr werdet mich suchen und nicht finden und da ich bin, könnt ihr nicht hinkommen,” so wenig verstehen, daß sie gar nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Nur in Einem Falle, meinen sie, könnten diese Worte einen Sinn haben, wenn er nämlich damit die Absicht aussprechen wolle, unter die Grie-chen zu gehen und sie zu unterrichten, aber diesen Sinn erklären sie zugleich für unsinn, da diese Absicht selbst ein unding und unmöglich sey (V. 33—36). Nicht genug also, daß die Situation und die Worte Jesu in einem so wunderbar gefügten Zusammenhänge standen, daß er in demselben Augenblick, da die Diener der Pharisäer ihn suchten, darauf Hinweisen konnte, wie man ihn später suchen, aber nicht finden würde — sollen die Juden in ihrem Mißverständniß sogar das Nichtige berührt, die geistigen Folgen des Heimgangs Jesu für die Griechen getroffen und nur darum den wahren Sinn der mysteriösen Worte Jesu für unsinn ausgegeben haben, weil sie in ihrem unverstande die unmögliche Annahme, daß Jesus persönlich unter die Griechen gehen wolle, für die einzig mögliche erklärten! | “I go to him who sent me,” says Jesus, when the servants came who had been sent by the Pharisees to catch him – these words, which in the mouth of him who wants to be acknowledged as God’s messenger, point clearly and understandably enough to God, are to be understood so little by the Jews, especially since Jesus adds: “You will seek me and not find me, and where I am you cannot come,” that they do not even know what to do with them. Only in one case, they think, these words could have a meaning, namely, if he wanted to express the intention to go among the Greeks and to teach them, but this meaning they declare to be nonsense at the same time, since this intention itself is an impossibility (v. 33-36). It is not enough that the situation and the words of Jesus were so wonderfully connected that at the same moment when the servants of the Pharisees were looking for him, he could indicate how he would be looked for later but not found, The Jews, in their misunderstanding, even touched the nullity, met the spiritual consequences of Jesus’ departure for the Greeks, and only for this reason they declared the true meaning of Jesus’ mysterious words to be nonsense, because in their lack of understanding they declared the impossible assumption that Jesus personally wanted to go among the Greeks to be the only possible one! |
185/186 | Das Mißverständniß ist also vom Evangelisten gemacht — erst auf dem spätern Standpunkt gebildet, wo die Annahme, daß Jesus, um den Heiden sein Heil zu bringen, persönlich unter dieselben gehen müsse, als sinnlos feststand. Wir brauchen demnach nicht einmal mehr daran zu erinnern, daß der Anschlag, den die Diener der Pharisäer ausführen sollten, da er nicht einmal versucht ist, jene geheimnißvollen Worte Jesu nicht veranlassen konnte — brauchen also auch nicht mehr ernstlich zu fragen, ob die Diener der Pharisäer, die blos als Mittel ihrer Herrschaft dem Herrn entgegentreten, die rechten Leute dazu sind, an die die strafende Enthüllung der zukünftigen Herrlichkeit zu richten war — brauchen auch nicht mehr zu fragen, ob die Menge, an die sich Jesus zugleich wandte und die als mitschuldig an dem Vorhaben der Diener der Pharisäer gelten soll, die mysteriösen und zugleich vorwurfsvollen Worte: „später werdet ihr mich suchen, aber nicht finden,” auch nur im entferntesten deuten konnte, da sie den Ausgangspunkt, daß man den Herrn in feindseliger Absicht suchte, nicht kannte, sich also auch nicht als mitschuldig betrachten konnte, — brauchen endlich auch nicht zu fragen, ob das der paffende Ort war, von der Heimkehr zum Vater zu sprechen, ob eine drohende Gefahr dem Herrn dazu den Anlaß geben durfte, mit seiner spätern Erhöhung zu prahlen, die ihn allen Nachstellungen unzugänglich machen würde. | The misunderstanding is therefore made by the evangelist – formed only on the later point of view, where the assumption that Jesus, in order to bring his salvation to the Gentiles, had to go personally among them, was established as senseless. Accordingly, we do not even need to remember that the attack that the servants of the Pharisees were supposed to carry out, since it is not even attempted, could not have caused those mysterious words of Jesus – so we do not even need to ask seriously whether the servants of the Pharisees, who approach the Lord only as a means of their rule, are the right people to believe in the Lord, are the right people to whom the punishing revelation of the future glory was to be addressed – also no longer need to ask whether the crowd, to whom Jesus addressed himself at the same time and who are to be considered as complicit in the intention of the servants of the Pharisees, the mysterious and at the same time reproachful words: “Later on you will seek me, but you will not find me,” since they did not know the point of departure, that the Lord was being sought with hostile intentions, and therefore could not consider themselves to be complicit, – finally, we do not need to ask whether this was the right place to speak of the return to the Father, whether an imminent danger could give the Lord the occasion to boast of his later exaltation, which would make him inaccessible to all persecution. |
186 | Allerdings war das die Absicht des Evangelisten: er wollte in diesen Worten Jesu eine jener ueberraschungen bilden, zu denen die Dichter ihre letzte Zuflucht nehmen, wenn sie ihre Helden, Fürsten und Könige in ihrer ganzen Glorie darstellen wollen und dieselben die Gefahren und Verwicklungen, in die sie durch Verhüllung ihres Ranges gerathen sind, damit vereiteln und auftösen lassen, daß sie die Zeichen ihrer fürstlichen Würde vorweisen — allein er übersah, wie sehr er gegen diese weltlichen Dichter in Nachtheil stand, da er der Menge die Bekanntschaft mit der Majestät, selbst wenn sie sich in vollem Glänze offenbart, nicht mittheiten konnte — er übersah, daß er diese Voraussetzung, auf welche die weltlichen Dichter ihre lleber- raschung bauen, sogar ausschtoß, da er zur majestätischen Klarheit des Selbstbewußtseyns Jesu den Stumpfsinn des Volks in Gegensatz stellen wollte. | Indeed, this was the intention of the evangelist: he wanted to form in these words of Jesus one of those surprises to which poets take their last resort, when they want to represent their heroes, princes and kings in all their glory, and let them thwart and dissolve the dangers and entanglements into which they have got by concealing their rank, by showing the signs of their princely dignity – But he overlooked how much he was in disadvantage against these worldly poets, since he could not grant the crowd the acquaintance with the majesty, even if it reveals itself in full splendor – he overlooked that he even excluded this prerequisite, on which the worldly poets build their livelyness, since he wanted to contrast the majestic clarity of Jesus’ self-confidence with the dullness of the people. |
186/187 | Der Herr des Vierten lebt nur im Gegensatz — aber in einem unnatürlichen Gegensatz: er muß mit seiner göttlichen Majestät vor Leuten prahlen, die mit seinem Selbstruhm Nichts anzufangen wissen und von seinen großen Worten Nichts verstehen. Seine Erhabenheit ist erst gesichert, wenn er es dahin gebracht hat, daß sie in dieser Wett nicht mehr wid erscheint, und wenn das Himmlische in dieser Welt doch auch einen Widerschein hat, wenn es sich einmal dazu herabläßt, mit demselben in Berührung zu treten, so beeilt es sich auch, ihn so gleich wieder von sich abzustoßen und seine Erhabenheit über dem Stück Sinnlichkeit, mit dem es sich also nicht einmal aus wirklicher Herablassung sondern von vornherein in der Absicht, durch die Vergleichung groß zu erscheinen, in Beziehung gesetzt hat, zu beweisen. | The Lord of the Fourth lives only in contrast – but in an unnatural contrast: he must boast of his divine majesty before people who know nothing about his self-glory and understand nothing of his great words. His sublimity is secured only when he has brought it to the point that it no longer appears in this competition, and if the heavenly has a reflection in this world, too, when it once deigns to enter into contact with it, it also hastens to repel it from itself and to prove its sublimity above the piece of sensuality, with which it has thus not even put itself in relation out of real condescension but from the outset with the intention of appearing great through the comparison. |
187/188 | Wenn der Evangelist z. B. berichtet (V. 37—39), daß „an dem letzten, dem großen Tage des Festes Jesus dastand, aufschrie und sprach: wen da dürstet, der komme zu mir und trinke”, so ist es möglich, daß er einmal Etwas davon gehört hat, daß es am Laubhüttenfest Gebrauch war, Wasser vor dem Heiligthum auszugießen — ist es ferner möglich, daß er sich den Vergleich zwischen diesem Wasser und dem Lebenswasser, das Jesus den Seinigen mittheilt, so lebhaft durchgeführt denkt, daß Jesus durch die eben ankommende Procession der Priester mit dem heiligen Wasser auf den Gedanken kam, die Kraft seines Wassers zu rühmen, — der Evangelist glaubt wenigstens, ein Bild sey dann erst richtig angebracht, wenn das Substrat, von dem es ausgeht, in ganzer Sinnlichkeit als dieses Stück Brot oder als dieser Eimer Wasser dem stolzen Geist vor Augen steht — er glaubt, die Würde des Geistes bringe es so mit sich, daß der Vergleich nur in einem verächtlichen Blick auf dieses Stück Sinnlichkeit bestehe, — er kennt nicht die allgemeine Natur des Brotes und Wassers, ihre nährende und belebende Kraft, die das Sinnliche fähig machen, als Zeichen einer allgemeinen geistigen Bestimmung zu dienen — ihm ist das Bild erst vollendet, wenn sich seine beiden Seiten miteinander Überwerfen und zanken — würdig und gehalten erscheint ihm erst der Vergleich, wenn der Geist im unwillen seiner Erhebung dieses Stück Sinnlichkeit mit Füßen tritt — so ist es auch möglich und wahrscheinlich, daß nach seiner Ansicht Jesus den Ruhm seines Lebenswassers zu keiner gelegener» Zeit verkünden konnte, als in diesem Augenblick, wo die Procession der Priester mit dem heiligen Wasser des Tempeldienstes vorüberging, daß nach seiner Ansicht dieser Ruhm erst gesichert ist, wenn er als heftiger Schrei in diesen feierlichen Act hineingeworfen wird, und der Vergleich erst vollendet, wenn er in aufdringlicher Weise die Ceremonie unterbricht, stört und verwirrt — aber dann würde es auch immer dabei bleiben, daß wir es hier mit allem Andern, mit einer völligen Verkennung der Natur des Bildes, mit einer geschmacklosen Composition und nur nicht mit wirklicher Geschichte zu thun haben. Jn jedem Falle aber bleibt es dabei, daß die Situation, der Aufschrei Jesu, das Anrühmen seines Lebenswassers vor einem Haufen von Leuten, die keins seiner Worte verstehen, eben nicht glücklich erfunden ist. | For example, when the evangelist reports (vv. 37-39) that “on the last, the great day of the feast, Jesus stood and cried out, saying: Let him who thirsts come to me and drink,” it is possible that he once heard that at the Feast of Tabernacles it was customary to pour out water in front of the sanctuary – it is also possible that he imagines the comparison between this water and the water of life, which Jesus communicates to his own, so vividly that Jesus got the idea of praising the power of his water through the procession of the priests with the holy water that had just arrived, – the evangelist at least thinks that an image is only properly appropriate when the substratum from which it emanates stands before the proud spirit in all sensuousness as this piece of bread or as this bucket of water – he thinks that the dignity of the spirit brings it about in such a way that the comparison consists only in a contemptuous glance at this piece of sensuousness, – he does not know the general nature of bread and water, their nourishing and enlivening power, which makes the sensuous capable to serve as a sign of a general spiritual destiny – to him the picture is only completed when its two sides throw themselves over and quarrel with each other – worthy and held appears to him only the comparison when the spirit in the unwillingness of its elevation tramples this piece of sensuality underfoot – so it is also possible and probable that according to his view Jesus could proclaim the glory of his water of life at no more “convenient” time than at this moment, that in his opinion this glory is only secured when it is thrown into this solemn act as a fierce cry, and the comparison is only completed when it interrupts, disturbs and confuses the ceremony in an obtrusive way – but then it would always remain that we are dealing here with everything else, with a complete misunderstanding of the nature of the picture, with a tasteless composition and only not with real history. But in any case it remains that the situation, the outcry of Jesus, the praising of his water of life in front of a crowd of people who do not understand any of his words, is just not happily invented. |
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188 | Während alles das geschah, saßen „die Hohenpriester und Pharisäer” zusammen — also unendlich lange — in officieller Sitzung — als Synedrium — durch ein Wunder an ihren Sitz festgebannt — es ist daher Zeit, daß wir den Zauber lösen und die Leute wieder nach Hause schicken. | While all this was going on, “the chief priests and Pharisees” sat together – that is, for an infinite time – in official session – as a synod – miraculously confined to their seats – it is therefore time to break the spell and send the people home again. |
188/189 | Jetzt erst, nachdem Jesus am letzten Tage des Festes aufgeschrieen und seine durststillende Kraft gerühmt, kommen die Diener, die die Obrigkeit ausgeschickt hatte, zurück, um sich dafür ausschelten zu lassen, daß sie den Auftrag ihrer gestrengen Herrn nicht besser ausgeführt haben. Jetzt erst — der Verfasser wollte nämlich bei seiner Lust an Steigerungen seinem Bericht damit den einzig naturgemäßen d. h. der Natur seiner ganzen Schrift angemessenen Schluß geben, daß er die Contraste, die sich bisher unten, in der Sphäre des Haufens gebildet hatten, auf die Höhe stellte, wo ihre Macht vollends sich offenbarte und ihr Eindruck zwingend und unfehlbar wurde. Als Jesus während des Festes öffentlich lehrte, hatten die Juden sich über seine Schriftgelehrsamkeit gewundert: jetzt muffen die Diener der Obrigkeit mitten im Synedrium von der Gewalt der Rede Jesu Zeugniß ablegen, indem sie auf die strenge Frage der Priester, warum sie unverrichteter Sache zurückkehrten, und zu ihrer Entschuldigung erwidern: „so wie dieser habe noch kein Mensch gesprochen” (V. 46) — und wenn unten im Volkshaufen die Bedenklichen deshalb die Messianität Jesu nicht anerkennen wollen, weil er aus Galiläa und nicht, wie die Schrift es für den Messias bestimme, aus Bethlehem sey (V. 41.42): so muß jetzt der hohe Rath, als Nikodemus den Versuch wagt, die Leidenschaft seiner Collegen zu besänftigen, noch weiter gehen und sogar behaupten, Nikodemus könne schon daraus sehen, daß es mit Jesus Nichts sey, weil noch kein Prophet aus Galiläa hervorgegangen sey (V. 52). Diese Sitzung des Synedriums, wie sie die Contraste des ganzen Berichts zu ihrer höchsten Spitze bringt, soll auch der Zeit nach der Schluß und das Ganze erst abgeschlossen seyn, wenn es (V. 53) heißt: „und Jedermann begab sich nach Hause” Jedermann! d. h. zunächst die Mitglieder des hohen Raths und dann jener unbestimmte und umfassende Jedermann, unter dessen Rubrik auch das Volk, das bisher auf dem Schauplatze stand, gebracht werden kann — d. h. der Evangelist hat vergessen, daß die Diener längst, wenigstens vor dem letzten Tage des Festes zu ihren Herrn zurückgekehrt seyn müßten. | Only now, after Jesus cried out on the last day of the feast and praised his thirst-quenching power, the servants, whom the authorities had sent out, come back to be scolded for not having carried out the order of their strict masters better. Only now – the author wanted to give his report the only natural conclusion, i.e. the conclusion that is appropriate to the nature of his whole writing, by placing the contrasts that had formed so far at the bottom, in the sphere of the crowd, at the top, where their power was fully revealed and their impression became compelling and infallible. When Jesus taught publicly during the feast, the Jews had marveled at his scriptural erudition: now, in the midst of the synod, the servants of the authorities testify to the power of Jesus’ speech by replying to the stern question of the priests as to why they returned empty-handed and to their apology: “no man has ever spoken like this one” (v. 46) – and if down in the crowd the doubters do not want to acknowledge the Messiahship of Jesus because he is from Galilee and not from Bethlehem, as the Scriptures say for the Messiah (v. 41. 42): so now the high council, when Nicodemus dares to try to calm the passion of his colleagues, must go even further and even claim that Nicodemus could already see from this that it was nothing with Jesus, because no prophet had yet come out of Galilee (v. 52). This meeting of the synod, as it brings the contrasts of the whole report to their highest point, is also said to be the conclusion and the whole is said to be finished only when it says (v. 53): “and everyone went home” Everyone! i.e., first the members of the high council and then the members of the synod. i.e., first the members of the high council, and then that indefinite and all-encompassing everyman, under whose rubric also the people who had been standing in the arena can be brought – i.e., the evangelist has forgotten that the servants must have returned to their masters long ago, at least before the last day of the feast. |
189/190 | Die Sitzung des SynedriumS ist also ein Machwerk des Vierten. Er, der Evangelist hat die Diener zu ihren Herrn überhaupt nur deshalb zurückgeschickt, damit sie die übermenschliche Gewalt der Rede Jesu bezeugen, und er ist nur darin unglücklich gewesen, daß er sie von dem Herrn nur Worte vernehmen ließ, die Niemand verstand. Nur den Hierarchen, die der Phantasie des Vierten ihr Daseyn verdanken, kann eS mit dem Geschäft, das sie ihren untergebenen auftragen, so wenig Ernst seyn, daß sie sich mit der sentimentalen Entschuldigung derselben begnügen und sie nicht auf der Stelle sogleich wieder ausschicken, damit sie ihren Auftrag besser ausrichten. Nur der Vierte, dem jedes Mittel recht ist, wenn er einen Contrast beabsichtigt, kann diesen weichlichen Hierarchen zugleich Worte in den Mund legen, die so empörend sind, daß sie gerade durch ihre Maaßtosigkeit zum Widerstand, wenigstens zum Widerspruch hätten reizen müssen, Worte, die zu Leuten aus dem Volk gesprochen brutal bis zu einem Grade sind, der alles Maaß der wirklichen Welt übersteigt. Nur er, der Vierte, der die Spannkraft seiner Eontraste nie zu berechnen vermag, war im Stande, als Antwort auf die Entschuldigung der Diener den Obern die Worte in den Mund zu legen: „seyd ihr auch verführt? Glaubt denn aber wohl Einer von den Obern oder Pharisäern an ihn?” Nur er, der Vierte konnte es übersehen, daß diese Worte zur Situation nicht paffen, ungehörig sind und eine durchaus andere Richtung voraussetzen: — daß nur einem Gebildeten, einem Pharisäer, der sich zum Glauben hinzuneigen schien, bemerklich gemacht werden konnte: „siehe, nur das Volk läßt sich verführen; aber siehst du denn sonst Jemanden der Gebildeten, Gelehrten und Obern, der sich bethoren ließe?” | The meeting of the Synedrium is therefore a work of the Fourth. He, the evangelist, has sent the servants back to their masters only for the reason that they testify the superhuman power of Jesus’ speech, and he has been unfortunate only in that he let them take from the master only words that nobody understood. Only the hierarchs, who owe their existence to the imagination of the fourth, can be so little serious about the business they entrust to their subordinates that they are content with the sentimental excuse of them and do not immediately send them out again, so that they can better carry out their mission. Only the fourth, to whom every means is justified if he intends a contrast, can at the same time put words into the mouths of these soft hierarchs that are so outrageous that they should have provoked resistance, at least opposition, precisely by their lack of moderation, words that, spoken to people from the people, are brutal to a degree that exceeds all moderation in the real world. Only he, the fourth, who is never able to calculate the tension of his contrasts, was able to put the words into the mouth of the superiors as an answer to the apology of the servants: “Are you also deceived? Do any of the rulers or Pharisees believe in him?” Only he, the fourth, could overlook the fact that these words do not fit the situation, are inappropriate and presuppose a completely different direction: – that only an educated man, a Pharisee, who seemed to be inclined to faith, could be made aware: “behold, only the people can be deceived; but do you see anyone else of the educated, scholars and superiors who can be deceived?” |
190/191 | Als der Evangelist diese Antwort der Obern bildete, lag ihm schon Nikodemus im Sinn, dachte er an diesen Obern, der allein unter seines Gleichen an den glaubte, dem — nach der Voraussetzung und Darstellung der synoptischen Evangelien das Volk anhing, und müssen nun die Pharisäer und Priester zu den Dienern so sprechen, als hätten sie es bereits mit dem Nikodemus zu thun. Daher die Verzwischen der Richtung, die er nach der Angabe des Verfassers haben soll, und zwischen der Richtung, die sein Jnhalt vorausseht. | When the evangelist formed this answer of the superiors, Nicodemus was already in his mind, he thought of this superior, who alone among his equals believed in him, to whom – according to the presupposition and representation of the synoptic gospels – the people adhered, and now the Pharisees and priests must speak to the servants as if they already had to do with Nicodemus. Hence the difference between the direction that the author says he should have and the direction that his attitude foresees. |
191 | Mit dem Geschick, mit dem die Priester und Pharisäer gegen ihre Diener wüthen, wetteifert dasjenige, mit dem sie dem Nikodemus die Sinnlosigkeit seiner Anklahme, daß ein Mensch, der aus Galiläa sey, ein Prophet seyn könne, nachweisen. Mag man der gewöhnlichen Lesart folgen, wonach sie ihn daran erinnern, daß kein Prophet aus Galiläa hervorgegangen sey, oder die Hilfe annehmen, die einige Handschriften bieten wollen, wenn sie statt der Vergangenheit des Zeitworts die Gegenwart setzen: — es bleibt sich gleich, denn soll Nikodemus nachforschen und sehen, daß kein Prophet aus Galiläa „aufsteht”, so können sich die Obern doch immer nur auf die Voraussetzung stützen, daß noch kein Prophet von Galiläa ausgegangen ist — d. h. auf eine Voraussetzung, die ein Unding ist, die keinem der Obern wirklich in den Sinn kommen konnte, da mehrere Propheten aus Galiläa aufgestanden sind — auf eine Voraussetzung, die nur für den Evangelisten ein Scheinleben erhalten konnte, da es ihm genügte, daß nun auch die Obern an der Herkunft seines Herrn ihren beschränkten Verstand zerarbeiten mußten, und da es ihn nicht kümmerte, ob der Contrast, den er zu diesem Behufe bildete, über alle Gränzen der Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit hinausging, wenn er nur recht grell und scheinbar spannend war.
Die Sitzung des Synedrium ist also aufgelöst, wie alle übrigen Theile dieses Berichts. Aber ist denn diese Zusammenkunft der Priester und Pharisäer wirklich eine officielle Sitzung — eine Sitzung des Synedriums? |
The skill with which the priests and Pharisees raged against their servants rivals that with which they prove to Nicodemus the futility of his accusation that a man from Galilee could be a prophet. Whether one follows the usual reading, according to which they remind him that no prophet has come forth from Galilee, or accepts the help that some manuscripts want to offer when they put the present instead of the past of the time word: – it remains the same, because if Nicodemus should investigate and see that no prophet “arises” from Galilee, the superiors can always only rely on the presupposition that no prophet has yet gone forth from Galilee – i.e., on a presupposition that a man from Galilee is a prophet. on a presupposition which is an absurdity which could not really occur to any of the superiors, since several prophets have arisen from Galilee – on a presupposition which could only maintain an illusory life for the evangelist, since it was enough for him that now also the superiors had to work their limited minds to pieces on the origin of his Lord, and since he did not care whether the contrast which he formed for this purpose went beyond all bounds of probability and possibility, if it was only quite glaring and apparently exciting.
The meeting of the Synedrium is thus resolved, like all other parts of this report. But is this meeting of the priests and Pharisees really an official meeting – a meeting of the synedrium? |
192 | Allerdings! Die wunderbare Natur nämlich, die wir bereits an ihr entdeckt haben, wird sich noch unendlich erhöhen, wenn wir darauf achten, daß sie dieselbe Sitzung des Syne- drium ist, vor der sich Petrus und Johannes nach der Heilung des Lahmgeborenen und wegen ihrer Predigt vom Auferstandenen verantworten mußten. Es ist dieselbe Sitzung des Synedrium, in welcher die Obern Apostelgesch. 4, 13) sich über die freie Haltung und kühne Gewandtheit, mit der sich Petrus und Johannes vertheidigten, verwunderten, da ihnen diese Kühnheit und Gewandtheit bei dem bekannten umstände, daß Beide Idioten und ungelehrte Leute waren, auffallend und unbegreiflich war — es ist dieselbe Sitzung der Apostelgeschichte, in die uns der Vierte bald wieder einführen wird, dieselbe Sitzung, die ihm bei der Schwäche seiner Erfindungskraft mehrmalige Dienste leisten mußte und die uns dießmal den nützlichsten Dienst leistet, indem sie uns zeigt, woher in unsern Bericht die ungehörige Verwunderung der Juden über die Gewandtheit, mit der Jesus die Schrift behandelte, und mit ihr die ganze Verwirrung gekommen ist, die sie in den Bericht gebracht hat. Sie ist aus der Verwunderung der Obern über Haltung und Benehmen des Petrus und Johannes entstanden, sie ist die uebertragung eines Zuges, der hier, in der Apostelgeschichte, an seiner Stelle und richtig motivirt ist, in einen Bericht, wo sie allen andern Voraussetzungen widerspricht und von diesem selbst wieder ausgeschlossen wird. | Indeed! The marvelous nature, which we have already discovered in it, will increase infinitely, if we pay attention to the fact that it is the same session of the synod, before which Peter and John had to answer after the healing of the lame-born and because of their preaching of the Risen One. It is the same session of the synedrium in which the superiors (Acts 4, 13) were astonished at the free attitude and boldness with which Peter and John defended themselves, since this boldness and agility was striking and incomprehensible to them in the known circumstance that both were idiots and unlearned people – it is the same session of the Acts of the Apostles into which the fourth will soon introduce us again, the same session which had to serve him several times in the weakness of his inventiveness, and which this time renders us the most useful service by showing us whence came into our account the unseemly astonishment of the Jews at the dexterity with which Jesus treated the Scriptures, and with it all the confusion which it brought into the account. It arose from the amazement of the superiors at the attitude and behavior of Peter and John, it is the transfer of a trait, which is here, in the Acts of the Apostles, in its place and correctly motivated, into an account, where it contradicts all other premises and is excluded from the latter itself. |
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Neil Godfrey
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