2021-12-23

Ch 2 – The Baptism of Jesus

34

2.

Die Taute Jesu.

2.

The baptism of Jesus.

34 Aber die Gemeinde erst soll Jesum und den Täufer zu-sammengebracht haben? Sind nicht vielmehr Beide persönlich zusammengetroffen? Hat nicht Jesus selbst schon, indem er sich der Taufe des Johannes unterzog, den Zusammenhang der-selben mit seinem Werke anerkannt und hat nicht der Täufer sich persönlich vor dem Höheren gebeugt, als er sich weigerte, Jesum zu taufen, und erklärte, daß er vielmehr seiner höheren Taufe bedürftig sey?

Von dieser Weigerung des Täufers berichtet allerdings Matthäus, aber auch nur er allein. Nach seiner Darstellung hat der Täufer Jesum in dem Augenblicke, als dieser zur Taufe kam, als Messias gekannt, und er sträubte sich daher mit Recht gegen die Zumuthung, daß er den unendlich Höheren taufen solle, verlangte vielmehr von ihm seine kräftigere, d. h. seine Geistestaufe, und gab sich erst zufrieden, als Jesus ihn daran erinnerte, daß es sich für sie zieme, alle Gerechtigkeit zu er-füllen, daß es sich namentlich für ihn — für ihn, den Herrn zieme, sich auch der gottgeordneten Taufe des Elias zu unter-ziehen.

But was it the church that brought Jesus and the Baptist together? Didn’t both of them meet personally? Did not Jesus himself, by undergoing John’s baptism, acknowledge the connection between it and his work, and did not the Baptist personally bow before the higher one when he refused to baptise Jesus and declared that he was in need of his higher baptism?

Matthew, however, reports this refusal of the Baptist, but he alone. According to his account, the Baptist knew Jesus as the Messiah at the moment he came to be baptised, and he therefore rightly resisted the imposition that he should baptise the infinitely higher one, but rather demanded of him his more powerful, i.e. his baptism of the Spirit, and gave him the baptism of the Spirit. Rather, he demanded of him his more powerful, i.e. his baptism in the Spirit, and was only satisfied when Jesus reminded him that it was fitting for them to fulfil all righteousness, that it was fitting for him in particular – for him, the Lord – to also undergo the God-ordained baptism of Elijah.

34/35 Der Widerspruch des Vierten, der dem Läufer die aus-drückliche Erklärung in den Mund legt, er habe Jesum nicht gekannt und nicht gewußt, daß Dieser der Verheißene sey, bis das zwischen ihm und Gott verabredete Wunder der Taufe ihm Jesum als denjenigen kenntlich gemacht habe, in dem die Ver-heißung erfüllt sey, — dieser Widerspruch kann der Darstellung des Matthäus nicht schaden, da die Voraussetzung des Vierten, wonach der Täufer von vornherein der vollendete Theoretiker und Christologe war, und seine Maschinerie, wonach die Taufe des Johannes nur die Bestimmung hatte, ihm denjenigen kenntlich zu machen, von dem er nachher zeugen sollte, als der verun-glückte Pragmatismus eines Spätern sich bereits bloßgestellt haben. The contradiction of the fourth gospel, who puts the explicit declaration into the mouth of the fore-runner that he did not know Jesus and that he did not know that he was the promised one until the miracle of baptism, which was agreed between him and God, made Jesus known to him as the one in whom the promise was fulfilled, – this contradiction cannot harm the presentation of Matthew, since the presupposition of the fourth, according to which the Baptist was from the beginning the accomplished theoretician and Christologist, and his machinery, according to which the baptism of John had only the purpose to make known to him the one of whom he should testify later, have already exposed themselves as the unsuccessful pragmatism of a later man.
35 Aber wohl wird der Bericht des Matthäus durch die Pa-rallelen des Lukas- und Marcusevangeliums gefährlich bedroht: — woher kommt es namentlich, daß Lukas Nichts davon weiß, daß der Täufer, als Jesus zu seiner Taufe kam, in ihm den Messias erkannte? Folgt aus den Voraussetzungen seiner eige-neu Vorgeschichte nicht nothwendig, daß der Täufer den Mann kennen und als den Gewaltigen anerkennen mußte, dem er schon im Mutterleibe gehuldigt hatte? Die Mütter von Beiden kann-ten sich und waren sogar mit einader verwandt — der Weg ins Gebirge war für die Maria kein Hinderniß, als sie die Elisabeth besuchen und sich mit ihr der Gnade, der sie Beide gewürdigt waren, freuen wollte, — die ungeheuersten Wunder hatten die Geburt des Vorläufers und seines Nachfolgers be-zeichnet, und sie sollten sich bis zu dem Augenblick, da Jesus zur Wassertaufe des Johannes kam, fremd geblieben, die Wun-der, die ihre Geburt auszeichneten, vor Allem das Wunder, welches den Täufer schon als Embryo die Nähe seines Meisters fühlen ließ, ganz und gar verschwendet gewesen seyn? Unmög-lich! Dieser Täufer, der schon im Mutterleibe vor Entzücken aufsprang, als die Mutter seines Meisters nahte, mußte seinem Herrn von Kindheit auf angehangen und ihm gedient haben und mußte ihn längst kennen, als derselbe zu seiner Taufe kam. But Matthew’s account is dangerously threatened by the parallels in Luke’s and Mark’s Gospels: Where does it come from that Luke knows nothing about the fact that the Baptist, when Jesus came for his baptism, recognised the Messiah in him? Does it not necessarily follow from the presuppositions of his own pre-history that the Baptist had to know and acknowledge as the mighty one the man to whom he had already paid homage in his mother’s womb? The mothers of both knew each other and were even related to one another – the way into the mountains was no obstacle for Mary when she wanted to visit Elizabeth and rejoice with her in the grace of which they were both worthy – the birth of the forerunner and his successor had been marked by the most tremendous miracles, and they were to have remained strangers to each other until the moment when Jesus came to John’s baptism in water, the miracles that marked their birth, above all the miracle that made the Baptist feel the nearness of his Master even as an embryo, were completely wasted? Impossible! This Baptist, who already jumped up with delight in his mother’s womb when the mother of his Master approached, must have been devoted to and served his Lord from childhood and must have known him long before he came to his baptism.
35/37 Weshalb kennt er ihn in der Schrift des Lukas nun den-noch nicht? Einfach deshalb nicht, weil er in der Vorgeschichte dieses Evangeliums ein Anderer ist und ein Anderer in dem Bericht von der Taufe Jesu. Jene Vorgeschichte und dieser Bericht sind auf verschiedenen Standpunkten, in ver-schiedenen Zeiten entstanden, rühren von verschiedenen Verfassern her und sind vom Componisten des Lukasevangeliums in eine und dieselbe Schrift ausgenommen, ohne daß er ihren Wider-spruch merkte. Der letzte Anordnec dieses Evangeliums hat die Vorgeschichte längst vergessen, wenn er zu der Stelle kommt, wo er die Taufe Jesu zu berichten hat, er greift jetzt zu einer Schrift, die ihn zu einem ganz andern Läufer führte, als derjenige hätte seyn müssen, der in der Vorgeschichte schon als Embryo seinen Herrn begrüßt hatte. Mit Einem Wort: er greift nach einer Schrift, die von den Wundern der Borge-schichte noch Nichts weiß und daher Jesum und den Täufer zusammenbringt und einfach zusammenbringen kann, ohne daß ihr Verfasser darüber zu grübeln braucht, ob es nicht unum-gänzlich nöthig war, daß dieser jenen als den Messias längst kannte oder im Augenblick des Zusammentreffens als solchen erkennen mußte. Auf die Vorgeschichte, in der sich die spätere Anschauung vom Herrn und sseinem Vorläufer ausgeprägt hat, läßt er einen Bericht folgen, der ältern Ursprungs noch in aller Unbefangenheit Jesum zur Taufe gehen und den Täufer ohne alle Scrupel dem ihm unbekannten Täufling das Wasser-bad geben läßt. Er hat den letzten Bericht sogar mit demsel-ben :geringen Geschick in sein Werk eingefügt, mit dem er so-gleich darauf die Genealogie zwischen die Taufe und die Ver-suchung Jesu einzwängt (E. 3, 21—23), an seine Darstellung von der Wirksamkeit des Täufers hat er nämlich etwas voreilig die Notiz von der Gefangensetzung desselben angefügt, das ge-schichtliche Bild des Täufers ist also bereits abgeschlossen, wenn es zur Taufe Jesu kommt, und der Compilator muß daher, um den Täufer noch einmal auf die Bühne zu bringen, unpas-send genug an die Zeit erinnern, in der ״Alles Volk sich taufen ließ.” Bei dieser Zurückversetzung des Lesers in eine längst abgeschlossene Vergangenheit hütete er sich aber doch wenigstens, den Täufer noch einmal zu erwähnen. Why does he not know him in Luke’s writing? Simply because he is another in the prehistory of this Gospel and another in the account of the baptism of Jesus. This prehistory and this account were written from different points of view, in different times, by different authors, and were excluded by the composer of Luke’s Gospel into one and the same writing, without his noticing their contradiction. The last author of this Gospel has long since forgotten the prehistory when he comes to the place where he has to report the baptism of Jesus; he now reaches for a scripture that led him to a completely different runner than the one who in the prehistory had already greeted his Lord as an embryo. In a word, he reaches for a scripture that still knows nothing of the miracles of the Bible story and therefore brings Jesus and the Baptist together and can simply bring them together without its author needing to ponder whether it was not absolutely necessary that the latter had long known him as the Messiah or had to recognise him as such at the moment of their meeting. After the prehistory, in which the later conception of the Lord and his forerunner has developed, he lets follow an account of older origin, which still shows Jesus going to the baptism in all impartiality and the Baptist giving the water bath to the unknown baptised person without any scruples. He even inserted the last account into his work with the same :little skill with which he immediately afterwards wedges the genealogy between the baptism and the temptation of Jesus (E. 3, 21-23), for to his account of the Baptist’s efficacy he has somewhat hastily added the note of his imprisonment; the historical picture of the Baptist is thus already completed when it comes to the baptism of Jesus, and the compiler must therefore, in order to bring the Baptist on the stage once more, remind us incongruously enough of the time when ״All the people were baptized.” However, in taking the reader back to a past long since closed, he was at least careful not to mention the Baptist again.
37 Die ursprüngliche Anschauung von der Taufe Jesu, die der Componist des Lukasevangeliums mechanisch in sein Werk auf-nahm, ist uns im Bericht des Marcus erhalten. In dessen Schrift kommt Jesus ״in jenen Tagen” d. h. damals, als der Täufer in der unmittelbar vorher beschriebenen Weise wirkte, zur Taufe — dieser Augenblick ist aber auch nach dem unwillkührlichen Eindruck, den die Darstellung des Marcus macht, derjenige, wo die Zeit des Täufers schon gemessen war.

In der Schrift des Marcus braucht ferner der Täufer Jesum nicht zu kennen, hat er keinen Grund, gegen den Gedanken, daß er den Gewaltigen taufen solle, sich zu sträuben — taufte er den Messias, ohne zu ahnen oder Etwas davon zu ersah-ren, daß dieser Act der Gipfelpunkt und die letzte Bestimmung seiner eigenen Wirksamkeit sey.

Marcus steht also allein noch dem Matthäus entgegen.

The original view of the baptism of Jesus, which the composer of the Gospel of Luke mechanically included in his work, is preserved in the account of Mark. In his writing, Jesus is baptized ״in those days,’ i.e., at the time when the Baptist was working in the manner described immediately before – but this moment is also, according to the involuntary impression that Mark’s account makes, the one when the time of the Baptist was already measured. In the writing of Mark the baptizer does not need to know Jesus, he has no reason to resist the idea that he should baptize the mighty one – he baptized the Messiah without suspecting or realizing that this act would be the culmination and the final destination of his own effectiveness.

So Mark alone is still opposed to Matthew.

37/38 Doch nein! Matthäus hat auch sich selbst zum Gegner.

Denn was hat das Taufwunder, von dem er gleichfalls be-richtet, noch zu bedeuten, wenn Jesus vorher schon durch den Täufer bezeugt war? Weshalb ist die wunderbare Erscheinung, die Jesu Taufe begleitete, nur für diesen sichtbar, warum er-scheint sie nur ihm, wenn der Täufer, wie seine Weigerung, ihn zu taufen, beweist, bereits in das himmlische Geheimniß hineingezogen war? Warum tritt auch in seinem Bericht, wie in dem des Marcus und Lukas das Wunder, welches die Taufe Jesu zu der Einweihung in sein Amt macht und ihn die gött-liche Berufung zu seiner Würde vernehmen läßt, auf eine für Jesum unvorhergesehene Weise ein? Derjenige, dessen Mes-sianität ihm selbst und Andern bereits feststand, bedurfte des Zurufes der Himmelsstimme nicht mehr — für ihn konnte kein Wunder, welches seinen Zusammenhang mit dem Himmel offen-harte, unerwartet seyn.

But no! Matthew also has himself as an opponent.

For what does the miracle of baptism, of which he also reports, still mean, if Jesus was already witnessed by the Baptist before? Why is the miraculous appearance that accompanied Jesus’ baptism visible only to him, why does it appear only to him, when the Baptist, as his refusal to baptize him proves, was already drawn into the heavenly mystery? Why is it that in his account, as in those of Mark and Luke, the miracle that makes the baptism of Jesus the initiation into his ministry and makes him hear the divine call to his dignity occurs in a way unforeseen by Jesus? He, whose messiaship was already certain to himself and to others, did not need the call of the voice of heaven anymore – for him no miracle, which would open his connection with heaven, could be unexpected.

38 Dieser Kern vom Bericht des Matthäus — d. h. der Be-richt selbst — schließt das Gespräch zwischen Jesus und dem Täufer — d. h. den Eingang — als einen späteren Zusatz aus und er findet sich in seiner reinen Ursprünglichkeit nur in der Schrift des Marcus. Hier tritt Jesus, nachdem der Täufer von dem unverhältnißmäßig Größeren nach ihm gezeugt hatte, sogleich darauf (C. 1, 9) selbst auf, unterzieht sich der Taufe und indem er aus dem Wasser steigt, sieht er die wunderbare Erscheinung des Geistes, der auf ihn herabsteigt, hört er die himmlische Stimme, die ihn als den Sohn Gottes offenbart, und wird die Taufe seine Weihung und Ausstattung zu dem messianischen Amt. Zm Wesentlichen hat Lukas diese Darstel-lung beibehalten, nur hat er durch sein Zurückgehn in eine längst abgeschlossene Vergangenheit, indem er bemerkt, ״als das ganze Volk getauft wurde,” sey auch Jesus zur Taufe gekommen, den ungehörigen Schein erzeugt, als ob das Volk bei dem wun-derbaren Ereigniß als Zuschauer zugegen gewesen und in das Geheimniß des Wunders hineingezogen sey.

Jetzt erst steht das Neue, was dem Bericht des Matthäus eigenthümlich ist: die Weigerung des Täufers, seine Bitte um die messianische Taufe und die abwehrende Antwort Jesu, er solle ihm für dießmal nur seinen Willen lassen, denn so zieme sich’s für sie, alle Gerechtigkeit zu erfüllen, rein für sich da und wird sich zeigen, wie es entstanden ist.

This core of Matthew’s report – i.e. the report itself – excludes the conversation between Jesus and the Baptist – i.e. the entrance – as a later addition and it is found in its pure originality only in the writing of Mark. Here Jesus, after the Baptist had testified of the disproportionately greater one after him, immediately afterwards (C. 1, 9) himself appears, undergoes baptism and by rising out of the water he sees the miraculous appearance of the spirit descending upon him, he hears the heavenly voice revealing him as the Son of God, and the baptism becomes his consecration and endowment to the messianic office. In essence, Luke has retained this presentation, except that by going back to a long ago past, when he remarks that ״when all the people were baptized,’ Jesus also came to the baptism, he has created the unseemly appearance that the people were present at the miraculous event as spectators and were drawn into the mystery of the miracle.

Only now the new thing, which is peculiar to the report of Matthew: the refusal of the Baptist, his request for the Messianic baptism and the defensive answer of Jesus, that he should only let him have his will for this time, because this is how it is appropriate for them to fulfill all righteousness, stands purely for itself and will show how it came about.

38/39 Offenbar ist die Antwort Jesu und seine Erklärung, daß er sich taufen lassen müsse, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen, die Hauptsache. Nur damit Jesus diese Erklärung abgeben könne, muß der Täufer an seinem Vorhaben Anstoß nehmen, muß er ihn auch als Messias kennen, — da aber die wirk-liche Taufe Jesu für die evangelische Anschauung schon als un-antastbares Ereigniß feststand, d. h. da es trotz des Anstoßes, den der Täufer an dem auffallenden Verlangen Jesu nahm, dennoch zur Taufe kommen muß, so muß Jesus den An-stoß beseitigen und gibt er nun die göttliche Verordnung als den Grund an, weshalb er dießmal seiner messianischen Hoheit sich begeben müsse. Obviously, Jesus’ answer and his declaration that he must be baptized to fulfill all righteousness is the main thing. Only in order for Jesus to be able to make this declaration, the Baptist must take offense at his intention, he must also know him as the Messiah, – but since the real baptism of Jesus was already certain for the evangelical view as an untouchable event, i. e. Since, in spite of the offense that the Baptist took at Jesus’ conspicuous desire, the baptism must nevertheless take place, Jesus must remove the offense and now gives the divine decree as the reason why he must surrender to his messianic sovereignty this time.
39 Das Befremden, welches der Täufer ausspricht, gehört aber vielmehr ursprünglich der Gemeinde an. Als ihre An-schauung von dem Herrn eine Form angenommen hatte, mit welcher die Nachricht, daß sich Jesus der Taufe unterzogen habe, in Collision kommen mußte, d. h. als ihr Jesus der Gott-gezeugte geworden war, wurde es für sie ein Anstoß, daß er in gleicher Weise wie alle Andern zur Taufe gegangen seyn sollte, und mußte sie sich bemühen, einen Grund aufzufinden, der ihn bewog, sich einer Ceremonie zu unterziehen, die als die Taufe der Buße für ihn unmöglich dasselbe seyn konnte, was sie für alle Uebrigen — die reuigen Sünder war. Der einzige Grund aber, den die Gemeinde des zweiten Jahr-Hunderts auffinden konnte und den auch alle Arbeiten der fol-genden Jahrhunderte durch keinen bessern zu ersetzen vermochten, war der, daß es sich für ihn ziemte, alle Gerechtigkeit zu erfüllen, der unbestimmte Gedanke der Nothwendig-keit, d. h. ein Grund, der die Taufe für ihn zu einer leeren Förmlichkeit machte und zu einem Act, der für ihn selbst keinen Sinn und zu seiner Persönlichkeit durchaus keine innere und lebendige Beziehung hatte. The astonishment that the Baptist expresses, however, originally belongs to the congregation. When their view of the Lord had taken on a form with which the news that Jesus had undergone baptism had to come into collision, i.e., when Jesus had become the God-begotten One, it became an offence to them that he had been baptized in the same way as all others. When Jesus had become the begotten of God, it became an impulse for them that he should have gone to baptism in the same way as all the others, and they had to make an effort to find a reason that induced him to undergo a ceremony which, as the baptism of repentance, could not possibly be for him what it was for all the others – the repentant sinners.  The only reason, however, that the congregation of the second century could find and that all the works of the following centuries could not replace with a better one, was that it was proper for him to fulfill all righteousness, the vague thought of necessity, i.e. a reason that made baptism for him an empty formality and an act that had no meaning for him and absolutely no inner and living relationship to his personality.
39/40 Als der Componist des Matthäusevangeliums sein Werk verfertigte, hatte man in der Gemeinde diesen Anstoß an der Taufe Jesu schon längst gefühlt und es versucht, ihr alle Bedeutung für Jesum selbst zu nehmen. So steht es für Justinus bereits fest, daß Jesus nicht aus eignem Bedürfniß*) zur Taufe gegangen sey, — nur ist für diesen Apologeten auch be-reits die weitere und allerdings richtige Konsequenz gegeben**), daß also auch das Taufwunder nicht um des Herrn willen geschehen sey: für ihn sey nicht nur die Taufe selbst kein Bedürfniß gewesen, er habe es nicht nur nicht nöthig ge-habt, daß er getauft wurde, sondern auch nicht bedurft, daß der Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herabkam, auch nicht be-durft, daß die Himmelsstimme ihn als den Sohn Gottes offen-barte, — diese Taufwunder seyen vielmehr nur der Men-schen wegen geschehen, damit sie in dieser Person, in Jesus, der, von häßlicher Gestalt, als er zum Jordan kam, wegen sei-ner bisherigen Beschäftigung für einen Zimmermann gehalten wurde, den Sohn Gottes erkannten. When the composer of the Gospel of Matthew wrote his work, the community had long since felt this offense at the baptism of Jesus and tried to take away all meaning for Jesus himself. Thus for Justin it is already certain that Jesus did not go to baptism out of his own need*), – only for this apologist the further and certainly correct consequence is already given**), that therefore also the baptismal miracle did not happen for the sake of the Lord: For him, not only was baptism itself not a necessity, not only did he not need to be baptized, but he also did not need the Spirit to descend on him in the form of a dove, nor did he need the voice from heaven to reveal him as the Son of God, – These baptismal miracles happened only for the sake of men, so that they would recognize the Son of God in this person, in Jesus, who, ugly in appearance when he came to the Jordan, was mistaken for a carpenter because of his previous occupation.
40* *) Dial. c. Tryph. p. 315.  ὡς ἐνδεᾶ

**) Ebend. p. 316

*) Dial Trypho [=LXXXVIII. 4] “in need”

**) ibid. p. 316

40 In einer der Schriften, die ihm als Denkwürdigkeiten der Apostel galten, fand also Justinus bereits eine Darstellung vor, in welcher die Taufe sammt ihren Wundern ihre Beziehung zu Jesus verloren hatte — Matthäus benutzte eine ähnliche Dar-stellung und verband sie mechanisch mit der ursprünglichen An-schauung, die uns noch in der Schrift des Marcus enthalten ist, — der Vierte endlich vollendete die Ablösung der Taufe von der Person Jesu und ihre Umwandlung zu einem äußerli-chen Mechanismus, indem er sie zur Gelegenheit machte, bei welcher die längst verabredete Wundererscheinung dem Täufer den Messias zeigen sollte. In one of the writings, which he regarded as Memoirs of the Apostles, Justin already found a representation in which the baptism together with its miracles had lost its relationship to Jesus – Matthew used a similar representation and connected it mechanically with the original view, Finally, the fourth evangelist completed the detachment of the baptism from the person of Jesus and its transformation into an external mechanism by making it the occasion in which the long arranged miraculous appearance should show the Messiah to the Baptist.
40/41 Aber war sie denn ursprünglich mehr als eine Formalität — hat sie im Bericht des Marcus für den Herrn als das, was sie war, als die Taufe der Buße und völligen Umkehr, wirklich Bedeutung? Im Gegentheil! Auch hier, wenngleich das Wunder, das sie begleitet, nur für Jesum geschieht, ist sie doch auch nur eine Gelegenheit, die die Offenbarung seines messianischen Berufs zur Folge hat. Die ursprüngliche Dar-stellung ist aus dem Widerspruch zusammengesetzt, daß Jesus wie jeder Andere zur Taufe geht und daß sie für ihn etwas Anderes wird, als sie für alle Uebrigen ist — aber auf eine für ihn selbst unvorhergesehene Weise. Ueber diesen Wider-spruch half sich die ursprüngliche Anschauung in der Weise hin-weg, daß sie in dem Augenblick, wenn Jesus zur Taufe geht, die Bedeutung derselben als eines Bußacts zurücktreten ließ und das, was unerwartet und unvorhergesehen eintrat, zugleich als nothwendig voraussetzte und Jesum vom Gefühl dieser Noth-wendigkeit angezogen, d. h. unter der geheimen Führung des Geistes, zur Taufe gehen ließ. But was it originally more than a formality – does it really have meaning for the Lord in the report of Mark as what it was, as the baptism of repentance and complete conversion? On the contrary! Even here, although the miracle that accompanies it happens only for Jesus, it is also only an occasion that results in the revelation of his messianic vocation. The original presentation is composed of the contradiction that Jesus goes to baptism like everyone else and that it becomes something different for him than it is for everyone else – but in a way unforeseen for himself. The original view helped itself over this contradiction in such a way that at the moment when Jesus goes to baptism, it relegated the meaning of it as an act of repentance and at the same time presupposed that which occurred unexpectedly and unforeseen as necessary and let Jesus go to baptism attracted by the feeling of this necessity, i.e. under the secret guidance of the spirit.
41/42 Kurz, die Taufe ist nur der Anlaß, daß Jesu das zu Theil wurde, was für die Propheten des N. T. ihre Berufung und die Ausstattung zu ihrem Werke war. Außer dem Bericht des Marcus, in welchem sich die ursprüngliche Anschauung er-halten hat, die der spätern Reflexionsarbeit des Matthäus und des Vierten zu Grunde liegt, giebt es kein einziges Zeugniß für das ״Factum” dieser Taufe — auch nicht ein einziges; — jener Bericht bezeugt aber Nichts weniger, als die Thatsache, daß Jesus vom Johannes die Taufe der Buße empfangen habe, — die Thatsache, die er bezeugt, ist vielmehr eine ganz andere. Er bezeugt nicht ein Bedürfniß, welches Jesum zur Taufe führte, sondern ein Bedürfniß, welches die Gemeinde em-Pfand — er beweist nicht, daß die Taufe für Jesum der zu-fällige Anlaß zu seiner Berufung ward, sondern daß die Ge-schichtsanschauung der Gemeinde in der Taufe den passendsten Anlaß fand, der ihn aus der Verborgenheit hervorrief und zu seinem Werke führte. In short, the baptism is only the occasion that Jesus was given what was for the prophets of the N. T. their calling and the equipment for their work. Apart from the report of Mark, in which the original view has been preserved, which is the basis of the later reflection work of Matthew and the Fourth Gospel, there is not a single testimony for the ״Factum’ of this baptism – not even one; – but that report testifies nothing less than the fact that Jesus received the baptism of repentance from John, – the fact, which it testifies, is rather a completely different one. It does not testify to a need that led Jesus to baptism, but to a need that the congregation felt – it does not prove that baptism was the appropriate occasion for Jesus’ calling, but that the congregation’s view of history found in baptism the most fitting occasion that called him out of hiding and led him to his work.
42 Als die Gemeinde im Glauben an den Opfertod und die Auferstehung des Erlösers ihren dogmatischen Halt befestigt und die religiöse Theorie die Kraft und Muße dazu erhalten hatte, die Entwickelung des Heilswerks historisch zu gestalten, verlangte es die Abrundung der geschichtlichen Anschauung, daß man auch den Anfang des Heils erwies, d. h. den Zeitpunkt fixirte, wo der Herr den Täufer ablöste und an seine Aufgabe ging.

Aber wo lag dieser Anfangspunkt? Wann ist der Herr zur Gewißheit seiner Bestimmung gelangt? Niemand wußte es.

Vielmehr wußte es Jedermann — wenigstens mußte es jeder Kenner der heiligen Geschichte wissen. Nach dem Gesetz, welches sich im A. T. hinreichend bewährt hatte, konnte jener Anfangspunkt nur der Augenblick seyn, wo Jesus, wie die Propheten, von der göttlichen Stimme gerufen wurde und der Geist Gottes auf ihn herabkam. Natürlich konnte diese Stimme keine andere seyn, als jene, die lbn schon in den Weissagungen des A. T. (Ps. 2, 7. Jes. 42, 1) als d-n Sobn Gottes und als den Gegenstand des göttlichen Wohlgefallens proclamirt hatte.

Aber der bestimmte Zeitpunkt! Welche Frage! Er soll den Vorläufer ablösen — um ihn abzulösen, muß er ihn auf seinem Platze finden — beide müssen also im entscheidenden Augenblick auf dem Schauplätze Zusammentreffen — welcher Anlaß konnte ihn aber zum Täufer führen? Mußte es nicht dessen Taufe seyn? Ja wohl! Er mußte sich der Taufe des Johannes unterziehen und in diesem Augenblicke zugleich über die ganze bisherige Vergangenheit erhoben, mit der unge-theilten Kraft des Himmels ausgestattet und an den Anfang seines Werks gestellt werden.

When the congregation had strengthened its dogmatic hold in the faith in the sacrificial death and resurrection of the Redeemer, and religious theory had received the strength and leisure to shape the development of the work of salvation historically, the rounding off of the historical view demanded that the beginning of salvation also be proven, i.e., the point in time fixed where the Lord replaced the Baptist and went about his task. But where was this starting point? When did the Lord come to the certainty of his destiny? Nobody knew. Rather everybody knew it – at least every connoisseur of the holy history had to know it. According to the law, which had proved itself sufficiently in the Old Testament, that starting point could only be the moment when Jesus, like the prophets, was called by the divine voice and the spirit of God descended upon him.Of course, this voice could be no other than the one that lbn had already proclaimed in the prophecies of the OT (Ps. 2, 7. Is. 42, 1) as the sovereign of God and as the object of divine favor.

But the certain time! What question! He is to replace the forerunner – in order to replace him, he must find him on his place – both must therefore meet on the scene at the decisive moment – but what occasion could lead him to the Baptist? Did it not have to be his baptism? Yes, indeed! He had to undergo John’s baptism and at the same time be raised above the whole past, be endowed with the undivided power of heaven and be placed at the beginning of his work.

42/43 Doch lebt selbst in dieser Maschinerie ein gehaltvoller Gedanke sein verborgenes Leben — es ist der Gedanke, daß das Evangelium durch die Johannestaufe vermittelt worden. Yet even in this machinery a substantial thought lives its hidden life – it is the thought that the gospel was imparted through the baptism of John.
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Neil Godfrey

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